Polysemie
- religiös: ‘Oberhaupt der katholischen Kirche’
- Experte: ‘Autorität’
Definition
Papst
Oberhaupt der katholischen Kirche, Bischof von Rom und Staatsoberhaupt des Vatikan.
Auch ein Ehrentitel für Oberhäupte der orientalischen Kirchen wie den orthodoxen Patriarchen von Alexandria und den koptischen Bischof von Alexandria.
Konnotationen
- Vatikan, Rom
- Seligsprechung, Heiligsprechung
- moralische und politische Ermahnung
- unfehlbar
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Bischof von Rom
- Heiliger Vater
- Nachfolger Petribuchsprachlich
- Seine Heiligkeitbuchsprachlich
- Statthalter Christibuchsprachlich
Wortbildungen
Substantive
- Gegenpapsthistorisch ‘dem rechtmäßigen Papst entgegengestellter, nicht rechtmäßig gewählter Papst’
- Papistveraltet ‘Anhänger des Papstes, aus nicht-katholischer Sicht abwertend für Katholik’
- Papstamt
- Papstaudienz
- Papstbesuch
- Papstbrief
- Papstgeschichte
- Päpstin1 ‘imaginär über ein weibliches Oberhaupt der katholischen Kirche’, vgl. die Päpstin Johanna, In den nächsten 30 Jahren kann sich bei Weihe-Ämtern etwas ändern. Eine Päpstin haben wir vielleicht in 50 Jahren.
- Papstkirche1 ‘Kirche, in der der Papst betet und heilige Messe feiert’
- Papstkirche2 ‘aus nicht-katholischer Sicht abwertend über katholische Kirche, die vom Papst zentral und undemokratisch geführt wird’
- Papstmesse
- Papstname
- Papstpalast
- Papstrede
- Papstreise
- Papstreue ‘aus nicht-katholischer Sicht meist abwertend, Gefolgschaft dem Papst’
- Papstthron
- Papsttum ‘Amt des Papstes’
- Papsturkunden
- Papstvisite
- Papstwahl
- Papstwappen
- Reformpapst1 ‘ein Papst, der die Kirche reformiert’
Adjektive
- papistischabwertend, veraltet ‘papsttreu, streng dem Papst folgend’
- päpstlich1 ‘in Relation zu Papst ‒ Profil religiös, stehend’, vgl. der päpstliche Nuntius, der päpstliche Legat, die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom, päpstlich verordnet
- päpstlich2 ‘aus nicht-katholischer Sicht meist abwertend, dem Papstamt anhängend’, vgl. päpstlich gesinnt
- papsttreu ‘aus nicht-katholischer Sicht meist abwertend, dem Papstamt anhängend’, vgl. der papsttreue Bischoff
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- in Rom gewesen sein und nicht den Papst gesehen habenbuchsprachlich, selten: <jmd.˃ ist in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen ‘das Wichtigste versäumt haben, sich etw. Wichtiges entgehen lassen haben’
- Unfehlbarkeit des Papstes ‘eine Eigenschaft des Papstes, in Glaubens- und Sittenfragen immer richtig entscheiden zu vermögen, 1870 als ein Dogma der katholischen Kirche definiert’
- päpstlicher als der Papst seinscherzhaft: <jmd.> ist päpstlicher als der Papst ‘über jmdn., der strengere Einhaltung von Normen und Regeln fordert als diejenige Instanz, die zu ihrer Kontrolle bestimmt ist’
Kollokationen
- der Besuch des Papstes
- der neue Papst
- der Papst betete
- der Papst ermahnte jmdn.
- der Papst hat etw. verurteilt
- der Papst hat jmdn. seliggesprochen
- der Papst warnte vor etw.
- der Rücktritt des Papstes
- die Stellungnahme des Papstes
- Papst Benedikt XVI.
- Papst Franziskus
- Papst Johannes Paul II.
- Papst Johannes XXIII.
