Polysemie
- religiös: ‘Tugend, bewusste Bescheidenheit vor Gott’
- humilativ: ‘bescheidene Selbsteinschätzung’
- stoisch: ‘Gleichmut gegenüber Problemen und Leiden’
- admirativ: ‘Respekt’
- servil: ‘Unterwerfung, Unterlegenheit’
- Reueprofil: ‘Reue, Buße’
Definition
Demut
Die Gemütshaltung einer geringen Selbsteinschätzung und die Bereitschaft zur Unterwerfung bzw. Anpassung. In der christlichen Lehre eine der sieben Haupttugenden: man weiß um die eigene sündige Natur und die daraus folgende Machtlosigkeit und Hilfsbedürftigkeit. Man wird sich bewusst, dass man auf die Hilfe Gottes angewiesen ist. Im Gegensatz zu Demut steht Hochmut oder Stolz.
Sg. tant.
Konnotationen
- die Hingabe von Jesus Christus bis zum Kreuzestod, Jungfrau Maria, Hiob
- Vertrauen in den Heilsplan Gottes
- Selbstlosigkeit
- gebeugte Körperhaltung, Knien, niedergeschlagene Augen, gesenkter Kopf
- Ordensleben
- Fußwaschung am Gründonnerstag nach Joh 13,4–14
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Gottesfurchtbuchsprachlich
Hyperonyme
- Tugendbuchsprachlich
Opposita
- Hochmutbuchsprachlich
- Stolz
Wortbildungen
Adjektive
- demütig1 ‘in Relation zu Demut (religiöses Profil) stehend’, vgl. demütig vor Gott sein
- demutsvoll1 / demutvoll1 ‘voll Demut, in Relation zu Demut (religiöses Profil) stehend’, vgl. ein demutsvoller Ruf nach Erbarmen Gottes
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Demut vor Gott
- in christlicher Demut
- in Demut beten
Belege
Vor dem Sturz ist das Herz des Menschen überheblich, aber der Ehre geht Demut voran.
Spr 18,12
Wenn es also Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen, dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig, dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.
Phil 2,1-3
Das Wort „Demut“ hat in unseren Ohren keinen guten Klang. Da schwingt was Unterwürfiges mit, was mir sauer aufstößt. Die alten Griechen in der Antike fanden daher auch, dass Demut nur etwas für Sklaven sei, eines freien Mannes aber unwürdig. Im Volk Israel dagegen war das Wort „Demut“ positiv besetzt. Da charakterisierte es die Haltung des Menschen gegenüber Gott. Das Christentum hat dieses Wort übernommen und außer auf die Beziehung zu Gott noch auf den Umgang der Menschen innerhalb der Kirche übertragen.
Braunschweiger Zeitung, 26.08.2006
Eine Diskussionsteilnehmerin gab zu bedenken, dass Demut oft mit bedingungslosem Gehorsam gleichgesetzt werde. Pfarrer Niederer mochte diese Sicht der Dinge nicht teilen. Wer alles mit sich geschehen lasse, beweise nicht unbedingt Demut, betonte der katholische Seelsorger. Eingehend beschäftigte man sich auch mit dem Gebet, dessen Grundlage laut Katechismus die Demut ist. Obschon der Mensch vor Gott ein Bettler sei, werde er vom Schöpfer als Gesprächspartner akzeptiert, erklärte Pfarrer Niederer. Man müsse sich deshalb nicht selber klein machen. Allerdings wies der Geistliche darauf hin, dass es ein Ausdruck von Demut wäre, auch dann zu beten, wenn es einem gut geht.
St. Galler Tagblatt, 30.10.1999
Die Gemeinde soll sich aufmachen, Buße zu tun für ihre Abtrünnigkeit. Wir brauchen uns nicht in Sack und Asche zu hüllen, wie es zu vergangenen Zeiten geschah, sondern müssen unsere Herzen in tiefer Demut beugen.
innsbruck.adventisten.at [4.7.2012]
Es ist wichtig, immer demütig zu bleiben, immer bemüht, sich zu verbessern. Solange der Mensch in seiner materiellen Hülle und mit seinem Ego verbunden ist, ist ein stetiges Beten in Demut und ein offenes Herz das Rezept für Glück und Wohlbefinden, weil er sonst einer permanenten Illusion unterliegt.
http://www.via-mundi.net [4.7.2012]
Wir sind und bleiben eine Gemeinschaft von Gottes Gnaden, auf Gedeih und Erlösung miteinander verschweißt. Wir sind die Braut Christi, die er geschlossen in die Ewigkeit führt. Deshalb wollen wir auf Erden schon miteinander beten und einander mit Respekt und Demut dienen.
http://www.ead.de [4.7.2012]
„Meine letzte Beichte war vor vier Wochen.“ So begann in der Regel das Schuldenbekenntnis, das noch vor gar nicht allzuvielen Jahren ausschließlich im Beichtstuhl abgelegt wurde. Nach „In Reue und Demut bekenne ich meine Sünden“ wurde Sünde auf Sünde aufgezählt.
