Migration

21. September 2010

Die Marginalien zu Ovid haben von nun an eine neue Adresse und einen neuen Namen: Naso magister erat.
Endlich ist das ein "richtiger" Blog, nämlich einer, der eine Kommentarfunktion enthält. Die alten Postings bleiben aber hier auf dieser Seite.

Fritz Herz

1. Oktober 2009

Am 10. Januar 2008 hatte ich geschrieben, dass mir über Fritz Herz, den Verfasser der reizvollen Amores-Adaption, nichts bekannt sei. Gut ein Jahr später erreichte mich folgende Mail:

Hallo, Gruß von der Uni jena. Fritz Herz, zum Schluss wohnhaft in DD-Hosterwitz war mein Großonkel, Urenkel von Auguste Herz, über die ein Forschungsprojekt in DD läuft (Zusammenhang zu Fröbel). (Meine Großmutter war das auch). Fritz herz ist später vor allem mit seinen Kinderbüchern der Jugendstilzeit bekannt geworden (Von früh bis spät und einige andere). Alle im wesentlichen lokal bekannt. -Sie schrieben auf Ihrer Ovidseite, dass ihnen F.H. nicht bekannt ist, deshalb die Mail.

Über Auguste Herz erfährt man bei der Infobox zur Revolution 1848/49 immerhin die Lebensdaten. Erfreulich ausführlich ist Wikipedia.
Und wer ist Gülchen?

Neues aus Italien

1. Oktober 2009

Erfreuliches lag heute in der Post: der dritte Band des von Alessandro Barchiesi als Gesamtherausgeber betreuten, in rascher Folge erscheinenden italienischen Metamorphosenkommentars, für den Gianpiero Rosati als Bandherausgeber verantwortlich zeichnet:

rosati

Ich freue mich darauf, mit dem Band zu arbeiten.

Hausputz

19. September 2009

Die Ovid-Homepage und auch dieser Blog sind ja in den letzten Monaten arg stiefmütterlich behandelt worden. Aber nun ist die FIEC-Tagung glücklich vorbei, so dass ich auch wieder freie Kapazitäten habe.
Wie auch im richtigen Leben beginnt man einen solchen Vorsatz am besten mit einem gründlichen Hausputz, bevor man an Neuanschaffungen denkt. Und so habe auch ich erst einmal aufgeräumt und (hoffentlich) alle obsoleten Links. beseitigt. Jetzt kann es an die Neueinträge gehen.

Ovid - in usum feminarum

10. Januar 2008

Ovid ist ja nicht nur für die Moral im augusteischen Rom, sondern auch in manch anderen vordergründig prüden Zeiten ein schwieriger Autor, insbesondere für das weibliche Lesepublikum bzw. für die männlichen Projektionen dieses Lesepublikums.
Eine besonders hübsche Lösung hat ein mir sonst nicht näher bekannter Fritz Herz gefunden, der 1891 im Verlag Otto Hedel in Halle an der Saale eine Umdichtung der Amores herausbrachte, sie "seinem Gülchen" widmete und das Vorwort folgendermaßen begann:

Ein Büchlein, das nur von der Liebe handelt - wer sollte ihm eine bessere Patin sein als du, liebes Kind, bist du doch hübsch und jung und voller Schelmerei, wie es der alte Publius Ovidius Naso so gern hatte, bist du doch das rege, geschäftige Leben, das der Zeit nicht achtet, die über die Dinge hineilt. Hier bleibe andächtig stehen und schweige, denn das Werkchen, das ich in deine Hände lege, hat 2000 Jahre gesehen und ist nicht verwittert.
Ovids Liebesbüchlein oder auf lateinisch Amores, was - wie jedes Mädchen weiß - die Mehrheit von Amor ist, hat einen gar merkwürdigen Mann zum Verfasser. Das Problem der Liebe beschäftigte seine Seele zeitlebens, sei es daß er die alte Heldensage, sei es dass er seine eigenen Erlebnisse ins Auge faßte, und er hat auch eine gewise Lösung dafür gefunden: die Liebe ist - eine Kunst.
Lache ihn nur gründlich aus, mein Kind, du weißt es ja besser; um aber gerecht zu zu sein, wirst du den Mann im Geiste seiner Zeit betrachten müssen.
Und wer nun Lust bekommen hat, das ganze "Liebesbüchlein" zu lesen und wer nicht zufällig in einem Antiquariat fündig geworden ist, der kann das auf unserer Ovid-Seite tun.

