Autor/enOtto, Berthold
TitelFlugblatt zur Eröffnung der Hauslehrerschule in Groß-Lichterfelde
OrtGroßlichterfelde
Datum1908.09
Anmerkungen[I.2.2.; Kindheit] "Die Hauslehrerschule ist nur für solche Kinder bestimmt, deren Eltern sich zu den Hauslehrerbestrebungen bekennen. Diese Bestrebungen richten sich darauf, daß der selbständige Wert der Kindheit anerkannt werden soll, daß die Kindheit lediglich als Vorstufe des Erwachsenseins angesehen werden soll." ............................................................. [I.2.2.] "Unsere Grundüberzeugung ist die, daß in jedem Kinde der Trieb nach ihm möglichen geistigen Wachstum vorhanden und wirksam ist; wir sehen also die Aufgabe des Lehrers nicht darin, dem Kinde irgend welche Kenntnisse oder Fertigkeiten aufzuzwingen, sondern darin, ihm bei Erwerbung der Kenntnisse und Ferigkeiten, die das Kind wünscht, alle die Förderung und Hilfe zu teil werden zu lassen, die das Kind wünscht." .............................................................. "Die Erfahrung hat gelehrt, daß das Lernbedürfnis der Kinder sich stark nach dem richtet, was Altersgenossen lernen, daß also unsere Schüler, ohne daß wir darauf hinarbeiten, im allgemeinen mit ihren Altersgenossen in der Schule Schritt halten; sie bleiben in einigen Fächern zurück, gehen aber in anderen viel schneller vorwärts. Der Übergang in eine dem Alter des Schülers entsprechende Schulklasse ist also jederzeit ohne große Schwierigkeiten möglich." .............................................................. [II.8.; Schulklasse, Gesamtunterricht; Fachkurse] "Die Hauslehrerschule selbst hat keine Einteilung in Schulklassen der gewöhnlichen Art mit Versetzung und Sitzenbleiben, wir haben den täglichen einstündigen Gesamtunterricht, dessen Themata von den Schülern selbst bestimmt werden und in dem vollkommene Redefreiheit herrscht, und außerdem haben wir alle die Fachkurse, nach denen sich bei den Schülern der Wunsch regt; ..." .............................................................. [Strafe] "Überhaupt gibt es keine Strafen für Faulheit und Unaufmerksamkeit; für grobe Ungezogenheiten würden natürlich Strafen verhängt werden, ..." .............................................................. [II.7.] "Die Schüler sollen durchaus den Eindruck haben, daß sie sich nicht in einer Zwangsanstalt, sondern in einer Spielgemeinschaft befinden. Nur so kann ihnen trotz Mathematik, Latein, Griechisch, Französisch, Englisch, Geschichte und Erdkunde die volle Kindlichkeit bewahrt bleiben."
ArchivB.-O.-S./II/B/H/I/2
SignaturB.-O.-S./II/B/H/I/2 [36]
SchlagworteFamilie
Flugblatt
Gesamtunterricht
Groß-Lichterfelde
Hauslehrerschule
Kindheit
Kindlichkeit
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Schule
Schulklasse
Strafe
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