Autor/enVogt, Walther; Verein für Berthold Ottos Pädagogik e.V.
TitelErziehungsziele
OrtMinden-Westfalen
Datumo.J.
Anmerkungen"Es hat mich früher lange befremdet, wie wenig Berthold Otto von der Erziehung im engeren Sinne, also von der Erziehung zum sittlichen Menschen spricht." ..................................................... "Denn die pädagogische Literatur der letzten 20 Jahre zeichnet sich, so weit ich sie überblicken kann, durch immer wachsendes moralisches Geschrei, durch immer anspruchsvollere moralische Zielsetzung aus." ..................................................... "Schon allein die Tatsache, daß man sich (sittliche) Erziehungsziele setzt, gestern jenes, heute dieses, morgen ein anderes, ist ein Zeichen getrübten Blickes. Ich glaube, das Moralische versteht sich gerade darum von selbst, weil ein unverdorbenes Menschenherz in jeder Lebenslage mit ganz sicherem Griff das sittlich Richtige trifft. Und nur wer nicht von früh an gelernt hat, aufkeimende Begierden und Eigensüchte als solche zu erkennen, auch unter den Verkleidungen zu erkennen, mit denen sie sich in unserem Inneren gerne ein ehrbares Aussehen geben und dadurch Geltung zu verschaffen suchen, und wer dann nicht geübt ist, die so erkannten Eigensüchte auch zu zügeln, der wird allmählich unsicher und entscheidet falsch. Und dann hält er sich in seiner Unsicherheit an mehr oder weniger glücklich geprägte Sittlichkeitsformeln und -gebote, die entweder so hoch über dem Leben des Alltags schweben, daß man sie als eine gefällige Verzierung mit sich herumtragen kann, ohne sich mit ihrer Verpflichtung weiter beunruhigen zu müssen, oder die in den meisten Lagen des Lebens zweifellos passen, in manchen ernsten Fällen aber doch nicht ausreichen oder geradezu irreführen. Oder aber sie sind so allgemein, daß sie gar nichts sagen und vollends den Unsicheren ganz im Stich lassen. So sehe ich die lautgepriesenen Erziehungsziele." ..................................................... "Wir aber, die wir mit Kindern zu tun haben, wollen lieber darauf achten, daß wir sie wenigstens nicht am Wagnis hindern." ..................................................... "Im Kinde sind alle Regungen zum Guten lebendig vorhanden. Unsere Aufgabe aber ist, sie zu suchen und zu erkennen. Und wenn die sittliche Forderung an das Kind herantritt, sollen wir sie erkennen und aus dem Denken des Kindes heraus zu verstehen suchen, und sollen ihm helfen, daß es sie zu erfüllen vermag, sollen also die Schwierigkeiten nich häufen, sondern vereinzeln und erst allmählich steigern." ..................................................... "Bekanntlich hat ja Erziehung durch das Beispiel die allergrößte Wirkung."
ArchivDIPF-BBF/II/B/H/I/1.
SignaturDIPF-BBF/II/B/H/I/1.1.17.21 [28]
SchlagworteErziehung
Erziehungsziel
Gemeinschaft
Gemeinschaftsgeist
Otto, Berthold
Abteilungen2