Polysemie
- religiös-benedikativ: ‘einer Sache einen geheiligten Charakter verleihen’
- religiös-inaugurierend: ‘jmdm. ein geistliches Amt übertragen’
- kommemorativ: ‘heilighalten, gedenken’
- symbolisch: ‘eine Fahne o. Ä. in einem Festakt der Öffentlichkeit übergeben’
- inaugurierend: ‘jmdn. in etw. einweihen’
- widmen
Definition
weihen
Etwas rituell heiligen und damit für die Ausführung religiöser Handlungen besonders geeignet machen. Eine Weihe wird von einem oder einer Geistlichen ausgeführt.
Wenn Gegenstände geweiht werden, werden sie dadurch zu gottesdienstlichen oder anderen religiösen Zwecken bestimmt. Sie erhalten gleichzeitig eine besondere, geheiligte Natur und sollen mit Respekt und Würde behandelt werden. In christlichen Gemeinden werden zum Beispiel Altäre, Glocken, Hostien oder das Taufwasser geweiht. Manchmal wird auch über andere Gegenstände wie zum Beispiel über Speisen oder einen Grundstein gesagt, dass sie geweiht werden. Weihen bedeutet in diesen Fällen so viel wie segnen, also das Erbitten von Gottes Gnade und Schutz für den Gegenstand bzw. für Menschen, die die Sache nutzen oder an dem Unternehmen teilhaben werden usw. Die Teilsynonymie von weihen und segnen spiegelt wider, dass zwischen beiden Handlungen häufig nicht unterschieden wird und sie beide als eine magische Einwirkung auf den Gegenstand wahrgenommen werden.
Auch Gebäude (z. B. Kirchen und Klöster) werden geweiht und dadurch als Orte zur Ausführung religiöser Handlungen wie Verehrung von Gott oder Gottheiten, Darbringung von Opfern, Beten usw. ausgesondert. Man sagt auch, dass eine Kirche einer oder einem Heiligen oder einem Kult (z. B. der Heiligen Dreifaltigkeit, dem Herzen Jesu) geweiht wird. Durch die symbolische Widmung soll sich das Heiligtum an dem Ort besonders auswirken können, z. B. als Schutzpatron, oder es soll dadurch besonders geehrt werden.
Konnotationen
- das Kreuzzeichen über etwas oder jemanden machen
- mit dem Weihwasser besprengen
Lexikalische Relationen
Synonyme
- heiligen
- konsekrieren1 vgl. Die Kathedrale von Birmingham wurde zunächst als Pfarrkirche errichtet und 1715 konsekriert.
Wortbildungen
Substantive
- Weihe1 ‘rituelle Handlung, durch die etwas in besonderer Weise geheiligt und in den Dienst Gottes gestellt wird’
- Weihe2 ‘Segnung’, vgl. Während traditionell eigentlich erst am Ostersonntag die Fleischweihe vorgenommen und die Speisen dann verzehrt werden, hat sich bei uns mittlerweile eine Weihe schon am Ostersamstag eingebürgert.
- Weihe3, gehoben, scherzhaft ‘Erhabenheit, Würde’, vgl. Und erstmals seit 38 Jahren gibt in Person von Klaus Wowereit die Stadtregierung dem Akt wieder die politische Weihe.
- Weihnachten ‘christliches Fest der Geburt Jesu’
- Weihrauch ‘Harz, das bei religiösen Kulthandlungen verbrannt wird bzw. Rauch, der dabei entsteht’
- Weihwasser ‘in der katholischen Kirche: geweihtes Wasser, das in der Liturgie verwendet wird und in das die Gläubigen beim Betreten und beim Verlassen der Kirche die Finger tauchen, bevor sie sich bekreuzigen’
Verben
- einweihen1 ‘etw. durch ein Ritual in den Dienst Gottes stellen, heiligen’, vgl. Monsignore Horst Schroff und Pfarrer Gerhard Hönig, Hausseelsorger des Maria-Scherer-Hauses, weihten die neuen Räume im Anschluss an einen Gottesdienst ein.; Bei der mehrstündigen Feier weihten die in indische Gewänder gehüllten Priester Opfergaben an einer rituellen Feuerstelle ein.
- einweihen2 ‘in einem feierlichen Akt in Betrieb nehmen oder etw. zum ersten Mal öffentlich vorführen’, vgl. Am Donnerstag weiht Prinz Charles in London ein Denkmal für die Opfer des islamistischen Terroranschlags auf Bali ein.; Roche Diagnostics weiht neuen 32-Millionen-Euro-Bau ein; In einem grossen Fest weihte die Stadtmusik Bischofszell ihre Uniform ein.
- einweihen3, scherzhaft ‘etw. zum ersten Mal benutzen, in Gebrauch nehmen’, vgl. Die HSV-Profis werden ihn Anfang Juli erstmals betreten, am Dienstag aber weihten die Mitarbeiter der Geschäftsstelle den Kunstrasenplatz am Trainingsgelände schon mal mit einem kleinen Kick ein.
- entweihen1 ‘in einer Zeremonie den heiligen Charakter eines Ortes offiziell aufheben’, vgl. Begonnen werden soll mit der Sanierung der entweihten Kirche. Sie könnte nach den Vorstellungen der LEG als kultureller Veranstaltungsort genutzt werden.