Icarus redux

17. Oktober 2007

Ein kleines bildliches Mitbringsel von der Generalversammlung der Görres-Gesellschaft Anfang Oktober 2007 in Fulda zeigt wieder einmal, wie Ovid rezeptionsgeschichtlich gegen den Strich gebürstet wird. Nicht Daedalus ist die Inkarnation des Traums vom Fliegen, sondern Icarus:

icarus_handy

Für einen Drachenladen mag das ein ähnlich bedeutungsvolles Vorzeichen sein wie für die Ikarus-Busse und ihre Verkehrtüchtigkeit oder wie im Falle der VW-Spitzenlimousine Phaeton das Schicksal des mit dem Wagen des Vaters abgestürzten Sohnes des Sonnengottes, des Phaethon.
Aber bekanntlich gibt es ja keine falsche Rezeption.

Pro se ipse - in eigener Sache

10. Oktober 2007

Der Sammelband der Konstanzer Ovidtagung vom Juli 2005 ist endlich erschienen:

Markus Janka, Ulrich Schmitzer, Helmut Seng (Hrsgg.):
Ovid. Werk - Kultur - Wirkung
Darmstadt: WBG 2007.

Als kleinen Lektüreanreiz setze ich das Inhaltsverzeichnis hierher:

Vorwort

MARKUS JANKA
Vivam, parsque mei multa superstes erit (Ov. am. 1,15,42):
Wege der Ovidforschung in der aetas Nasonis seit 1968

MARIA H. DETTENHOFER
Zwischen Propaganda und Realität.
Ovid im Schatten augusteischer Politik zwischen 18 v. Chr. und 9 n. Chr.

FRANK WITTCHOW
Non ego sum stultus, ut ante fui.
List, Gelächter und Aggression bei Tibull und Ovid

JULA WILDBERGER
Ovids Remedia amoris aus affektpsychologischer Sicht

ULRICH SCHMITZER
Ovids Carmentalia - oder: Kann man einem Dichter vertrauen?

ELENA MERLI
Literarische und 'kulturelle' Intertextualität in Ovids Fasti:
Das Aition der Vinalia (4,877-900)

HELMUT SENG
Ovids Phaethon-Tragödie (met. 1,747-2,400)

PETRA FLEISCHMANN
Die kleinen Leute in Ovids Metamorphosen -
zwischen Sozialrealismus und literarischem Konzept am Beispiel der lykischen Bauern (met. 6,313-387)

MARKUS JANKA
Ovids Unterwelten im Wandel:
Die Katabaseis der Metamorphosen zwischen Imitation und Innovation

MARTIN KORENJAK
Von den Metamorphosen zum Brief an Augustus:
Ovids 'horazische Periode'

CHRISTIAN TORNAU
Die Liebeskunst in den Tristia.
Überlegungen zur Intertextualität in der Exildichtung Ovids

NIKLAS HOLZBERG
Res est publica Caesar.
Ovid und Martial konstruieren ihre Kaiser

PHILIP HARDIE
Ovid versus Vergil?
Variationen einer Gegenüberstellung Mittelalter und Renaissance

CHRISTINE WALDE
Auferstehungen -
Literarische Ovidrezeption an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert

Bleibt mir nur noch, viel Spaß bei der Lektüre zu wünschen.

