Polysemie
- religiös-institutionell: ‘Religion’
- religiös-subjektiv: ‘Überzeugung von der Gültigkeit einer religiösen Lehre’
- magisch: ‘Überzeugung von der Existenz übernatürlicher Wesen’
- ideologisch: ‘Überzeugung von der Richtigkeit einer Weltanschauung’
- Vertrauensprofil: ‘Vertrauen, Hoffnung’
- Wahrheitsprofil: ‘Überzeugung von der Richtigkeit einer Aussage’
- Kreditprofil: ‘finanzielle Kredibilität’
- kollektiv: ‘Gruppe von Menschen’
Definition
Glaube
Die Lehre einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft über Gott und die von ihm oder seinen menschlichen Repräsentanten verkündeten Lehren und Vorschriften.
Sg. tant.
Konnotationen
- ewiges Leben, Himmel, unsterbliche Seele
- Kirche, Theologie, Dogmen
- Transzendenz, nicht zu beweisen, übernatürlich
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Bekenntnis
- Credo1
- Konfession
- Religion
Wortbildungen
Substantive
- Gesetzesglaube, vgl. der Übergang vom Gesetzesglauben der Judenchristen zum Glauben an Jesus Christus
- Glaubensbruder
- Glaubensanhänger
- Glaubensbekenntnis, vgl. Apostolisches Glaubensbekenntnis
- Glaubensgemeinschaft
- Glaubenskrieg
- Glaubensrichtung
- Glaubenssatz, vgl. Glaubenssätze sind Sätze, an die wir glauben; Leitideen, die wir für wahr halten.
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- vom Glauben abfallen: <jmd.> fällt vom Glauben ab
- sich zum _ Glauben bekennen: <jmd.> bekennt sich zum <christlichen, jüdischen u. Ä.> Glauben
- zum _ Glauben übertreten: <jmd.> tritt zum <katholischen, jüdischen u. Ä.> Glauben über
Kollokationen
- an seinem Glauben festhalten
- in seinem Glauben fest verwurzelt sein
- christlicher Glaube
- den katholischen Glauben annehmen
- der rechte Glaube
- der wahre Glaube
- in Fragen des Glaubens tolerant sein
- jüdischer Glaube
- katholischer Glaube
- muslimischer Glaube
- protestantischer Glaube
- seinem Glauben abschwören
Belege
Religiöser Glaube, zumal christlicher Glaube jeder Konfession, hat es schwerer denn je mit den Leuten - und diese mit ihm.
Die Zeit, 27.12.1985
Der Glaube gebiete dem gläubigen Moslem, alles zu tun, um sein Volk zu schützen.
Die Presse, 09.11.1992
Umm al-Fahem, dessen sämtliche 35 000 Einwohner muslimischen Glaubens sind, ist ein Zentrum der islamischen Bewegung in Israel.
Zürcher Tagesanzeiger, 26.05.1998
Doch es scheint viel mehr zu sein als nur die Empörung über eine fahrlässige Beleidigung ihres Glaubens, die Moslems auf die Barrikaden gehen lässt.
Nürnberger Zeitung, 04.02.2006
Nichts in unserem Glauben spricht also dagegen, die Kirche nach demokratischen Prinzipien zu organisieren.
Die Presse, 04.08.1999
Stattdessen sollten sie dem Beispiel des heiligen Wendelinus oder auch dem der großen Glaubensboten Kastor und Goar folgen, die in der Region erfolgreich den Glauben verbreitet hätten.
Rhein-Zeitung, 12.09.2006
Dass es auch im Islam sehr verschiedene Meinungen und Richtungen des Glaubens gibt, zeigte sich in der lebhaften Diskussion, die anschließend geführt wurde.
Rhein-Zeitung, 12.02.2008
Während der Reformation von 1529 trat etwa die Hälfte der Bevölkerung zum neuen Glauben über.
Voyager; Tschubby; Irmgard; u.a.: Gebenstorf, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005
Definition
Glaube
Gefühlsmäßige Überzeugung eines Menschen, dass eine religiöse Lehre wahr und gültig ist.
Sg. tant.