Belege
Papst: «Entschlossen» gegen Kindsmissbrauch
Papst Franziskus hat ein «entschlossenes» Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Kirchendiener verlangt. Diese Forderung im Sinne seines Vorgängers habe er gestern dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre bei einem Treffen übermittelt, teilte der Vatikan mit. Es ist das erstemal, dass sich der neue Papst direkt und öffentlich zum jahrzehntelangen Missbrauch mit Zehntausenden Opfern äusserte.
St. Galler Tagblatt, 06.04.2013
Es ist Benedikts XVI. Rücktritt, der selbst Papst-Kritiker spüren lassen dürfte, dass sich in diesen Tagen ein bedeutendes Stück Kirchengeschichte ereignet. Dessen ganze Tragweite kann erst mit einigem zeitlichen Abstand erfasst werden. Dass nach über 700 Jahren erstmals wieder vom Recht auf Rücktritt Gebrauch gemacht wird, mag für künftige Päpste Konsequenzen nach sich ziehen: Falls sie den Anforderungen nicht mehr nachkommen (so Benedikts Begründung) oder sich unter den Gläubigen die Meinung breitmacht, der Papst führe die katholische Kirche in die falsche Richtung, kann sich Druck aufbauen.
Mannheimer Morgen, 28.02.2013
Aus welchen Ländern stammen die Päpste?
Von 1378 bis 1978 gab es – mit Ausnahme des Utrechters Hadrian VI. (1522/23) – eine italienische Vorherrschaft. Der Pole Karol Wojtyla war als Johannes Paul II. der erste Nicht-Italiener auf dem Stuhl Petri seit Jahrhunderten und der erste Slawe überhaupt. Benedikt XVI. (2005-13) kam als erster Deutscher seit Hadrian VI. ins Papst-Amt.
Mannheimer Morgen, 09.03.2013
Die neuen Heiligen
Rom. Die früheren Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. sollen heiliggesprochen werden. Dafür machte Papst Franziskus gestern den Weg frei.
Mannheimer Morgen, 06.07.2013
Es gibt feste Kleidervorschriften und Insignien, die auf die herausgehobene Stellung des Papstes hinweisen. Eine Auswahl:
Ferula: Sie ist der Hirtenstab des Papstes. Die Ferula ist dem Stab der Bischöfe und Äbte nachempfunden, endet jedoch statt in einer Krümmung in einem Kreuz.
Fischerring: Der ursprüngliche Siegelring des Papstes weist ihn als Nachfolger des biblischen Petrus aus. Der Schmuck-Stein trägt neben dem Namen des Papstes ein Petrus-Bild mit Fischernetz. Jeder Papst hat seinen eigenen Ring, der nach dem Tod mit einem Hammer zerschlagen wird.
Nürnberger Zeitung, 20.03.2013
Anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. in der Schweiz im Jahr 2004 entschied der Bundesrat, die Beziehungen zwischen Bern und dem Vatikan endgültig zu normalisieren.
Die Südostschweiz, 11.03.2013
Zu Beginn der Osterfeierlichkeiten am Gründonnerstag hatte Papst Franziskus sich erneut für neue Wege in der Katholischen Kirche stark gemacht - und ist selbst welche gegangen. Der 76-Jährige feierte am Donnerstagabend eine Messe in einem Jugendgefängnis in Rom und wusch dabei in einer symbolischen Geste die Füsse von zwölf Häftlingen.
Unter ihnen waren auch zwei Frauen, was ein Bruch mit der Kirchentradition war. Der Papst brach mit seinem Tun mit der Tradition, denn normalerweise nehmen keine Frauen an der traditionellen Fusswaschung teil.
Die Südostschweiz, 30.03.2013
Früher war die katholische Kirche vorwiegend in der westlichen Welt verankert. Dies habe sich grundlegend geändert, denn zwei Drittel der Kirchenmitglieder seien heute in der südlichen Welt zu finden. Die Kirche sei eine Kirche der vorwiegend armen Leute geworden.
