Vorwort zur Dokumentation

Am 18. September hat in den Räumen der Humboldt-Universität zu Berlin eine Fachkonferenz zum Thema

„Verantwortung für die Pflegehilfe. Was geht? ∗ Was soll? ∗ Was wird?“

stattgefunden. Das Thema Pflege ist ein derzeit oft und in verschiedenen Zusammenhängen diskutiertes Thema. Einige Stichworte seien hier kurz genannt: Konzertierte Aktion Pflege, Pflegeberufegesetz, bundesweite Entlohnung nach Tarif, ein am Bedarf orientierter Personalschlüssel, Anwerbung ausländischer Pflegekräfte oder die Erhöhung der Zahl von Auszubildenden und Ausbildungseinrichtungen - dies sind nur wenige Beispiele dafür, wie derzeit auf die angespannte Situation in der Pflege von politischer Seite aus reagiert wird. Bei all diesen überaus wichtigen Themen wird jedoch der Qualifizierung der Pflegehilfskräfte vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sind es doch oft gerade die Hilfskräfte sowohl in stationären als auch in ambulanten Pflegeeinrichtungen, die meist unter schwierigen physisch und psychisch belastenden Arbeitsbedingungen den Pflegealltag meistern. Besonders in der Altenpflege ist der Anteil ungelernter bzw. fachfremd ausgebildeter Pflegekräfte mit 55 Prozent besonders hoch (Statistisches Bundesamt 2018). Die meisten von ihnen helfen mit ihrer Fürsorge und Hingabe pflegebedürftigen Menschen, die im täglichen Leben Unterstützung benötigen, und leisten einen verantwortungs- und wertvollen Job.

Zu den Aufgaben der Pflegehilfskräfte gehören die Grundpflege der Patienten oder Heimbewohner und die Unterstützung der examinierten Fachkräfte bei ihrer Arbeit. Jedoch lassen sich in allen Bereichen der Pflege veränderte Arbeitsbedingen finden, die immer höhere fachliche und soziale Kompetenzen von den Pflegehilfskräften verlangen. So sind Pflegedokumentationen zu verfassen, Rezepte und Anweisungen verstehend zu lesen, immer anspruchsvollere Geräte und Apparate zu bedienen, auch die Digitalisierung macht vor Pflegehilfskräften nicht halt. Dafür sind eine solide Grundbildung und ein Mindestmaß an fachlicher Kompetenz notwendig. Aber allzu oft ist ein großer Teil gerade der Hilfskräfte aufgrund ihrer fehlenden oder fachfremden Ausbildung nur eingeschränkt in der Lage, diesen immer höher werdenden Anforderungen gerecht zu werden.

So wurden auf der Fachtagung unter anderem folgende Fragen diskutiert:

  • Welche Möglichkeiten und welche Erfahrungen haben wir in der Qualifizierung von Pflegehilfskräften?
  • Welche Bedeutung hat die Pflegehilfe aktuell und in Zukunft im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung?
  • Inwieweit kann die Qualifizierung von Pflegehilfskräften zur Qualitätssicherung und zur Behebung oder Abschwächung des Fachkräftemangels in der Pflege beitragen?

Dabei diskutierten Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen aus Praxis, Politik, Verwaltung, Bildung und Wissenschaft miteinander. Ein großer Teil der Teilnehmenden arbeitet aktiv in der Pflege oder trägt Verantwortung für die Ausbildung von Pflegekräften oder Pflegehilfskräften. Ein weiterer Teil beschäftigt sich mit Alphabetisierung und Grundbildung. Dass die Verbindung von Pflege und Grundbildung im Fokus unserer Fachtagung stand, ist eher ungewöhnlich und in der Wissenschaft nur marginal zu finden. Es war ein Experiment, diese unterschiedlichen Gruppen zusammenzuführen, ein Experiment, das sich gelohnt hat. Denn nur in einem solchen interdisziplinären Rahmen lässt sich den Herausforderungen, vor denen derzeit die Pflege steht, begegnen.

Die Fachtagung wurde dankenswerterweise durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der AlphaDekade unterstützt. Das BMBF fördert eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur arbeitsbezogenen Alphabetisierung und Grundbildung mit dem Ziel, die Lese- und Schreibkompetenz Erwachsener zu verbessern. Einige dieser Projekte, die sich mit der Förderung von Lesen und Schreiben in der Branche Pflege/Pflegehilfe beschäftigen, stellten sich während der Fachtagung in Form einer Mitmach-Ausstellung mit ihren erarbeiteten Produkten vor.

Das Team von INA-Pflege 2