Forschungsbereich „Zivilgesellschaftliche Gruppen“

Projektverantwortung:
Prof. Dr. Swen Hutter

Projektleitung:
Prof. Dr. Swen Hutter
, Prof. Dr. Barbara Pfetsch, Prof. Dr. Simon Koschut

Postdoktorand:innen:
Dr. Clara van den Berg, Dr. Rico Neumann

Angesichts der entscheidenden Rolle kollektiver Akteur:innen innerhalb der Zivilgesellschaft bei der Artikulation und Mobilisierung von Stimmungen geht dieser Forschungsbereich über die Ebenen der individuelle Bewältigungsressourcen und sozialen Interaktionen hinaus. Mithilfe eines Methodenmixes aus Inhaltsanalyse, Netzwerkanalyse, ethnografischen Verfahren und Interviews analysieren wir, wie sich gruppenbezogene Kommunikation in digitalen Medien äußern.

In digitalen Öffentlichkeiten werden gruppenbezogene Unterschiede besonders deutlich sichtbar und beschleunigt – was die Notwendigkeit wirksamer Strategien unterstreicht, um mit diesen polarisierten Informationsumgebungen umzugehen. Ziel ist es, solche Bewältigungsstrategien im zivilgesellschaftlichen Kontext zu identifizieren und einzuordnen – einem Feld, das durch vielfältige öffentliche Erwartungen und Einflüsse geprägt ist. Im Mittelpunkt steht daher die Frage, wie sich affektive Polarisierung – einschließlich ihrer Folgen – in Kommunikation, Sprache und sozialen Netzwerken widerspiegelt und welche Strategien Gruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Fragestellungen und Ziele

  • Welche diskursiven Netzwerke entstehen aus den Interaktionen innerhalb der Zivilgesellschaft sowie mit nicht-zivilgesellschaftlichen Akteur:innen in polarisierten Informationsräumen?

  • In welcher Form zeigt sich affektive Polarisierung in Sprache und Kommunikation?

  • Welche kommunikativen Strategien nutzen zivilgesellschaftliche Gruppen, um mit den negativen Folgen affektiver Polarisierung umzugehen?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, konzentriert sich unsere Forschung auf drei zentrale Bereiche, die unterschiedliche konzeptionelle und methodische Zugänge miteinander verbinden:

Aus der Vogelperspektive analysieren wir, wie zivilgesellschaftliche Gruppen sich in polarisierten Informationsumgebungen bewegen. Mithilfe quantitativer Inhalts- und Netzwerkanalyse untersuchen wir, wie affektive Polarisierung sprachlich zum Ausdruck kommt und sich in den Diskursnetzwerken dieser Gruppen widerspiegelt. Dabei betrachten wir unter anderem den Einsatz von Unhöflichkeit und Hassrede – und inwiefern Gruppen solche Sprache sowohl nutzen als auch ihr ausgesetzt sind.

Zentrale Forschungsfragen sind: Wie spiegeln sich diese kommunikativen Dynamiken in den Diskursnetzwerken zivilgesellschaftlicher Gruppen wider?
Wie werden Netzwerke genutzt, um Allianzen zu schmieden, Gegner:innen anzugreifen oder mit Angriffen umzugehen?

Wir untersuchen die internen Strukturen und Entscheidungsprozesse zentraler zivilgesellschaftlicher Akteur:innen. Durch digitale Ethnografie und vertiefende Interviews mit Aktivist:innen identifizieren wir Strategien, mit denen diese Akteur:innen affektiver Polarisierung begegnen. Dabei kann es sich um Rückzugsstrategien (z. B. Vermeidung) oder um aktive Ansätze wie Brückenbau handeln.

Solche Entscheidungen hängen von den jeweiligen Organisationszielen, verfügbaren Ressourcen und äußeren Rahmenbedingungen ab. Unser Ziel ist es, die Bedingungen zu identifizieren, unter denen Entscheidungsträger:innen in zivilgesellschaftlichen Gruppen bestimmte Bewältigungsstrategien wählen, um sich in polarisierten Umfeldern zu orientieren – mit möglichen Auswirkungen auf die (De-)Polarisierung öffentlicher Debatten.

Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsbereich möchten wir mit Trends in der öffentlichen Meinung verknüpfen, wie sie durch den Berliner Polarisierungsmonitor erfasst werden. So kann affektive Polarisierung einerseits politische Beteiligung fördern, gleichzeitig aber auch die Kluft zwischen aktiven und passiven Bevölkerungsgruppen vertiefen. Auch zivilgesellschaftliches Engagement kann je nach Kontext zur Entschärfung von Debatten beitragen – oder deren Fragmentierung verstärken.

Anhand der Paneldaten unseres Polarisierungsmonitors untersuchen wir, wie unterschiedliche Formen zivilgesellschaftlichen Engagements mit affektiver Polarisierung zusammenhängen. Zudem analysieren wir, welchen Einfluss Mediennutzung und soziale Identität auf Polarisierung haben – mit besonderem Fokus auf die digitale Sichtbarkeit und Wahrnehmung zivilgesellschaftlicher Gruppen.

FORSCHUNGSBEREICHE