Noch vor 50 Jahren sei die katholische Theologie unbeweglich und im Mittelalter verhaftet gewesen. Dies habe sich mit dem 2. Vatikanischen Konzil des charismatischen Papstes Johannes XXIII. geändert. Auch im Verhältnis zu andern Kirchen habe sich vieles gewandelt. Konnte Papst Benedikt XV. 1919 in Bezug auf Andersgläubige noch von «Ketzern und Verteufelten» sprechen, wurden 1962 am Konzil andere Religionen erstmals positiv bewertet. Bühlmann kritisierte auch den Zentralismus der römischen Kirche. Die Kurie gebe Weisungen an Bischöfe der dritten Welt heraus, obschon sie von den örtlichen Verhältnissen keine Ahnung habe.
St. Galler Tagblatt, 27.09.2001
Rom. Die Ankündigung von Fiat-Chef Sergio Marchionne war provokant: In der letzten Februar- sowie in der ersten März-Woche stünden in allen sechs italienischen Produktionsstätten die Montagebänder still. Dann bestieg er das Flugzeug in Richtung USA, um sich in Auburn Hills um den Problemfall Chrysler zu kümmern. Der Aufschrei der Regierung und der Gewerkschaften blieb nicht aus. Sozialminister Maurizio Sacconi warf Marchionne «Erpressung» vor. Sogar der Papst meldete sich zu Wort. Benedikt XVI. ermahnte die Wirtschaftsführer und besonders das Fiat-Management, ihre «soziale Verantwortung nicht zu vergessen». Vom Produktionsstopp sind 30 000 Arbeiter betroffen, die von der staatlichen Kurzarbeiterversicherung 80% ihres Lohns erhalten werden.
St. Galler Tagblatt, 08.02.2010
Die Rücknahme der Exkommunizierung Williamsons und drei weiterer Pius-Bischöfe durch Papst Benedikt XVI. Ende Januar hatte Empörung ausgelöst.
Fast zeitgleich war ein TV-Interview mit Williamson veröffentlicht worden. Darin behauptete der Bischof, dass in Nazi-Lagern nicht sechs Millionen Juden ermordet worden seien, sondern maximal 200 000 bis 300 000, keiner davon allerdings in Gaskammern.
Braunschweiger Zeitung, 25.02.2009
Selig.
Papst Johannes Paul II. hat am Sonntag in Turin ein italienisches Opfer der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg selig gesprochen. Es handelt sich um die Italienerin Teresa Bracco, die deutsche Soldaten 1944 verschleppt und umgebracht hatten.
Zürcher Tagesanzeiger, 25.05.1998
Ein alter Mann, 78 Jahre alt, reist in sein Heimatland. Er selbst bezeichnet sich als einen "zerbrechlichen und schwachen Menschen". Doch seine Anhänger wollen Papst Benedikt XVI. nicht schonen. Sie werden ihn wie einen Popstar feiern. Köln steht zum heutigen Beginn des Weltjugendtags Kopf - "De Papst kütt".
Hamburger Morgenpost, 16.08.2005
Der Marianisten-Pater aus Wattens war wegen seiner Tätigkeit als Priester von den Nationalsozialisten 1943 wegen Hochverrats verurteilt und in Berlin-Plötzensee enthauptet worden. Gapp wurde im November 1996 vom Papst in Rom seliggesprochen.
Am Samstag abend zelebrierte der Provinzial der Marianisten in Österreich, Pater Josef Süß, eine Gedenkmesse.
Tiroler Tageszeitung, 28.07.1997
Zu den Gräueltaten des Nationalsozialismus gegen das jüdische Volk erklärte Johannes Paul II., nur eine gottlose Ideologie sei in der Lage gewesen, die Vernichtung eines ganzen Volkes zu planen und durchzuführen. Der Papst brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Leiden der Juden im 20. Jahrhundert zu einer neuen Beziehung zwischen Christen und Juden führen werden und schloss: "Lasst uns eine Zukunft ohne anti-jüdische Empfindungen unter Christen und ohne anti-christliche Empfindungen unter Juden aufbauen." Er erinnerte dabei an das gemeinsame religiöse Erbe.
