"Ich tue, was ich will"
(Die Profi-Faustkämpferin Laila Ali über Frauen im Ring, das Überwinden von Schmerzen und das Verhältnis zu ihrem Vater Muhammad Ali.)

Journalist: Miss Ali, haben Sie keine Angst davor, dass Ihnen morgen eine Gegnerin die Augenbraue aufschlägt oder das Nasenbein zertrümmert?

Laila Ali: Wenn ich das fürchten würde, könnte ich nicht Boxerin sein. Wie ich aussehe, wenn ich aus dem Ring klettere, interessiert mich nicht. Natürlich werde ich getroffen. Mein Kinn schmerzt ja auch noch vom letzten Kampf, unter dem rechten Auge zieren mich eine Schwellung und ein so genanntes Veilchen. Na und? Das ist nichts im Vergleich zu dem, was die andere abbekommen hat. Für jeden Treffer, den du einsteckst, musst du zwei zurückgeben. So einfach ist das. Wenn mir meine Schönheit Sorgen machen würde, müsste ich als Fotomodell arbeiten. Das könnte ich sicher tun, aber ich will kämpfen. Das reizt mich. Vielleicht liegt mir das im Blut. Nicht jeder Faustkämpfer ist aus dem Ring geklettert und sah aus, als sei er mit einem Zug zusammengestoßen. Mein Vater ist das beste Beispiel dafür von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Ich habe nicht das Verlangen, oft getroffen zu werden. Deshalb arbeite ich jetzt intensiv an meiner Deckung.

Mein Vater war nicht glücklich über meine Entscheidung. Welcher Vater will schon, dass seine Tochter Prügel einsteckt. Aber er wusste auch, dass er meine Entscheidung nicht revidieren konnte. Zu einem Familiendrama hat das nicht geführt. Sicher wäre es ihm lieber, wenn ich an ein College ginge und er mich in Sicherheit wüsste. Aber er hat auch nicht nein gesagt. Er weiß wohl: Ich tue, was ich will, nicht, was die anderen sich vorstellen. Meine Mutter ist spirituell geprägt und glaubt, was kommen soll, wird kommen, Wenn meine Tochter boxt, ist das so vorbestimmt. Mit zitternden oder weichen Knien sitzt meine Mutter nicht am Ring. Wenn sie sich Sorgen macht, das hat sie begriffen, macht sie sich die umsonst. Über mein Leben entscheide ich. Punkt.

Niemand möchte der anderen Schmerzen zufügen. Wder sie verletzen. Wer will schon jemanden sehen, der leidet. Diese Reaktion ist verständlich. Nur wer nie in den Ring geklettert ist, weiß nicht, wie das abläuft: Die Schmerzen werden vom Adrenalin überdeckt, die Schläge sind oft nicht zu spüren. Aber das Frauen-Boxen wird populärer werden, davon bin ich überzeugt. Immer mehr Frauen spielen Basketball oder Fußball. Warum sollen sie nicht boxen? Für die Arbeit im Ring muss Talent da sein, der Wille zu siegen, die Bereitschaft Schmerzen zu überwinden, das können Frauen so gut wie Männer. Ich habe den Frauen gezeigt, dass man das durchsetzen kann, was man unbedingt will, ganz gleich, was die Leute reden. Mir ist das völlig schnuppe. Ich sitze nicht den ganzen Tag rum und denke über deren Sorge nach.

Ich habe mir das Motto meines Vaters zu Eigen gemacht: "Ich flattere wie ein Schmetterling und steche wie eine Biene". Ich möchte aber nicht mit ihm verglichen werden. Niemand ist mit ihm zu vergleichen, auch seine Tochter nicht. Für eine Anfängerin bin ich beweglich, meine Beinarbeit ist gut. Ich denke im Ring, habe selbstbewußtsein, schlage gute Sachen zack, bumm, und so einfach erwischen mich meine Gegnerinnen nicht.