Polysemie
- religiös: ‘Gott und Heiliges beleidigen’
- fluchen
- diskreditierend: ‘über jmdn. / etw. missbilligend sprechen’
Definition
lästernbuchsprachlich
Gott oder Heiliges beleidigen, besonders dadurch dass man etwas Verbotenes sagt.
Im Deutschen meistens in literarischen Texten, z. B. in Sagen, oder in Zitaten der Bibel.
Lexikalische Relationen
Synonyme
- frevelnveraltet
- schänden
Wortbildungen
Substantive
- Gotteslästerung1 vgl. Gotteslästerung und Ehebruch, wegen angeblicher Gotteslästerung angeklagt werden, Blasphemie oder Gotteslästerung
- Gotteslästerung2, selten, hyperbolisch ‘über einen Tabubruch oder eine Handlung, die gegen Gewöhntes verstößt’, vgl. In einem Tourismusland wie Tirol ist es fast schon eine Gotteslästerung, wenn man zugibt, dass einem das elterliche Gasthaus am besten gefallen hat, wenn es, als einziger Tag im Jahr, am Heiligen Abend leer war und nach Weihrauch gerochen hat., Eine Generation, die vor dem Krieg noch jedes Beerchen vom Boden aufgelesen hatte, betrachtete es geradezu als Gotteslästerung, nun plötzlich sechs Wochen vor dem Herbst voll entwickelte Trauben verderben zu lassen.
- Lästerung1 ‘synonym zu Blasphemie, Schändung’, vgl. Lästerung des Propheten Mohammed, Lästerung Gottes, Lästerung des Islams, Lästerung über Gott, Lästerung Marias
- Lästerung2, selten, hyperbolisch ‘beleidigende, verhöhnende Handlung’, vgl. General Burlakow: Es wäre eine Lästerung, "auf dieser Stelle zu tanzen". Die Nähe des Konzentrationslagers Buchenwald macht Weimar für ihn zu einer schlechten Wahl für ein Abschiedsfest.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- gegen den heiligen Geist lästern
- Gott lästern
- die Heiligen lästern
Belege
Um die Steinwand, nach der auch ein Poppenhausener Ortsteil benannt ist, rankt sich eine Sage: Auf der Milseburg und dem Kreuzberg in der Rhön predigten Gangolf und Kilian den christlichen Glauben - sehr zum Ärger des Teufels. Darum türmte er eine breite steinerne Wand quer über dem Weg auf und baute darauf eine Kanzel, um selbst dort Gott und die Heiligen zu lästern. Als sein Plan durchschaut war und die Gläubigen fromme Lieder anstimmten, ertönte ein Donnerschlag, und die steinerne Wand zerbarst.
Mannh. Morgen, 28.06.2006
Kennen denn die Schriftgelehrten das Evangelium nicht, wo Jesus sagt: "Wer gegen Gott lästert, dessen Sünden können vergeben werden, aber wer gegen den heiligen Geist lästert, dessen Sünden werden niemals vergeben." Ich habe mir gedacht, unser Bischof hat mit Götzendienst nichts zu tun, so wurde ich eines anderen belehrt.
Salzburger Nachr., 30.01.1993
Gibt es globale Strategien solidarischen Handelns? Wie wollen wir miteinander auskommen? Abseits der parteipolitischen Grabenkämpfe um Leitkultur, abseits wirtschaftspolitischer Maßnahmen wie der Greencard. Dürfen wir Gott lästern? Und muss bei Allah, in Ausübung multikultureller Toleranz, jeder Spaß aufhören?
taz, 17.03.2001
Wagner für Kinder? Warum nicht, dachte man sich im Theater für Kinder -"Der Fliegende Holländer" hat schließlich allerhand von einer guten Kindergeschichte. Schön gespenstergruselig geht's in der Oper zu, und für junge Romantiker ist auch eine Lovestory mit drin: Auf dem Holländer lastet ein Fluch. Einst lästerte er Gott, weil es ihm nicht gelang, Kap Horn zu umrunden. Nun muss er ewig auf den Meeren segeln.
