Polysemie
- räumlich: ‘Firmament’
- religiös: ‘Sitz Gottes’
- religiös-metonymisch: ‘Gott’
- quasireligiös: ‘Ort, an den die Seelen toter Tiere gelangen’
- axiologisch: ‘Olymp’
- psychologisch: ‘Glückszustand’
- Artefaktprofil: ‘Baldachin’
Definition
Himmel
Ein weiter Raum über der Erde, der als Halbkugel wahrgenommen wird und den man sieht, wenn man draußen nach oben schaut. An heiteren Tagen scheint dort die Sonne vor einem blauen Hintergrund, in einer wolkenlosen Nacht sind der Mond und die Sterne zu sehen. Aus Wolken, die sich oben ansammeln, fällt Regen oder Schnee, bei einem Gewitter gibt es Blitz und Donner.
Die Vorstellung des Himmels als zweidimensionale Fläche (d. h. die Oberfläche des scheinbaren Gewölbes) spiegelt sich in der Präpositionalphrase am Himmel wider.
Die Bedeutungskomponente ‘sehr hoch gelegen’ wird auf den extremen Pol einer Skala projiziert und metaphorisch als ‘intensiv, von großem Ausmaß’ umgedeutet, etwa Komposita wie Himmelangst ‘große Angst’ oder das intensivierende Adverb himmlisch ‘sehr’, vgl. himmlisch günstig, himmlisch leckere Plätzchen.
Pl. poetisch
Konnotationen
- blau, hell
- grau, düster
- schön, grenzenlos
- unerreichbar
- unberechenbar, bedrohlich
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Firmament
- Luftraum
Opposita
-
Erde
Wortbildungen
Substantive
- Himmelangst nur in der Fügung <jmdm.˃ ist/ wird Himmelangst ‘jmd. hat/ bekommt große Angst’
- Himmelhund1 ‘gewissensloser Mensch, Schuft’
- Himmelsfesteveraltet‘Firmament’
- Himmelserscheinung
- Himmelsgewölbe
- Himmelsguckerscherzhaft, veraltet ‘Astronaut’
- Himmelskörper
- Himmelkugel
- Himmelskundeveraltet ‘Astronomie’
- Himmelskundlerveraltet ‘Astronom’
- Himmelskuppel
- Himmelspol
- Himmelsrichtung
- Himmelsrund ‘Himmelsgewölbe’
- Himmelsstrahlung ‘aus dem Weltall stammende Strahlung, die in der Athmosphäre nachweisbar ist’
- Himmelsstrich ‘Gegend, Zone’
- Himmelsstürmer1 ‘Idealist, weltfremder Phantast‘
- Himmelsstürmer2, scherzhaft ‘Astronaut’
- Himmelswagen ‘Sternbild: Großer Wagen, Großer Bär’
- Himmelszeichen ‘Tierkreiszeichen’
- Himmelszelt
- Nachthimmel
- Sternenhimmel
- Südhimmel
Adjektive
- himmelblau
- himmelhochjauchzend ‘sehr fröhlich’, vgl. himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
Adverbien
- himmelhoch ‘sehr hoch’, vgl. himmelhohe Berge
- himmelwärts ‘zum Himmel empor’
- himmelweit ‘einen großen Gegensatz darstellend’, vgl. ein himmelweiter Unterschied
- himmlisch1, umgangssprachlich, intensivierend ‘in Bezug auf Himmel (räumliches Profil) stehend, sehr’, vgl. himmlisch lecker, himmlisch günstig
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- das Blaue vom Himmel erzählenbildhaft: <jmd.> erzählt das Blaue vom Himmel ‘lange über Nebensächliches sprechen’
- das Blaue vom Himmel (herunter) lügenbildhaft: <jmd.> lügt <jmdm.> das Blaue vom Himmel (herunter) ‘hemmungslos lügen’
- das Blaue vom Himmel (herunter) versprechenbildhaft: <jmd.>verspricht <jmdm.> das Blaue vom Himmel (herunter)‘ohne Hemmungen die unmöglichsten Dinge versprechen’
- das Blaue/ die Sterne vom Himmel holenbildhaft: <jmd.> holt <jmdm., für jmdn.> das Blaue/ die Sterne vom Himmel ‘für jmdn. fast Unmögliches tun’
- Himmel und Erde in Bewegung setzenbildhaft: <jmd.> setzt Himmel und Erde in Bewegung ‘alles Mögliche tun, um etwas zu erreichen’
- in den Himmel hebenumgangssprachlich, bildhaft: <jmd.> hebt <jmdn., etwas> in den Himmel ‘jmdn., etwas überschwänglich loben’
- nicht vom Himmel fallenbildhaft: <etwas> fällt nicht vom Himmel ‘für das Zustandekommen von etwas muss man etwas tun’
- unter freiem Himmel ‘im Freien’
- wie ein/der Blitz aus heiterem Himmelbildhaft ‘über eine unerwartete Nachricht, ein überraschendes Ereignis’
Kollokationen
- am Himmel
- ein bewölkter Himmel
- der Himmel heitert sich auf
- sternbedeckter Himmel
- Sterne am Himmel
Belege
Während der Samstagvormittag noch leicht bewölkt daher kommt, lacht ab dem Nachmittag die Sonne am Himmel.
Rhein-Zeitung, 27.12.2008
Das allein sollte eigentlich schon für jeden Anlass genug sein, einmal selbst durch ein Teleskop in den Himmel zu blicken.
Nürnberger Zeitung, 31.12.2008
Ich sitze im dämmernden Zimmer. Draußen rieseln leichte Schneeflocken vom wolkenbezogenen Himmel.
Braunschweiger Zeitung, 29.11.2008
Geboren und aufgewachsen in Nizza, hatte sich ihm das Blau des Meeres und des Himmels als Erlebnis der Unbegrenztheit und Schwerelosigkeit eingeprägt.