Rhein-Zeitung, 05.04.1997
Doch Demut dürfe nicht verwechselt werden mit falscher Bescheidenheit und Duckmäusertum. Demut sei eigentlich eine Form des Mutes. Sie bedeute, „Gott anzuerkennen als meinen Herrn und Schöpfer, der es gut mit mir meint, was mir auch geschieht.“
Mannheimer Morgen, 24.10.2007
Im Zusammenleben mit anderen Menschen brauchen wir nur zwei Fragen zu stellen. Sie heißt: Was hilft dem andern zum Leben, und was kann ich dazu beitragen? Wären damit nicht viele Probleme gelöst, wenn wir uns einmal fragten: Was nützt dem anderen? Wäre das nicht ein guter Handlungsmaßstab für die Politik, aber auch für jeden und jede einzelne von uns? Dann handeln wir aus Liebe zum Nächsten, aus Liebe zu unserer Welt, aus Liebe zum Leben, und nicht nur zum eigenen Vorteil auf Kosten anderer. Und das wäre dann auch die geforderte Demut vor Gott dem Schöpfer, der uns mit allen anderen Menschen diese Welt anvertraut hat, um sie zu gestalten, nicht aber um sie zu zerstören.
Braunschweiger Zeitung, 07.07.2007
Freilich drückten sich die meisten Monarchen davor, ihren ärmsten Untertanen in christlicher Demut die Füße zu waschen und zu küssen. Sie delegierten diese Aufgabe an den königlichen Almosengeber.
Nürnberger Nachrichten, 09.04.2004
Heute leben im Konvent von Müstair zwölf Schwestern nach den Grundsätzen des heiligen Benedikt von Nursia. Sie regeln die Gemeinschaft, die Organisation im Kloster, Gehorsamkeit, Schweigsamkeit, Demut, das gemeinsame Gebet, den Tagesablauf, die Beziehungen des Klosters nach aussen sowie Aufnahme- und Dienstordnung.
Die Südostschweiz, 28.11.2007
Das Soldatendenkmal von Otto Schilt, 1921 aus Mägenwiler Muschelkalk entstanden, ehrt die während des 1. Weltkrieges verstorbenen Thurgauer Wehrmänner. Ein in sich versunkener Soldat im Kniefall der Demut betet. Jede heroische Geste fehlt.
St. Galler Tagblatt, 23.05.2011
Definition
Demut
Eine Gemütshaltung, die sich durch Bescheidenheit, zum Teil auch durch Selbstmarginalisierung auszeichnet und sich aus der Einsicht in die eigenen Unzulänglichkeiten herleitet.
Sg. tant.
Konnotationen
- angemessene Einschätzung eigener Kräfte und Fähigkeiten
- eine sympathische Eigenschaft der Erfolgreichen, sich kleiner machen als man ist
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Bescheidenheit
Opposita
- Arroganz1
- Eitelkeit
- Überheblichkeit
Wortbildungen
Adjektive
- demütig2 ‘in Relation zu Demut (humilatives Profil) stehend’, vgl. demütig und selbstlos sorgte sie für unsere Familie
- demutsvoll2 / demutvoll2 ‘voll Demut, in Relation zu Demut (humilatives Profil) stehend’, vgl. eine demutsvolle Grundhaltung der Natur gegenüber
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Bescheidenheit und Demut
- Demut vor der Unbeherrschbarkeit der Natur
- die Finanzbranche wurde zur Demut aufgefordert
- ein Amt in Demut annehmen
- in Demut seine Fehler eingestehen
Belege
Etwas mehr Demut angesichts unseres ausgreifenden und die Welt in Besitz nehmenden Lebensstils wäre angebracht. Wenn die braunschweigische Landeskirche jetzt „nachhaltigen Konsum“ anmahnt und darüber diskutieren will, dann ist dies zu begrüßen.
Braunschweiger Zeitung, 22.09.2008
Doch Agassi bringt die Pflicht mit professioneller Souveränität hinter sich. Er bemüht sich, auf alle Fragen einzugehen (wobei ihm die nach seiner neuen Liaison erspart bleibt), er wirkt - was bei ihm nicht immer der Fall ist - nahbar, geduldig und konzentriert. Nicht Superstargetue oder Arroganz, eher Demut und Dankbarkeit prägen seine Aussagen.
Zürcher Tagesanzeiger, 07.10.1999
Michael „Mike“ Lielacher früher bekannt für seine vollmundigen Sprüche – ist bescheidener geworden: „Die Börse hat mir im letzten Jahr etwas Demut beigebracht,“ meint der Chef der VIP-Bank im „Presse“-Gespräch.
Die Presse, 04.03.1992
Er hat in den Slums von Chicago gearbeitet und dort die Schattenseiten der USA hautnah erlebt. Doch wie die Wähler ihn noch kennenlernen wollen, so muss auch der Jungstar der Demokraten sein Land und die Wähler erst noch kennenlernen. Anfangs hat es ihm an Demut gefehlt, diesen Lernbedarf einzugestehen.
Hannoversche Allgemeine, 22.05.2008
Der Deutschland-Chef der US-Bank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, hat die gesamte Finanzbranche zu „kollektiver Demut“ aufgefordert. Der 49-Jährige sagte dem „Spiegel“: „Es kann nicht sein, dass Verluste sozialisiert und Gewinne privatisiert werden.“ Rückwirkend betrachtet sehe „manches in unserer Branche gierig aus, selbstbezogen und realitätsfremd, als ginge die Gesellschaft drum herum sie gar nichts an“.