MOPO, 16.02.2012
Jüttelberg/Jitrovník (Berg) bei Schluckenau/Šluknov, Region Ústecký kraj Einst lebten auf dem Berg menschenfressende Riesen, die zum Zeitvertreib auf einer Kegelbahn mit Kegeln und Kugeln aus Gold kegelten. Als sie dabei die Menschen beschimpften und Gott lästerten, schoss aus dem Mond eine feurige Kugel, die die Riesen mitsamt Kegelspiel in der Tiefe des Berges versinken ließ, wo das Kegelspiel bis heute liegt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Sagen_vom_Schatzkegelspiel [25. 1. 2014]
Definition
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Konnotationen
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Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
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Phraseme, Kollokationen
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Belege
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Definition
lästern
Sich missbilligend äußern, indem man die Schwächen, Mängel oder Fehler von jmdm. / etw. (übertrieben) herausstellt.
Typischerweise stellt man sich ein vertrauliches Gespräch unter Freunden oder Bekannten mit wenig Selbstkontrolle vor. Es wird nicht beabsichtigt, durch Kritik Veränderungen herbeizuführen, sondern man will sich abreagieren und seiner Missbilligung freien Lauf lassen. Der Sprecher kann auch feindliche Absichten verfolgen, z. B. jemanden auszugrenzen.
In der Publizistik auch als redeeinleitendes Verb im Sinne von ‘kritisieren’ verwendet.
Lexikalische Relationen
Synonyme
- meckernumgangssprachlich
- schimpfen
- sich beklagen
- tratschen
- verhöhnen
- verspotten
Wortbildungen
Substantive
- Lästern ‘missbilligendes Sprechen’
- Lästerung3 ‘missbilligendes Sprechen’, vgl. Dass wir Frauen aber auch immer all unsere Nöte besprechen müssen! Der Grad zur unschönen Lästerung ist so schmal. Die Frau hat offenbar „über“ ihn gesprochen, nicht mit ihm.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- böse lästern
- böse Zungen lästern
- lästern und schimpfen
- lästern und tratschen
- laut lästern
- öffentlich lästern
- über jmds. Aussehen lästern
- über Kollegen lästern
Belege
Ich gebe es zu: Auch ich habe lange und böse über Frauen-Fußball gelästert. Aber die Zeiten sind vorbei. Nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen Fans.
dpa, 11.07.2013
Was haben wir nicht über unser Abfallmaskottchen, unseren Saubär, gelästert. Die Palette der Beschimpfungen reichte ungefähr von «so ein Quatsch» über «so etwas von bedäppt» bis zu «unpassend zum St. Galler Bär» - um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
St. Galler Tagblatt, 30.06.2000
Modedesigner Wolfgang Joop lästert weiter über Heidi Klum. «Ein Topmodel ist sie nicht, sondern ein Werbegirl», sagte der 64-Jährige der Illustrierten «Bunte».
St. Galler Tagbl., 18.02.2009
Schließlich: Die Mensa finden alle eklig, trotzdem geht jeder hin. Denn hier kann man am besten über die Dozenten und das Essen lästern.
Berliner Ztg., 14.04.2003
Wann immer es geht, lästern und schimpfen die Redakteure über den «alten Sack». Im Mittelpunkt der Comedy-Show steht die Redaktionskonferenz für die Late-Show.
dpa, 26.08.2007
Redet Mann über Frau am Steuer, dann wird vor allem darüber gelästert: die weibliche Schwäche beim Einparken!
MOPO, 09.10.2006
Schleimen! Jammern! Lästern! So verscherzen Sie es sich mit Ihrem Boss Die sechs schlimmsten Fettnäpfchen im Umgang mit dem Chef Experten erklären, wie Sie nicht hineintappen
MOPO, 01.02.2012
Man kannte sich. Grüße flogen durch die Luft, beringte Hände winkten, deodorierte Achselhöhlen öffneten sich schmatzend. Eine Frau von der Statur einer Betonmischmaschine wedelte sich mit dem Programmheft Luft zu, vor ihr dienerten ergraute Industriekapitäne. Grüppchenweise stand man beieinander, parlierte, lästerte, schnappte wie Dackel nach Bemerkungen des Gegenübers. Oper ohne Musik.
