Polysemie
- religiös ‘Heiligenbild’
- axiologisch ‘als Vorbild verehrte Person’
- semiotisch ‘repräsentativer Gegenstand’
- EDV-Profil ‘Symbol auf dem Monitor’
Definition
Ikone
Geweihtes Bild, das insbesondere in den orthodoxen Kirchen zumeist auf einer hölzernen Tafel gemalt wird, in der Regel eine Darstellung von Christus, Maria oder von Heiligen. Die Ikone hat ihren Ursprung in der byzantinischen Frömmigkeit.
Für den Gläubigen ermöglicht die Ikone eine Verbindung zur dargestellten heiligen Person, was auch durch die besondere Verehrung etwa durch Küssen oder sich Niederwerfen, das Abbrennen von Kerzen oder das Beweihräuchern zum Ausdruck kommt.
Konnotationen
- einfach, klar, symbolisch
- goldfarbener Hintergrund
- Wunderwirkung
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Heiligenbild
Hyperonyme
- Bild
- Gemälde
Wortbildungen
Substantive
- Ikonenmalerei ‘das Malen von Ikonen’
- Ikonenwand ‘Ikonostase’
- Ikonoduliefachsprachlich ‘Bilderverehrung’
- Ikonodulefachsprachlich ‘Bilderverehrer’
- Ikonografieselten / Ikonographiefachsprachlich ‘Beschreibung und Deutung von Bildwerken’
- Ikonografselten / Ikonographfachsprachlich ‘jmd., der sich mit der Ikonographie beschäftigt’
- Ikonoklasmusfachsprachlich ‘Bildersturm, Abschaffung und Zerstörung von Heiligenbildern’
- Ikonoklastfachsprachlich ‘Bilderstürmer’
- Ikonolatriefachsprachlich ‘Bilderverehrung’
- Ikonologiefachsprachlich ‘Wissenschaft vom Sinn- und Symbolgehalt von Kunstwerken’
- Ikonologefachsprachlich ‘jmd., der sich mit Ikonologie beschäftigt’
- Ikonostasselten / Ikonostaseselten / Ikonostasisselten ‘eine Bilderwand mit Ikonen zwischen Gemeinde- und Altarraum in byzantinischen Kirchen’
Adjektive
- ikonisch1 ‘in der Art der Ikonen’
- ikonografischselten / ikonographischfachsprachlich ‘die Ikonographie betreffend’
- ikonoklastischfachsprachlich ‘bilderstürmisch’
- ikonologischfachsprachlich ‘die Ikonologie betreffend’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- byzantinische Ikone
- eine Ikone küssen
- eine Ikone verehren
- heilige Ikone
- Ikone der Gottesmutter
- Ikone der Jungfrau Maria
- orthodoxe Ikone
- russische Ikone
Belege
Themen der Ikone
sind Gleichnisse aus dem alten und neuen Testament, die in ein Bild umgesetzt werden und vom Betrachter wiederum gelesen werden müssen. Häufig wird Jesus Christus dargestellt, wie auch Engel als Botschafter Gottes oder als Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Besondere Stilmittel der Ikone
sind beispielsweise die schablonenhafte Darstellungsweise ohne Schattierungen, fehlende Perspektive, verfremdete und übertriebene Proportionen und symbolhafte Verwendung der Farben. Der Hintergrund der meisten Ikonen
ist häufig in Gold gehalten, was das göttliche Licht, das alles durchdringt, symbolisieren soll. Museumsbesuche machten Mathilde Könighaus auf die Ikonenmalerei aufmerksam.
Mannheimer Morgen, 17.03.1998
Bulgarische Klosterschätze in Spandau. Kaum größer als ein Taschenbuch ist die Ikone
„Die zwölf hohen Feste“, und ihre Darstellungen von Kreuzigung und Auferstehung erreichen gerade Briefmarkenformat.