Hannoversche Allgemeine, 04.05.2009
Es ist genau ein Jahr her, dass der Bundespräsident in der Alten Oper in Frankfurt Klartext geredet hat. Den versammelten Bankern hielt Horst Köhler damals vor, sich zu sehr an der Jagd nach Rendite berauscht zu haben. Die Zeit für Demut sei gekommen, hatte der Präsident gesagt – und die anwesenden Vorstandschefs senkten beflissen ihre Häupter.
Hannoversche Allgemeine, 21.11.2009
Ich fahr morgens aus der Einfahrt, da rollt mir ein Fahrschüler vor die Stoßstange. Wer steht mittags vor mir an der Ampel? Ein Fahrschulwagen. Aus zwei Vorfahrtsstraßen schlichen die Autos mit den angespannt blickenden jungen Menschen am Steuer. Beim vierten Mal hab ich's kapiert. Das Universum will mich Demut lehren. Jawoll, wir haben alle mal ängstlich angefangen.
Hamburger Morgenpost, 23.02.2008
Bei solchen Gelegenheiten sind die grundsätzlich nicht zur Demut neigenden Fellners, die sich sogar im eigenen tv-media-Magazin einmal bei einem Ranking der erfolgreichsten Medienmacher Österreichs als Nummer drei haben feiern lassen, nie zimperlich.
Kleine Zeitung, 07.09.2000
"Es ist für mich eine große Ehre und Freude, von der Brucker SPÖ und von Bürgermeisterin Christa Vladyka als ihr Nachfolger vorgeschlagen zu werden", erklärt Hemmer zu seinem Comeback. "Ich nehme die Herausforderung mit großer Demut, Freude, aber auch mit Respekt an und freue mich schon darauf, gemeinsam mit den BürgerInnen an der positiven Weiterentwicklung unserer Stadt zu arbeiten,"so Hemmer.
Niederösterreichische Nachrichten, 30.12.2009
Michael Fuchs (CDU): "Ich habe mit diesem Ergebnis gerechnet. Die Demut vor dem Wähler hütet mich aber vor Überheblichkeit. Meine Arbeit und die meiner Parteifreunde ist von den Bürgern positiv bewertet worden."
Rhein-Zeitung, 28.09.2009
Als Helmut Lemke genannt von Soltenitz im Januar 1963 seinen Dienst als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein antrat, bekannte er: "Ich nehme dieses Amt in Demut an. Aber ich gebe mich auch keiner Täuschung darüber hin, welche Grenzen ... meiner Kraft gesetzt sind.“ Nun, sechs Jahre später, kennt die Kraft des Einundsechzigjährigen keine Grenzen mehr. Er gibt kund, daß er auch während der nächsten Legislaturperiode, von 1971 bis 1975 zu regieren gedenke und das könnte eine Lemke-Ära im Lübke-Stil bedeuten.
http://www.spiegel.de [4.7.2012]
Wenn man hier in Nürnberg und am Ring als einziges Festival in ganz Deutschland im Vorfeld ausverkauft ist, dann denke ich, ist das ein guter Moment, um innezuhalten und mit etwas Stolz, aber auch mit Demut zu sagen: Dafür haben wir Jahre, nein Jahrzehnte gearbeitet.
Nürnberger Nachrichten, 04.06.2007
Und Maria ist seither ein schönes Stück weitergekommen: hat den Mann ihrer Krankheit nie mehr angerufen. Ist sozusagen zwei Monate trocken. Aber das ist nur ein kleiner, bescheidener Anfang. Noch lange kein Grund zum Jubeln. Ich sehe jeden meiner kleinen Schritte mit großer Demut. Ich kann jederzeit rückfällig werden. Die Krankheit zu bekennen, sagt Maria, ist Teil meines Heilungsversuches.
Neue Kronen-Zeitung, 27.08.1995
Ex-Armine Ewald Lienen, der als Profi in Bielefeld nebenbei sein Soziologie-Studium absolvierte, weiß eine gesellschaftspolitische Erklärung für den unerwarteten Höhenflug seines Teams: "Jeder Spieler hat die notwendige Bescheidenheit und Demut und weiß, daß es ein Privileg ist, in der Bundesliga spielen zu dürfen."
Rhein-Zeitung, 15.09.1997
Wer an die Grauen zurückdenkt, die wir als Deutsche während der Nazi-Herrschaft Menschen in aller Welt zugefügt haben, der wird Demut und Dankbarkeit empfinden für Toleranz und Gastfreundschaft, die wir heute bei unseren Grenznachbarn und in vielen Ländern der Welt erfahren
Rhein-Zeitung, 31.05.2006
Bei den Bildern aus Japan spürt man Fassungslosigkeit, Ohnmacht und auch Demut. Ja, Demut ist angebracht, denn die Natur lässt sich nicht planen und beherrschen.
Nürnberger Nachrichten, 14.03.2011
Längst werden die Propheten nicht mehr belächelt. Im Gegenteil. Angesichts der Unbeherrschbarkeit der Natur lässt sich eine neue Demut feststellen. Die Diskussion über die Folgen einer immer schnelleren Klimaveränderung hat die Elfenbeintürme der Wissenschaft verlassen.
Nürnberger Zeitung, 30.08.2005
Demut ist angesagt in solchen Momenten. Ein Innehalten durchaus am Platz. Denn wenn die Natur ihre Lieblichkeit ablegt, dann wird der große Mensch, der glaubt, immer alles fest im Griff zu haben und alles zu beherrschen, plötzlich ganz klein.