Lufthansa Bordbuch, Mai/Juni 1995, Nr. 3
Definition
Himmel
In der Vorstellung gläubiger Menschen verschiedener Religionen der Sitz Gottes (bzw. der Götter), der Engel und der Heiligen, Aufenthaltsort der erlösten Seelen und der Menschen nach der Wiederauferstehung. Der Himmel ist das Ziel der Bestrebungen eines religiösen Menschen und Belohnung für sein gutes Leben.
Im Volksglauben wird der Himmel oben, oberhalb des Firmaments platziert. Es herrscht dort Ruhe und Ordnung, auf den Wolken ruhen Gott und die Heiligen, es musizieren dort die Engel.
Religiöser und räumlicher Aspekt sind nicht immer voneinander abzugrenzen. Die Opposition Himmel − Erde kann sowohl im physikalischen als auch metaphysischen Sinne als Gesamtkosmos verstanden werden, vgl. Bibelzitate wie „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen 1,1); „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Mt 24,35). Ebenso überlappen sich in manchen Phrasemen die räumliche und religiöse Profilierung, da hier Assoziationen sowohl zu dem hoch oben gelegenen Firmament als auch zum metaphysischen Sitz Gottes bestehen; vgl. jmdn./ etw. in den Himmel heben; zum Himmel schreiend; Zeichen des Himmels; das ironische Wortspiel Heinrich Heines (Deutschland. Ein Wintermärchen; Im traurigen Monat November): „Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen.“
Die Vorstellung des Himmels als dreidimensionaler Raum spiegelt sich in der Präpositionalphrase im Himmel wider.
Pl. poetisch
Konnotationen
- vollkommen, schön, angenehm
- hell, durchstrahlt von Licht
- ewiges Glück, Seligkeit, Idylle
- Nichtstun oder sogar Langeweile
- singende Heerscharen auf den Wolken, engelgleiche Menschen
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Himmelreich1
- Jenseits
- Paradies1
Opposita
- Erde
- Hölle1 (religiöses Profil)
Wortbildungen
Substantive
- Himmelfahrt1 vgl. Himmelfahrt Christi, Mariä Himmelfahrt
- Himmelfahrt2 in der Soldatensprache ‘lebensgefährliches Unternehmen’
- Himmelfahrtskommando ‘militärische Abteilung, die einen gefährlichen Auftrag ausführt (man kommt in den Himmel im Fall des Todes)’
- Himmelreich2
- Himmelsbewohner
- Himmelsbote ‘Engel’
- Himmelsbrautpoetisch ‘Nonne’
- Himmelschlüssel/ Himmelsschlüssel/ Himmelschlüsselchen ‘Schlüsselblume’ (Folklore: die Pflanze soll aus dem vom Himmel gefallenen Schlüsselbund des hl. Petrus entstanden sein)
- Himmelskönigin ‘die Jungfrau Maria’
- Himmelsleiter ‘eine Leiter, auf der die Engel vom Himmel auf die Erde und umgekehrt auf- und absteigen’
- Himmelspfortebildhaft
- Himmelstorbildhaft
Adjektive
- himmlisch2 ‘in Relation zu Himmel (religiöses Profil) stehend’, vgl. der himmlische Vater ‘Gott’, himmlische Mächte
Andere
- Himmeldonnerwetter! Fluch
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- den Himmel offen sehen: <jmd.> sieht den Himmel offen ‘sich am Ziel aller Wünsche glauben’
- der Himmel hängt <jmdm.˃ voller Geigenbuchsprachlich ‘jmd. schaut optimistisch und übermütig in die Zukunft’
- Himmel, Arsch und Wolkenbruch! ‘Fluch’
- Himmel, Arsch und Zwirn! ‘Fluch’
- in den Himmel eingehenbuchsprachlich ‘erlöst werden’
- in den Himmel kommen ‘erlöst werden’
Kollokationen
- im Himmel
- wie im Himmel so auf Erden
- in den Himmel aufsteigen
- im Himmel schweben
- oben im Himmel
Belege
So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, / Dein Name werde geheiligt […]. (Mt 6,9)
Christinnen und Christen glauben, dass sich gerade im Kreuz die Liebe Gottes zu uns Menschen zeigt – so paradox es klingen mag. Denn Gott ist kein Gott fern im Himmel, der die Welt sich selbst überlässt. Nein, der christliche Gott leidet in Jesus Christus mit uns Menschen mit – voll und ganz.
Braunschweiger Zeitung, 30.04.2010
Gott sah vom Himmel das kleine Mühen und mochte gelächelt haben, wie er die Menschen erblickte, die selbst klein, durch die Ferne wie winzige Insekten noch Kleineres zusammentaten, geknetete Erde und behauene Steine.
Salzburger Nachrichten, 24.12.1991
Dem weisen Gläubigen hätten seine Vögel wohl gefallen. Was aber hätte er vom "bunten Vogel" Sellars gehalten? Dieses Geheimnis hat er mit in den Himmel genommen.
Salzburger Nachrichten, 19.08.1992
"Bevor er Präsident wurde, haßte ich Mandela", sagt Bessi Swartz, eine weiße Südafrikanerin, die noch immer glaubt, daß Gott Schwarze und Weiße im Himmel getrennt empfängt.
Salzburger Nachrichten, 28.04.1995
liebe Mama - Papa! ich weiß nicht, was ich tun soll - was ich tun werde! mein Leben ist so sinnlos geworden. vielleicht gibt es eine andere Welt, in der ich glücklich sein kann, eine Welt dort oben im Himmel! ich verlasse euch und hoffe, daß ihr nicht allzu traurig seid!
Torwegge, C.: Liebe hat ihre eigenen Gesetze, 1990
Viele von ihnen gehören der "Mission of the Coming Days Church" an, die den Jüngsten Tag für den 28. Oktober prophezeit hat. Die Anhänger sind überzeugt, daß die "wirklich" Gläubigen dann in den Himmel aufgenommen werden.
Nürnberger Nachrichten, 10.08.1992
"Statt das Evangelium auf die Moral zu reduzieren, muß die Kirche den Menschen den verschlossenen Himmel öffnen und ihnen eine Ahnung von der Treue und Verlässlichkeit Gottes vermitteln", betonte er kürzlich bei einer regionalen Studientagung in Maria Laach.