Eine Metamorphosenübersetzung von 1766

25. September 2007

Wer wie ich in Berlin-Mariendorf wohnt, ist natürlich besonders interessiert, wenn er auf eine dort entstandene Metamorphosenübersetzung stößt. Just das ist mir im Rahmen einer allgemeiner gehaltenen Bibliotheksrecherche geglückt (dazu der Screenshot aus dem OPAC der Staatsbibliothek Berlin):

safft_thumbnail

Ovids Verwandlungen / ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen herausgegeben von Johann Samuel Safft, Prediger zu Mariendorff und Marienfelde ...
Berlin, verlegts August Mylius .., 1766.
782 S.

Ich gebe zu, dieser Herr Safft war mir nicht näher bekannt und so hegte ich die schönsten Hoffnungen. Aber eine Web-Recherche brachte bald die Ernüchterung. Denn die vom Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam dankenswerterweise digitalisierte Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (erschienen 1765 - 1806) enthält in des Dritten Bandes zweytem Stück eine Besprechung durch einen anonymen Rezensenten, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt.

Schon der Anfang verheißt nichts Gutes:

Wie sehr würden wir uns über die Erfüllung so sehnlicher, aber oft betrogener Wünsche erfreuen, wenn wir viele Übersetzungen griechischer und lateinischer Autoren ankündigen könnten, die wahrhafte und getreue Vorstellungen ihrer Originale wären, die den unphilologischen, aber doch nicht geschmack= und verstandlosen Liebhaber oder Beflissenen der schönen Künste, für seine Unwissenheit in der alten Literatur, schadlos halten, und es ihm begreiflich machen könnten, wie würdig diese Werke des Genies des Althertums der Lobsprüche sind, welche so viele Jahrhunderte hindurch, immer einer dem andern nachgesprochen hat, und welche jetzt von jedermann, als ausgemachte und eigene Erfahrungen (leider mit wie wenig Wahrheit!) nachgesprochen werden müssen. Wie stolz würden wir auf solche Übersetzungen sein!

Aber dann kommt es bald ziemlich dick:

Die Übersetzung haben wir mit dem lateinischen Text verglichen; aber auch ohne Vergleichung wird der Leser bey manchen Stellen anstoßen, die ihn auf die Richtigkeit der Übersetzung ... mißtrauisch machen müssen.

Auch wenn der Rezensent nicht mit einem Fehlerverzeichnis ermüden will, so füllt er doch die nächsten 15 Seiten mit einer keineswegs vollständigen Auflistung - dafür nur ein Beispiel:

S. 10. "Und keinem unerneuertem Acker mangelte es an schwangeren Aehren"
    Nec renovatus ager gravidis canebat aristis.
Warum mußte der Ueb. carebat für canebat lesen? - fast sollte man vermuthen, daß er die Construktion nicht verstand. Etiam ager non renovatus etc. das hieße wohl: Auch das Feld, welches niemand im Frühlinge bearbeitet hatte, war von vollen Aehren weiß.

Vieles erinnert, nicht nur wegen des geistlichen Standes des Gescholtenen, an Lessings Vade mecum für den Herrn Sam. Gotth. Lange, Pastor in Laublingen. Und ein wenig beruhigt es, daß frühere Generationen auch nicht automatisch so viel besser Latein konnten als Heutige, wie wir es in düsteren Korrekturstunden bisweilen annehmen. Aber lassen wir das auf sich beruhen, um uns zum Schluß noch einem etwas übergreifenderen Aspekt zuzuwenden. Der Rezensent schreibt in seiner Vorbemerkung u.a.:

Für den Künstler, dem zur Erfindung und zum Ausdruck in seinen Gemälden und Statuen die Mythologie bekannt seyn muß, ist der fleißige Ovid das nächste und leichteste Handbuch.

Das trifft sich auffällig mit dem Untertitel der durch Gerhard Finks Version immer noch präsenten Prosaübersetzung von August Rode, der in den frühen Versionen lautete:

Ovids Verwandlungen übersetzt mit Anmerkungen für junge Leute, angehende Künstler und ungelehrte Künstliebhaber
versehen von Aug. Rode
Berlin 1791

Diesem Aspekt der Nützlichkeit von Übersetzung lohnt es sich durchaus, eines Tages genauer nachzugehen. Den Mariendorfer Prediger Safft (oder Saft) werde ich mir in einer Mußestunde aber doch einmal als Lektüre gönnen.