Salzburger Nachrichten, 05.07.2000
Definition
Demut
Gleichmut und Geduld gegenüber allen Lebensumständen aus dem Bewusstsein heraus, dass man sein Leben nicht vollkommen selbst steuern kann. Die Bereitschaft, das Leben in allen seinen Aspekten in Dankbarkeit und Versöhntheit zu akzeptieren. Oft mit dem Glauben an die Vorbestimmtheit des Schicksals oder den Heilsplan Gottes verknüpft.
Sg. tant.
Konnotationen
- unangenehme Erfahrungen wie Krankheit, Leiden, Verlust, schwierige Lebenssituationen hinnehmen
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Ergebenheit
- Geduld
- Hinnahme
Opposita
- Verstocktheit
Wortbildungen
Adjektive
- demütig3 ‘in Relation zu Demut (stoisches Profil) stehend’, vgl. das demütige Ertragen seines Schicksals, den Misserfolg demütig hinnehmen
- demutsvoll3 / demutvoll3 ‘voll Demut, in Relation zu Demut (stoisches Profil) stehend’, vgl. in demutvoller Hingabe
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- den Verlust in Demut ertragen
- die Demut vor dem Leben mit seinen Höhen und Tiefen haben
- sein Leiden in Demut ertragen
Belege
Doch auch die schönste Party geht einmal zu Ende. Irgendwann graut der Morgen, und dann rächt sich jedes Glas, das man zuviel getrunken hat. Auch an der Börse bleibt nicht ungestraft, wenn man es übertreiben will. Gegen den Brummschädel hilft Aspirin, den Schmerz über Kursverluste kann man nur in Demut ertragen. Wer die Nerven verliert, verliert auch noch sein Geld.
Salzburger Nachrichten, 14.04.1998
Christian Ziörjen filmte, als er mit der Krebsdiagnose konfrontiert wurde, zuerst selbst. Jan Gassmann setzte die Filmarbeit fort. Es wird ein Dokumentarfilm, der schmucklos scheint und schamlos dem Leben und dem Tod ins Auge schaut, ohne Sentimentalität, aber mit Mitgefühl und Demut.
St. Galler Tagblatt, 10.11.2007
Terry-Fox-Prei für Mut und Demut 63 Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Vancouver hat das Organisationskomitee die Einführung eines «Terry Fox-Preises» bekanntgegeben. Mit der Auszeichnung soll am 27. Februar, einen Tag vor dem Ende der Olympischen Spiele, ein Sportler geehrt werden, der «die Welt mit Mut, Demut und seinen athletischen Fähigkeiten» während der Winterspiele berührt hat. Die Trophäe ist nach dem Kanadier Terry Fox benannt, der 1980 mit seinem «Marathon der Hoffnung» ein ganzes Land rührte. Der an Knochenkrebs erkrankte und deshalb am rechten Bein Unterschenkel amputierte 21-Jährige startete am 12. April in St. John's in Neufundland zu seinem Lauf durch das Land vom Atlantik bis nach Victoria an der Pazifikküste.
St. Galler Tagblatt, 15.12.2009
geb. am 3. September 1919 - gest. am 26. April 1997 Sein schweres Leiden hat er in Demut und vorbildlicher Tapferkeit ertragen. Wir danken Gott, daß wir ihn so lange in unserer Mitte haben durften, denn seine Liebe und Güte haben unser Leben erhellt und bereichert.
Vorarlberger Nachrichten, 28.04.1997
Wenn das Einbringen der eigenen Person in einen Verein nur in Stress, Ärger und Disharmonie münde, seien keine guten Voraussetzungen für eine harmonische Vereinszugehörigkeit gegeben. Was wirklich zähle, sei die Demut vor dem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und das Vertrauen, das man zu sich selbst und seinen eigenen Fähigkeiten habe.
Mannheimer Morgen, 04.01.2008
Definition
Demut
Eine achtungsvolle Haltung gegenüber einer Person, einer Institution, einem Wert u. Ä. Man betrachtet eine Person als überlegen an Erfahrung, Leistung oder Stellung.
Sg. tant.
Konnotationen
- Ehrfurcht, Stille
- gebeugte Körperhaltung, entblößtes Haupt
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Ehrfurcht
- Respekt
Opposita
- Arroganz2
- Missachtung
Wortbildungen
Adjektive
- demütig4 ‘in Relation zu Demut (admiratives Profil) stehend’, vgl. den Bergen sollte man sich demütig und wohlüberlegt nähern
- demutsvoll4 / demutvoll4 ‘voll Demut, in Relation zu Demut (admiratives Profil) stehend’, vgl. demutsvoll und mit großer Liebe an das Werk gehen
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Demut und Respekt
- sich einem Thema mit Demut nähern
Belege
Nähern wir uns also mit der gebotenen Demut dem Phänomen Wunder. Fragen wir nach bei jenen Personengruppen, die am häufigsten diesem Phänomen zu begegnen scheinen: bei den Jägern und den Fischern. „Gewiß muß man zugestehen, daß die Verfasser (der Wundererzählungen; Anm. des Autors) nicht vor übertreibender Fabulierlust zurückschrecken“, mahnt Susanne Heine im „Kleinen Religionswörterbuch“ zur Vorsicht. Aber sie meint die biblischen Wundererzählungen, nicht etwa die Berichte von Jägern und Fischern am Stammtisch.