Tiroler Tageszeitung, 24.03.2000
Papst warnt vor Zerfall der Familie
Papst Johannes Paul II. hat bei seinem Besuch in Brasilien Abtreibung und Sterilisation als Bedrohung für die Menschheit scharf verurteilt. Das zwischen der katholischen Kirche und dem brasilianischen Staat heftig umstrittene Thema Abtreibung stand auch im Mittelpunkt eines Treffens mit Staatspräsident Cardoso.
Kleine Zeitung, 05.10.1997
Als Bischof sehe er in der Entscheidung des Papstes, die derzeitigen Zulassungsbedingungen zum Priesteramt nicht zu ändern, eine Herausforderung, sagte Kapellari. Johannes Paul II. wisse sehr wohl um die Probleme des Priestermangels, betrachte ihn aber als "Probe für die spirituelle Kraft der Ortskirchen".
Kleine Zeitung, 09.01.1998
Nach seiner Ansprache in Tschenstochau, seinem sechsten Besuch in dem bedeutendsten Marienheiligtum Polens, betete der Papst lange vor dem Bild der Schwarzen Madonna und sang mit der Menge traditionelle polnische Marienlieder.
Berliner Morgenpost, 18.06.1999
Das Versagen im Dritten Reich wird zwar kleinlaut eingestanden, aber nicht der scheinbar unfehlbaren Institution Kirche angelastet, sondern ihren sündigen Gläubigen. Dabei haben die deutschsprachigen Bischöfe schon zur 50. Wiederkehr der Reichspogromnacht von 1938 festgestellt, daß auch die Amtskirche Sünde auf sich lädt.
Selbst wenn Papst Pius XII. durch Diplomatie im Geheimen vielen Juden das Leben gerettet hat, bleibt festzustellen, daß er als Oberhaupt der weltumspannenden Kirche die Möglichkeit ungenutzt ließ, seine Stimme zu erheben und damit den Gläubigen auf allen Ebenen den Rücken zu stärken - auch denen, die offen Widerstand leisteten.
Mannheimer Morgen, 18.03.1998
Metaphorisch über Oberhäupter anderer Kirchen oder Glaubensgemeinschaften, zumeist verneint:
Tibet ist kein Paradies auf Erden. Der Dalai Lama ist nicht der Papst der Buddhisten. Und die Chinesen verstehen nicht, warum andere Völker ihrer Kultur treu bleiben wollen.
http://www.stern.de [24. 4. 2014]
Kirchenchefin Margot Käßmann: „Ich bin keine unfehlbare Päpstin“
http://www.bild.de [24. 4. 2014]
Frau Käßmann bleibt für uns Atheisten die Päpstin der Herzen. Prost!
http://blasphemieblog2.wordpress.com [24. 4. 2014]
Definition
Papsthyperbolisch
Anerkennend über Menschen, die auf einem Gebiet eine Autorität darstellen und deren Urteil besonders geschätzt wird. Typischerweise im Bereich der Kultur und des Konsums.
Im Deutschen in der Regel als Grundwort eines Kompositums (vgl. Literaturpapst, Modepapst, Kulturpapst u. a.). Üblicherweise als Titel einem Personennamen vorangestellt (z. B. der Kritikerpapst Marcel Reich-Ranicki).
Konnotationen
- bewerten, beurteilen, auszeichnen
- autoritäres Auftreten
Wortbildungen
Substantive
- Autopapst
- Bierpapst
- Gesundheitspapst
- Jazzpapst
- Kritikerpapst
- Kulturpapst
- Medienpapst
- Modepapst
- Päpstin2, selten, hyperbolisch ‘über eine Frau, die eine Führungsposition einnimmt oder in einem Lebensbereich besondere Leistungen hervorbringt’, vgl. Eine "Päpstin" für Italiens Politik? Kammerpräsidentin Irene Pivetti will eine neue Rechts-Partei gründen und damit die katholischen Wähler ansprechen.; Seit zehn Jahren als "Päpstin der Kleinkunst" gefeiert.; Margot Käßmann ist nun Päpstin.