Cipus in Siena

24. September 2007

Im Palazzo Pubblico in Siena bietet die Sala del Concistoro eine Galerie politischer Tugenden, personifiziert durch exemplarische Helden, wie den athenische König Codrus. In einer der Ecken findet man auch eine aus dem 15. Metamorphosenbuch bekannte, römisch-republikanische Gestalt, den Praetor Cipus:

siena_thumbnail

Das ihm spontan gewachsene Geweih hatte nach Auskunft eines Sehers auf seine Erwählung zum König hingedeutet. Aber als vorbildlicher Republikaner ging er lieber ins Exil und stellte so das Staatswohl über seine private Karriere.

Ich bin seit meiner Dissertation der Überzeugung, daß Cipus eine Erfindung Ovids ist, die dann schon bald - bei Valerius Maxdimus und Plinius den Weg in die seriöse historiographienahe Literatur fand - und von da in auch bildlich dargestellte Helden- und Tugendkataloge wie den in Siena.

Hilfsweise läßt sich auch annehmen, daß Ovid seinen Cipus in einer sehr entlegenen und obskuren Quelle fand, so daß nicht die Erfindung, wohl aber die Wiederentdeckung ihm zuzuschreiben wäre.

Holzbergs Studienjahre ohne Ovid

18. September 2007

Heute traf bei mir das neue Metamorphosen-Bändchen von Niklas Holzberg ein (ein Dank an den Verfasser). Da ich hier im Ovid-Blog keine Wissenschaft, sondern Marginales betreibe (der nächste Forschungsbericht im Gymnasium folgt bestimmt), möchte ich nur den ersten Absatz des Vorwortes zitieren:

Als ich von 1969-1972 in Erlangen studierte, wurden in den acht Semestern, während derer ich am Institut für Alte Sprachen meine Ausbildung erhielt, weder Vorlesungen noch Seminare über Ovid angeboten. Gewiß, der damalige Vorstand der kooptierten Abteilung für Mittellateinische Philologie, Paul Klopsch, beschäftigte sich mit dem Autor von einst so wikungsmächtigen Texten wie der Liebeskunst und den Metamorphosen. Doch ihn interessierten lediglich die inhaltlich zum größten Teil eher enttäuschenden Pseudo-Ovidiana des Mittelalters, und hier vor allem Probleme der handschriftlichen Überlieferung sowie der Edition. Im Hinblick auf meine Abschlußexamina mußte ich natürlich über den Dichter informiert sein, aber in den einschlägigen Handbüchern war immer wieder zu lesen, Ovid sei ein unorigineller und überdies frivoler Autor. Der große Latinist Friedrich Klinger [recte: Klingner] schloß den Dichter sogar von seiner erstmals 1943 publizierten, mehrfach aufgelegten und dabei stetig erweiterten Aufsatzsammlung Römische Geisteswelt aus.

Ich habe mein Studium in Erlangen 1979, also zehn Jahre nach Holzberg, begonnen (und eine meiner ersten Veranstaltungen bei ihm besucht, Paul Klopsch habe ich auch noch aktiv lehrend erlebt). Die Zeiten hatten sich dann doch schon geändert: Mein erstes Proseminar im WS 1980/81 galt den Metamorphosen, der Besuch einer Ovid-Vorlesung sowie die Zwischenprüfung über das fünfte Metamorphosenbuch (allesamt bei Severin Koster, der 1978/79 nach Erlangen berufen worden war) schlossen sich an - das Weitere fand sich dann.
Auch Franz Bömer, gut zwei Philologengenerationen älter als Holzberg und durch den Fasti-Kommentar 1957/58 und den Metamorphosenkommentar 1969-1986 so gut wie täglich mit dem Dichter befaßt, beklagte sich einmal mir gegenüber mündlich, daß die führenden Latinisten seiner Zeit (wieder fiel der Name Friedrich Klingner) nur von oben herab auf Ovid und Ovidforscher geblickt hätten. Die Zeiten haben sich wirklich geändert (und so sei nach dem Anfang nun der Schluß von Holzbergs Text zitiert):