- entweihen2 ‘etwas Heiliges oder in den Dienst Gottes Gestelltes durch ein respektloses Verhalten schänden’, vgl. Nach Angaben des Generals sollen in 15 Fällen auch muslimische Gefangene den Koran entweiht haben, indem sie zum Beispiel Seiten herausrissen.; Die Synagoge wurde – wie viele andere auch– in der Pogromnacht im November 1938 von den Nationalsozialisten geschändet und entweiht.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- <wann˃ wurde der Altar geweiht
- der Bischof weihte die Kirche
- die Kirche ist der heiligen Dreifaltigkeit geweiht
- eine Kapelle weihen
- eine Kirche dem heiligen Georg weihen
- eine Kirche dem heiligen Nikolaus weihen
- eine Kirche weihen
- geweihte Hostien
Belege
eine Kirche (wem, was) weihen (eine Kirche / einen Tempel einem heiligen Patron, einem Heiligtum symbolisch widmen)
Vor genau 50 Jahren, am Sonntag, 19. Mai 1957, wurde die neue katholische Kirche in Rüningen der Heiligen Hedwig geweiht.
Braunschweiger Zeitung, 19.05.2007
Die inmitten des Dorfes auf einer kleinen Anhöhe gelegene Kirche ist ebenfalls uralten Datums. Ursprünglich war sie dem heiligen Nikolaus geweiht, später wurde Apollonia ihre Namenspatronin.
Rhein-Zeitung, 07.08.2007
Die Martinsverehrung hat gerade hier eine lange Tradition, denn einst war die Kirche dem Heiligen geweiht.
Rhein-Zeitung, 10.11.2012
Die Römer, in religiösen Dingen sehr tolerant, solange man den Kaiser als obersten Gott verehrte, andererseits bemüht, sich der Protektion auch fremder Gottheiten zu versichern, weihten hier wahrscheinlich der Göttin Isis einen Tempel.
Salzburger Nachrichten, 31.08.1996
Die katholische Pfarrei Gähwil durfte auf das 60jährige Bestehen ihrer Pfarrkirche zurückblicken. Das Gotteshaus ist der heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Am Patroziniumsfest vom Sonntag wurde gefeiert.
St. Galler Tagblatt, 30.05.1997
etw. weihen (zur Ausführung religiöser Handlungen heiligen), in der Position des Patiens z. B.: Kirche, Altar, Glocke, Wasser, Orgel
Jubiläum: Die Kirchengemeinde St. Josef Bobstadt wurde vor 100 Jahren gegründet, vor 50 Jahre wurde die Kirche geweiht. Aus diesem Anlass feiert die Gemeinde am Sonntag, 7. Juli, um 10.45 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef Bobstadt ein Hochamt mit Generalvikar Giebelmann.
Mannheimer Morgen, 27.06.2013
In ihrer Predigt erinnerte Pastorin Angelika Meyerdierks an die Einweihung der Kirche im Jahr 1992. „Der Name stammt von dem Tag, an dem die Kirche geweiht wurde, dem Epiphanias-Tag“, so Meyerdierks.
Braunschweiger Zeitung, 09.01.2013
Im September soll die Orgel geweiht werden. Sie ersetzt ein altes Instrument aus dem Jahr 1961, das in die Jahre gekommen war. Für Saage ist die Domorgel ein ganz besonderer Job. Als Junge war er als Ministrant im Speyerer Dom und damals schon von der Größe des Gotteshauses beeindruckt.
Mannheimer Morgen, 14.01.2011
Gottesdienst mit den Sternsingern
ST. MARGRETHEN. Heute ab 18 Uhr wird ein Familiengottesdienst zusammen mit den Sternsingern in der katholischen Kirche in St. Margrethen gefeiert. Im Gottesdienst werden alle Kinder gesegnet sowie Salz und Wasser geweiht.
St. Galler Tagblatt, 05.01.2013
Nachdem gemeinsam die Heilige Messe gefeiert wurde, weihten Generalvikar Johannes Kohl, Professor Raimund Temel und Pater Stefan die ausgestellten Ikonen im Hause St. Martin.
Burgenländische Volkszeitung, 10.12.2008
Gedenkkreuz wird geweiht
Kürzlich wurde das Kreuz am neuen Friedhof fertiggestellt. Am heutigen Samstag, 15. November, soll es um 11.30 Uhr in einer kleinen kirchlichen Feierstunde durch den katholischen Pfarrer Angelo Stipinovich und seine evangelische Amtskollegin Beate Schwenk offiziell eingeweiht und gesegnet werden. Hierzu sind alle Viernheimer Bürger herzlich eingeladen. Manuel Thomas und Hermann Wunderle werden die Feier musikalisch umrahmen. Das Kreuz steht auf der großen Freifläche direkt neben der Trauerhalle. Es soll unter anderem als Gedenkkreuz für verschiedene Feierlichkeiten und Gedenkveranstaltungen von Kirchen, Vereinen, Jahrgängen und Verbänden dienen, an dem Kränze niedergelegt werden können.
Mannheimer Morgen, 15.11.2008
Denn weit vor der Reformation wurde dieser besondere Altar am 8. September 1188 geweiht, dem Tag der Geburt der Gottesmutter Maria.
