Projektverantwortung:
Prof. Dr. Jule Specht
Projektleitung:
Prof. Dr. Malek Bajbouj, Dr. Ronja Demel, Dr. David Schieferdecker, Prof. Dr. Hanna Schwander, Prof. Dr. Jule Specht
Postdoktorand:innen:
Dr. Nadine Knab, Dr. Larissa Knöchelmann, Dr. Lucas Köhler
Menschen unterscheiden sich darin, wie empfänglich sie für affektive Polarisierung sind und wie stark sie darauf reagieren. Einige neigen besonders dazu, andere in „Wir“ und „die Anderen“ einzuteilen – sie fühlen sich Gleichgesinnten besonders eng verbunden und begegnen Andersdenkenden mit Ablehnung. Solche Reaktionen zeigen sich auch im Verhalten – von Kooperation und Toleranz bis hin zu Hassrede oder Gewalt. Auch der Umgang mit den negativen Auswirkungen affektiver Polarisierung fällt individuell unterschiedlich aus. Einstellungen und Verhaltensweisen in diesem Kontext werden von verschiedenen persönlichen Faktoren geprägt – etwa von Persönlichkeitsmerkmalen, der Fähigkeit zur Emotionsregulation und dem psychischen Wohlbefinden.
Fragestellungen und Ziele
Indem wir Perspektiven aus Psychologie, Psychiatrie, Kommunikations- und Politikwissenschaft zusammenführen, verfolgt dieser Forschungsbereich das Ziel, die psychologischen Grundlagen affektiver Polarisierung umfassend zu verstehen. Konkret zielt unsere Forschung darauf ab,
individuelle Unterschiede im Ausmaß der affektiven Polarisierung aufzudecken,
die zugrundeliegenden Merkmale, Ursachen und Verhaltensfolgen zu analysieren und
Bewältigungsstrategien zu identifizieren, die Individuen anwenden, um auf konstruktive Weise mit affektiver Polarisierung umzugehen.
Um besser zu verstehen, wie affektive Polarisierung auf individueller Ebene entsteht und wirkt, ist unser Forschungsinteresse auf drei zentrale Bereiche gerichtet: Persönlichkeit, sozio-emotionale Kompetenzen und mentale Gesundheit. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung gezielter Interventionsstrategien und Werkzeuge, die Menschen dabei unterstützen, konstruktiv mit affektiver Polarisierung umzugehen und deren negative Auswirkungen zu mindern. Im Fokus steht die Förderung von Schlüsselkompetenzen wie Empathie, Toleranz und konstruktivem Dialog – essenzielle Voraussetzungen für eine widerstandsfähige und solidarische Gesellschaft.
Wir untersuchen, auf welche Weise Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen, wie Menschen affektive Polarisierung erleben und diese bewältigen. Im Mittelpunkt stehen individuelle Unterschiede, die politische Einstellungen, emotionale Reaktionen und Bewältigungsstrategien prägen. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis dafür zu gewinnen, wie stabile Persönlichkeitsmerkmale ideologische Spaltungen und emotionalisiertes Verhalten in polarisierten Gesellschaften fördern oder abschwächen – und welche individuellen Eigenschaften den Umgang mit affektiver Polarisierung, demokratische Teilhabe sowie den sozialen Zusammenhalt beeinflussen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle sozio-emotionaler Kompetenzen – insbesondere der Empathie – im Kontext affektiver Polarisierung. Empathie fördert gegenseitiges Verständnis und konstruktive Kooperation, richtet sich jedoch häufig nur auf gleichgesinnte Gruppen, was bestehende Spaltungen verschärfen kann. Wir erforschen, wie Menschen zwischen „Wir“ und „Sie“ unterscheiden, wie diese Unterscheidung ihre Empathie beeinflusst und welche Auswirkungen das auf politisches Engagement hat. Dabei stellt sich die zentrale Frage, ob Empathie affektive Polarisierung verringern kann oder ob sie die Gruppengrenzen womöglich sogar verstärkt. Mit unserer Studie liefern wir Erkenntnisse darüber, wie Empathie genutzt werden kann, um konstruktiv mit affektiver Polarisierung umzugehen und ein demokratisches Miteinander zu fördern.
Außerdem erforschen wir, wie die mentale Gesundheit und verschiedene Bewältigungsstrategien beeinflussen, wie Menschen auf affektive Polarisierung reagieren. Die mentale Gesundheit umfasst u.a. emotionales Wohlbefinden, den Umgang mit Stress und soziale Verbundenheit – all das prägt, wie Individuen mit gesellschaftlichen Konflikten umgehen. Auf Basis unserer Forschungsergebnisse und etablierten klinisch-psychologischen Erkenntnissen entwickeln wir evidenzbasierte Interventionen, die Menschen darin unterstützen, in affektiv polarisierten Umgebungen mit Widerstandskraft und konstruktiv zu handeln.