Allein die Zahl der seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erschienenen Bücher und Aufsätze, in denen die Metamorphosen interpretiert werden, ist so enorm, daß es nicht leicht war, für eine Einführung wie die vorliegende eine Auswahlbibliographie zu erstellen.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Henzes Phaedra und die Metamorphosen

16. September 2007

Aus der Inhaltsbeschreibung der neuen "Konzertoper" Phaedra von Hans-Werner Henze (Uraufführung am 6.9.2007 in der Staatsoper unter den Linden):

Der erste Teil der zweiteiligen Oper skizziert zwar den dramatischen Handlungsverlauf, wie er von Euripides über Racine bis zu Sarah Kane behandelt wurde; der zweite Teil greift dann aber auf einen mythologischen Strang zurück, der sich vor allem in Ovids METAMORPHOSEN findet: Der zu Tode verwundete Hippolyt wird von der Göttin Artemis auf der Insel Nemi buchstäblich wieder zusammengesetzt, um unter dem Namen Virbius ein neues Dasein zu erleben, in dem er aber sein eigenes Bewusstsein nur noch kaleidoskopartig wahrnehmen kann. Bedrängt von der von den Toten zurückgekehrten Phaedra und den Göttinnen Artemis und Aphrodite stellen sich für ihn die Wechselbeziehungen zwischen Menschen und Göttern neu dar.

Das Libretto stammt von Christian Lehnert, einem 1969 in Dresden geborenen Theologen - ein erneutes Beispiel für das Interesse an der antiken Mythologie (außerhalb der professionellen Forschergilde) bei einem in der DDR Geborenen und Aufgewachsenen.
Vor allem aber verdient Beachtung, daß mit Ovids Virbius (am Nemi-See angesiedelt) der Bezug zu Henzes Wohnort, dem Städtchen Marino in den Albaner Bergen, hergestellt ist (nördlich der Alpen ist so etwas leider kaum denkbar - sehnsuchtsvoll a parte gesprochen), wie ihn etwa auch die Homepage der für den See eponymen Gemeinde Nemi kennt.

Am Rande: Ulrich von Wilamowitz und John Wayne

14. September 2007

Daß Philologen immer in der Gefahr schweben, statt "angenommen" "Agamemnon" zu lesen, ist seit Lichtenbergs Aphorismus eine feststehende Erkenntnis. Und so können sich beim Philologen manchmal sogar beim Betrachten eines Western einschlägige Assoziationen einstellen.

In John Fords Der Schwarze Falke (eigentlich: The Searchers, 1956) spielt John Wayne einen ehemaligen Südstaatensoldaten (Ethan Edwards), der sich mit der Niederlage im Bürgerkrieg nicht abgefunden hat. Als nach einem Indianerüberfall der auch für zivile Angelegenheiten zuständige Pastor Clayton die Bewohner des Orts als Hilfssheriffs vereidigen will, antwortet Ethan/John Wayne (Quelle: The Internet Movie Database):

Figure a man's only good for one oath at a time; I took mine to the Confederate States of America.

Und nun Wilamowitz: In seinen Erinnerungen (Leipzig 1928) beschreibt er die vergeblichen Versuche, ihn aus Göttingen ins "Ausland" wegzulocken (S. 208):

So schwer die Arbeitslast war, die auf mir lag, es kostete keine Überlegung, Rufe nach Heidelberg und Straßburg ... auszuschlagen. Der Vertreter des badischen Ministeriums hatte volles Verständnis dafür, als ich ohne auf die Bedingungen einzugehen, die mich hätten verlocken können, erklärte, ich hätte meinem König einmal geschworen und könnte nun selbst in den Dienst eines Fürsten wie des Großherzogs von Baden nicht mehr treten.