Glaube an <etw.>
Glaube, dass_
Konnotationen
- Gott, ewiges Leben, Himmel, unsterbliche Seele
- Hoffnung, Zuversicht
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Frömmigkeit
- Religiosität
Wortbildungen
Substantive
- Andersgläubiger
- Glaubensfragen
- Glaubensfreiheit
- Glaubenskrise
- Gottesglaube
- Irrglaube
- Kleingläubiger, vgl. Da sagte er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? (Mt 8,26)
- Volksglaube
Adjektive
- gläubig
- gottgläubig, vgl. Als gottgläubig galt bei den Nationalsozialisten, wer sich von den anerkannten Religionsgemeinschaften abgewandt hatte, jedoch nicht glaubenslos war.
- kleingläubig, vgl. Thomas, der kleingläubige Zweifler
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Glaube an das ewige Leben
Kollokationen
- fanatischer Glaube
- fester Glaube
- Glaube an ein Leben nach dem Tod
- Glaube an Gott
- seinen Glauben bewahren
- seinen Glauben verlieren
- starker Glaube
- tiefer Glaube
- unerschütterlicher Glaube
Belege
Als seien hier drei Dutzend Menschen aus der Zeit gefallen, rückwärts hineinkatapultiert in ein Jahrhundert, in dem strenger Glaube das Dasein bestimmte.
Mannheimer Morgen, 12.02.2009
So wünsche ich mir, dass der neue Bischof geistige Räume eröffnet und zulässt, in denen unser Glaube gestärkt wird und weiter getragen wird, in Spiritualität, Liturgie, Pastoral der Kopflastigkeit entgegen gewirkt wird.
Rhein-Zeitung, 23.05.2009
"Sie können Zeugnis dafür ablegen, wie sich der Glaube in der Bedrängnis bewährt und wie Gott auch in dunklen Zeiten nicht fern ist.
Rhein-Zeitung, 06.04.2010
Beide Künstler eint nicht nur die Liebe zur Rockmusik, sondern auch der Glaube an Jesus Christus.
Rhein-Zeitung, 17.06.2008
Mit einer persönlich gestalteten Firmkerze in der Hand bekundeten die 31 jungen Erwachsenen daraufhin ihren Glauben an Gott und ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche.
Die Südostschweiz, 27.05.2010
Ich lebe meinen eigenen Glauben und brauche dazu keine Kirche.
Rhein-Zeitung, 07.12.2002
Stärker als früher spüre er, dass es den Menschen ein Bedürfnis sei, miteinander den Glauben auszuleben.
Rhein-Zeitung, 08.10.2005
In diesen Studien sei am auffallendsten gewesen, daß der Glaube bei Kernmitgliedern der Kirche Vorurteile abschwäche. Auf diejenigen, die der organisierten Religion stark verpflichtet seien, übe der christliche Glaube einen deutlichen Einfluß aus: Er hemme ethnische Vorurteile und wirke gegen sie.
Salzburger Nachrichten, 06.08.1998
Definition
Glaube
Gefühlsmäßige Überzeugung von der Existenz von Wesen oder Phänomenen, die sich nicht eindeutig beweisen lassen und die von der Mehrheit der Menschen für nichtexistent gehalten werden (z. B. Geister) oder denen keine kausale Wirkung für das reale Leben zugestanden wird (wie bei Träumen u. Ä.).
Sg. tant.
Glaube an <etw.>
Glaube, dass_
Konnotationen
- Gespenster, Geister, Wunschbilder
- Naivität, Spiritismus, Exzentrik, Esoterik
Wortbildungen
Substantive
- Astrologieglaube
- Geisterglaube
- Wunderglaube
Adjektive
- abergläubisch, vgl. Er ist ein sehr abergläubischer Mensch und weicht schwarzen Katzen, die seinen Weg kreuzen könnten, nach Möglichkeit aus.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Glaube an Vampire
- Glaube an das Schicksal
Belege
Der Glaube an Wahrsagung wird im Islam als gleichbedeutend mit Vielgötterei erachtet – eine der größten Sünden, die ein gläubiger Muslim begehen kann.
