Autor/enKerner, Georg
TitelFamilienreform und Reformation der Schule
OrtZanzhausen-See
Datum1912
AnmerkungenEigentliche Aufgaben der Kindererziehung nach Berthold Otto in Familie und Schule .............................................................. [Schulreform; Frauenfrage] "Es gibt keine heiligere Aufgabe für eine Mutter, als mit Verständnis dem Kind in seiner naturgegebenen Entwicklung zu helfen. Die wichtigste Emanzipation der Frau bestände darin, sie von allem zu befreien, was sie an der Entfaltung der Kräfte hemmt, die ihr Gott zu diesem Zweck in das Innerste ihres Wesens eingesenkt hat. Eine Mutter, die ihren Kindern mit liebevollem Verständnis aufwachsen hilft, tut mehr für unser Volk als manche Frauenrechtlerin, die sich in der Öffentlichkeit einen großen Namen als Vorkämpferin ihres Geschlechts gemacht hat." (S.1) .............................................................. [I.2.2.] " Aus jedem Kind drängen wie aus Knospen, die sich zu entfalten beginnen, wundervolle Blüten ans Licht; Blüten, in denen alle Teile organisch zueinander passen und so für einander sind, daß Erwachsene von diesen Blüten ja die Finger lassen sollten, um etwa daran herumzumodeln und sie anders einzurichten, wie sie sind." (S.2) .............................................................. [Individualität; Bildsamkeit] "Die menschliche Eigenart, die in jedem Kind steckt, die ist genau so bestimmt und die Zukunft bestimmend, wie die Art der Frucht, die aus einer bestimmten Blüteart kommen kann. Ich kann durch Pflege des Baumes dafür sorgen, daß die Frucht sich günstig entwickeln kann, aber ich kann ihre Eigenart nicht nach meinen Wünschen gestalten." (S.2) .............................................................. "...; denn alles Lebendige trägt sein Ideal in sich. Ideal ist nie etwas, was man von außen an eine Sache heranbringen kann; nicht mal an eine Sache." (S.3) .............................................................. [Wachsenlassen] "Von daher müssen wir es verstehen, wenn uns Berthold Otto immer lehrt statt einzugreifen in die kindliche Entwicklung, statt zu drücken und zu unterdrücken, solle man vielmehr still beobachten, verstehen lernen, das Schöpferische in jedem Kind zu belauschen, dem Willen, der sich sein Leben von innen her gestalten will, sein Recht lassen; ..." (S.3) .............................................................. [Willenserziehung] "Und doch zeigt Otto gerade auf diesem Gebiet überzeugend, wie der meiste Ungehorsam in der Welt durch die Überspannung der Gehorsamsforderung kommt, wie Menschen, denen dauernd befohlen wird, überhaupt nicht richtig horchen lernen können, weil sie nicht mit dem eigenen Willen und der eigenen Überzeugung bei der Sache sind. Er zeigt, wie der Wille sich niemals bilden und kräftigen kann, wenn er dauernd unterdrückt wird." (S.4) .............................................................. [pädagogische Freiheit] "Er (Otto) weist darauf hin, daß es mit recht wenigen Ausnahmen eigentlich keine berühmten Direktoren mehr gibt und sieht den Hauptgrund darin, daß der Direktor ja gar nicht mehr in der Lage ist, sich als Pädagoge im Großen frei zu betätigen. Dazu ist er viel zu abhängig. Damit ist ihm ein großer Teil verantwortungsreicher Arbeit von den höheren Instanzen, Provinzial-Schulkollegium usw. abgenommen, aber damit auch die Möglichkeit, aus sich heraus etwas Großes zu leisten. Und hier sieht man gleich, was Otto unter Freiheit versteht, die Möglichkeit, in einem Wirkungskreis etwas zu leisten, wofür man die volle Verantwortung auf sich nehmen kann. Darum dem Direktor ebenso Freiheit, wie dem Kinde, das erst durch freie Entscheidung lernt, Verantwortung auf sich zu nehmen. Je mehr wir jemand vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat, um so mehr nehmen wir ihm die Verantwortung, also das Höchste im Leben." (S.6) .............................................................. "..., daß auch darin wieder der Gedanke zum Durchbruch kommt, daß mit der größeren Freiheit des Lehrers auch die größere Verantwortung verbunden sein soll; er muß seinen Schüler genau kennen, weil sein - des Lehrers - Urteil für das Reifezeugnis jetzt viel mehr ins Gewichtt fällt." (S.6)
ArchivB.-O.-S./II/B/H/II [
SignaturB.-O.-S./II/B/H/II [10]
SchlagworteAutorität
Bildsamkeit
Erziehung
Familie
Frauenfrage
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Individualität
Kind
Kindesmundart
Leben
Leben, freies geistiges
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Schule
Schulreform
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Sprache des Kindes
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