Clinton.htm
Offizieller Besuch des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am 13.und 14. 
Mai 1998
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, William Jefferson Clinton, stattete 
der Bundesrepublik Deutschland am 13. und 14. Mai 1998 einen offiziellen Besuch ab.
Festakt im Schauspielhaus Berlin
 
Rede des Bundeskanzlers
Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hielt bei dem Festakt anläßlich des Besuchs von Präsident 
William J. Clinton am 13. Mai 1998 im Schauspielhaus Berlin folgende Rede:
Herr Präsident der Vereinigten Staaten,
Herr Bundespräsident, 
Frau Bundestagspräsidentin,
Herr Bundesratspräsident,
Exzellenzen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist mir, Herr Präsident, eine große Freude, Sie heute erneut hier in Berlin und 
mitten in Deutschland willkommen zu heißen.
Mit Ihnen begrüßen wir einen engen Verbündeten und persönlichen Freund Deutschlands 
  einen Freund, dem wir sehr viel verdanken. Es ist bereits Ihr zweiter offizieller 
Besuch in der deutschen Hauptstadt. Ich freue mich ganz besonders, daß Sie als erster 
amerikanischer Präsident in diesen Tagen auch zwei der neuen Bundesländer, nämlich Brandenburg 
und Thüringen, besuchen.
 
Meine Damen und Herren, der Besuch des obersten Repräsentanten der Vereinigten Staaten 
von Amerika ist ein wichtiges Signal für die Menschen in den neuen Bundesländern. 
Er ist ein Meilenstein in den Beziehungen zwischen unseren Ländern. Diese Beziehungen 
haben eine lange und große Tradition.
Wir waren gemeinsam in Sanssouci am Grabe Friedrichs des Großen. Er genoß als herausragender 
Repräsentant des aufgeklärten Europa gerade auch in Ihrem Land größtes Ansehen. Sein 
Offizier Friedrich Wilhelm von Steuben hat eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung der Armee George Washingtons gespielt. Die jährliche Steubenparade in New 
York erinnert noch heute daran. Im Jahre 1785 schloß Friedrich der Große einen Handels- 
und Freundschaftsvertrag mit den gerade unabhängig gewordenen Vereinigten Staaten 
von Amerika. George Washington hat dieses Abkommen als "den freisinnigsten Vertrag, der 
je von unabhängigen Mächten geschlossen wurde" bezeichnet.
Morgen, Herr Präsident, werden wir gemeinsam die Wartburg besuchen, wo Martin Luther 
 lebte und arbeitete. Viele seiner protestantischen Glaubensgenossen gehörten vor 
mehr als 300 Jahren zu den ersten deutschen Auswanderern, die ihr Glück und auch 
ihre Freiheit in Amerika suchten. Später haben viele Deutsche den gleichen Weg gewählt - von 
den großen Auswandererströmen des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Emigranten der 
dreißiger und vierziger Jahre, die vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 
Zuflucht in den USA suchten und die vor allem Freiheit fanden.
Fast jeder fünfte Amerikaner ist heute deutscher Herkunft. Diese deutschen Wurzeln 
bilden ein wichtiges Bindeglied zwischen unseren Völkern. Die deutsch-amerikanische 
Freundschaft, Herr Präsident, ist aber in einer ganz besonderen Weise von den Erfahrungen der letzten fünfzig Jahre geprägt.
Im vergangenen Jahr haben wir auf beiden Seiten des Atlantiks den 50. Jahrestag des 
Marshall-Planes begangen. Die großherzige und zutiefst menschliche Initiative Ihres 
Volkes und Ihrer Regierung, die für immer mit den Namen Harry S. Trumans und George 
Marshalls verbunden bleibt, hat damals   viele von uns haben es erlebt   die Not von Millionen 
von Deutschen in den Trümmerwüsten der deutschen Städte gelindert. Sie gab uns Kraft, 
Hoffnung und Zuversicht, den Aufbau unseres Landes anzupacken.