Braunschweiger Zeitung, 09.01.2013
Anna, so heißt die Glocke von Eddesse. „Sie wurde 1512 gegossen und zwei Jahre später geweiht“, erklärt Ortsheimatpflegerin Adelheid Schmidt.
Braunschweiger Zeitung, 15.01.2013
Als über ein Jahrtausend nach den Griechen nämlich die Byzantiner den Tempel zur Kathedrale weihten, liessen sie die Aussenmauern zwischen den dorischen Säulen hochziehen.
St. Galler Tagblatt, 24.05.1997
Als Gotteshaus geweiht wird die Synagoge aber erst im Januar.
die tageszeitung, 20.12.2008
Es ist die Erscheinung des Herrn, die die russisch-orthodoxen Christen – wie alle anderen Kirchenfeste wegen der Zählung nach gregorianischem Kalender – 13 Tage später als Katholiken und Protestanten feiern. Priester versammeln sich vor Eislöchern, weihen das Wasser, tauchen die Gläubigen hinein und reinigen sie so von ihren Sünden. Ein Massenauflauf mitten in der Nacht, ein Volksfest.
Mannheimer Morgen, 18.01.2013
Weihe mit Volksfestcharakter
Am 7. Juli wurden die neuen Glocken in einem Festgottesdienst geweiht und in den Dienst genommen, musikalisch begleitet von den Chören und dem Posaunenchor. Die Predigt hielt Dekan Karl Hans Geil. Das anschließende fröhliche Zusammensein auf dem Domplatz glich einem Volksfest.
Mannheimer Morgen, 08.11.2013
Viernheim vor 25 Jahren: Bischof Lehmann weiht neuen Altar der Marienkirche
Mannheimer Morgen, 30.11.2013
Ulrich Fischer geht 2014 als Landesbischof von Baden in Ruhestand. In der Christuskirche eröffnete er gestern die Spendenaktion Brot für die Welt und weihte die Glocken.
Mannheimer Morgen, 02.12.2013
Bereits am Gründonnerstag wurden in einer Messe drei Hostien geweiht. Eine dieser Hostien war für die Grablegung bestimmt. Alle Hostien wurden bis zum Karfreitag in der Sakristei aufbewahrt.
http://www.lkm.uni-konstanz.de/exkursionsplaner/konstanz/mauritiusrotunde [10. 9. 2014]
Erstes orthodoxes Kloster in Thüringen geweiht
Thüringen hat seit Sonntag ein erstes orthodoxes Kloster. Bei der festlichen Weihe übergab Metropolit Mor Severius Moses ein früheres Betriebsferienheim in Altenbergen bei Gotha seiner neuen Bestimmung als Einrichtung der Antiochenisch Syrisch-Orthodoxen Kirche.
http://aktuell.evangelisch.de [10. 9. 2014]
etw. weihen (segnen), in der Position des Objekts z. B. Speisen, Grundstein
Selbst der Regen am Karsamstag konnte der Osterfeier keinen Abbruch tun. Die Feierlichkeiten begannen vor dem Kriegerdenkmal mit der Feuerweihe und dem Entzünden der Osterkerze, mit der Pfarrer Wilhelm Schuh mit den Gläubigen in die dunkle Kirche einzog.
Nach der Auferstehungsfeier wurden die mitgebrachten Speisen geweiht.
Niederösterreichische Nachrichten, 04.04.2013
Eineinhalb Jahre nach Produktionsbeginn in Osnabrück wird der fünfzigtausendste VW-Porsche 914 hergestellt. Das Fahrzeug ist damit der meistgekaufte Sportwagen in Deutschland und ein ausgesprochener Exportschlager. 12.000 Fahrzeuge dieses Typs wurden in der Bundesrepublik zugelassen, 75 Prozent in die USA, nach Kanada, Frankreich, Italien, Großbritannien und in die Benelux-Staaten exportiert. Allein in den USA sind im ersten Quartal dieses Jahres 5.962 Fahrzeuge dieses Typs verkauft worden. Das ist eine Steigerung von 31,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Quelle: Historische Kommunikation der Volkswagen AG.
Generalvikar Dr. Wilhelm Offenstein (Mitte) weiht den Grundstein. Foto: Volkswagen AG
Braunschweiger Zeitung, 02.07.2011
Definition
weihen
Jemandem in einem zeremoniellen Akt ein geistliches Amt übertragen. Eine Weihe wird von einem oder einer Geistlichen ausgeführt. In verschiedenen Religionen werden nicht nur Geistliche, sondern auch Mönche und Nonnen geweiht.
Das Verb weihen steht in dieser Bedeutung häufig mit der Bezeichnung eines geistlichen Amtes (z. B. jmdn. zum Priester weihen, jmdn. zum Bischof weihen, jmdn. zum Diakon weihen).
Gelegentlich wird das Wort weihen auch metaphorisch im Sinne von ‘jmdn. zu etw. ernennen’, ‘jmdn. ehren’ verwendet (z. B. Der Patriarch Kyrill hatte Putin zum fleischgewordenen Erlöser geweiht.). Solcher Gebrauch ist in der Regel ironisch, der Sprecher kritisiert jmds. unberechtigte und übertriebene Würdigung.