Rhein-Zeitung, 02.03.1996
Definition
Himmel
Gott, aber auch eine nicht personifizierte höhere Gewalt, die in das Leben der Menschen eingreift oder es lenkt.
Pl. poetisch
Konnotationen
- unberechenbare oder auch überraschende Wendung der Ereignisse
- Gefühl, unter der Obhut einer höheren Kraft zu sein
- Schicksal
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Gott
- Schicksal
- (göttliche) Vorsehung
Opposita
- Teufel
- Luzifer
- Satan
Wortbildungen
Substantive
- Himmelsgabe ‘Gabe von Gott’
Adjektive
- himmlisch3 ‘in Bezug auf Himmel (religiös-metonymisches Profil) stehend’, vgl. himmlische Gnade
- himmelschreiend ‘durch Übermaß im Negativen empörend’, vgl. himmelschreiendes Unrecht
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Das gebe der Himmel!veraltet ‘Ausdruck des Wunsches, dass etwas passiert’;
- (Das) weiß der Himmel! ‘ich weiß es nicht’
- ein Geschenk des Himmels ‘etwas, das der Sprecher sehr positiv bewertet’
- Der Himmel behüte/ bewahre <jmdn.˃ vor <etwas˃! ‘Ausdruck des Wunsches, dass jmdm. etw. nicht passiert’
- Dem Himmel sei Dank! ‘Ausdruck der positiven Bewertung, Dankbarkeit, Zufriedenheit mit etwas’
- Der Himmel wollte es, dass <Nebensatz˃ z. B. Der Himmel wollte es, dass er erwischt wurde. ‘etw. ist (zufällig oder dank der Vorsehung) passiert’
- <jmdn.˃ schickt der Himmel ‘jmd. kommt im richtigen Moment, wie gerufen’
- Um Himmels Willen! ‘Ausruf des Erschreckens oder der unangenehmen Überraschung’
- ein Zeichen des Himmels ‘ein Ereignis, meistens etwas Unerklärliches, ein Wetterumschlag o. Ä., das als eine Botschaft Gottes an die Menschen interpretiert wird’
- zum Himmel schreienbildhaft: <etw.> schreit zum Himmel ‘ein empörendes Unrecht sein’, das Phrasem geht wohl auf die Bibelstelle Die Stimme des Bluts deines Bruders schreit zu mir von der Erde (Gen 4,10) zurück
- zum Himmel stinkenumgangssprachlich, bildhaft: <etw.> stinkt zum Himmel ‘Abscheu erregend, skandalös sein’
Kollokationen
- die Macht des Himmels
- vom Himmel befohlen
- den Himmel um Hilfe bitten
Belege
Das neue Jahr lädt uns ein, Gott beim Wort zu nehmen und der Macht des Himmels zu vertrauen, auf dass Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit unter uns Raum gewinnen.
Rhein-Zeitung, 27.12.2008
Segnend breitete der kampfgewaltige Erzbischof Turpin seine Hände über die Scharen der Krieger und bat den Himmel um Beistand; dann stiegen alle, zum Entscheidungskampfe entschlossen, zu Pferde.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/46/1 [18.06.2013]
Doch der Himmel wollte es anders, zog alle verfügbaren Regenwolken zusammen und vereitelte mit einem mehrstündigen Unwetter die außergewöhnliche Hochzeitsidee über den Wolken. Die Frischvermählten nahmen's ziemlich gelassen: […].
Mannheimer Morgen, 25.07.1995
Der Attentäter, nach Angaben der Polizei ein fanatischer Rechtsextremist und Gegner der Aussöhnung mit den Arabern, wurde sofort festgenommen. Er gestand auf der Stelle seine "vom Himmel befohlene" Mordtat ein und zeigte keine Reue.
Mannheimer Morgen, 06.11.1995
Ich und viele andere arbeitslose Schweizer(innen) wären wohl dem Himmel dankbar, wenn sie eine vernünftige Zwischenarbeit oder eine neue, andere Berufschance bekämen.
Zürcher Tagesanzeiger, 05.03.1996
Definition
Himmel
Ein Ort, an den die Seelen toter Tiere gelangen.
Sg. tant., meistens nur in Komposita: Hundehimmel, Katzenhimmel usw.
Konnotationen
- Suche nach Trost
- Traurigkeit
- Lieblingstiere (Hunde, Katzen)
Lexikalische Relationen
[Es wurden keine lexikalischen Relationen gefunden.]
Wortbildungen
Substantive
- Hundehimmel
- Katzenhimmel
- Kaninchenhimmel
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- in den Katzenhimmel aufsteigen
- in den Hundehimmel kommen
Belege
Der Kult um das geliebte Tier wird immer öfter bis über den Tod hinaus mit Inbrunst getrieben. Vielleicht trug ja auch schon jener viel beweinte Liang zu Lebzeiten ein Mäntelchen in bluemarine oder eine schimmernde Perlenkette, ehe er in den Hundehimmel aufstieg. Auf dem Pariser Hundefriedhof trauert ihm eine Hinterbliebene inschriftlich nach: "Treues Herz, betrogen von den Menschen, doch niemals von meinem Hund!"
Mannheimer Morgen, 24.12.2001
Natürlich teilen wir mit Dir die Trauer über den Tod Deines Büsis Buddhie, das - wie wir dem "Blick" entnehmen - nach 14 treuen Jahren an Deiner Seite in den ewigen Katzenhimmel abberufen wurde.
Zürcher Tagesanzeiger, 18.04.1998
Das Methusalem-Gen läßt die winzigen Insekten um 35 Prozent länger leben, als ihr Schöpfer ihnen an Lebenszeit eigentlich mit auf den Weg gab. Statt nach 40 bis 60 Tagen in den Insektenhimmel aufzusteigen, waren die mit Methusalem-Genen ausgestatteten Tierchen nach 100 Tagen immer noch fröhlich am umherschwirren.
