Autor/enOtto, Berthold/ (Hrsg.)
TitelDer Hauslehrer. Wochenschrift für den geistigen Verkehr mit Kindern. 10. Jahrgang, Nr. 27. (Inhalt: Berthold Otto: Sommergruß an Eltern, Lehrer und Erzieher. S. 273. - Helene Freudenberg: Etwas vom Alkohol. S. 277. - Gottfried Winter: Aus der Hauslehrerschule. S. 278. - Aus dem Inhalt der ersten 7 Bände. S. 280. - Mitteilungen und Anzeigen. - Beilage: Geschichten in Altersmundart. - Klara Sträter: Reinke de Voß. - Kleine Geschichten)
OrtGroßlichterfelde
Datum1910.07.03
Anmerkungen"Denn so viel auch schon geändert und gebessert ist, die Anhänger des überlieferten Zwangsverfahrens sind doch noch weitaus in der Mehrheit. All unsere Einrichtungen sind ja darauf zugeschnitten, und selbst wer sich bestrebt, sein Verfahren den neuen Anforderungen gemäß einzurichten, selbst der findet doch noch äußeren Anlaß genug, gelegentlich in die alte Bahn zurückzudenken." (S.273/274) ..................................................... "... wir behaupten, daß der Gehorsam in der jetzt für allein richtig geltenden Disziplin nicht genügend entwickelt wird, und wir verweisen da auf all die Fälle, in denen Eltern von ihren Kindern, Lehrer von ihren Schülern betrogen werden. Überall, wo das der Fall ist, da ist die Erziehung zum Gehorsam vollständig mißglückt; was da geleistet wird, ist kein Gehorsam, sondern eben die fürs Leben vielleicht auch sehr nützliche, doch sittlich nicht ganz hoch zu bewertende Kunst des Betrügens ohne erwischt zu werden." (S.275) ..................................................... [Einsicht in die Notwendigkeit] "Was wir erstreben, ist der Gehorsam, den jeder gern dem Höherstehenden und Weiterschauenden leistet, der Gehorsam, der aus der Einsicht in die Notwendigkeit und aus dem Vertrauen hervorgeht. Die Einsicht in die Notwendigkeit läßt sich in sehr viel mehr Fällen hervorbringen, als von vielen Eltern und Erziehern angenommen wird. Das Vertrauen aber ist durchweg bei den Kindern vorhanden, wenn sie ins Leben hineinkommen. Wer zu beobachten versteht, der wird bei jedem ganz kleinen Kinde immer gerührt sein von dem vollständigen Vertrauen, das dieses nicht nur den Eltern, sondern den meisten erwachsenen Mitmenschen entgegenbringt." (S.275) ..................................................... [Erziehung des Pflichtgefühls] "Ich kann darauf immer nur erwidern, daß die beste Erziehung zum Pflichtgefühl, die man den Kindern angedeihen lassen kann, nicht die ist, daß man den Kindern etwas von Pflicht vorredet und sie tagtäglich wegen angeblicher Pflichtverletzung abstraft, sondern nur die, daß man den Kindern ein Leben treu erfüllter Pflicht vorlebt." (S.276) ..................................................... [Selbstbeobachtung] "Man urteile über die Handlung eines Mitmenschen, besonders auch eines Kindes, erst dann, wenn man diese selber oder auch eine analoge Handlung an sich selbst beobachtet hat und dadurch weiß, was im Menschen innerlich bei einer solchen Handlung vorgeht." (S.276) ..................................................... "... wir werden feststellen, daß weitaus die meisten Kinder, auch die wir als flattrig und pflichtvergessen besonders zu tadeln pflegen, bei genauer Beobachtung doch ein ganz Teil pflichtgetreuer erscheinen als die pflichtgetreuesten von uns Erwachsenen. Man muß freilich mit sehr klaren Augen und sehr lange Zeit hindurch die Kinder beobachtet haben und sich selbst beobachtet haben, um das zu erkennen. Aber wenn man das erkannt hat, dann ist einem wieder ein Stückchen von der wunderbaren Weisheit aufgegangen, die in dem Worte liegt, auf das ich immer wieder hinweisen muß: So ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." (S.276) ..................................................... "... Befreiung der Kindheit vom Zwang der Erwachsenen von der Phrase, ..." (S.277)
ArchivDIPF/II/B/H/III [23]
SignaturDIPF/II/B/H/III [23]
SchlagworteGehorsam
Kind
Selbstbeobachtung
Therorie
Abteilungen2