Braunschweiger Zeitung, 20.06.2009
Der Glaube an die Wiedergänger vermischt sich mit dem Glauben an Vampire, die als Untote streng genommen auch eine besondere Form der Wiedergänger sind.
Dickbauch; Irmgard; Harro von Wuff; u.a.: Wiedergänger, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org: Wikipedia, 2005
Der Glaube an Halloween als Nacht der bösen Geister, Dämonen und Hexen existierte weiter, trotz der Christianisierung.
Rhein-Zeitung, 30.10.1997
Definition
Glaubeokkasionell
Überzeugung von der Richtigkeit einer Weltanschauung, einer Ideologie, einer Gesellschaftslehre, einer Bewegung oder auch nur eines bestimmten Grundsatzes bzw. Wertes.
Oft als kritischer Kommentar über eine Überzeugung von Anderen, von der sich der Sprecher distanziert.
Sg. tant.
Glaube an <etw.>
Glaube, dass_
Glaube + Satz
Konnotationen
- Unerschütterlichkeit
- Prinzipienfestigkeit
- Starrsinn
- Fanatismus
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Credo2
- Gewissheit
- Überzeugung
Wortbildungen
Substantive
- Fortschrittsglaube
Adjektive
- staatsgläubig, vgl. Sie sind staatsgläubig, wissenschaftsfeindlich und haben ein autoritäres Gen. Wolfgang Clement über die Grünen.
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Glaube an den Erfolg
- Glaube an die Gerechtigkeit
- Glaube an eine bessere Zukunft
Kollokationen
- Glaube an Autoritäten
- Glaube an den Staat
- Glaube an das Gute im Menschen
- liberaler Glaube an die soziale Martwirtschaft
Belege
„Es gab schon so etwas wie inneren Widerstand im Dritten Reich“, sagt Hattingen, der davon überzeugt ist, dass sein Vater schon sehr früh im Dritten Reich eingesehen hatte, dass sein Glaube an den Nationalsozialismus ein Irrtum war.
Rhein-Zeitung, 19.07.2008
Bei ihnen werde deutlich, meint Barz, daß die Religionskritik eines Feuerbach, Marx oder Freud und der Glaube an die Wissenschaft das Denken des heutigen Menschen in nie dagewesenem Maße prägten.
Salzburger Nachrichten, 18.11.1993
Wenn immer mehr Unternehmen trotz hoher Gewinne Arbeitsplätze vernichteten, erschüttere das den Glauben der Bürger an die soziale Marktwirtschaft.
Nürnberger Zeitung, 26.06.2006
Den liberalen Glauben, weniger Staat bringe quasi automatisch mehr Wachstum, hält Hoffmann für „naiv und empirisch nicht belegbar“.
Frankfurter Rundschau, 28.03.1998
Immer noch herrsche der Glaube vor, ein Gebiet verteidigen zu müssen, auch wenn es einem nicht gehört, erklärte Ruback.
Frankfurter Rundschau, 27.06.1997
Definition
Glaube
Vertrauen in eine Person, Institution oder ein Mittel; Überzeugung von den guten Absichten einer Person oder auch dem guten Ausgang bzw. der Folge einer Handlung. Immer mit einer positiven Einstellung zu der Sache oder dem Geschehen verbunden.
Sg. tant.
Glaube an <etw.>
Glaube in <etw.>
Glaube, dass_
Glaube + Satz
Glaube + Inf. (bei Subjektgleichheit)
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Hoffnung
- Vertrauen
- Zuversicht
Wortbildungen
Adjektive
- glaubensseligironisch, selten, vgl. Glaubensselig und gottesfern: Martin Walsers "Muttersohn" ... Denn so glaubensselig dieses Buch sich gibt, so gottesfern ist es zugleich.
- leichtgläubig, vgl. Die Amerikaner sind leichtgläubige Kleinkinder, und Obama ist ihr Weihnachtsmann.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- blinder Glaube
- den Glauben an die Liebe behalten
- den Glauben an Politik verlieren
- felsenfester Glaube
- fester Glaube
- unerschütterlicher Glaube
Belege
Deshalb hat Siemens-Chef von Pierer recht, daß nicht „blinder Glaube“ an die Technik vermittelt werden sollte.