Oberösterreichische Nachrichten, 16.08.1997
Für den etwas schmäleren Geldbeutel empfehlen sich zwei als Geschenk geeignete Bändchen: Sie heißen schlicht "Weißwein" und "Rotwein" und stammen aus der Feder von André Dominé, eines deutschen Wein-Schriftstellers, der in Frankreich lebt. Die originellen Informationen sind amüsant verpackt und witzig gestaltet - ganz ohne Ehrfurcht und Demut. Da erfährt man sogar, wie viele Korken in die Cheops Pyramide passen (rund 14 Milliarden).
Mannheimer Morgen, 30.11.2002
Bevor Maria weiter ausführen konnte, sank Nanni vor ihr in Demut auf die Knie, ahnte sie nun doch, wer Maria in Wirklichkeit war. Sie nahm ihre rechte Hand und küsste sie.
Müller, Raimund: Die Ritter der Euterpe
Denn, so unterstrich Steiner, ist es nicht die Selbstdarstellung auf der Bühne, sondern die Demut vor einer Rolle, die den Erfahrungshorizont eines jeden Spielenden beträchtlich erweitere.
Mannheimer Morgen, 07.07.2005
Ach, waren das Zeiten, als man sich der Schaubühne mit Respekt, gar Demut näherte: Hier sah man großes und bewegendes Zeittheater, Theater höchst bedeutsamer Aufklärung und zuweilen Idealbildung, zwischen szenischer Universität und kräftigem Volkstheater.
http://www.ossietzky.net [4.7.2012]
Definition
Demut
Unterwürfigkeit gegenüber einem Überlegenen, unkritische Gefolgschaft gegenüber einer Person oder Institution.
Sg. tant.
Konnotationen
- Zeichen der Schwachheit und Unterlegenheit
- Resignation, Speichelleckerei, Anbiederung
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Unterwürfigkeit
Opposita
- Selbstbewusstsein
Wortbildungen
Substantive
- Demütigung vgl. Demütigung und Mobbing, sich gegen Demütigung wehren
- Demutsgebärde ‘Unterwerfungsgeste der Tiere vor stärkeren Artgenossen’
- Demutsgeste vgl. ehemalige innerparteiliche Gegner haben sich mit Demutsgesten vor dem Parteichef geradezu überboten
- Demutshaltung vgl. Ihre Botschaft an die Frauen ist, sich aus der angelernten Demutshaltung aufzurichten, nicht immer nur gefällig zu sein und Ja zu sagen.
Verben
- demütigen vgl. die Gefangenen wurden gedemütigt und gequält
- sich demütigen
Adjektive
- demütig5 ‘in Relation zu Demut (serviles Profil) stehend’, vgl. demütig und gehorsam bleiben, demütig alle Fragen beantworten, demütig bitten und flehen
- demütigend vgl. eine demütigende Niederlage
- demutsvoll5 / demutvoll5 ‘voll Demut, in Relation zu Demut (serviles Profil) stehend’, vgl. der demutsvoll gesenkte Kopf, demutvollen Gehorsam verweigern
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Demut und Unterwürfigkeit
- durch Gehorsam und Demut jemandes Herz erweichen
- jemandem in blinder Demut folgen
Belege
Unter den Genossen gebe es zu viele „mürbegeklopfte Leute, die sich aus Demut fast im Sand wälzen“, kritisiert sie und prophezeit: Diese „Identifikation mit dem Aggressor“ führe stets in die „vorprogrammierte Niederlage“. Statt klein beizugeben müsse man es „wieder und wieder probieren“.
Zürcher Tagesanzeiger, 07.02.1998
Und weil wir unseren Lesern die „Demutspfeife“ nicht vorenthalten wollen, hier die Erklärung des Begriffs: Es handelt sich dabei um eine einzelne Pfeife, deren Ton unterhalb der Hörgrenze liegt. Um dieses zu erreichen, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Die Pfeife wird so leise intoniert, dass ihr Schalldruck unterhalb der Hörschwelle liegt. 2. Sie wird so tief gebaut, dass sie im Infraschallbereich, also bereits unterhalb des Hörbereiches, liegt. Die dadurch entstehende, nicht lokalisierbare Schwingung wird vom Zuhörer als „Unwohlsein“ empfunden und soll damit ein Gefühl von Demut und Unterwürfigkeit auslösen – daher der Name.
Niederösterreichische Nachrichten, 14.03.2007
Doch der Vater tat, was die meisten indischen Väter in dieser Lage tun: Er brachte sein Kind zu den Peinigern zurück. Denn eine verheiratete Frau muß bei ihrem Mann bleiben, sonst macht sie ihrer Familie Schande. Einen Rat gab er der Verzweifelten noch mit: Durch Gehorsam und Demut würde sie die Herzen der Schwiegereltern erweichen.
Salzburger Nachrichten, 27.08.1994
Bleibt zu hoffen, dass Haag mehr Selbstbewusstsein aus seinem Wahlsieg in die neue Amtszeit mitnimmt. Sympathisch, eloquent, bescheiden: Attribute, die ihm auch in den eigenen Reihen nicht nur gute Kritiken einbringen. Zu lieb, zu wenig Durchsetzungsvermögen und zu viel Demut: Das könnte einem Amt und einer Verbandsgemeinde schaden, die beide dringend einen Manager nötig haben.
Rhein-Zeitung, 03.02.2003
Die Bundesanwälte übten sich derweil in Demut: „Wir respektieren und akzeptieren dieses Urteil“, hiess es von ihrer Seite. Etwas anderes bleibt ihnen auch gar nicht übrig, denn die Möglichkeit der Berufung ist ihnen verwehrt.
