Autor/enMeyer-Otto, Irmgard
TitelArtikel über Berthold Otto
OrtBerlin-Lichterfelde
Datum1936.01
Anmerkungen"Durch den Gesamtunterricht erlebt das Kind die Gemeinschaft, lernt, sich unterzuordnen und ihr zu dienen. Das ist von jeher mein Erziehungsziel gewesen, zu der Erkenntnis zu führen, daß man selbst nur ein Teilchen ist, daß das Volk ein lebendiger Organismus, man selbst mit all seinem Sehnen und Streben nur eine kleinwinzige Zelle ist, auf die es unter Umständen gar nicht anzukommen braucht, und die doch wieder getreu ihre Pflicht tun muß, um den ganzen Organismus gesund zu erhalten." (S.5) ..................................................... "Eine Neuerung ist das enge Zusammenarbeiten im Kollegium. Wir haben regelmäßige Besprechungen, für die unsere Pausen bei weitem nicht ausreichen. Jedes Kind ist einmal auf der Tagesordnung und wir tauschen dann unsere Erfahrungen und Beobachtungen aus und überlegen bei Schwierigkeiten gemeinsam, wie wir dieses Kind anzufassen haben, damit es gesund werden und sich aufs beste entwickeln kann. Diese Besprechungen zeichne ich auf. Es wird über jedes Kind Buch geführt. Die ganze Entwicklung können wir verfolgen, nicht nur die rein schulmäßigen Leistungen, auch alles, was ich sonst über die Kinder in Erfahrung bringen kann, zeichne ich auf. Natürlich auch, was das Kind etwa zu Schulden kommen läßt, wo seine Schwierigkeiten liegen, wie die häuslichen Verhältnisse sind usw. Meine Geleitbriefe gehen zum Teil schon seit Jahren, ich schreibe auch, wenn die Kinder von uns fortgegangen sind alles auf, was ich über sie oder von ihnen höre." (S.5/6) ..................................................... [Fragerecht] "Fast möchte ich sagen: Fragepflicht! Wir sagen den Kindern immer wieder: Fragt, wenn ihr etwas nicht verstanden habt, fragt immer wieder, bis es Euch klar ist. Es gehört aber bei vielen eine sehr große Arbeit dazu, bie sie sich hervorwagen. Und es gibt auch Kinder, die sich etwas zu vergeben meinen, wenn sie merken lassen, daß sie etwas nicht verstanden haben. Das sind hoffnungslose Fälle, die wird man nie zu einem geordnetem, klaren Denken bekommen." (S.6) ..................................................... "So ist die Freude immer noch lebendig bei uns, die Freude und das freie geistige Wachstum. Andererseits müssen sie sich natürlich ganz in die Gemeinschaft fügen, müssen Disziplin halten. Also Einzelinge erziehen wir nicht bei uns. Ich glaube auch, daß wir das Vertrauen unserer Kinder haben und ihre Liebe." (S.6)
ArchivB.-O.-S./II/B/H/VI/1
SignaturB.-O.-S./II/B/H/VI/15 [62]
SchlagworteFragerecht
Kind
Schüler
Schülergericht
Selbstverwaltung
Abteilungen2