Formate des Ko-Laborierens

Geteilte epistemische Arbeit als katalytische Praxis

Autor/innen

  • Patrick Bieler Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin
  • Milena D. Bister Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin
  • Christine Schmid Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin

Schlagworte:

Collaboration, reflexivity, intervention, ethnography, knowledge production, distributed agency

Abstract

Die Zusammenarbeit mit Akteur*innen im Feld ist spätestens seit den 1980er Jahren ein zentrales Thema ethnografischer Wissensproduktion. Allerdings ist in der Umsetzung von Kollaborationen meist folgender Zwiespalt zu beobachten: Varianten der Dekonstruktion und „Kritik von außen“ stehen Formen der engagierten oder aktivistischen Forschung gegenüber, die „von innen“ an vorab definierten Problemlösungen arbeiten oder epistemische Positionen des Forschungsfeldes übernehmen. Beide Pole können aus unserer Sicht die Frage nach gesellschaftlich wirkmächtiger Kritik aus den Sozialwissenschaften heute nicht ausreichend beantworten.

Basierend auf zehn Jahren Zusammenarbeit mit Partner*innen im Feld der psychiatrischen Versorgung und Forschung, stellen wir in diesem Artikel drei unterschiedliche Formate des ko-laborativen – temporären und nicht an einem gemeinsamem, normativem Ziel orientierten – Zusammenarbeitens vor dem Hintergrund ihrer praktischen Durchführung detailliert vor. Wir diskutieren, wie praktische Formen des Zusammenarbeitens mit dem Forschungsfeld die Forschungssubjekte im Prozess der Wissensgenerierung als epistemische Partner*innen konzeptualisieren und damit auf eine Veränderung der ethnografischen Wissensproduktion im Forschungsprozess an sich abzielen. Wir argumentieren, dass durch situierte Konzeptarbeit gemeinsam mit anderen Akteur*innen die eigene Disziplin zentral weiter entwickelt und sozio-materielle Verhältnisse jenseits von distanzierter Kritik oder Perspektivübernahme mitgestaltet werden können.

Autor/innen-Biografien

Patrick Bieler, Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin

Patrick Bieler ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied des Laboratory: Anthropology of Environment | Human Relations. In seiner Promotion entwickelt er eine ökologische Perspektivierung des Zusammenhangs von Stadt und psychischer Gesundheit unter Rückgriff auf Diskussionen in den Science & Technology Studies, der Medizin- und Stadtanthropologie.

Milena D. Bister, Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin

Milena D. Bister ist Mitglied des Labors Anthropology of Environment | Human Relations am Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt Universität zu Berlin, und Lektorin am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien. Ihre Forschungsarbeiten verbinden die sozialanthropologische Wissenschafts- und Technikforschung mit Medizinanthroplogie und Stadtforschung. 

Christine Schmid, Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin

Christine Schmid ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Berlin. Als Europäische Ethnologin forscht sie an Schnittstellen zwischen Kulturanthropologie, Science & Technology Studies, Medizin und Versorgungsforschung.

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Veröffentlicht

01. Februar 2021

Zitationsvorschlag

Bieler, P., Bister, M. D., & Schmid, C. (2021). Formate des Ko-Laborierens: Geteilte epistemische Arbeit als katalytische Praxis. Berliner Blätter, 83, 87–105. Abgerufen von https://www2.hu-berlin.de/ifeeojs/index.php/blaetter/article/view/1094