Forschungsbereich „Soziale Interaktionen“
Illustration Menschen Einstein Research Unit Coping with Affective Polarization - Dynamiken affektiver Polarisierung

Projektverantwortung:
Prof. Dr. Christian von Scheve

Projektleitung:
Prof. Dr. Denis Gerstorf, Prof. Dr. Ursula Hess, Prof. Dr. Jan Slaby, Prof. Dr. Christian von Scheve

Postdoktorand:innen:
Dr. Stefanie Hechler

Doktorand:innen:
Diego Dametto

Soziale Begegnungen spielen eine zentrale Rolle für die Entwicklung von und den Umgang mit affektiver Polarisierung. Während positive Interaktionen zwischen Personen mit gegensätzlichen politischen Ansichten oft als Mittel zur Verringerung von Feindseligkeit angesehen werden, können solche Begegnungen auch Polarisierung verstärken. Wir konzentrieren uns auf nonverbales Verhalten und emotionale Ausdrucksformen in politischen Begegnungen. Insbesondere untersuchen wir emotionale Ansteckung und soziale Nachahmung, um zu verstehen, wie Emotionen zwischen Individuen übertragen werden. In politischen Kontexten können diese emotionalen Ausdrücke sozialen Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis fördern, aber auch zur Entstehung kollektiver Emotionen und politischer Mobilisierung beitragen

Fragestellungen und Ziele

Der Forschungsstrang „Soziale Interaktionen“ zielt darauf ab, unser Verständnis der psychosozialen Mechanismen zu vertiefen, die soziale Interaktionen innerhalb und zwischen politisierten Gruppen formen und wie diese Interaktionen affektive Polarisierung beeinflussen. Unsere Forschungsaktivitäten orientieren sich an verschiedenen Fragestellungen, wie:

  • Wie beeinflusst nonverbales Verhalten in persönlichen Gesprächen über emotional aufgeladene politische Themen affektive Polarisierung und politische Einstellungen?

  • Welche Rolle spielt emotionale Nachahmung – die Imitation nonverbaler Verhaltensweisen anderer – in politischen Debatten? Wie wirkt sie sich auf Kooperation aus?

  • Wie finden politische Interaktionen im Alltag statt und welche Auswirkungen haben sie auf das politische Denken?

  • Wie trägt die Erfahrung politischer Kontroversen zur affektiven Polarisierung bei?

Unser interdisziplinäres Forschungsteam geht diesen Leitfragen nach, indem es sich auf vier Hauptforschungsbereiche konzentriert:

Emotionalisierte politische Gespräche oder Debatten zwischen gegensätzlichen Gruppen gelten oft als Haupttreiber affektiver Polarisierung und können konstruktivem Dialog im Wege stehen. Wir untersuchen, wie persönliche Interaktionen politischen Konflikt und gegenseitige Sympathie beeinflussen. Hierbei liegt unser Fokus auf der Untersuchung nonverbalen Verhaltens in randomisierten Laborexperimenten.
In zwischenmenschlichen Interaktionen sind nonverbale Ausdrücke, wie Gesichtsausdrücke, entscheidend für die Gestaltung sozialer Beziehungen. Wir erforschen, wie automatische Emotionsausdrücke Interaktionen zwischen politischen Gegnern und Gleichgesinnten beeinflussen. Mittels Elektromyographie (EMG) messen wir Muskelkontraktionen im Gesicht, um diese subtilen Reaktionen zu erfassen. Zudem untersuchen wir, wie soziale Nachahmung, welche Nähe signalisiert, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über politische Gräben hinweg beeinflusst.
Während Laborstudien wertvolle Einblicke bieten, wissen wir weniger darüber, wie alltägliche politische Interaktionen emotionale Dynamiken in realen Umgebungen beeinflussen. Mit einem Experience-Sampling-Ansatz untersuchen wir, ob im Labor beobachtete Verhaltensweisen mit realen politischen Begegnungen übereinstimmen und ob alltägliche Interaktionen helfen können, im Labor identifizierte Muster zu erklären.

Wir vergleichen unsere Labor- und Experience-Sampling-Ergebnisse mit Daten des Berliner Polarisierungsmonitors, um zu erforschen, wie soziale Interaktionen und spezifische Emotionen (z. B. Wut, Hass) affektive Polarisierung formen und wie sie sich auf verschiedene Beziehungstypen und Formen politischen Engagements beziehen. Anhand der längsschnittlichen Monitor-Daten analysieren wir auch, wie sich soziale Interaktionen und Emotionen innerhalb und zwischen verschiedenen Gruppen über Zeit und in Reaktion auf sich ändernde soziale und politische Kontexte entwickeln.

FORSCHUNGSBEREICHE