Konnotationen
- jemanden mit besonderen geistigen Fähigkeiten versehen
- jemanden ehren
Lexikalische Relationen
Synonyme
- berufen
- konsekrieren2 vgl. jmd. wird zum Erzbischof konsekriert
Wortbildungen
Substantive
- Weihbischof ‘in der katholischen Kirche: Titularbischof, der den residierenden Bischof bei bestimmten Amtshandlungen vertritt oder unterstützt’
- Weihe4 ‘rituelle Handlung, durch die jemandem die Befähigung zum Priester- oder Bischofsamt erteilt wird’, s. auch übertragen nach höheren Weihen streben ‘scherzhaft: einen guten Posten oder ein hohes (politisches) Amt erlangen wollen’
Verben
- einweihen4 ‘jmdn. in besonderes Wissen oder Können einführen, mit etw. Exklusivem vertraut machen’, vgl. Musiker des Kurpfälzischen Kammerorchesters weihten Grundschüler in die Welt der klassischen Musik und Instrumente ein., Er spielte einen Bowling-Fan und deswegen sollte ihn ein Bowling-Meister in seine Geheimnisse einweihen.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- sich weihen lassen
- zum Bischof weihen
- zum Diakon weihen
- zum Priester weihen
Belege
jmdn. zum Priester / Diakon / Bischof u. A. weihen (jmdm. ein geistliches Amt übertragen)
Als junger Theologiestudent pflegte John Peter Savarimuthu bereits Kontakt zur katholischen Pfarrgemeinde in Emmelshausen. Jetzt wurde er in seinem Heimatdorf zum Priester geweiht, und eine Delegation von St. Hildegard machte sich ganz vorne im Hunsrück auf den Weg nach Indien.
Rhein-Zeitung, 20.05.2005
Pastoralreferent Robert Geßmann beendet Ende August seine Tätigkeit in der katholischen Seelsorgeeinheit (SE) Ladenburg-Heddesheim. In Singen, dem neuen Ort seines Wirkens, wird er im November zum Diakon der altkatholischen Gemeinde geweiht.
Mannheimer Morgen, 03.01.2013
Die Laientheologinnen der Diözese Linz wollen wie ihre männlichen Kollegen zu Diakonen geweiht werden können.
Salzburger Nachrichten, 11.01.1992
Georg Gänswein (56) ist gestern vom Papst zum Erzbischof geweiht worden.
Braunschweiger Zeitung, 07.01.2013
2002 ließ sie sich zusammen mit sechs anderen Frauen von einem freikatholischen Bischof zur Priesterin weihen, woraufhin sie exkommuniziert wurde.
die tageszeitung, 08.02.2013
Ein Porträt. 1964 reiste die Engländerin Diane Perry nach Indien und ließ sich dort zur buddhistischen Nonne weihen.
http://www.reikiforum.de [10. 9. 2014]
ironisch, übertragen – jmdn. zu etw. ernennen, ihm eine besondere Würde übertragen
Der Veitstanz dauerte vierzig Sekunden, bis der Wachdienst die maskierten Aktivistinnen aus der No-go-Area des Altars entfernte. Der Protest galt dem Schulterschluss zwischen Staat und Kirche. Der Patriarch Kyrill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, hatte Putin kurz vor den Wahlen im vergangenen Februar zu einem Gottgesandten, einem „Wunder Gottes“, erhoben und den Exgeheimdienstler zum fleischgewordenen Erlöser geweiht – mit dem Recht, allumfassend zu richten. Nicht einmal in Byzanz, woher Russland das Christentum übernahm, war der Herrscher so sakrosankt.
die tageszeitung, 21.02.2013
Definition
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor. Die Bedeutung wird mit feiern, ehren, heiligen, heilighalten, (einen Feiertag) begehen ausgedrückt.]
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor. Es wird mit heiligen und heilighalten ausgedrückt.]
Definition
weihen
Einen Gegenstand (typischerweise eine Fahne oder Standarte) in einem feierlichen Akt als repräsentatives Symbol einer Gruppe (eines Vereins, einer Gemeinde) vorstellen und der Öffentlichkeit übergeben. Bei der Feier kann ein Geistlicher oder eine Geistliche eine Andacht halten. Es kann sich aber auch um ein Fest handeln, das keine religiöse Komponente hat.
In dem Ritual der sog. Jugendweihe werden junge Menschen ebenfalls geweiht. Je nach der Gemeinschaft, die die Weihe veranstaltet, handelt es sich um unterschiedliche, religiöse, oder säkulare Rituale, durch die ein junger Mensch in das Erwachsenenalter symbolisch eingeführt wird.
Konnotationen
- Fahne eines Schützenvereins, eines Turnvereins, einer Feuerwehr
Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
Substantive
- Weihe5 ‘feierliche Einführung einer Fahne oder eines anderen Symbols einer Gemeinschaft, häufig als Teil eines Kompositums, z. B. Fahnenweihe’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- eine Fahne weihen
Belege
über eine Fahne, Standarte, Glocke
Daher sei schon vor einer Weile die Idee entstanden, für die traditionsreiche Schwerpunktfeuerwehr endlich einmal eine Fahne anfertigen zu lassen.