Nürnberger Nachrichten, 10.06.1994
Alle drei sind sich einig, daß vor allem der Glaube an den Erfolg und eine umfassende Kommunikation Ausgangspunkt für eine bessere Zukunft ist.
Rhein-Zeitung, 24.06.1998
Die Toleranz gegenüber Machtmissbrauch ist gross, der Glaube an die Macht der eigenen Stimme klein.
Zürcher Tagesanzeiger, 07.12.1999
Der Glaube, mit Ritsch aus der sportlichen Krise zu finden, fehlte nicht nur den Spielern von Partie zu Partie mehr, sondern auch dem Verwaltungsrat.
Die Südostschweiz, 05.10.2006
„Jetzt sind die Kantone gefordert“, sagt Rosmarie Dormann. „Der Glaube an nationale Lösungen ist mir abhanden gekommen.“ Dafür sollen die Kantone ihre Beihilfen zur Mutterschaft ausbauen.
Zürcher Tagesanzeiger, 15.06.1999
Gemeinsam mit der ‘Kursk’ ist auch der Glaube der Bürger an die Fähigkeit des Staates, sie vor Unheil zu bewahren, auf Grund gegangen.
Kleine Zeitung, 18.08.2000
Die Dopingskandale im Radsport haben den Glauben der Deutschen in einen sauberen Spitzensport erschüttert.
Braunschweiger Zeitung, 25.07.2007
Im Verlauf dieses Prozesses verloren sie den Glauben in ihre eigenen multiethnischen Gesellschaften und betrachteten den homogenen Nationalstaat als unverzichtbare Voraussetzung einer modernen, zivilisierten Gesellschaft.
Zürcher Tagesanzeiger, 12.09.1997
Nach dreimal Silber und einmal Bronze hat der 61-Jährige den Glauben an eine Wende zum Guten in Peking aber noch nicht verloren. „Diese Situation kann auch ein Vorteil sein. Denn nur wenn etwas sehr schmerzt, ist die Bereitschaft zu notwendigen Veränderungen da“, erklärte Madsen.
Nürnberger Zeitung, 02.04.2007
Definition
Glaubeselten
Überzeugung von der Wahrhaftigkeit, Richtigkeit oder Wahrscheinlichkeit einer Aussage.
Kontextgebundene Bedeutung, nur in Phrasemen.
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Glauben finden: <etw.> findet Glauben ‘etw. wird für wahr gehalten’
- sich in dem Glauben wiegen: <jmd.> wiegt sich in dem Glauben, dass_ ‘fälschlicherweise der Meinung sein’
- Glauben schenken: <jmd.> schenkt <jmdm., etw.> (keinen) Glauben ‘etw. (nicht) für wahr halten’
Kollokationen
- im Glauben sein, dass_
Belege
Trotzdem ist der Glaube nicht auszurotten, daß man Schlangen mit Musik betören könne.
Grzimek, Bernhard; Grzimek, Michael: Serengeti darf nicht sterben, [Sachbuch], Frankfurt a.M.; Wien, 1967
Eine Mitteilung, klar, sei keine Mitteilung, nur was mehrfach wiederholt wird, findet Glauben.
St. Galler Tagblatt, 12.05.1999
Der Niederländer hatte nach seinem Ausraster betont, die Geste habe nicht dem Schiedsrichter gegolten. Glauben schenkten die Richter dieser Verteidigungsstrategie des Mittelfeldstars nicht.
Hamburger Morgenpost, 03.03.2008
Weshalb der ÖBB-Pressesprecher dem Fahrgast keinen Glauben schenkt, erklärt Rankl folgendermaßen: „Das war bereits der zweite Vorfall selber Art mit diesem Fahrgast. Schon im Jahre 2004 wurde die Dame ohne Ticket angetroffen und musste zahlen.“
Niederösterreichische Nachrichten, 15.05.2007
Daraufhin habe er, in dem Glauben, es handele sich um einen Bediensteten des Flughafens, die Verfolgung abgebrochen.