Die Südostschweiz, 05.05.2006
Ich frage deshalb den Verantwortlichen für den Vollzug, Herrn Marent: Wenn schon die Wiener Gesetzgeber eine sehr eingeschränkte Sichtweise haben, müssen das die verantwortlichen Landespolitiker in blinder Demut fortsetzen oder wären hier Intelligenz und Eigencourage gefragt?
Vorarlberger Nachrichten, 29.01.1998
Die Kraft des Kanzlers ist verbraucht – und die der Mitstreiter im Hofstaat reicht schon gar nicht, der Majestät die Wahrheit zu sagen. In Demut starrt die Union auf den politischen Riesen, der 14 Jahre Kanzlerschaft bis 2000 plus hinzuziehen gedenkt.
Rhein-Zeitung, 04.04.1997
...dass ihm Leute wie MaxGoldig und Dr. Jones ebenfalls mit abgeschaltetem Hirn in blinder demut folgen und nicht mehr fähig sind...
http://www.wallstreet-online.de [4.7.2012]
Bei DSDS und GNTM bringen die Teilnehmer eine wichtige Eigenschaft mit: Demut. Aber nicht die Demut der Christen, die Augustinus als „die Mutter aller Tugenden“ bezeichnete und die uns lehrt, unsere Selbstüberschätzung gegenüber Gott und unseren Mitmenschen zu überwinden. Die Demut der meisten Kandidaten besteht aus serviler Unterwürfigkeit. Ihre Götter heißen Heidi Klum oder Dieter Bohlen. Und die verstehen sich nicht als Diener, sondern vielmehr als Richter. Als Mittel zum Zweck wird die Demut der jungen Leute ausgenutzt. Sprich: Sie werden gedemütigt.
http://bz2.bistumspresse-zentralredaktion.de [4.7.2012]
Definition
Demutselten
Reue, die man zeigt, nachdem man etwas Schlechtes getan hat.
Sg. tant.
Wortbildungen
Adjektive
- demütig6 ‘in Relation zu Demut (Reue-Profil) stehend’, vgl. eine demütige Erklärung des Bedauerns über den Kummer, den alle Seiten verursacht haben
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Demut, Einsicht und Reue
Belege
Marcel Ospel hätte als Präsident spätestens bei seiner Abschiedsrede an der Generalversammlung im April dieses Jahres einen Lohnverzicht verkünden sollen. Damit hätte er sein bekundetes „Verständnis“ für den Ärger von Aktionären und Mitarbeitern glaubhafter gemacht, ein persönliches Zeichen gesetzt, ein Signal für andere gesendet und ein Stück Demut gezeigt.
Die Südostschweiz, 26.11.2008
Der „Münchner Merkur“ schreibt zum Schmerzensgeld für den Kindsmörder Gäfgen: „Juristisch ist an Gäfgens ‚Sieg‘ nichts auszusetzen; ungut wirkt er dennoch. Viele Bürger werden den Spruch als Schlag gegen ihr Rechtsempfinden verstehen – weil es schwer zu ertragen ist, einen Menschen unerbittlich, penetrant und schließlich erfolgreich auf ‚sein gutes Recht‘ pochen zu sehen, der selbst einem kleinen Buben das Grundrecht auf Leben gnadenlos entzog. Demut, Einsicht und Reue – darauf haben Hinterbliebene und Gesellschaft Anspruch. Die juristischen Winkelzüge eines geltungssüchtigen Mörders wirken vor diesem Hintergrund ungeheuerlich.“
Braunschweiger Zeitung, 05.08.2011
Der Verhörer sagte zu dem Poeten nur, so er nicht sein unverschämtes Maul halte, werde er, unruhiger Mensch, der Carmina oder Gedichte nicht mehr viel machen. Weil also sichtbar keine Reue oder Demut bei dem Poeten war, hielten die herzoglichen Räte dafür, ihn in Gefangenschaft zu halten und zu sehen, wie er sich ferner darin erzeigen würde.
Schädlich, Hans Joachim: Versuchte Nähe, 1977
Die Schriftstellerin Luise Rinser sah es anders: Wegen dieses Kniefalls werde man von Brandt "noch sprechen, wenn niemand mehr die Namen seiner Widersacher kennen wird". Das war die Zeit, als sich die Intellektuellen noch für Politik interessierten und für Brandt engagierten. In Warschau waren Günter Grass und Siegfried Lenz im Gefolge des Bundeskanzlers. In Polen hat die Geste der Demut und Scham des Mannes, der vor Hitler aus Nazi-Deutschland geflohen war, tiefen Eindruck gemacht - allerdings nur auf die Bevölkerung, nicht auf die Regierung Gomulka, deren Tage damals bereits gezählt waren.