In diesem Jahr   der Regierende Bürgermeister hat zu Recht daran erinnert   erinnern 
wir uns an den Beginn der Berliner Luftbrücke vor fünfzig Jahren. Ich freue mich, 
Herr Präsident, daß wir morgen Gelegenheit haben werden, auf dem Flughafen Tempelhof 
diese beispiellose Hilfsaktion zu würdigen.
Mit Entschlossenheit und Standfestigkeit haben damals die USA Seite an Seite mit den 
anderen westlichen Alliierten der kommunistischen Bedrohung widerstanden und das 
Überleben des freien Teils dieser Stadt gesichert. Die Berliner im besonderen   aber 
auch wir alle in Deutschland   werden nicht vergessen, daß es die Vereinigten Staaten von 
Amerika und die übrigen westlichen Verbündeten waren, die nur wenige Jahre nach dem 
Ende des Zweiten Weltkrieges unserem besiegten Land halfen. Ungeachtet ihrer parteipolitischen Zugehörigkeit haben seither   von Harry S. Truman beginnend bis zu Ihnen, 
Herr Präsident   alle amerikanischen Präsidenten Deutschland zur Seite gestanden.
Wir Deutsche wissen: Ohne die Unterstützung der Vereinigten Staaten wäre der Wiederaufbau 
unseres Landes nicht möglich gewesen. Ohne die verläßliche Freundschaft der Vereinigten 
Staaten hätte unser Volk, unser Land, nicht in Frieden und Freiheit seine Einheit wiedererlangt. Dafür bleiben wir dem amerikanischen Volk zutiefst dankbar.
Herr Präsident, meine Damen und Herren, nach dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch 
des kommunistischen Imperiums hat unser Europa historische Umwälzungen erlebt. Die 
Umbrüche des letzten Jahrzehnts stellen uns gemeinsam   Amerikaner und Deutsche   
vor große Herausforderungen. Nicht weniger als früher geht es auch heute um die Bewahrung 
unserer gemeinsamen Werte und den Ausbau einer stabilen Ordnung im Zeichen der Freiheit.
Die Gefahr großer Konflikte scheint zunächst gebannt. Doch neue Risiken und Gefahren 
bedrohen unsere gemeinsame Sicherheit. Wir müssen ihnen gemeinsam begegnen. Frieden 
und Stabilität im Euro-Atlantischem Raum werden wir   darin sind wir einig, Herr 
Präsident   auch künftig nur gemeinsam sichern können. Auch für das 21 . Jahrhundert gilt: 
Europa braucht ein starkes Amerika, aber Amerika braucht auch
ein starkes Europa. Für uns Deutsche gehören die transatlantische Partnerschaft und 
der Bau des Hauses Europa engzusammen. Beides ist für uns von existentieller Bedeutung 
.
Im Rahmen der deutschen Präsidentschaft der Europäischen Union im ersten Halbjahr 
1999 werden wir uns dafür einsetzen, die Beziehungen der Europäischen Union zu den 
USA weiter auszubauen. Die fortschreitende Einigung Europas wird dabei auch in unseren 
Beziehungen zu den Vereinigten Staaten neue Chancen eröffnen. Denn ein Europa, das politisch 
und wirtschaftlich noch enger zusammenwächst und das das wichtige Ziel hat, auch 
die Staaten Mittel- und Osteuropas einzuschließen, wird für die USA ein noch attraktiverer und wertvollerer Partner sein.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem geeinten Europa ist die Verwirklichung 
der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Nach dem Europäischen Rat vom 2. 
Mai in Brüssel steht endgültig fest: Der Euro wird am 1 . Januar 1999 in elf europäischen 
Staaten als gemeinsame Währung eingeführt werden. Er wird das Klima für Investitionen 
und Beschäftigung in Europa und die Position Europas im immer
schärfer werdenden weltweiten Standort wettbewerb deutlich verbessern. Viele Ihrer 
Landsleute, die verantwortliche Funktionen in der Wirtschaft innehaben, werden der 
Europäischen Union als potentiellem Kooperationspartner nach der Einführung des Euro 
noch größere Aufmerksamkeit schenken.