Die ist inzwischen fertig, wartet aber noch auf ihren ersten Einsatz. Doch vorher muss das kostbare Stück erst noch geweiht werden. Was gar nicht so einfach ist: Zunächst musste ein passender Termin gefunden werden. Und nun sind Schlichting und sein Kommando-Kollege Lars Hartmann dabei, die Vorbereitungen für die traditionelle Zeremonie zu treffen.
„Fünf Vereine mit geweihten Fahnen müssen dabei sein. Pastor Holger Hermann von der Michaelis Gemeinde hat sich bereit erklärt, das Ritual mit seinen Besonderheiten durchzuführen“, erläutert Ortsbrandmeister Stephan Boger.
„Die Fahnenweihe wird voraussichtlich auf dem Hof der Fallersleber Feuerwehr stattfinden, mit einer kurzen kirchlichen Andacht, einem kleinen Zapfenstreich und einem Hoffest am Abend“, berichtet Organisator Schlichting.
Braunschweiger Zeitung, 25.10.2011
Im Jahr 1909 wird die gemeindeeigene Fläche "Am Eichelberg" zum Turnplatz umfunktioniert. Dort treffen sich in den folgenden beiden Jahrzehnten die Vereinsmitglieder zum Training.
Zwischenzeitlich wird auch noch eine Vereinsfahne angeschafft. 500 Mark kostet nach damaliger Währung das gute Stück, das im Juni 1913 bei einem zweitägigen Fest geweiht wird.
Rhein-Zeitung, 06.08.2008
Die Kirmes stand ganz im Zeichen von Rodders Alter Schule
100-jähriges Bestehen wurde mit einem viertägigen Programm rund um die Begegnungsstätte gefeiert - Eine neue Glocke wurde geweiht
Rhein-Zeitung, 16.08.2006
Am Sonntag, dem 1. Juli 1888, wurde die Fahne geweiht. Damit verbunden war ein großes Sängerfest. Die Kirner Zeitung vermeldete am 9. Juni: „Nach den vielen Einladungen an auswärtige Gesangvereine, die ihre Mitwirkung zusagten, zu urtheilen, wird der Festtag, zumal ein schöner Festplatz und gute Restauration besorgt ist, ein recht genußreicher werden, vorausgesetzt, daß der Himmel sonniges Wetter verleiht.“
Über den Verlauf des Fests berichtete die Kirner Zeitung am 4. Juli: „Am 1. Juli feierte der Männergesangverein zu Hennweiler seine Fahnenweihe. Zu derselben waren sieben Vereine und eine Deputation des Kirner Männergesangvereins erschienen.“
Rhein-Zeitung, 01.06.2012
Standarte feierlich geweiht
JUNGSCHÜTZEN DES Jungschützenbataillons Innsbruck-Stadt bei der Weihe ihrer Standarte am Sonntag anläßlich des Nationalfeiertages. Die Messe wurde im Dom zu St. Jakob gelesen, die Standarte auf dem Domplatz geweiht. Fahnenpatin ist Luise van Staa, die Gattin des Innsbrucker Bürgermeisters Herwig van Staa. Die Schützenkompanie Mühlau stellte die Ehrenformation.
Tiroler Tageszeitung, 28.10.1997
An einem Frühlingsfest wurde im Werkhof Wittenbach die neue Fahne geweiht und die Ausdehnung des Orts- und Verkehrsvereins auf das Wittenbacher Gebiet gefeiert. Im Jahre 1981 hatte der damalige Orts- und Verkehrsverein Kronbühl seine erste Vereinsfahne erhalten. Die vor gut einem Jahr beschlossene Ausdehnung des Vereins auf das Gebiet von Wittenbach war nun Anlass, eine neue Fahne zu beschaffen.
St. Galler Tagblatt, 07.05.1998
In die Zeit der 1890er Jahre fallen auch die Bemühungen, der Sektion einen akademischeren Anstrich zu geben, etwa durch die Einführung eines Comments, und der Anschaffung der Chargierfläuse.
Am 28. Mai 1903 konnte die dritte Fahne geweiht werden, und im Mai 1909 konnte, freilich ein Jahr zu früh, das 50. Jahr-Jubiläum der Subsilvania durchgeführt werden.
Subsilvania Sarnen, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/GV_Subsilvania_Sarnen: Wikipedia, 2011
Jugendweihe
Sie streben dem örtlichen Kulturhaus zu oder dem kleinstädtischen Kinosaal. Drinnen soll sich gleich Eigenartiges zutragen: die Jugendweihe. Das nichtkirchliche Ritual für den Übergang vom Kindsein ins Erwachsenenleben gibt es schon seit 155 Jahren. Damals war es ein Angebot für Freireligiöse, ihre Kinder statt konfirmieren oder firmen lieber weihen zu lassen – jugendweihen eben. Im 20. Jahrhundert wurde das Ritual von der Arbeiterbewegung übernommen; Sozialdemokraten, Lebensreformer und Kommunisten ließen ihre Kinder weihen. Die Nazis verboten die ganze Sache.
die tageszeitung, 23.06.2007
Definition
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor. Die Bedeutung wird durch das Wort einweihen ausgedrückt.]