Nürnberger Nachrichten, 07.12.1995
Wortindex
- Arroganz1
- Arroganz2
- Bescheidenheit
- demütig1
- demütig2
- demütig3
- demütig4
- demütig5
- demütig6
- demütigen
- demütigend
- Demütigung
- Demutsgebärde
- Demutsgeste
- Demutshaltung
- demutsvoll1
- demutsvoll2
- demutsvoll3
- demutsvoll4
- demutsvoll5
- demutvoll1
- demutvoll2
- demutvoll3
- demutvoll4
- demutvoll5
- Ehrfurcht
- Einsicht
- Eitelkeit
- Ergebenheit
- Geduld
- Gottesfurchtbuchsprachlich
- Hinnahme
- Hochmutbuchsprachlich
- Missachtung
- Respekt
- Reue
- Selbstbewusstsein
- sich demütigen
- Stolz
- Tugendbuchsprachlich
- Überheblichkeit
- Unterwürfigkeit
- Verstocktheit
Etymologie
Mhd. diemüete, diemuot, ahd. diomuoti, Adjektivabstraktum zum ahd. Adjektiv diomuoti ‘demütig’. Dies ist ein Bahuvrihi-Kompositum mit ja-Suffix zu Mut in der alten Bedeutung ‘Sinn’ und einem alten Wort für ‘Diener, Gefolgsmann’, g. *Tewa- m. in gt. Tius, runennord. Tewaz, ae. Teow; also ‘der die Gesinnung eines Gefolgsmannes, Dieners hat’. Nhd. e statt ie beruht auf niederdeutschem Einfluss. Ebenso nndl. deemoed (KLUGE).
Semantischer Wandel
Im vorliegenden Wörterbuch werden bei dem Lexem Demut sechs Profile unterschieden. Als besonders hervorstechend gilt das humilative Profil. Es bezieht sich auf Demut im Sinne einer persönlichen Gemütshaltung, die sich aus der Einsicht herleitet, dass man über eingeschränkte Kräfte und Fähigkeiten verfügt und dass erreichte Erfolge, Wohlstand, Sicherheit usw. wieder in ihr Gegenteil umschlagen können. Die Bedeutung von Demut nähert sich im humilativen Profil meistens der von Bescheidenheit. Da die Wörter Bescheidenheit und bescheiden gegenüber Demut und demütig weitaus häufiger verwendet werden (vgl. die Trefferanzahl im Archiv der geschriebenen Sprache des Mannheimer Korpus Cosmas II), ist anzunehmen, dass Demut als ein eher gehobenes und buchsprachliches Wort empfunden wird. Als solches wird es u. A. in öffentlicher, rhetorisch ausgerichteter Kommunikation verwendet, z. B. in verschiedenen Aufforderungen zu einem Wandel oder Neubeginn, vgl. Wendungen wie Demut ist angesagt, Demut wäre angebracht u. ä. oder folgende Beispiele im Zusammenhang mit der Finanzkrise:
Der Deutschland-Chef der US-Bank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, hat die gesamte Finanzbranche zu „kollektiver Demut“ aufgefordert.
(Hannoversche Allgemeine, 04.05.2009)
Es ist genau ein Jahr her, dass der Bundespräsident in der Alten Oper in Frankfurt Klartext geredet hat. Den versammelten Bankern hielt Horst Köhler damals vor, sich zu sehr an der Jagd nach Rendite berauscht zu haben. Die Zeit für Demut sei gekommen, hatte der Präsident gesagt – und die anwesenden Vorstandschefs senkten beflissen ihre Häupter.
(Hannoversche Allgemeine, 21.11.2009)
Eher floskelhaft wirkt das Wort auch in Aussagen, in denen jemand die Demut für sich demonstrativ beansprucht, typischerweise beim Antritt eines Amtes, vgl.
„Es ist für mich eine große Ehre und Freude, von der Brucker SPÖ und von Bürgermeisterin Christa Vladyka als ihr Nachfolger vorgeschlagen zu werden", erklärt Hemmer zu seinem Comeback. „Ich nehme die Herausforderung mit großer Demut, Freude, aber auch mit Respekt an und freue mich schon darauf, gemeinsam mit den BürgerInnen an der positiven Weiterentwicklung unserer Stadt zu arbeiten,“ so Hemmer.
(Niederösterreichische Nachrichten, 30.12.2009)
Als Helmut Lemke genannt von Soltenitz im Januar 1963 seinen Dienst als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein antrat, bekannte er: „Ich nehme dieses Amt in Demut an. Aber ich gebe mich auch keiner Täuschung darüber hin, welche Grenzen ... meiner Kraft gesetzt sind.“
http://www.spiegel.de [4.7.2012]
Als eine ausdrücklich religiöse Tugend eines gläubigen Menschen ist Demut nur in religiösen Kontexten zu erkennen, z. B. in Predigten oder theologischen Texten (vgl. das religiöse Profil im vorliegenden Wörterbuch). Im Diskurs der großen christlichen Kirchen wird Demut häufig bewusst von Gehorsam, Unterwürfigkeit u. Ä. abgegrenzt, um die negativen Konnotationen auszuschließen, vgl. auch das Wortspiel Mut und Demut, worauf in diesem Zusammenhang zurückgegriffen wird:
Doch Demut dürfe nicht verwechselt werden mit falscher Bescheidenheit und Duckmäusertum. Demut sei eigentlich eine Form des Mutes. Sie bedeute, „Gott anzuerkennen als meinen Herrn und Schöpfer, der es gut mit mir meint, was mir auch geschieht.“
(Mannheimer Morgen, 24.10.2007)
Das stoische, admirative und Reue-Profil sind mit dem humilativen Profil verbunden, heben aber jeweils eine besondere Folge der persönlichen Einsicht in die eigenen Unzulänglichkeiten hervor. Im stoischen Profil resultiert sie in eine Ergebenheit und Dankbarkeit dem Schicksal bzw. göttlicher Fügung gegenüber, selbst wenn man mit Misserfolg, Krankheit oder Leiden konfrontiert wird (vgl. die Wendung etw. in Demut ertragen). Im admirativen Profil äußert sich die Demut als Respekt oder Ehrfurcht vor einer Autorität, einer Institution, einem Wert usw. Im Reue-Profil wird der sichtbare Ausdruck der Demut hervorgehoben, indem man seine Verfehlungen anerkennt und bereut (vgl. Wendungen wie eine Geste der Demut, Demut zeigen u. a.).