Frankfurter Rundschau, 07.11.1998
Definition
Himmel
Ort der angesehenen und erfolgreichen Eliten eines bestimmten Bereichs wie z. B. Politik, Sport oder Kultur, ein Olymp oder Parnass, vgl. Architektenhimmel, Filmhimmel, Fußballhimmel, Literaturhimmel, Rockhimmel, der politische Himmel.
Als Basis für die Metapher dient die Vorstellung des mit unerreichbaren Sternen geschmückten Himmels, vgl. ein Stern am Film-, Fußballhimmel; die Metapher kann aber auch durch die religiöse Bedeutung ‘Sitz Gottes und der Heiligen’, eventuell ‘Sitz der Götter’ motiviert sein, vgl. Platz im Filmhimmel, in den Filmhimmel aufsteigen.
Sg. tant.
Wortbildungen
Substantive
- Basketballhimmel
- Filmhimmel
- Fußballhimmel
- Himmelhund2 ‘Sagt man anerkennend über jmdn., der trotz äußerer Widerstände etwas Besonderes geschafft hat.’
- Kunsthimmel
- Literaturhimmel
- Musikhimmel
- Rockhimmel
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- ein neuer/ aufgehender Stern am -himmel ‘jmd., der auf einem Gebiet erfolgreich und berühmt wurde/ wird’
- wie ein Stern am -himmel glänzen/ leuchten/ seinbildhaft: <jmd., etwas> glänzt/ leuchtet/ ist wie ein Stern am -himmel ‘auf einem Gebiet erfolgreich sein’
Kollokationen
- der politische Himmel
- Stars des -himmels
- am -himmel glänzen
Belege
Töpfer, der vielen als aufgehender Stern am umweltpolitischen Himmel der Union gilt, und Weiser betonten, daß die Atomenergie keine "absolute Energieform" sei.
Mannheimer Morgen, 17.09.1986
Ein Fixstern am Salzburger Feinschmeckerhimmel ist der "Lebzelter" der Familie Gugg in Straßwalchen.
Neue Kronen-Zeitung, 27.01.1994
Nun hat der Geniale alle Lügen gestraft und bewiesen, daß er in jeder Hinsicht ein Großer des Fußballsports ist. Aber nicht nur der Einzigartige glänzte am Fußballhimmel, sondern auch ein neues Team: Nigeria, die geballte Ladung aus perfekter Technik und atemberaubender Athletik, demolierte die hocheingeschätzten Bulgaren.
Salzburger Nachrichten, 23.06.1994
Jospin, der neue Stern am linken Himmel, versprach Chirac eine faire Oppositionspolitik. Beide Politiker hatten im Wahlkampf den "großen Wandel" in Frankreich versprochen.
Neue Kronen-Zeitung, 08.05.1995
2009 war der damals 45jährige Strafverteidiger in den Literaturhimmel aufgestiegen. Seine kühlen, klaren Texte wirkten wie mit dem Meissel gehauen.
http://folio.nzz.ch/2014/februar/700-faelle-fuer-schirach [25. 10. 2014]
Definition
Himmel
Zustand des seelischen oder körperlichen Wohlbefindens und des Glücks, so wie man es sich im Himmelreich vorstellt.
Sg. tant.
Konnotationen
- vollkommen, angenehm, ruhig, ideal, harmonisch
- etwas für die Sinne, Befriedigung
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Paradies2 (psychologisches Profil)
- Glück
- Nirvana
Opposita
- Hölle2 (psychologisches und Schreckensprofil)
Wortbildungen
Substantive
- Gourmethimmel
- Radlerhimmel
- Urlaubshimmel
Adjektive
- himmlisch4, intensivierend ‘in Bezug auf Himmel (psychologisches Profil) stehend; herrlich, sehr schön, angenehm’, vgl. himmlischer Genuss; himmlisches Vergnügen; Es schmeckt himmlisch.
Verben
- himmeln ‘verzückt zum Himmel schauen, schwärmerisch blicken’
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- im sieb(en)ten Himmel seinhyperbolisch ‘glücklich sein’
- sich wie im Himmel fühlen ‘sich sehr wohl und angenehm fühlen’
- den Himmel auf Erden haben: <jmd.> hat den Himmel auf Erden ‘sehr glücklich, ohne Sorgen leben’
Belege
So einen Moment genießt man einfach nur und erlebt die Welt auf eine einfachere neutralere Weise die sonst nicht da ist. Als wäre man in einem Paralleluniversum wo nichts schlechtes und nichts gutes bestand hat. Nichts kann einem passieren. Die Zeit bleibt stehen und läuft trotzdem weiter. Nichts ergibt einen Sinn und doch passt alles. Es riecht nach nichts und ist in einem weißen Schleier eingehüllt. Genau das ist mein Himmel.
http://asugam.wordpress.com/2011/03/16/ruhe/ [24.03.2011]
Selina ist einfach ein toller Name. Meine 6-jährige Schwester heißt so und sie ist mein Himmel, mein Leben, genauso wie mein Bruder.
www.google.com [24.03.2011]
In einigen Orten ist derlei Luxus schon verwirklicht. Die Firma Xerox in Palo Alto, einer kalifornischen Stadt, die ohnehin als Radlerhimmel gilt, bietet ihren Mitarbeitern im Duschraum sogar angewärmte Handtücher an.
Nürnberger Nachrichten, 03.11.1990
Ich bin im kulinarischen Himmel! Gegenüber Cloud darf ich es nicht allzu laut sagen, aber bei aller Liebe zu einzelnen chinesischen Gerichten, habe ich in den vergangenen anderthalb Tagen so ziemlich das beste Essen der vergangenen drei Monate gegessen.
http://www.travelblog.org/Asia/Vietnam/Red-River-Delta/Hanoi/blog-459756.html [18.06.2013]
Wir schwelgen im Gourmethimmel mit Ziegenkäse, Trüffelöl, Frutti di Mare und Vin santo.
http://www.brigitte.de/rezepte/menue/menue-februar-2009-574639/ [18.06.2013]
Natürlich ist nicht nur die Karibik der Wunsch aller Reisenden, sondern man ist eigentlich überall da im Urlaubshimmel, wo man zur Ferienzeit sein möchte, sei es zum Beispiel am Meer, in den Bergen, sei es auf einem Kreuzfahrtschiff oder mitten in einer tollen Stadt wenn man Städtereisen mag.
www.google.com [25.03.2011]
Definition
Himmel
Ein Stoffdach, das über einem Bett auf Stöcken befestigt ist oder das bei Prozessionen über dem Priester mit der Monstranz getragen wird.
