X.BIHAN Interprétation consécutive niveau III

Globale Wasserpolitik -- Kooperation für grenzüberschreitendes Gewässermanagement
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Carl-Dieter Spranger, hielt zur Eröffnung der Internationalen Konferenz über "Globale Wasserpolitik" am 3. März 1998 auf dem Petersberg bei Bonn folgende Rede:

Ich freue mich, Sie gemeinsam mit meinen Kollegen, Angela Merkel, Außenminister Klaus Kinkel sowie Hern Direktor Caio Koch-Weser von der Weltbank zur Konferenz "Globale Wasserpolitik" begrüßen zu können. Die Veranstaltung dieser internationalen Konferenz auf dem Petersberg unterstreicht, daß wir beim Ausbau der Stadt Bonn zu einem Zentrum für internationale Zusammenarbeit Fortschritte machen.

Teil dieses Zentrums ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin - wie im übrigen auch das Umweltministerium - in Bonn bleiben wird. Verschiedene Organisationen der Vereinten Nationen haben ebenfalls schon die Reize Bonns entdeckt und sich hier niedergelassen. Zusammen mit der beabsichtigten Konzentrierung nationaler entwicklungspolitischer Einrichtungen in Bonn soll hier ein zentraler Standort für einen offenen und fruchtbaren internationalen Meinungsaustausch über globale Zukunfts-fragen entstehen.

Das Gästehaus der Bundesregierung hier auf dem Petersberg, in dem ich Sie herzlich willkommen heißen möchte, bietet für Konferenzen und Gespräche am Rhein einen geeigneten Rahmen. Es wird auch in Zukunft für internationale Begegnungen zur Verfügung stehen und folgt damit einer guten Tradition : Im November 1949 unterzeichnete Konrad Adenauer hier die Petersberger Vereinbarung, die in weiten Teilen die Souveränität Deutschlands wiederherstellte und seine demokratische Ordnung begründete.

Heute wollen wir uns einer globalen Zukunftsfrage widmen: dem Wasser. Nach vorsichtigen Schätzungen wird bis zum Jahr 2025 die Zahl der Menschen, die in Ländern mit Wassermangel leben, von derzeit 130 Millionen Menschen auf eine Milliarde gestiegen sein. Die Mehrzahl dieser Menschen wird in Nordafrika, Subsahara-Afrika, dem Nahen Osten und Westasien leben. 80 Prozent der Krankheiten in Entwick lungsländern und ein Drittel der Todesfälle sind auf verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene zurückzuführen. Wassermangel und Wasserverschmutzung sind somit eine Bedrohung globalen Ausmaßes. Um so wichtiger ist es, die Wasserproble-matik zum Thema des internationalen Meinungsaustauschs zu machen und auf dem Weg zu einer grenzüberschreitenden Strategie in der Wasserfrage voranzukommen.

In der deutschen Entwicklungspolitik nimmt die Zusammenarbeit auf dem Wassersektor seit langem einen bedeutenden Platz ein. Dies belegen auch die Zahlen. Deutschland ist unter den westlichen Industrienationen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit einer der größten Geber im Wasserbereich. Seit der ersten Wasserdekade in den achtziger Jahren haben wir unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet erheblich verstärkt. Die Gründe liegen auf der Hand: Der Zusammenhang zwischen Armuts-bekämpfung und der Versorgung mit Wasser ist offensichtlich.

Wasser ist das vielleicht wichtigste Element für eine nachhaltige Entwicklung, weil es Grundlage allen Lebens und allen Wirtschaftens ist. Der Zugang zu Wasser ist sehr oft Ursache von gesellschaftlichen Konflikten. Im Nahen und Mittleren Osten drohen Staaten wegen der Wasserfrage in Auseinandersetzungen zu geraten. Dabei geht es nicht nur um die Versorgung der Bevölkerung, sondern vor allem auch um den Bedarf der Landwirtschaft und der Industrie.

Wie durch entwicklungspolitische Maßnahmen ein Beitrag zur Vermeidung potentieller Konflikte geleistet werden kann, zeigt eine Regionalstudie zur Wasserversorgung und Nachfrageentwicklung im Nahen Osten. Über einen Zeitraum von drei Jahren und mit einem Mittelaufwand von 4,8 Millionen D-Mark haben wir israelische, jordanische und palästinensische Fachteams sowie offizielle Vertreter dieser Länder darin unterstützt, das Wasserproblem im Nahen Osten gemeinsam anzugehen, gegenwärtige und künftige Probleme zu studieren, Daten abzugleichen, aufeinander abgestimmte Investi-tionsentscheidungen zu treffen sowie neue, zusätzliche Wasserressourcen auszumachen.

Das Vorhaben hat wichtige Grundlagen geschaffen: Allen Schwierigkeiten infolge des wechselhaften Verlaufs des Friedensprozesses im Nahen Osten zum Trotz haben die drei Länder vor knapp 14 Tagen einen gemeinsam erarbeiteten Bericht mit konkreten Empfehlungen zur Lösung der Wasserproblematik in der Region vorgelegt. Diese Empfehlungen reichen vom geplanten Bau einer Wasserentsalzungsanlage bis hin zur institutionalisierten Zusammenarbeit aller drei Länder. Wichtig ist jetzt, daß mit der gleichen Beharrlichkeit an der Umsetzung dieses Berichts weitergearbeitet wird und wir unserem gemeinsamen Ziel, Wasserkonflikte im Nahen Osten zu vermeiden, näherkommen.


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