Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik

Zentralinstitut der Humboldt-Universität zu Berlin

„Schriftbildlichkeit“. Über die Visualität von Texten als kulturtechnisches und lektüretheoretisches Potential

Sybille Krämer

Es ist ein Gemeinplatz in den Geisteswissenschaften, daß unser Umgang mit Symbolen den Gleisen einer Bifurkation von Sprache und Bild folgt. Gemäß dieser Gabelung zwischen dem Diskursiven und dem Ikonischen gilt die Schrift als Sprache und nicht als Bild. Ziel dieses grundlagentheoretischen Arbeitsvorhabens ist es, diese sprachzentrierte Konzeption der Schrift zu revidieren, also die Schriftreflexion zu lösen von der Prägung durch ihre Herkunft aus der `Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsdebatte‘. Das soll geschehen (1) durch die Rehabilitierung einer fundamentalen visuell-ikonischen Dimension, der `Schriftbildlichkeit‘, von der die Darstellungspotentiale der Schrift und des Textes jeweils Gebrauch machen. Was diese Potentiale bedeuten, zeigt sich, wenn die Schrift in ihrer Funktion, als eine Kulturtechnik zu dienen, in den Blick genommen wird. Es ist insbesondere die Kulturtechnik des Lesens, in der die kognitive und kommunikative Rolle der Schriftbildlichkeit zutage tritt. Die visuell zugängliche Oberfläche von Texten, die Textur, kann als Partitur der Leseperformanz verstanden werden. Daher ist (2) zu untersuchen, wie sich im Verhältnis von klassischem Text zum elektronischen Hypertext die Bedingungen der Schriftbildlichkeit verändern.

Archivwebseite des Projekts „Schriftbildlichkeit“

Arbeitstagung: Schrifttechnik – Kulturtechnik, 17.02.03 bis zum 18.02.03

Forschungskolloquium: Schrift/Technik/Kultur, 06. bis 07. Dezember 2002