- Literaturpapst
- Reformpapst2
- Solarpapst
- Wanderpapst
- Weinpapst
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- der Autopapst Ferdinand Dudenhöffer
- der Bierpapst Conrad Seidl
- der Kritikerpapst Marcel Reich-Ranicki
- der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki
- der Modepapst Giorgio Armani
- der Modepapst Karl Lagerfeld
Belege
Ihr könntet auch einmal etwas Eigenes vorlegen! Wie wäre es damit? - Ja, das werden wir auch machen. - Aber wir werden uns auch mit Ihrem Papier auseinandersetzen, weil Sie sich mittlerweile sozusagen zum grünen Solarpapst selbst ernannt haben. Wir wollen schauen, ob das, was Sie dort vertreten, wirklich umsetzbar ist.
Protokoll der Sitzung des Parlaments Hessischer Landtag am 12.04.2011
BURG LAYEN. Hubert de Boüard, der adelige Winzer aus St. Emilion, gilt dem französischen Weinpapst Michel Bettane, Herausgeber des seriösesten französischen Wein-Guides, als Neuerer der Vinifikation, der um die Handelsstadt Libourne eine neue Generation brillanter Kultweine entstehen ließ.
RZ, 05.09.2005
Denn es folgte keine Reflexion über die Schuldgefühle der Kinder von Tätern und Opfern und keine kirchenpolitisch brisante Diskussion zur Vatikan-Erklärung über die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus. Stattdessen lieferten der Münchener Kulturpapst und Staatsintendant August Everding und Michel Friedman, Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden und Querdenker in der CDU, eine auf Showeffekt erpichte, abgehobene Diskussion. Everding mag als Kapazität in Sachen Kultur gelten, hier aber war er als Christ gefragt - und tat sich in der Rolle sichtlich schwer.
Frankf. Rundschau, 19.03.1998
Albert Schulz (71), der jetzt bereits zum zehnten Mal in Bad Marienberg mit dabei war, gilt übrigens in Fachkreisen als eine Art Wanderpapst. In seinem Volkssport-Wertungsheft sind Stempel von Wanderreisen aus der ganzen Welt zu finden, so auch von der Wanderolympiade im Mai in Japan
RZ, 28.07.2009
Auszeichnung rund ums Bier 3 Lore und Franz Modlik, Inhaber vom Café Piccolo in Melk in der Linzerstraße, erhielten vor Kurzem vom Bierpapst Conrad Seidl im Casino Linz eine Auszeichnung mit 3 von 5 möglichen Krügeln für ihre Leistungen rund ums Bier. Seit mehr als 25 Jahren schreibt Conrad Seidl über Bier, hält Seminare und Biervorträge, schreibt Bücher und dreht Videos. Er ist aus der Bierszene mit seinem Wissen nicht mehr wegzudenken.
Niederösterreichische Nachrichten, 02.05.2013
Wanderung mit Gesundheitspapst Vor wenigen Tagen ging eine Wanderung mit Prof. Hademar Bankhofer durch den Wienerwald über die Bühne. Etwa 180 Teilnehmer machten mit, davon über 50 Mitglieder des Kneipp-Aktiv-Clubs Gänserndorf. Bei strahlend schönem Wetter marschierte man 2,5 Stunden durch den Wald. Zum Abschluss gab es dann noch eine gesunde Jause, die der Österreichische Kneippbund gemeinsam mit der Firma Klosterfrau kostenlos zur Verfügung stellte.