Ulrich von Wilamowitz und John Wayne: ein Feld für die Rezeptionsforschung also? Wer schreibt den Drittmittelantrag?

Sulmoneser Ovidiana der besonderen Art

14. September 2007

Bleiben wir in Italien. Dieses Mal geht es in die Heimatstadt Ovids, nach Sulmo(na). Daß Ovid dort immer noch in vielfacher Weise präsent ist, dafür habe ich auf der Ovid-Homepage Belege gesammelt. Nun gibt es aber auch die "Prima Festa Ovidiana", veranstaltet von der "Ovidiana Associazione Culturale" anläßlich ihres vierjährigen Bestehens. Im Web findet sich das zugehörige Plakat. Und wer Sinn für feine Ironie hat, sollte einen Blick auf die Email-Adresse werfen.

Die Ars Amatoria und der Kriminalroman

13. September 2007

Noch etwas, das mit dem Friaul zu tun hat: Veit Heinichen hat seinem jüngsten Triest-Krimi Totentanz drei Motti vorangestellt, darunter auch eines aus Ovid:

Überall herrscht Zufall.
Laß deine Angel nur hängen;
wo du's am wenigsten glaubst,
sitzt im Strudel der Fisch.

Die Quelle für das lateinische Original ist leicht zu finden. Es handelt sich um ars 3,425f.:

Casus ubique valet: semper tibi pendeat hamus;
   quo minime credis gurgite, piscis erit.

Und die Herkunft der Übersetzung: Es handelt sich um die vor allem als Tusculum-Ausgabe bekannte und verbreitete metrische Wiedergabe von Werner Hertzberg (Vorgänger der aktuellen Ausgabe von Niklas Holzberg), die sich offenbar wegen des abgelaufenen Urheberrechts auch als aktueller Nachdruck noch verlegerischer Beliebtheit erfreut.
Oder man googelt z.B. nach "sitzt im Strudel der Fisch" und bekommt (heute) 94 Treffen, etwa aus wikiquote, ebenfalls ohne Verszählung und Angabe der Übersetzung.
Was Ovids Hinweis an die Frauen allerdings mit der Krimihandlung zu tun hat, das sei hier nicht verraten.

Pyramus und Thisbe in Cividale di Friuli

12. September 2007

Als Beginn des Ovid-Blogs kein wirklicher Neufund, sondern eine Reminiszenz an die Erlanger Oberitalien-Exkursion 1997, wiederentdeckt im Sommer 2007:

In Cividale di Friuli, als Forum Iulii von Caesar gegründet, finden sich am Palazzo Stringher Levrini aus dem 16. Jahrhundert neben Fresken mit den Drei Grazien und Hercules im Kampf gegen Antaeus auch eines mit Pyramus und Thisbe:

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Besonders hübsch ist die simultane Darstellung: Während links die Löwin hinter der als Brunnen dargestellten Quelle verschwindet, ringt rechts Thisbe über dem durch übereilten Selbstmord dahingeschiedenen Pyramus verzweifelt die Hände. Ob sich damit im Sinne der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ovid-Tradition eine moralische Aussageabsicht verbindet, vermag ich nicht zu sagen.

Auf diese Darstellung hatte ich auch in meinem Ovid-Buch (2001) kurz hingewiesen (S. 212) - durchaus mit Wirkung (zumindest auf Mit-Forscher), wie ich im Herbst 2006 feststellen konnte: Denn bei der Vorstellung der von Mariella Bonvicini besorgten italienischen Übersetzung berichtete Gianpiero Rosati, dass sich Philip Hardie bei einem Besuch in Udine aufgrund dieser Erwähnung einen Besuch in Cividale ausbedungen habe, um dieses Fresko zu sehen - die unerwartete Folge eines zufälligen Rundgangs in der Mittagspause während der Exkursion im September 1997.