Konnotationen
[Für dieses Profil wurden keine Konnotationen gefunden.]
Wortbildungen
Substantive
- Himmelbett
- Prozessionshimmel
- Tragehimmel
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- den Himmel tragen
Belege
Wer bei der Fronleichnamsprozession in Altenstadt den Himmel über der Monstranz mit dem Allerheiligsten tragen darf, das legt nicht die Kirchenverwaltung oder Pfarrer Siegfried Beyrer fest, sondern der Gemeinderat.
www.google.de [11.07.2011]
Das war Glück, denn in diesem Jahr konnte die Gemeinde den sehr schönen von den Schwestern in Neuenbeken restaurierten Tragehimmel bestaunen, der unter einem Regenguss sicher gelitten hätte. Dieser Himmel stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts und ist in einer selten, halb maschinellen, halb handarbeitsmäßigen Sticktechnik ausgeführt. 1998 zog die Prozession nur bis zum Schloss und kehrte dann, als nach anfänglichem Sonnenschein der Regen einsetzte, auf kurzem Weg wieder zur Kirche zurück. Der „Himmel“ wird mittlerweile bei unbeständigem Wetter durch eine Plastikfolie geschützt.
www.google.de [11.07.2011]
Wortindex
- Baldachin
- Basketballhimmel
- das Blaue/ die Sterne vom Himmel holenbildhaft
- das Blaue vom Himmel erzählenbildhaft
- das Blaue vom Himmel (herunter) lügenbildhaft
- das Blaue vom Himmel (herunter) versprechenbildhaft
- Das gebe der Himmel!veraltet
- (Das) weiß der Himmel!
- Dem Himmel sei Dank!
- den Himmel auf Erden haben
- den Himmel offen sehen
- Der Himmel behüte/ bewahre <jmdn.˃ vor <etwas˃!
- der Himmel hängt <jmdm.˃ voller Geigenbuchsprachlich
- Der Himmel wollte es, dass <Nebensatz˃
- ein Geschenk des Himmels
- ein neuer/ aufgehender Stern am -himmel
- ein Zeichen des Himmels
- Erde
- Erde
- Filmhimmel
- Firmament
- Fußballhimmel
- Glück
- Gott
- (göttliche) Vorsehung
- Gourmethimmel
- Himmel, Arsch und Wolkenbruch!
- Himmel, Arsch und Zwirn!
- Himmel und Erde in Bewegung setzenbildhaft
- Himmelangst
- Himmelbett
- himmelblau
- Himmeldonnerwetter!
- Himmelfahrt1
- Himmelfahrt2
- Himmelfahrtskommando
- himmelhochjauchzend
- himmelhoch
- Himmelhund2
- Himmelhund1
- Himmelkugel
- himmeln
- Himmelreich1
- Himmelreich2
- Himmelsbewohner
- Himmelsbote
- Himmelsbrautpoetisch
- Himmelschlüssel/ Himmelsschlüssel/ Himmelschlüsselchen
- himmelschreiend
- Himmelserscheinung
- Himmelsfesteveraltet
- Himmelsgabe
- Himmelsgewölbe
- Himmelsguckerscherzhaft, veraltet
- Himmelskönigin
- Himmelskörper
- Himmelskundeveraltet
- Himmelskundlerveraltet
- Himmelskuppel
- Himmelsleiter
- Himmelspfortebildhaft
- Himmelspol
- Himmelsrichtung
- Himmelsrund
- Himmelsstrahlung
- Himmelsstrich
- Himmelsstürmer1
- Himmelsstürmer2, scherzhaft
- Himmelstorbildhaft
- Himmelswagen
- himmelwärts
- himmelweit
- Himmelszeichen
- Himmelszelt
- himmlisch1, umgangssprachlich, intensivierend
- himmlisch2
- himmlisch3
- himmlisch4, intensivierend
- Hölle1
- Hölle2
- Hundehimmel
- im sieb(en)ten Himmel seinhyperbolisch
- in den Himmel eingehenbuchsprachlich
- in den Himmel hebenumgangssprachlich, bildhaft
- in den Himmel kommen
- Jenseits
- <jmdm.˃ ist/ wird Himmelangst
- <jmdn.˃ schickt der Himmel
- Kaninchenhimmel
- Katzenhimmel
- Kunsthimmel
- Literaturhimmel
- Luftraum
- Luzifer
- Musikhimmel
- Nachthimmel
- nicht vom Himmel fallenbildhaft
- Nirvana
- Olymp
- Paradies1
- Paradies2
- Parnass
- Prozessionshimmel
- Radlerhimmel
- Rockhimmel
- Satan
- Schicksal
- sich wie im Himmel fühlen
- Sternenhimmel
- Südhimmel
- Teufel
- Tragehimmel
- Um Himmels Willen!
- unter freiem Himmel
- Urlaubshimmel
- wie ein Stern am -himmel glänzen/ leuchten/ seinbildhaft
- wie ein/der Blitz aus heiterem Himmelbildhaft
- zum Himmel schreienbildhaft
- zum Himmel stinkenumgangssprachlich, bildhaft
Etymologie
Seit dem 8. Jh. belegt, ahd. himil, mhd. himel. Laut KLUGE bleibt die etymologische Deutung von Himmel bisher unklar, da die Bedeutung ‘Himmel’ in verschiedenen indogermanischen Sprachen bei Wörtern auftritt, die sonst ‘Stein’ bedeuten, ganz sicher ist es jedoch nur bei iranischen Wörtern (avest. asman ‘Stein, Himmel’, apers. asman ‘Himmel’). Falls diese Hypothese stimmt, dann ist das Wort Himmel mit dem Wort Hammer verwandt. Ein anderer Ansatz führt das Wort Himmel auf die uridg. Wurzel * kem- ‘bedecken’ zurück, hieraus ergäbe sich eine Verwandtschaft mit Hemd (KLUGE, PFEIFER). DUW führt als semantischen Bezug dieser beiden etymologischen Varianten die Vorstellung vom Himmel als einem Steingewölbe, bzw. die Bedeutung umhüllen, bedecken an.