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Definition
weihenbuchsprachlich, gehoben
Jmdn. oder etw. ganz einem wichtigen Anliegen widmen. Ursprünglich über die Hingabe eines Menschen an Gott oder Spiritualität (vgl. sein Leben Gott weihen, sein Herz Maria weihen).
Im Deutschen überwiegend als Zitat einer älteren Redeweise oder in scherzhaft-ironischen Äußerungen.
Wortbildungen
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Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- dem Abgrund / dem Ende / dem Untergang geweiht seinbuchsprachlich: <etw.˃ ist dem Abgrund / dem Ende / dem Untergang geweiht ‘etw. bricht unausweichlich zusammen, etw. wird bald zerstört sein’
- dem Tod geweiht seinbuchsprachlich: <jmd.˃ ist dem Tod geweiht ‘jmd. wird mit aller Sicherheit sterben’
Kollokationen
- sein Leben dem Vaterland weihen
- sich ganz Gott weihen wollen
Belege
„Heute morgen um 9 Uhr wurde die Leiche der in der Schlacht an der Göhrde verwundeten Eleonore Prochaska zur Erde bestattet, welche als Jäger im Lützowschen Korps unerkannt ihren Arm der heiligen Sache des Vaterlandes geweiht hatte.“ (Prochaska wurde nach ihrem Tod 1813 natürlich zum „Heldenmädchen“.)
die tageszeitung, 28.01.2013
Langsam wendet er sich nach Norden, Richtung Siegestor („Dem Krieg geweiht, im Krieg zerstört, zum Frieden mahnend“), und hebt den Schallverstärker Richtung Himmel.
die tageszeitung, 22.03.2013
Etwa den dritten Aufzug der ersten Szene von Engels „Cola di Rienzi”. Böhrnsen: „Wohlauf, Ihr Herrn, der Lust geweiht und dem Pokal sei diese Nacht!”
die tageszeitung, 16.11.2007
Auch dieser Theil seines Lebens war dem Dienste zugleich der Wissenschaft geweiht, wie der vorausgegangene es gewesen war.
http://www.deutsche-biographie.de/sfz71386.html [10. 9. 2014]
President's Day ist in ganz besonderem Masse dem Konsum geweiht – die Autohändler allein überbieten sich meist mit Sonderangeboten, die auf ganzseitigen Zeitungsanzeigen oder in TV-Spots das Porträt von George Washington oder Abraham Lincoln im wahrsten Sinne des Wortes präsidiert.
http://www.nzz.ch [10. 9. 2014]
jmdn. / sich / etw. Gott oder einer /einem Heiligen symbolisch widmen
Maria und Josef waren 40 Tage nach der Geburt mit dem kleinen Jesus nach Jerusalem gekommen, um ihn im Tempel Gott zu weihen, wie es jüdischer Brauch war.
Mannheimer Morgen, 30.01.2010
Gegenwärtig leben 19 Schwestern im Alter zwischen 40 und 80 Jahren im Kloster Maria Hilf. Im Laufe der Jahre waren es mehr als 800 Schwestern, die hier ihr Leben Gott weihten.
St. Galler Tagblatt, 12.05.1997
„Ich begriff, dass die Liebe alle Berufungen in sich schliesst, dass die Liebe alles ist, dass sie alle Zeiten und Orte umspannt. Sie ist ewig“, zitierte der Festprediger die Heilige. Darum wollte sie sich ganz Gott weihen und Märtyrerin werden.
St. Galler Tagblatt, 26.05.1997
Weihegebet (nach dem hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort)
Heute nehme ich dich, o Maria, in Gegenwart des ganzen Himmelsals meine Mutter und Königin an. Ich weihe und schenke dir mein Herz, meinen Leib und meine Seele, meinen innerenundäußeren Besitz, und auch den Wert all meiner Gebete, guten Werke und Leiden, meine ganze Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In allem sollst du frei über mich verfügen, in Zeit und Ewigkeit, damit Gott mehr geliebt wird, zu seiner größeren Ehre und zum Heil der Menschen. Amen.
http://www.vereinigung-maria.de/die-weihe-an-maria [10. 9. 2014]
Edith Schindler hat auf ihrer Zeichnung die Marquise de Pompadour inmitten der Schweizer Riesen abgebildet, weil zur Zeit Ludwigs XV. (1710-1774) und seiner berühmtesten Mätresse die Stiefmütterchen die Modeblume des galanten Versailles waren. Die Pensées drücken den Wunsch aus, sich in Erinnerung zu bringen. So weihte man sie dem heiligen Valentin und verschenkte sie am 14. Februar, dem Valentinstag.