Frankfurter Rundschau, 01.06.1999
Definition
glaubeveraltet
Das Profil gibt es im gegenwärtigen Deutsch nicht. Für Lateinkundige ist dennoch interessant, dass die Latinismen Kredit (im Finanzwesen) und credo ‘ich glaube’ (im Christentum) denselben Ursprung haben. Auch das polnische Substantivpaar Gläubiger ‘jmd., der eine Schuldforderung an jmdn. hat’ gehen auf das gemeinsame Basiswort zurück. Offensichtlich war das Vertrauen eine Grundlage für jegliche Finanzoperationen. Das zeigt sich auch noch im Phrasem: jmdm. etw. auf Treu und Glauben (borgen), das ein Rest des einst vorhandenen Kredittprofils darstellt.
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Definition
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Wortindex
- Aberglaube
- abergläubisch
- Andersgläubiger
- Astrologieglaube
- Bekenntnis
- Credo1
- Credo2
- Fortschrittsglaube
- Frömmigkeit
- Führwahrhalten
- Geisterglaube
- Gesetzesglaube
- Gewissheit
- Glaube an das ewige Leben
- Glaube an den Erfolg
- Glaube an die Gerechtigkeit
- Glaube an eine bessere Zukunft
- Glauben finden
- Glauben schenken
- Glaubensanhänger
- Glaubensbekenntnis
- Glaubensbruder
- Glaubensfragen
- Glaubensfreiheit
- Glaubensgemeinschaft
- Glaubenskrieg
- Glaubenskrise
- Glaubensrichtung
- Glaubenssatz
- glaubensseligironisch, selten
- gläubig
- Gottesglaube
- gottgläubig
- Hoffnung
- Irrglaube
- kleingläubig
- Kleingläubiger
- Konfession
- leichtgläubig
- Religion
- Religiosität
- sich in dem Glauben wiegen
- sich zum _ Glauben bekennen
- staatsgläubig
- Überzeugung
- Vertrauen
- Volksglaube
- vom Glauben abfallen
- Wunderglaube
- zum _ Glauben übertreten
- Zuversicht
Semantischer Wandel
Das vorliegende Wörterbuch führt fünf Profile von Glaube für das Deutsche auf: ein religiös-institutionelles, ein religiös-subjektives, ein magisches, ein ideologisches, ein Vertrauensprofil sowie ein Wahrheitsprofil.
Semantischer Kern von Glaube im Deutschen ist das Vertrauensprofil, von dem die anderen Profile abgeleitet sind. Häufig sind im Vertrauensprofil Kollokationen, die auf den hohen Grad des Vertrauens hinweisen oder diesen in persuasiven Redeakten erst heraufbeschwören (vgl. der felsenfeste Glaube, unser unerschütterlicher Glaube in die Wahrheit dieses Prinzips u.ä.) Diese hohe Stufe des Vertrauens wird kann in Fatalismus umschlagen (vgl. blinder Glaube an die Technik) oder wird als Naivität gebrandmarkt.
Das religiös-subjektive Profil ist eine Übertragung der Bedeutung von ‘Vertrauen’ in die Existenz Gottes (oder göttlicher Wesen), das institutionelle Profil überträgt diesen Glauben an Gott über die von einer Glaubensgemeinschaft gemachten doktrinären Ansichten über Gott und mittelbar auch auf die Institution als solche im Sinne einer ‘Heilsanstalt’. Das magische Profil unterscheidet inhaltlich an sich nicht grundlegend vom religiös-subjektiven Profil; durch den Monotheismus sind aber die Dinge, an die geglaubt wird, i.d.R. diskreditiert und werden vom Sprecher oft kritisiert und abgewertet. Das ideologische Profil bringt oft eine ironische oder distanzierte Einstellung des Sprechers zum Ausdruck oder weist in pathetischen Äußerungen auf eine quasireligiöse Überzeugung des Sprechers hin. Das Wahrheitsprofil kommt nur kontextgebunden in phrasematischen bzw. phrasemähnlichen Wendungen vor. Eine Spur des in einer früheren Sprachstufe bezeugten Kreditprofils hat sich im Deutschen in der Redewendung <jmdm. etw. auf Treu und Glauben borgen> erhalten.