Imbsweiler: Schlussakt, 25.03.2011
Die hatten natürlich Besseres zu tun, als dem predigenden Pfarrer zuzuhören. Viel lieber lästerten sie lautstark über die neue Garderobe der weiblichen Konkurrenz.
Mannh. Morgen, 05.02.2005
Rumsfeld, der 73 Jahre alte Multimillionär, trägt die Verantwortung für eine ganze Reihe von folgenschweren Fehlentscheidungen in der Irak-Mission und hätte eigentlich längst zurücktreten müssen. Allerdings müsste in dieser Logik ein großer Teil des Generalstabs gleich mit ausgetauscht werden. Denn die meisten Militärs haben Rumsfelds Entscheidungen loyal mitgetragen. Es ist also kein Zufall, dass sie erst als Rentner zu Rebellen werden. Im aktiven Dienst lästern die meisten nur hinter vorgehaltener Hand über den intelligenten, aber maßlos arroganten Minister.
Mannh. Morgen, 18.04.2006
"Ich war lange Junggeselle, viele haben gespöttelt und gelästert, manche mich auch beneidet", meinte der frisch Vermählte. "Ich wollte aber immer in meiner eigenen Kapelle heiraten. Dieser Traum ist nun wahr geworden."
Mannh. Morgen, 14.10.2006
63% sehen es negativ, wenn der neue Kollege gleich über andere Mitarbeiter lästert.
Neue Kronen-Ztg., 21.04.1999
„In diesem Jahr werben schon die Blumenläden für den 8. März. Das sagt alles", lästert Sabine Hark, wissenschaftliche Assistentin für Frauen-und Geschlechterforschung an der Universität Potsdam. Der 8. März sei ein bisschen wie der 1. Mai: "entleert, abgefeiert".
taz, 08.03.2000
Und wirklich hat die bayerische SPD in der Bundespolitik einen Ruf zum Fürchten. Nicht die Kommunalpolitiker in den großen Städten, die sehr pragmatisch und recht erfolgreich auftreten. Vor allem der Landesvorstand war lange Zeit verrufen als ein Streitverein fundamentalistischer Linker. "Wo die Partei immer in der Diaspora ist, ist sie am frömmsten", lästert ein norddeutscher Sozialdemokrat.
Berliner Ztg., 05.09.2003
Insgesamt haben die Skandale die Kirche rund 1,5 Milliarden Dollar gekostet. Aber auch die rigorose und konsequente Aufarbeitung der Affären hat sie gesellschaftlich kaum aus der Defensive gebracht. «Diese ängstliche Kirche» lästerte jüngst der rechtskonservative TV-Moderator Bill O'Reily.
dpa, 14.04.2008
Wortindex
- frevelnveraltet
- Gotteslästerung1
- Gotteslästerung2, selten, hyperbolisch
- Lästern
- Lästerung1
- Lästerung3
- Lästerung2, selten, hyperbolisch
Etymologie
Das Verb lästern, Mittelhochdeutsch lastern, Althochdeutsch lastarōn, last(e)rōn, lahtrōn ist nach Kluge (1995, 505) eine Ableitung des Nomens Laster, Mittelhochdeutsch laster, Althochdeutsch lastar mit der alten Bedeutung ‚Schmähung‘. Das Nomen ist, so Kluge (ibid.) weiter, mit Altirisch locht ‚Schuld, Gebrechen‘ verwandt und geht auf ein germanisches Verb *lah-a ‚schelten, tadeln‘ zurück.
Kluge, Friedrich 1995: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 23. Auflage, Berlin/New York.
Semantischer Wandel
Das Verb lästern wird in der Gegenwartssprache überwiegend im Sinne von ‘tratschen, verhöhnen, sich beklagen’ verwendet (s. das diskreditierende Profil). Das Wort bezeichnet - ähnlich wie im religiösen Profil - eine sprachliche Handlung, die als nutzlos und verwerflich gilt, religiöse Konnotationen des Wortes scheinen aber erloschen zu sein.
Das religiöse Profil von lästern ist in der Gegenwartssprache selten vertreten. In der Regel wird auch das Objekt (Gott, heiliger Geist u. ä.) genannt. Das Wort kommt überwiegend in der Literatur vor, z. B. in Sagen, oder wenn der Bibeltext zitiert oder über ihn gesprochen wird.