Zürcher Tagesanzeiger, 02.04.1997
Wortindex
- berufen
- dem Abgrund / dem Ende / dem Untergang geweiht seinbuchsprachlich
- dem Tod geweiht seinbuchsprachlich
- einweihen1
- einweihen2
- einweihen3, scherzhaft
- einweihen4
- entweihen1
- entweihen2
- heiligen
- konsekrieren2
- konsekrieren1
- Weihbischof
- Weihe1
- Weihe4
- Weihe5
- Weihe2
- Weihe3, gehoben, scherzhaft
- Weihnachten
- Weihrauch
- Weihwasser
- widmen
Semantischer Wandel
Bei dem Wort weihen werden im vorliegenden Wörterbuch vier Profile verzeichnet: 1. religiös – benedikativ (‘etw. heiligen, segnen’), 2. religiös – inaugurierend (‘jmdm. ein geistliches Amt übertragen’), 3. ‘widmen’ und 4. symbolisch (‘eine Fahne o. Ä. feierlich in Gebrauch nehmen’). Dieselben Bedeutungen außer der Beudeutung ‘eine Fahne feierlich in Gebrauch nehmen’ verzeichnen auch die Wörterbücher Duden (2013, on-line) und DWDS (on-line). Das symbolische Profil findet in der herkömmlichen Lexikographie vermutlich deswegen nicht Beachtung, weil es verhältnismäßig selten vorkommt und sich manchmal mit dem religiös – benedikativen Profil überschneidet.
Alle vier Profile sind im Deutschen lange etabliert. Neue metaphorische Übertragungen der Bedeutung sind bei weihen eher selten und haben einen okkasionellen Charakter. Das Wort wirkt insgesamt buchsprachlich. Bei einem innovativen Gebrauch signalisiert es häufig Ironie oder einen kritischen Abstand des Sprechers zu dem Sachverhalt.
Im religiös – benedikativen Profil bezeichnet weihen das Ausführen eines religiösen Rituals, durch das ein Gegenstand eine besondere, geheiligte Natur erhält und damit für gottesdienstliche oder andere rituelle Zwecke tauglich gemacht wird. Als typische Kollokatoren treten in dieser Bedeutung zum einen die Wörter Priester, Papst, Pfarrer, Bischof, Erzbischof u. a. auf (als Bezeichnungen desjenigen, der die Weihe ausführt), zum anderen die Wörter Altar, Glocke, Hostien, Wasser, Kirche, Kloster, Kapelle, Kathedrale u. a. (als Bezeichnungen des Objekts, das geweiht wird). Manchmal sagt man auch über andere Gegenstände wie symbolisch dargebrachte Speisen oder den Grundstein eines Gebäudes, dass sie geweiht werden. Bei letzteren sollte die Handlung aus dem theologischen Gesichtspunkt eher segnen genannt werden, da man dadurch Gott um Schutz, Gedeihen, Gelingen usw. bittet, die Gegenstände jedoch nicht zu rituellen Zwecken eingesetzt werden. Vielen Menschen ist jedoch ein Bedeutungsunterschied zwischen weihen und segnen nicht bewusst. Beide Handlungen werden häufig als Herbeirufen göttlicher Einwirkung auf den Gegenstand wahrgenommen. Geweihten Gegenständen begegnen Gläubige mit Achtung, manchmal wird oder wurde ihnen auch eine magische Wirkung (z. B. die Schutzkraft) zugesprochen. Wenn Kirchen oder Klöster geweiht werden, wählt man zumeist auch ein Heiligtum (einen oder eine Heilige, einen religiösen Kult) aus, dem sie gewidmet werden (vgl. Die Dorfkirche wurde dem heiligen Nikolaus geweiht., Das Gotteshaus ist der heiligen Dreifaltigkeit geweiht.). Die Bezeichnungen von Heiligen und Heiligtümern (z. B. dem heiligen Thomas, dem heiligen Stephanus, der heiligen Barbara, der Jungfrau Maria) stellen die dritte Gruppe üblicher Kollokatoren dar.
Im religiös – inaugurierenden Profil bezeichnet weihen das zeremonielle Übertragen eines geistlichen Amtes einer Person (vgl. Georg Gänswein (56) ist gestern vom Papst zum Erzbischof geweiht worden.). Typische Kollokatoren sind Benennungen eines geistlichen Amtes als Bezeichnungen desjenigen, der geweiht wird, und desjenigen, der die Weihe ausführt (z. B. zum Erzbischof, durch den Papst, zum Bischof, zum Priester, zum Diakon). Selten verwendet man das Wort auch metaphorisch im Sinne von ‘jmdn. ehren’, ‘jmdn. zu etw. ernennen’. Vgl.:
Der Patriarch Kyrill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, hatte Putin kurz vor den Wahlen im vergangenen Februar zu einem Gottgesandten, einem „Wunder Gottes“, erhoben und den Exgeheimdienstler zum fleischgewordenen Erlöser geweiht – mit dem Recht, allumfassend zu richten.
die tageszeitung, 21.02.2013
Solcher Gebrauch ist offenbar ironisierend, der Sprecher kritisiert in einem scherzhaft-bissigen Ton die Würdigung, die Putin von Seiten der Kirche entgegen gebracht wird.