Außer im magischen Profil ist Glaube in positiv formulierten Aussagen immer mit einer positiven Einstellung (Erwartung, Hoffnung, Vertrauen) zu der Sache oder dem Geschehen verbunden (hier aus der Definition für das Vertrauensprofil). Es wird von Personen und Dingen gesagt, die sich prinzipiell nicht beweisen lassen und deren Wahrheitsgehalt (vom Sprecherzeitpunkt aus gesehen) sich erst in der Zukunft erweisen wird.
Das DUW erklärt das Wort wie folgt: 1. gefühlsmäßige, nicht von Beweisen, Fakten o.Ä. bestimmte unbedingte Gewissheit, Überzeugung […] (fälschlicherweise der Meinung sein) […] (im Vertrauen auf die Richtigkeit) […] (ganz überzeugt sein)… 2. a) religiöse Überzeugung b) Religion, Bekenntnis.
Sprichwörter
Blinder Glaube führet irre.
Das ist der ärgste Glaube, der nichts glaubt als was ihm gefällt. ‘der Glaube beruht auf göttlichen Geboten nicht auf eigenen, spontanen Eingebungen; einmal so und ein andermal so ist keinmal richtig’
Der Glaube empfängt, die Liebe gibt. ‘Glaube hat nichts mit Liebe zu tun, kann diese aber erzeugen’
Der Glaube ist der Täter, die Liebe die Tat.
Der Glaube versetzt Berge. / Der Glaube kann Berge versetzen. (vgl. Mt 17,20 und 1 Kor 13,2) ‘wenn man fest von etw. überzeugt ist, kann man auch Unwahrscheinliches verwirklichen oder erreichen’
Glaube, Hoffnung, Liebe. ‘die Drei Tugenden, die auf 1 Kor 13 zurückgehen; beliebtes Motiv in der Literatur, rhetorischen Texten u. Ä.’
Glaube ist von Dingen, die man nicht sieht. ‘Glaube fundiert nicht auf Fakten’
Glaube macht selig. (vgl. Mk 16,16) ‘sagt man, wenn man an einem Sachverhalt stark zweifelt oder wenn man resignierend andeutet, dass es sinnlos ist, jmdm. dessen irrige Ansicht ausreden zu wollen, da der Betreffende sich fest an seine Vorstellungen klammert’
Wo du deinen Glauben gelassen hast, da musst du ihn wiedersuchen. ‘der Zeitpunkt oder Ort, an dem man aufgegeben hat- dorthin muss man zurückkehren, um zu heilen’
Wo weder Glauben an Himmel noch Hölle, da zieht der Teufel alle Gefälle. ‘ohne Gottesfurcht ist man bösen Taten ausgeliefert’
Kulturelle Kontexte
Film
- Glaube, Liebe, Hoffnung (Regie: Andreas Voigt), Deutschland 1994.
- Glaubensfrage (Doubt, Regie: John Patrick Shanley), USA 2008.
- Glaube und Währung (Regie: Werner Herzog), Deutschland 1990
Musik
- Dirk Michaelis: Glaube Liebe Hoffnung (Musikalbum), 2011.
- Die Schäfer: Glaube ist... (Musikalbum), 2008.
- Mandy Bischof: Glaube Mir (Musikalbum), 1995.
Werbung
-
Zigarettenwerbung
(Quelle: http://pastors-home.de/alt/ZIGGI2.jpg)
Sonstiges
-
Werbeagentur, Logo
(Quelle: http://www.glaubeliebehoffnung.de/werbeagentur-bilder/logo.gif)
Bibliographie
Dockhorn, Klaus 1973: „Luthers Glaubensbegriff und die Rhetorik: zu Gerhard Ebelings Buch ‚Einführung in theologische Sprachlehre‘“, in: Linguistica Biblica, Jg. 3, Heft 21/22, Bonn, S. 19-39.
Fischer, Helmut 1972: „Glaubensaussage und Sprachstruktur“, Hamburg, S. 356.
Ziaja, Ryszard 2013: „GLAUBE IST KRIEG: einige Bemerkungen zum KRIEGS-Schema in deutschen Kirchenliedern.“, in: Gegenwärtige Forschungsrichtungen in den sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskursen von Nachwuchswissenschaftlern, Opole.