Semantischer Wandel
Das vorliegende Wörterbuch unterscheidet für Himmel folgende sieben Profile: 1. räumlich: ‘Firmament’; 2. religiös: ‘Sitz Gottes’; 3. religiös-metonymisch: ‘Gott’; 4. quasireligiös: ‘Ort, an den die Seelen toter Tiere gelangen’; 5. axiologisch: ‘Olymp’; 6. psychologisch: ‘Glückszustand’; 7. Artefaktprofil: ‘Baldachin’.
DUDEN (online) unterscheidet bei Himmel vier Bedeutungen: 1. „scheinbar über dem Horizont liegendes, halbkugelähnliches Gewölbe (an dem die Gestirne erscheinen)“ (s. das räumliche Profil), 2. „der Hölle oder der Erde als dem Diesseits gegenübergestellter Aufenthaltsort Gottes (der Engel und der Seligen)“ sowie die Unterbedeutung „Gott, Schicksal, Vorsehung“ (s. das religiöse und religiös-metonymische Profil), 3. „[…] Überdachung aus Stoff, Leder o. Ä.; Baldachin“ (s. das Artefaktprofil), 4. „(Kfz-T.) innere Bespannung des Verdecks im Auto“. Die letztere Bedeutung leitet sich von der dritten ab. Sie wird im vorliegenden Wörterbuch nicht berücksichtigt, da sie als ein fachsprachliches Homonym angesehen wird. Das quasireligiöse, axiologische und psychologische Profil werden bei DUDEN (online) nicht ausdrücklich behandelt. Das mag daran liegen, dass sie als nachvollziebare und teils okkasionelle Metaphern empfunden werden und dass Himmel hier überwiegend als Teil eines Kompositums oder eines Phrasems auftritt.
Im räumlichen Profil bezeichnet Himmel das bläuliche Gewölbe oberhalb der Erde. Die präpositionale Fügung am Himmel deutet an, dass es als ein zweidimensionaler Raum wahrgenommen wird, an dem sich die Sonne, der Mond und die Sterne bewegen (s. auch den Ausdruck Himmelskörper). Ein typischer Kollokator zu Himmel in dieser Bedeutung ist das Adjektiv blau. Himmel- als Bestimmungswort eines Kompositums sowie das Adjektiv himmlisch können eine verstärkende Bedeutung haben, vgl. himmlisch lecker ‘sehr lecker’, jmdm. ist Himmelangst ‘jmd. bekommt große Angst’.
Im religiösen Profil bezeichnet Himmel einen Ort außerhalb dieser Welt, an dem sich Gott, Götter oder andere übernatürliche Gestalten wie Engel, Geister sowie Seelen verstorbener, erlöster Menschen aufhalten. Das religiöse Verständnis von Himmel kann sich je nach der Religion, dem Standpunkt des Gläubigen, der historischen Epoche usw. unterscheiden. Es kann sowohl ein realer Ort jenseits unserer Welt sein, der mit dem räumlichen Himmel zusammenfällt, als auch ein symbolischer Ort, d. h. ein Emblem für die Herrlichkeit Gottes und das Gefühl, in seiner Nähe zu sein. Die räumlich-konkrete Vorstellung des Himmels als Sitz Gottes fand in der bildenden Kunst (insbesondere der Renaissance und des Barocks) reichlich Ausdruck. In der christlichen Ikonographie ist besonders die Vorstellung des thronenden, von Engeln umgebenen Gottes fest verankert. Der Himmel ist in dieser Bedeutung einerseits mit einer ausdrücklich positiven Bewertung verbunden – es ist ein Ort von Seligkeit, Vollkommenheit, Ruhe, Helligkeit usw. (z. B. den Himmel offen sehen ‘sich am Ziel aller Wünsche glauben’ sowie den positiven Verstärker himmlisch in himmlisch gut, himmlisch lecker u. a.). Andererseits deuten die Belege auf eine zwiespältige Rezeption des Konzepts durch die modernen Menschen hin – es kann naiv und lächerlich wirken, es sieht einen der Welt entfernten Gott vor usw. Für die Theologie stellt es eine Herausforderung dar, das Konzept Himmel ähnlich wie die anderen „Orte“ Hölle und Fegefeuer nachvollziehbar und überzeugend zu deuten. In der religiösen Bedeutung von Himmel verwendet man die Präposition in (z. B. in den Himmel kommen ‘erlöst werden’, im Himmel ‘im Reich Gottes’), die auf die Dreidimensionalität des vorgestellten Himmels hinweist.
Im religiös-metonymischen Profil bezeichnet Himmel Gott, Gottheiten oder höhere Kräfte, die nach der religiösen Vorstellung im Himmel (s. religiöses Profil) ihren Sitz haben und sich von dort aus auf das Leben der Menschen in der Welt auswirken. Spricht ein Sprecher vom Himmel in dieser Bedeutung, sind seine Aussagen zumeist affirmativ und deuten auf seinen Glauben hin. Nicht immer muss jedoch der Sprecher einen personalen Gott im Sinn haben. Im Gegenteil wird häufig auch auf unbestimmte höhere Kräfte, die das Leben lenken, angespielt. Vgl. hierzu die Verwendung von Ausrufen wie Das weiß der Himmel! ‘ich weiß es nicht, das kann man nicht wissen’ oder Der Himmel wollte es anders! ‘etw. ist anders gelaufen als geplant’.