Im Profil „widmen“ ist das Verb weihen ein buchsprachliches und gehobenes Synonym zu widmen. Es wird benutzt, wenn sich jemand gänzlich Gott oder Spiritualität widmen will (z. B. im Gebet: Heute nehme ich dich, o Maria, in Gegenwart des ganzen Himmels als meine Mutter und Königin an. Ich weihe und schenke dir mein Herz, meinen Leib und meine Seele […]). Zu finden sind auch Wendungen wie sein Leben der Wissenschaft weihen, etw. ist dem Krieg geweiht usw. Entweder handelt es sich um Zitate eines älteren Textes, oder man gebraucht den Ausdruck als Anzeichen von Pathos, oder häufiger von Ironie. Im folgenden Beleg spielt man mit dem Wort weihen auf die Vorstellung eines höheren Ideals an, das Objekt Konsum wirkt durch seine „Niedrigkeit“ verstörend. Der Sprecher bringt damit seine distanzierte Haltung zum Ausdruck. Vgl.:
President's Day ist in ganz besonderem Masse dem Konsum geweiht – die Autohändler allein überbieten sich meist mit Sonderangeboten, die auf ganzseitigen Zeitungsanzeigen oder in TV-Spots das Porträt von George Washington oder Abraham Lincoln im wahrsten Sinne des Wortes präsidiert.
http://www.nzz.ch [10. 9. 2014]
Im symbolischen Profil bezeichnet weihen das Ausführen eines feierlichen Aktes, bei dem eine Fahne o. Ä. zum ersten Mal öffentlich vorgestellt und als gemeinsames Symbol angenommen wird. In der Regel treten die Wörter weihen und Fahne oder weihen und Standarte zusammen auf. Bei dem Fest kann ein Geistlicher oder eine Geistliche anwesend sein und eine religiöse Handlung ausführen (z. B. eine Segnung mit dem Weihwasser), es kann sich aber auch um ein Ritual ohne eine religiöse Bedeutung (bzw. ohne die Bezugnahme auf Gott) handeln. Typischerweise reichen die Traditionen der Fahnenweihe in das 19. Jahrhundert zurück und spielen sich im Rahmen verschiedener Vereine (z. B. der freiwilligen Feuerwehr, des Schützenvereins u. a.) ab. Die Verwendung des ursprünglich religiös markierten Wortes weihen illustriert die gegenseitige Beeinflussung von kirchlicher und bürgerlicher Festkultur bzw. die Überlagerung religiöser Bedeutungen von Ritualen durch soziale. Mit dem religiös – benedikativen und dem religiös – inaugurierenden Profil hat das symbolische Profil den Moment der Initiation gemeinsam – ein Gegenstand wird zum ersten Mal in seiner besonderen Funktion vorgestellt und kann sie fortan ausüben.
Auf die Initiationsrolle von einer religiösen Weihe spielen auch die übertragenen Bedeutungen von einweihen an: einweihen im Sinne von 1. ‘etw. feierlich in Betrieb nehmen, oder zum ersten Mal öffentlich vorstellen’ (z. B. das Denkmal für die Opfer des Anschlags einweihen), 2. ‘hyperbolisch, scherzhaft: etw. zum ersten Mal benutzen’ (z. B. ein neues Kleid einweihen) und 3. ‘hyperbolisch: in exklusives Wissen oder Können einführen’ (z. B. in die Welt der klassischen Musik einweihen).
Andere Metaphern lassen erkennen, dass mit weihen die Verleihung von Würde, Achtung und Anerkennung verbunden werden. Vgl. die Wendungen und Sätze:
einem Akt die politische Weihe geben ‘einen Akt als politisch bedeutsam erscheinen lassen, indem ein wichtiger Politiker an ihm teilnimmt’
Der moderate Konsum von Wein hat längst seine wissenschaftliche Weihe als gesundheitsfördernd erhalten. ‘Ein gemäßigter Weinkonsum wird durch die Wissenschaft als gesundheitsfördernd anerkannt.’
Sprichwörter
Wer geweiht ist, gehört vor seinen Obersten.
Saufen und weihen will sich nicht leiben.
Man soll keinen weihen, er habe denn seine Glieder alle.
Kulturelle Kontexte
Musik
- Klage: Die Weihe des Eises - Eine Grossweise, 2008.
- Ludwig van Beethoven: Die Weihe des Hauses, 1822.
Literatur
- Ernst Klaar: Worte der Weihe, 1: Prologe für Arbeiterfeste: Parteitage, politische Arbeitervereine, Arbeiterbildungsvereine, Gewerkschaften, Krankenkassen, Arbeiter-Turn- und Gesangvereine, Frauenvereine, Konsumvereine, Naturheilvereine, 1905.
- Florian Kolfhaus: Ganz Dein, Maria: Zwölf Tage zur Vorbereitung auf die Weihe an die Mutter Gottes und zur Vertiefung des geistlichen Lebens nach den Schriften des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort, 2014.
Sonstiges
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Weihe der Lutherbuche(Quelle: http://www.neuwuerschnitz.com/wp-content/uploads/2014/05/Lutherbuche-Weihe-Plakat.jpg)
Bibliographie
Forsén, Björn 1996: „Griechische Gliederweihungen: eine Untersuchung zu ihrer Typologie und ihrer religions- und sozialgeschichtlichen Bedeutung“, Helsinki, S. 225. (Papers and monographs of the Finnish Institute at Athens; vol. 4)
Hagenbüchle, Walter 1996: „Dichtung und Wahrheit in Cyberspace: literaturwissenschaftliche Weihen für die neuen Medien?“, in: Scherer, Gabriela/ Wehrli, Beatrice (Hgs.), Wahrheit und Wort, Bern, S. 566.
Kiraga, Sebastian 2009: „Sprache in der Menschenweihehandlung – eine Annäherung“, in: Germanistische Linguistik extra muros: Aufgaben, Wrocław, Dresden, S. 137-144.