Herr Präsident, meine Damen und Herren, die partnerschaft zwischen den Vereinigten 
Staaten und Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ganz besonders auf 
dem Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik bewährt. Unsere strategische Zusammenarbeit 
im Rahmen der Nordatlantischen Allianz bleibt das unverzichtbare Fundament für Frieden 
und Freiheit auf unserem Kontinent. Dazu gehört nach unserer
festen Überzeugung auch in Zukunft eine substantielle militärische Präsenz der USA 
in Europa.
Die NATO war stets mehr als eine Militärallianz. Sie ist zu allererst eine Gemeinschaft 
freier Nationen, die für den Schutz und die Bewahrung gemeinsamer Grundwerte einstehen. 
Dies ist ein wesentlicher Grund für die Anziehungskraft der NATO gerade auch für zahlreiche junge Demokratien in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Beim Jubiläumsgipfel 
zum fünfzigjährigen Bestehen der NATO im April 1999 in Washington werden wir Polen, 
Ungarn und die Tschechische Republik feierlich in das Bündnis aufnehmen. Ihr Beitritt 
  dessen bin ich sicher   wird das Bündnis stärken.
Wir sind uns mit den Vereinigten Staaten einig, daß es Sicherheit und Stabilität in 
Europa dauerhaft nur gemeinsam mit Rußland geben kann. Die Bundesrepublik Deutschland 
hat in besonderem Maße den Reformprozeß in Rußland und in den anderen Staaten auf 
dem Boden der früheren Sowjetunion unterstützt. Wir haben uns mit Nachdruck dafür eingesetzt, 
daß die Öffnung der NATO mit dem Ausbau ihrer Beziehungen zu Rußland einhergeht. 
Die Unterzeichnung der Grundakte zwischen der NATO und Rußland im Mai 1997 in Paris 
hat die Perspektive einer langfristigen Sicherheitspartnerschaft eröffnet. Sie hat 
Möglichkeiten des Miteinanders geschaffen, die von allen genutzt werden müssen   
gerade auch von Rußland selbst. Die grundlegenden Veränderungen in Europa eröffnen 
uns die Chance, eine Sicherheitsarchitektur für unseren ganzen Kontinent zu entwerfen. Zur Erreichung 
dieses großen Friedenszieles müssen Europäer und Amerikaner eng zusammenwirken.
Herr Präsident, meine Damen und Herren, nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes haben 
wirtschaftliche Fragen noch mehr an Bedeutung gewonnen. Gerade auf diesem Gebiet 
ist zwischen unseren Ländern nach dem Krieg ein enges Geflecht von Beziehungen entstanden. 
Für die Bundesrepublik Deutschland ist es stets ein besonderes Anliegen gewesen, beim 
Handel Grenzen innerhalb der Europäischen Union zu beseitigen. Aber wir wollen sie 
nicht beseitigen, um dann die Außengrenzen zu verstärken. Mit uns Deutschen wird 
es keine "Festung Europa" geben.
Wir Deutsche sind uns bewußt, daß der freie Welthandel und ein ungehinderter Austausch 
von Ideen, Know-how und kulturellen Erfahrungen für Europas Zukunft von existentieller 
Bedeutung sind. Dabei sollten wir diesen Prozeß vor allem als Chance begreifen, nicht zuletzt als Chance für eine gerechtere Welt.
Die Vereinigten Staaten sind unser wichtigster Handelspartner außerhalb der Europäischen 
Union. In keinem anderen Land gibt es mehr deutsche Investitionen. Umgekehrt sind 
bei uns die USA der größte Auslandsinvestor. Allein in den neuen Bundesländern haben 
amerikanische Unternehmen 60 000 Arbeitsplätze geschaffen. Dafür sind wir dankbar. 
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