Im servilen Profil wird Demut als eine negativ bewertete Unterwürfigkeit oder unkritische Gefolgschaft verstanden (vgl. die Wendung in blinder Demut ‘ohne eigene Meinung, ohne eigenen Willen’). Die negativen Konnotationen von Demut können durch einen Hinweis auf die lexikalische Verwandtschaft mit Wörtern wie demütigen, Demütigung usw. verstärkt werden, vgl. folgende Gegenüberstellung von Demut als christlicher Tugend und Demut als Unterwürfigkeit:
Bei DSDS und GNTM bringen die Teilnehmer eine wichtige Eigenschaft mit: Demut. Aber nicht die Demut der Christen, die Augustinus als „die Mutter aller Tugenden“ bezeichnete und die uns lehrt, unsere Selbstüberschätzung gegenüber Gott und unseren Mitmenschen zu überwinden. Die Demut der meisten Kandidaten besteht aus serviler Unterwürfigkeit. Ihre Götter heißen Heidi Klum oder Dieter Bohlen. Und die verstehen sich nicht als Diener, sondern vielmehr als Richter. Als Mittel zum Zweck wird die Demut der jungen Leute ausgenutzt. Sprich: Sie werden gedemütigt.
http://bz2.bistumspresse-zentralredaktion.de [4.7.2012]
In den deutschen Bedeutungswörterbüchern wird bei dem Lexem Demut i.d.R. ein Bedeutungsaspekt hervorgehoben. In DUW ist es die Ergebenheit, vgl. „in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“ (DUW 1989, 2003, 2011). In WAHRIG ist es die Unterwürfigkeit, vgl. „Liebe zum Dienen, Selbsterniedrigung, tiefe Bescheidenheit, Unterwürfigkeit“ (WAHRIG 1989, 2006). Die Definition in DWDS schließt den humilativen, servilen und stoischen Aspekt ein, vgl. „tiefe Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, Bereitschaft zum Dienen, Ergebenheit“.
Sprichwörter
Besser demütig gefahren als stolz zu Fuß gegangen. ‘weniger ist auch im Großen mehr’
Demut, dieser schöne Tugend, ziert das Alter wie die Tugend. ‘Bescheidenheit steht jedem gut’
Demut in Freuden, Geduld im Leiden. ‘sich nicht allzu verschwenderisch freuen, Schmerz mit Geduld ertragen’
Demut ist eine Mutter der Ehre. ‘mit Bescheidenheit Ehre erlangen’
Demut ist zu allen Dingen gut. ‘Tugend passt überall’
Demut kommt überall durch. ‘Tugend siegt immer’
Kein Gewand kleidet schöner als Demut.
Wo Glück aufgeht, da geht Demut unter. ‘überschwengliche od. verschwenderische Freude’
Zu viel Demut ist Hochmut. ‘Blasiertheit getarnt als übertriebene Bescheidenheit’
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Richard Sibbes: Die von Herzen kommende Demut, 2012.
- Inke Wegener: Zwischen Mut und Demut, 2004.
Film
- Der Demütige und die Sängerin ( Regie: E. A. Dupont), Deutschland, 1924/25.
Musik
-
Thomas D.: Lektionen in Demut, Pop-Album, Deutschland 2001/ 2011(Quelle: http://en.academic.ru/pictures/enwiki/87/Weissmann_Thomas-D_2001_CD.jpg)
Sonstiges
-
Geste der Demut und Entschuldigung: Willy Brandts Kniefall vor dem Denkmal für die ermordeten Juden in Warschau.(Quelle: http://www.dradio.de/images/9766/landscape/)
Bibliographie
Burger, Christoph 2011: „Historische Semantik in der Theologie. Luthers Neubestimmung von Marias Demut (‚humilitas‘) in seiner Übersetzung und Auslegung des ‚Magnifikat‘“, in: Jahrbuch für germanistische Sprachgeschichte (Berlin), Bd. 2, S. 80-93.
Feldmeier, Reinhard 2013: „Basis des Kontaktes unter Christen: Demut als Schlüsselbegriff der Ethik des Ersten Petrusbriefes“, in: Bedrängnis und Identität: Studien zu Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes, Berlin, S. 249-262.
Feldmeier, Reinhard; McNeil, Brian 2014: Power, service, humility: a New Testament ethic, Waco.
Michalak, Anita A. 2014: „Pokora/ Demut im Sprachvergleich“, in: Nagórko, Alicja (Hg.), Sprachliche Säkularisirung. Semantik und Pragmatik, Hildesheim, S. 203-225.
Thieme, Carl 1906: Die christliche Demut. Wortgeschichte und die Demut bei Jesus, Giessen.
Wengst, Klaus 1987: Demut - Solidarität der Gedemütigten: Wandlungen eines Begriffes und seines sozialen Bezugs in griechisch-römischer, alttestamentlich-jüdischer und urchristlicher Tradition, München.