Im quasi-religiösen Profil tritt Himmel in der Regel als Grundwort eines Kompositums auf, das Bestimmungswort sind Bezeichnungen von Haustieren (zumeist Hundehimmel, Katzenhimmel). Die religiöse Vorstellung von Himmel als einem Ort, an dem sich Gott und andere himmlische Wesen zusammen mit den Seelen erlöster Menschen aufhalten, wird erweitert – Himmel stellt einen imaginären Ort dar, an dem sich verstorbene Tiere oder ihre Seelen aufhalten. Typischerweise sind die Fügungen in den Katzenhimmel aufsteigen, in den Katzenhimmel abberufen werden u. ä. eine verhüllende Bezeichnung für das Sterben eines Tieres. Gleichzeitig kann damit der Sprecher auch seine Hoffnung auf ein tierisches Paradies und das Leben der Tiere nach dem Tod zum Ausdruck bringen.
Im axiologischen Profil bezeichnet Himmel einen imaginären Ort, an dem sich die besten und erfolgreichsten Menschen eines Tätigkeitsgebiets versammeln. Entweder tritt Himmel in dieser Bedeutung als Grundwort eines Kompositums auf (z. B. Fußballhimmel, Literaturhimmel usw.), oder das Wort wird um ein qualifizierendes Adjektiv ergänzt (z. B. der umweltpolitische Himmel). Ein typischer Kollokator in dieser Bedeutung ist Stern oder auch der Anglizismus Star, oder auch andere Ausdrücke, die auf die Vorstellung des Nachthimmels mit Sternen anspielen (z. B. am linken Himmel glänzen). Auch die religiöse Vorstellung vom Himmel als Götterort wird jedoch aktiviert – vgl. jmd. ist in den Literaturhimmel aufgestiegen ‘jmd. zählt zu den besten Schriftstellern’. Das axiologische Profil hat einen hyperbolischen und bildhaften Charakter. Das Wort Himmel wird in dieser Bedeutung zumeist in der Publizistik verwendet.
Das psychologische Profil beruht ebenfalls auf einer bildhaften Metapher – Himmel bezeichnet hier einen Zustand vollkommenen Wohlbefindens, wie es nur im Himmel (religiöses Profil) möglich ist. Das psychologische Profil realisiert sich meistens durch Phraseme (im siebten Himmel sein ‘sehr glücklich sein, sich sehr wohl fühlen’, sich wie im Himmel fühlen ‘sich sehr gut fühlen’, den Himmel auf Erden haben ‘sehr glücklich, im Überfluss und ohne Sorgen leben’). Dem Profil werden auch Verwendungen wie diese zugeordnet: Ich bin im kulinarischen Himmel!, Man ist überall da im Urlaubshimmel, wo man zur Ferienzeit sein möchte. Himmel bezeichnet hier einen Ort, an dem man etwas sehr Schönes erlebt, wo jemandes Ansprüche (z. B. an Essen, Bequemlichkeit, interessante Erfahrungen etc.) ohne Einschränkung befriedigt werden. Es handelt sich zumeist um enthusiastisches Ausdrücken eigener positiver Bewertung von etwas, oder um persuasive Aussagen, die den Hörer oder Leser für etwas begeistern sollen (z. B. in Werbetexten).
Im Artefaktprofil bezeichnet Himmel ein Stoffdach, das über einem Bett auf Stöcken befestigt ist (vgl. den Ausdruck Himmelbett) oder das bei Prozessionen über dem Priester mit der Monstranz getragen wird (synonym hierzu auch Tragehimmel oder Prozessionshimmel). Himmel bezeichnet somit eine kleine Klasse von Gegenständen, die auch nicht okkasionell erweitert wird.
Unter den hier ausgegliederten Profilen von Himmel befindet sich kein Neologismus. Bedeutungsverschiebungen bzw. -Vagheit eher einer pragmatischen Art deuten sich im religiösen und religiös-metonymischen Profil an: Eine anschauliche Vorstellung von Himmel als Jenseitsort der Seligen wird allgemein geteilt. Ihr Stellenwert auch für die (kirchlich gebundenen) Gläubigen ist jedoch unklar – ist sie ein Bestandteil von Glaubensinhalten, oder ist der Himmel als bildhaftes Symbol zu verstehen, oder ist es eine Phantasie mittelalterlicher Christen? Verhältnismäßig neu und sich aus neuen Zugängen der Menschen zu Tieren ergebend (z. B. Tier als Lebensbegleiter) dürfte das quasireligiöse Profil sein. Das axiologische und psychologische Profil sind weiterhin produktiv (s. neue oder okkasionelle Kompositabildungen in diesen Profilen). Im räumlichen und Artefaktprofil sind weder Bedeutungsveränderungen noch Anzeichen von Produktivität (z. B. okkasionelle Wortbildungen oder Übertragung in neue Sach- und Kommunikationszusammenhänge) zu bemerken.
Die Bedeutungen sowie der sprachliche Kontext von Himmel zeigen, dass Himmel zum einen räumlich als oben, oberhalb der Erde imaginiert wird und zum anderen mit positiven Eindrücken und Stimmungen wie Ruhe, Klarheit, Harmonie, Genuss u. a. verbunden wird. In den verschiedenen Bedeutungen treten als Opposita entweder Erde oder Hölle auf.
Sprichwörter
Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. (Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft, 1788) ‘Gottes Recht und Vernunft bestimmen das Handeln’
Der Himmel des Engels ist die Hölle des Teufels.
Der Himmel ist hoch, aber wer hinein will, muss sich bücken.
Der Himmel ist hoch, man kann sich nicht dran halten. ‘etwas ist so vage, dass man nicht darauf basieren kann; vertraue nur dir selbst’
Der Himmel ist uns überall gleich nahe. ‘Gott liebt jeden gleichermaßen’
Der Weg zum Himmel geht durch Kreuzdorn. ‘nur wer hart für sein Glück kämpft, erreicht es’
Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. ‘allem ist eine natürliche Grenze gesetzt’
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. ‘sagt man tröstend, wenn jdm. ein Versuch nicht gleich gelingt’
Ihm hängt der Himmel voll Bassgeigen. ‘jemandem geht es nicht besonders gut’
Liebe erfüllt die Welt und mehrt den Himmel.
