Autor/enKarstädt, O.
TitelNeuere Versuchsschulen und ihre Fragestellungen
OrtBerlin
Datum1923
ZusatzAus: Jahrbuch des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Vierter Jahrgang, 1922
AnmerkungenDarstellung der Idee der Versuchsschulen und der Berthold-Otto-Schule. Vergleich mehrerer Versuchsschulen (Montessori, Pestalozzi, Gaudig usw.) ..................................................... "Versuchsschulen in diesem Sinne sind Stätten, in denen sich unser Volk einer Kulturwende bewußt wird." (S.87) ..................................................... "Durch diese Schulen schreitet die Geschichte der pädagogischen Ideen, die normalen Schulen aber machen die Schulgeschichte aus. Die normalen Schulen und ihre Versuche ringen um didaktische Fragestellungen, die Versuchsschulen von geschichtlichem Ausmaß schwingen um den Erziehungsgedanken selbst, um den Widerstreit zwischen der Übermittlung einer Erwachsenenkultur auf das folgende Geschlecht und der 'Natur' des Kindes, zwischen dem Gegebenen und dem Werdenden, zwischen Gesamtwillen und Einzelentwicklung." (S.88) ..................................................... [Kulturkritik] "Dann stieg fast gleichzeitig ein neues Kulturideal auf. Die Kulturkritik hat aus dem Suchen der Zeit als Ideale abgeleitet: das Tatleben und die Willensbildung gegen den Intellektualismus, den ganzen Menschen gegen das Teilgebiets-Menschentum, das metaphysische Empfinden gegen bloßes Wissen, ein neues Körpergefühl, Kunst als allgegenwärtige Lebensäußerung, deutsche Bildung gegen Eigenkulturverengung durch Fremdgut, Heimat- und Naturgefühl, eine neues Gemeinschaftsgefühl und -leben zwischen Erwachsenen und Jugend, zwischen den Geschlechtern, zwischen den Volksgruppen 'Gebildet' und 'Ungebildet'." (S.88/89) ..................................................... "Neue Kindheitsanschauung und neue Kulturauffassung gingen vom selben Punkte aus, vom Kampf gegen den Intellektualismus, der sich nirgend so ins Ungemessene gesteigert und überschlagen hat wie im Herbartianismus der deutschen Schule." (S.89) ..................................................... [Berthold Otto] "Berthold Otto ist gleichsam organisch als Familienvater zum Gründer der Hauslehrerschule und zum theoretischen Propheten der Zukunftsschule emporgewachsen. Keinerlei Beeinflussung aus der Schulreformbewegung hat ihn erreicht, ganz abseits reift er im Verkehr mit seinen eigenen (1887 bis 1893 geborenen) Kindern zum Philosophen einer neuen Erziehung heran. An seinen Kindern entdeckte er die Altersmundart und das eigen-gesetzliche geistige Wachstum der Kinder. Dies ungewollt Beobachtete ward seine Methode, seine Philosophie und seine Pädagogik." (S.89/90) ..................................................... "Das Volk ist ein Gesamtorganismus, das Erziehungsziel ist harmonische Einfügung in den Gesamtorganismus Volk." (S.90) ..................................................... "Mittel des geistigen Wachstums sind Erkenntnistrieb und Erkenntnisfreude. Oberstes Gesetz der Erziehung ist das geistige Wachstum der Kinder." (S.90) ..................................................... "Die Richtung vom Kinde aus, die Arbeitsschule, die Jugendkultur, die Gemeinschaftsschule, sind in Berthold Ottos Zukunftsschule im Keime enthalten." (S.90) ..................................................... [Kritik] "Aber das Herausentwickeln der Arbeitsanstöße aus dem Gemeinschaftsleben der Kinder wurde in eine Abhängigkeit von jedem Einzeleinfall beim Kindergespräch umgebogen. Die Einzelfrage aus dem Leben draußen, oft auch die nur aus dem Zwang der Lage heraus künstlich hergesuchte Frage, überwucherte die großen, forttreibenden und weiterwirkenden Fragestellungen aus der Arbeit der Kindergemeinschaft an den Dingen. Die Kinderdiskussion, und gerade das Gespräch mit allem Kreuz und Quer und Hin und Her erhob sich zum Selbstzweck, und das ist in Kameradschaftsgemeinschaft mit erwachsenen Führern gewiß nicht kinder- und nicht familientümlich." (S.91) ..................................................... "Kindertümliches Schaffen, namentlich das mit der Hand, blieb ziemlich unentwickelt." (S.91) ..................................................... "Wenn wir mit Berthold Otto dies Wettlaufen als Umwandlung der nun einmal notwendigen mechanischen Übungen in kindheitsangepaßten Sport ansehen, so dürfen wir aber nicht die Kehrseite übersehen: was dadurch alles an Kinderschaffen verlorengeht." (S.91) ..................................................... "Trotz aller Unvollkommenheit entstand aus der Philosophie Berthold Ottos und dem Versuch ihrer pädagogischen Verwirklichung in Lichterfelde die deutsche Bewegung vom Kinde aus und zur Gemeinschaftsschule hin." (S.92)
ArchivCBL/II/B/H/I [4]
SignaturCBL/II/B/H/I [4]
SchlagworteAlter
Altersmundart
Dorfschule
Familie
Geistesauffassung
Gemeinschaft
Gemeinschaftsschule
Gesamtunterricht
Kind
Kindheit
Kindheitsschau
Kritik
Kultur
Otto, Berthold
Schüler
Schülergericht
Abteilungen2