Berliner Morgenpost, 23.10.1998
Vorgestellt werden knapp 40 von christlichem Geist inspirierte Kunstwerke, beispielsweise das sieben Meter hohe Kupferstandkreuz in der Zwölf-Apostel-Kirche auf der Vogelstang, ein Grabmal in Heilig Geist, das Steinrelief in der Alfred-Delp-Gedächtniskapelle, aber auch eine Ikone
in St. Pius oder ein Blatt auf einem Seitenaltar der Jesuitenkirche.
Mannheimer Morgen, 10.09.2001
Wie Schießscharten liegen die schlitzförmigen Fenster in den meterdicken Mauern, und die einzige Helle kommt von dem Widerschein der unzähligen, dünnen, knisternden Bienenwachskerzen und den ewigen Lichtern der Lampadas, die vor jeder Ikone
brennen.
Verzaubert gehen wir auf diese Helligkeit zu und stehen vor der Wand, der Ikonostasis: Immer höher und höher steigend, reihen sich die Ikonen
aneinander und übereinander. Und mit ihnen bewegen sich die Gestalten der Heiligen, die sich uns zuneigen, uns zuwenden und uns anblicken.
Salzburger Nachrichten, 01.09.1992
Eine Messfeier anlässlich des Jahres der Priester mit Bischof Klaus Küng fand am 6. Mai in der Stadtpfarrkirche Waidhofen statt.
Dabei wurde eine Ikone
des Pfarrers von Ars aufgestellt, der nach der Französischen Revolution mit seiner Seelsorge Massen von Menschen von weit her anlockte. Diese Ikone
solle daran erinnern, wie wichtig es sei, auch Menschen in geistlichen Berufen zu gedenken und für sie zu beten: „Das Gebet brauchen Bischöfe, Priester, Diakone, aber natürlich auch christliche Familien.“
Niederösterreichische Nachrichten, 13.05.2010
Und: «Warum haben Sie nicht auch eine Libelle gemalt?»
Herr Jankovic, Frau Tundo, welche Bedeutung haben Ikonen
für Sie?
Rudi Jankovic: Ikone
heisst ja nichts anderes als Bild, es handelt sich um bildgewordene Botschaften. Nicht nur das Bild, sondern auch der Malprozess ist heilig. Es sind Fenster in die Ewigkeit.
St. Galler Tagblatt, 23.10.2008
Diese Ikone
muss man wie ein geöffnetes Fenster anschauen, durch welches man versucht, die Verbindung zu Gott zu schaffen. Die Ikone
ist aber auch Kunst. Wir küssen die Ikone
auch. Was gibt es Schöneres für den Künstler. Also brauchen Betende ein Bild.
St. Galler Tagblatt, 18.09.2009
Definition
Ikoneneu
Über eine Person, die dank ihres Charismas, ihrer Fähigkeiten und Leistungen, ihres Lebensstils oder auch aufgrund eines besonders schönen Aussehens herausragt und auf dem jeweiligen Gebiet hoch geschätzt und verehrt wird.
Der Sprecher kann mit der Bezeichnung zusätzlich indizieren, dass die Person von ihren Anhängern als ein positives Rollenmodell oder Vorbild angesehen wird, dem man sich (unkritisch) anzugleichen versucht, oder dass die Person übertrieben bewundert wird. Oft in Bezug auf Stars der Pop-Kultur, des Sports u. Ä.
Seltener auch über einen Gegenstand, der sich hoher Beliebtheit und Bewunderung eines bestimmten Personenkreises erfreut.
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Idol
- Legende
- Leitfigur
- Mythos
- Star
- Vorbild
Wortbildungen
Substantive
- Popikone ‘besonders verehrter Vertreter der Pop-Kultur, bes. der Popmusik’
- Stilikone ‘über jmdn., dessen Stil als nachahmenswert empfunden wird’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- als Ikone gelten
- zu einer Ikone werden
Belege
Seine Wurzeln hat er nie vergessen: Am 23. Januar 1910 in einem Zirkuswagen zur Welt gekommen, widmete sich Django Reinhardt zeitlebens den melancholischen Klängen des Sinti-Swing - und wurde so zur Ikone
des europäischen Jazz.