NÖN, 28.10.2008
Wortindex
- Autopapst
- Bierpapst
- Bischof von Rom
- Gegenpapsthistorisch
- Gesundheitspapst
- Guru
- Heiliger Vater
- in Rom gewesen sein und nicht den Papst gesehen habenbuchsprachlich, selten
- Jazzpapst
- Kritikerpapst
- Kulturpapst
- Literaturpapst
- Medienpapst
- Modepapst
- Nachfolger Petribuchsprachlich
- papistischabwertend, veraltet
- Papistveraltet
- Papstamt
- Papstaudienz
- Papstbesuch
- Papstbrief
- Papstgeschichte
- Päpstin1
- Päpstin2, selten, hyperbolisch
- Papstkirche1
- Papstkirche2
- päpstlich1
- päpstlich2
- päpstlicher als der Papst seinscherzhaft
- Papstmesse
- Papstname
- Papstpalast
- Papstrede
- Papstreise
- Papstreue
- Papstthron
- papsttreu
- Papsttum
- Papsturkunden
- Papstvisite
- Papstwahl
- Papstwappen
- Reformpapst1
- Reformpapst2
- Seine Heiligkeitbuchsprachlich
- Solarpapst
- Statthalter Christibuchsprachlich
- Unfehlbarkeit des Papstes
- Wanderpapst
- Weinpapst
Semantischer Wandel
Das Wort Papst wird im Deutschen zumeist als Titel des Oberhaupts der katholischen Kirche verwendet. Zu üblichen Kollokatoren gehören die Namen der Päpste (z. B. Papst Franziskus, Papst Benedikt VI., Papst Johannes Paul II.). Wird der Name nicht dem Titel direkt nachgestellt, wird er in der Regel an einer anderen Stelle im Text erwähnt. Somit referiert das Wort Papst zumeist auf konkrete Personen als Amtsträger, seltener auf das Amt selbst (wie z. B. im Satz: Es müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein, damit jemand Papst werden kann.).
Die evaluativen Aspekte sowie Konnotationen des Lexems sind unterschiedlich, je nach der Einstellung des Sprechers zur katholischen Kirche und ihren Amtsträgern. Aus evangelischer sowie laizistischer Position wird häufig auf die unanfechtbare Autorität und dogmatisch festgelegte Unfehlbarkeit des Paptes ironisch angespielt. Solche kritisch gemeinten Assoziationen mit dem Papstamt findet man beispielsweise in journalistischen Kommentaren über die Wahl Margot Käßmanns zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie in Käßmanns Selbstdarstellungen. Vgl.:
Käßmann ist EKD-Ratsvorsitzende
Nicht Päpstin – Moderatorin
Erstmals steht eine Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann wurde in Ulm zur neuen EKD-Ratsvorsitzenden gewählt.
http://www.taz.de [24. 4. 2014]
Kirchenchefin Margot Käßmann: „Ich bin keine unfehlbare Päpstin“
http://www.bild.de [24. 4. 2014]
Käßmann-Rücktritt Artistin der Fehlbarkeit
25.02.2010 · Der Rat der Evangelischen Kirche hatte die Alkoholfahrt einmütig nicht als hinreichenden Anlass für einen Rücktritt gewertet. Margot Käßmann entschied anders. Mit ihrem Rücktritt verliert die Kirche ihren faszinierendsten religiösen Akteur.
http://www.faz.net [24. 4. 2014]
Wenn auch bestimmte Charakteristika des Papstamtes häufig kritisiert oder ironisiert werden, wird der Papst doch als Autorität wahrgenommen, von der man öffentlich vorgetragene Stellungen erwartet. So findet man häufig Verben wie verurteilen, warnen und ermahnen als Prädikat zum Subjekt Papst. Auch die hohe Frequenz des Lexems Papstbesuch spiegelt die mediale Präsenz päpstlicher Auftritte wider.
Papst / Päpstin wird selten auch als metaphorische Bezeichnung der Oberhäupter anderer Religionsgemeinschaften verwendet, zumeist in einem negierenden, erklärenden Modus (x ist kein Papst):
Tibet ist kein Paradies auf Erden. Der Dalai Lama ist nicht der Papst der Buddhisten. Und die Chinesen verstehen nicht, warum andere Völker ihrer Kultur treu bleiben wollen.