Man meint oft, der Himmel hängt voller Geigen; sieht man recht zu, so sind es kaum Nußschalen. ‘ein Lachen kann trügen; hinter etwas gutem verbirgt sich Enttäuschung’
Mit den Beinen läuft man nicht in den Himmel. ‘man muss sich schon anstrengen bzw. besonders sein, um großartiges erreichen zu können’
Unter freiem Himmel biegt sich kein Balke. ‘wenn alles gut ist, braucht man nicht falsch zu handeln; wird von oben kontrolliert, wird nur recht gehandelt’
Was fragt der Himmel nach der Erde. ‘das Große interessiert sich nicht am Kleinen’
Was vom Himmel fällt, schadet keinem. ‘alles Gute kommt von oben’
Wenn der Himmel einfällt: so können die Vögel keine Nester mehr bauen,
so sind alle Töpfe und Bäume zerschlagen. ‘Anspielung auf das apokalyptische Treiben Gottes auf Erden’
Wenn der Himmel einfiele, zerschlüge er mehr Kacheln als Öfen. ‘nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird’
Wer in den Himmel kommen will, muss leiden ohne Mass und Ziel. ‘der Aufwand ist zu hoch für diesen Preis’
Wer nicht in den Himmel will, braucht keine Predigt.
Wer sich an den Himmel hält, der hat kein Glück auf Erden. ‘wer nach Regeln lebt, der lebt nur halb’
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Anselm Grün: Bis wir uns im Himmel wiedersehen, 2012.
- Anselm Grün: Dem Himmel zur Ehre – den Menschen zum Zeichen, 2001.
- Anselm Grün: Der Himmel beginnt in dir, 1999.
- Friedrich Möbius (Hg.): Der Himmel über der Erde: Kosmossymbolik in mittelalterlicher Kunst, 1995.
- Marianne Sägebrecht: Mein Leben zwischen Himmel und Erde, 2012.
- Nora Roberts: Der weite Himmel, 2012.
- Ruster, Thomas: Von Menschen, Mächten und Gewalten: eine Himmelslehre, 2005.
Film
- Der Himmel über Berlin (Regie: Wim Wenders), Deutschland, 1987.
- Der geteilte Himmel (Regie: Christa Wolf), Deutschland, 1963.
- Der Himmel soll warten (Heaven can wait, Regie: Warren Beatty, Buck Henry), USA, 1978.
- Töchter des Himmels (The Joy Luck Club, Regie: Wayne Wang), USA, 1993.
- Heaven (Regie: Tom Tykwer, Drehbuch: Krzysztof Kieślowski/ Krzysztof Piesiewicz), Deutschland/ USA, 2002.
- Knockin on Heaven's Door (Regie: Thomas Jahn), Deutschland, 1998.
Musik
- Reinhard Mey: Über den Wolken, 1974.
- Silbermond: Himmel auf (Musikalbum), 2012.
Werbung
-
Nespresso-Werbung
(Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=t4UcZolD5Eg) -
Philadelphia-Werbung 1
(Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=GfmQJElRWIY) -
Philadelphia-Werbung 2
(Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=l3tjqJui6gE) -
BMW-Werbung
(Quelle: http://www.bmw.de/de/de/insights/technology/efficientdynamics/phase_1/model_3series_convertible_320d.html) -
Plakatmotiv
(Quelle: http://www.frueh.de/Plakatmotive/100_Muenchner_im_Himmel.jpg) -
Radiowerbung für eine Ticketverlosung
(Quelle: http://www.radiobob.de/binaries/asset/image/2710191/wlm_full_image/0/3797026/Himmel-oder-Hoelle-Teil-2_1.jpg)
Sonstiges
-
Kinderspiel
(Quelle: http://www.allmystery.de/dateien/mt47730,1242141910,himmel_hoelle.jpg) -
Homepage rund um den Handwerkerberuf
(Quelle: http://www.rolfkrueger.net/wp-content/uploads/2010/01/552x384_az_amanfang-552x350.png)
Bibliographie
Alt, Peter-André 1995: „Aufklärung über den Himmel: Aspekte literarischer Himmelsbilder im 18. Jahrhundert“, in: Euphorion: Zeitschrift fur Literaturgeschichte, 89 (4): S. 367-91.
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Berger, Klaus u.a. (Hg.) 2006: Bilder des Himmels: die Geschichte des Jenseits von der Bibel bis zur Gegenwart, Freiburg im Breisgau.
Bonacker, Maren, 2006: „‚So wurden vollendet Himmel und Erde‘: der Schöpfungsakt in der Science Fiction“, in: Von Mittelerde bis in die Weiten des Alls: Fantasy und Science-Fiction in Literatur und Film, Wetzlar, S. 131-144.
Brunner, Anette 2006: „Der zum Himmel erhobene Blick als Ausdruck enthusiastischen Schöpfertums: Die Darstellung der Invention im Künstlerbildnis der Goethezeit“, in: Paragrana: Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie, 15 (2), S. 57-72.
Dukova, Ute 1994: „Der leuchtende Himmel und die dunkle Erde: Ergänzungen zur Etymologie eines indoeuropäischen Mythologems“, in: Orpheus: journal of Indo-European and Thracian studies (Sofia), 4 (1994), S. 5-11.
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Kroll, Thomas 2008: Der Himmel über Berlin – säkulare Mystagogie? Wim Wenders Spielfilm als Herausforderung für die praktische Theologie, Berlin.
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Lang, Bernhard 1990: Der Himmel: eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens, Frankfurt am Main.
Laube, Martin 2002: Himmel, Hölle, Hollywood: religiöse Valenzen im Film der Gegenwart, Münster.
Röhrich, Lutz 1992: „Himmel“, in: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2, Freiburg – Basel – Wien, S. 714-718.
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Urbanek, Ferdinand 1992: „Our Father in Heaven – A Modern Language Version of the Old Lord's Prayer“, in: Linguistica Biblica, S. 39-54.
Wetzel, Heinz 1972: „Otto Ludwigs Zwischen Himmel und Erde: eine Säkularisierung der Christlichen Heilslehre“, in: Orbis Litterarum: International Review of Literary Studies, 27, S. 102-21.