Autor/enOtto, Berthold/ (Hrsg.)
TitelDer Hauslehrer. Wochenschrift für den geistigen Verkehr mit Kindern. 10. Jahrgang, Nr. 1. (Inhalt: Berthold Otto: Neujahrsgruß an Eltern, Erzieher und Lehrer. S. 1. - Berthold Otto: König und Geschäftsmann. S. 5. - G. P. S. Cabanis: Sonne,Merkur und Venus. S. 8. - Mitteilungen und Anzeigen. - Beilage: Geschichten in Altersmundart. - Klara Sträter: Reinke de Voß. - Max Päpke: Diebsgeschichte. - Kleine Geschichten)
OrtGroßlichterfelde
Datum1910.01.09
Anmerkungen[Naturalismus] "Niemals ist das innerste Wesen durch eine Reformbewegung verändert worden, im Gegenteil, es ist immer nur dadurch befreit worden, befreit von allerlei Äußerlichkeiten, die sich erdrückend darüber lagerten und die Menschen äußerlich zu ganz anderen Wesen machten, als sie eigentlich innerlich waren. ... Wir sind von Natur ganz und gar nicht die mitleidslosen Tyrannen unserer Kinder, als die wir uns als Väter und Lehrer und Verfasser von Erziehungsschriften gelegentlich kundgeben. Wenn wir unserer Natur folgen, so sind die Fälle, in denen wir unseren Kindern gegenüber schroffe Strenge anwenden, geringfügig an Zahl gegenüber denen, in denen wir uns am Wesen unserer Kinder recht von Herzen freuen." (S.2) ..................................................... [Vorbereitung auf das Leben] "... gerade weil das Leben hart und streng ist, gerade deswegen braucht es der Erzieher nicht zu sein." (S.2) ..................................................... [Kindheit] "Die Kindheit ist die Zeit, wo die Kräfte sich entwickeln sollen, wo der Mensch für das Leben Kräfte sammeln soll." (S.3) ..................................................... [Entwicklung] "Wir nehmen also an, daß jedem Menschenkinde wie jedem Naturwesen überhaupt die Gabe innewohnt, von der Natur oder von Gott eingepflanzt ist - jeder möge sich die Formulierung aussuchen, die seiner Überzeugung am besten entspricht - sich so zu entwickeln, daß er als Einzelexemplar seinen Vorfahren mindestens gleichkommt, vielleicht sie in der einen oder anderen Weise übertrifft. Dies letzte müssen alle die annehmen, die irgendwie die Lehre von der Entwicklung annehmen. Das manche Exemplare diesen Erwartungen nicht entsprechen - ... - das ist unzweifelhaft richtig, aber ebenso unzweifelhaft richtig ist es, daß man in jedem einzelnen Fall, wo ein Exemplar sich schlecht entwickelt, ungünstige äußere Einflüsse nachweisen kann, die diese schlechte Entwicklung verschulden." (S.3) ..................................................... [Willenbrechung] "Es erbt sich eben der Aberglaube von der Notwendigkeit der Willenbrechung von Generation zu Generation fort." (S.4) ..................................................... [Individuum; Gemeinschaft] "Jeder, der da meint, das Einzelwesen ganz seinen inneren Strebungen nach aufwachsen zu lassen, das hieße das Gemeinwesen von Grund auf zerstören; jeder der das meint, kennt eben das Wesen der menschlichen Triebe nicht. Jede nüchterne Beobachtung zeigt, daß die sozialen Triebe eben solche Urtriebe des Menschen sind, wie die sogenannten individualistischen Triebe." (S.4) ..................................................... "Jedes Kind ist von Natur aus bestrebt, seinen Charakter und seinen Geist so gut wie möglich zu entwickeln. Die Tendenz jedes Menschen geht zum Guten, nur äußere Hemmnisse können ihn ablenken. Diese äußeren Hemmnisse nach Möglichkeit zu beseitigen, ist die einzige, schlechterdings die einzige Aufgabe von Erziehung und Unterricht." (S.5)
ArchivDIPF/II/B/H/III [19]
SignaturDIPF/II/B/H/III [19]
SchlagworteGemeinschaft
Individuum
Kind
Kindheit
Leben
Natur
Naturalismus
Schule
Schule - Leben
Staat
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