http://www.stern.de [24. 4. 2014]
Im vorliegenden Wörterbuch wird neben dem religiösen ein säkulares Profil ausgegliedert. Dieses bezieht sich auf metaphorische Bezeichnungen einer anerkannten Autorität als Papst. In der Regel werden Komposita wie Literaturpapst, Kritikerpapst, Modepapst u. a. gebildet. Das Wort erscheint typischerweise als Titel, der einem Namen vorangestellt wird (der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki, der Modepapst Karl Lagerfeld). Man weist durch die Bezeichnung darauf hin, dass eine Person auf einem Gebiet (Kunst, Mode, Musik, Konsum) über besonders gute Leistungen und qualifizierte Urteile verfügt; implizit wird auf Papst als unbestrittene und unfehlbare Autorität angespielt. Der Ausdruck wirkt zwar hyperbolisch, indiziert aber in der Regel keine ironische oder kritische Distanz des Sprechers. Im Gegenteil kann die Bezeichnung als ein Marketinglabel verwendet werden.
Da im Englischen in demselben Sinne das Wort pope verwendet wird (vgl. die Definition „A person who assumes or is credited with a position, authority, or infallibility such as that of the Pope.” in Oxford English Dictionary, 2014), kann das säkulare Profil von Papst als Kalkierung aus dem Englischen entstanden sein. Allerdings handelt es sich um keinen Neologismus. DWDS (on-line) verzeichnet beispielsweise folgendes Zitat aus Mehring / Deutsche Geschichte (1910):
[Gottsched] der etwa in den Jahren 1730–1750 als Leipziger Professor der Papst der deutschen Literatur war
Sprichwörter
Kulturelle Kontexte
Musik
- Urbi & Orbi Feat.Buddy: Wir Sind Papst, 2005.
Literatur
- Rudi Sopper: So einfach ist Bücher-Nörgeln! - Wie werde ich Literatur-Papst?, 2002.
- Erich Schaake: Die sündigen Päpste, 2014
- Pius Freimuth: Die sieben Todsünden der Päpste. Römische Sittenbilder aus zwei Jahrtausenden, 1922
Filme
- Der Papst ist kein Jeansboy, Dokumentarfilm, Deutschland, 2011.
- Das Papstattentat, TV-Spielfilm, Deutschland, 2007/08.
Werbung
-
Papstbild auf der ersten Seite einer Zeitung
(Quelle: Scan) -
Cover einer Bildzeitung(Quelle: http://www.germanhistorydocs.ghi-dc.org/images/2005-04-20%20B%20-%20Wir%20sind%20Papst1.jpg)
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Plakat gegen Papstbesuch(Quelle: http://www.theologe.de/images/plakat-jetzt-reichts.jpg)
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Artikel der Zeitschrift "Der Spiegel"(Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44435938.html)
Bibliographie
Grimmler, Benedikt 2009: „Im Namen des Papstes: Eigenheiten eines globalisierten Eigennamens.“, in: Germanistische Linguistik extra muros: Aufgaben, Wrocław, Dresden, S. 117-124.
Kiefer, Sascha 2011: „Sunday's children, good-for-nothings and a pope. On the 'Happy' in German literatur“, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi), 41.163 (2011), S. 175-185.
Lundh, Karin 1992: „Wie wird der Kaiser zum Papst?: zur etymologischen Bedeutung zweier Somatismen im Deutschen und Schwedischen.“, in: Der Ginkgobaum: germanistisches Jahrbuch für Nordeuropa (Helsinki), 11 (1992), S. 42-49.
Waliszewska, Karolina 2009: „Päpstlicher als der Papst sein: Mittel der bewertenden Rede im Bereich der Wortbildung am Beispiel des Papstbildes von Johannes Paul II. in der deutschen Presse.“, in: Das Deutsche von außen betrachtet: die deutsche Gegenwartssprache in der germanistischen Nachwuchsforschung in Polen, Poznań, S. 121-132.
Zawadzka-Koch, Dominika 2014: „Quasireligion in den Medien. Fußballgötter und Modepäpste im deutsch-polnischen Sprachvergleich“, Nagórko, A. (Hg.), Sprachliche Säkularisierung. Semantik und Pragmatik, Hildesheim u.a., S. 161174.