Die Substantive Lästerung sowie das häufigere Gotteslästerung werden viel öfter im religiösen Sinn verwendet als das Verb. Sie bezeichnen eine sprachliche oder auch andere Handlung, die Gott, Religion, Heilige usw. verachtend beleidigt. Die meisten Belege beziehen sich auf Christentum oder Islam. Im islamischen Kontext werden häufig rechtliche Strafen für die Gotteslästerung thematisiert. Im islamischen sowie christlichen Kontext wird die Berechtigung des Vorwurfs bzw. der Anklage der Gotteslästerung häufig direkt oder indirekt angezweifelt, die Autoren deuten mit dem Wort auf eine fremde Sicht hin.
Vgl.:
Wiegt religiöses Empfinden schwerer als die Pressefreiheit demokratischer Länder? Man fühlt sich an den Fall Rushdie erinnert. Der britisch-indische Schriftsteller hatte sich mit seinem satirischen Roman "Die satanischen Verse" den Zorn der Muslime zugezogen. Wegen angeblicher Gotteslästerung verhängte 1989 der iranische Ajatollah Khomeini gegen ihn ein Todesdekret in Form einer "Fatwa", die einem Mordaufruf gleichkam.
Mannh. Morgen, 02.02.2006
Nach vierjährigem Exil in Stockholm, Berlin und New York war Taslima Nasrin vor zwei Wochen in ihre islamische Heimat zurückgekehrt, um ihre todkranke Mutter zu besuchen. Fundamentalistische Geistliche forderten dort erneut die Todesstrafe für die feministische Schriftstellerin wegen angeblicher Gotteslästerung.
Frankf. Rundschau, 02.10.1998
Martin Humer, 73, umtriebiger Pensionist aus Oberösterreich, steht wieder einmal vor einem Wiener Richter. Mit im Gerichtssaal: ein Priester als geistlicher Beistand, ein persönlicher Bodyguard und zahlreiche Sympathisanten. Der wortgewaltige "Pornojäger" hat im Vorjahr in der Wiener Secession ein Bild des Malers Otto Mühl mit roter Farbe beschüttet, "denn diese Verhöhnung der Kirche, diese Gotteslästerung mußte ausgelöscht werden". Der umstrittene Aktionskünstler Otto Mühl hatte für die Ausstellung "100 Jahre Secession" eine riesige Collage, 3,60 Meter mal 4,50 Meter, angefertigt. Titel: "Apokalypse." Auch bekannt unter dem Namen "keinen keks heute". Mühl verwendete kopierte Fotografien von bekannten Personen und stellte sie in ziemlich eindeutiger Pose dar. "Wer ist das?" fragt der Richter und zeigt auf eine Kopie der "Apokalypse". Humer: "Mutter Teresa." Richter: "Und das könnte der Haider sein?" - "Ja." - "Und der?" - "Der Künstler selbst." - "Ah, der Mühl."
Kleine Ztg., 24.03.1999
Eher selten werden die Wörter Lästerung und Gotteslästerung als Metaphern verwendet. Hyperbolisch bringen sie dann zum Ausdruck, dass eine (sprachliche oder andere) Handlung beleidigend oder verletzend ist.
Sprichwörter
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Jochen Leffers: Kollegen sind die Pest: Das Lästerlexikon, 2013.
Sonstiges
-
Plakat für das Fernmeldegeheimnis(Quelle: http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/images/Flirten%2C_L%C3%A4stern%2C_Tratschen._Und_niemand_h%C3%B6rt_mit..jpg)
- Die Serie "Länger lästert" von gamersglobal.de
Bibliographie
Lindorfer, Bettina 2009: Bestraftes Sprechen: zur historischen Pragmatik des Mittelalters, Paderborn.
Loetz, Francisca 2002: Mit Gott handeln: von den Zürcher Gotteslästerern der Frühen Neuzeit zu einer Kulturgeschichte des Religiösen, Göttingen.
Schubert, Daniel 2009: Lästern: eine kommunikative Gattung des Alltags, Frankfurt am Main.