Morgenpost, 22.01.2010
MOPO: Also könnte es Kiss, anders besetzt, auch noch in 100 Jahren geben? Stanley: Absolut! Kiss ist eine Ikone,
Kiss wird immer bleiben! MOPO: Könnten Tokio Hotel ihr Erbe antreten? Simmons: Tokio Hotel haben ein tolles Image, und ihre Musik ist echt gut gemacht.
Hamburger Morgenpost, 26.05.2010
Die britische Girl-Band Mynxters versuchte sich unlängst sogar an einer Hello-Kitty-Hymne. Sollte die zum Hit werden, dann haben Madonna und Lara Croft als Ikonen moderner Weiblichkeit ausgedient. Die Ikone
der Zukunft ist plüschig, bonbonfarben, hat Kulleraugen und eine rote Schleife im Haar. Und sie wird die Welt retten!
Mannheimer Morgen, 13.10.2001
Als Nelson Mandela am 11. Februar 1990 nach 27 Jahren Gefangenschaft das Victor-Verster-Gefängnis nahe Kapstadt verließ, war das Ende der südafrikanischen Apartheid besiegelt. Es war ein Triumph der Willensstärke, des Idealismus und der Vision eines der ungewöhnlichsten Männer des 20. Jahrhunderts. Der heute 91 Jahre alte, schwer kranke Friedensnobelpreisträger ist schon lange nicht nur die Ikone
des modernen Südafrika, sondern ein Idol der Menschheit.
Mannheimer Morgen, 09.02.2010
Es ist die WM Afrikas.“Mit diesen Worten hat Südafrikas Präsident Jacob Zuma wenige Minuten vor dem Eröffnungsspiel des Gastgebers gegen Mexiko (1:1) den offiziellen Startschuss für die 19. Fußball-Weltmeisterschaft gegeben. Unter dem Jubel der knapp 90 000 Fans im Stadion überbrachte Zuma Grüße von Nelson Mandela, der seine Teilnahme wegen des Unfalltodes seiner 13 Jahre alten Ur-Enkelin Zenani kurzfristig abgesagt hatte. „Ich habe eine Botschaft von unserer Ikone:
Das Spiel muss beginnen. Alle sollen Freude haben.“ Zuvor waren die Fans mit einer ausgelassenen afrikanischen Party auf die Endrunde eingestimmt worden.
Mannheimer Morgen, 12.06.2010
Titeln die erfolgreichste Tennisspielerin der Geschichte. In Wimbledon gewann sie allein neunmal das Frauen-Einzel. Seit ihrem frühen Outing ist Martina Navratilova eine Ikone
der Homosexuellen-Bewegung in den USA.
Nürnberger Zeitung, 08.04.2010
Dessen autoritäre Rezentralisierung des Staates und die Rückbesinnung auf die imperiale Rolle Russlands entsprachen eher dem klerikalen Weltbild. Alexi II. wurde zur Ikone
der russischen Wiedergeburt. Die geistige und moralische Wiedererweckung, die von der Kirche offiziell erwartet worden war, leitete der deutschstämmige Patriarch indes nicht ein. In den ethnischen und rassistischen Konflikten Russlands war die mahnende Stimme des geistigen Oberhauptes nie zu hören.
St. Galler Tagblatt, 06.12.2008
Tatsächlich darf man fragen, ob es nötig war, eine Ikone
der Cinéasten ausgerechnet dann zu verhaften, wenn ihr Lebenswerk gewürdigt werden sollte. Immerhin: Dies passt zur drehbuchreifen Biographie von Roman Polanski.
St. Galler Tagblatt, 29.09.2009
John Winston Lennon, geboren 1940 während des schweren deutschen Bombenangriffs in Liverpool geboren worden war, ist eine Ikone.
Sowohl Lennon, der Beatles-Star, als auch Lennon, der inständige Pazifist, sind fester Bestandteil des popkulturellen Bewusstseins vieler Generationen.
Braunschweiger Zeitung, 08.12.2005
Redefreiheit kontra Volkswillen. Obwohl also nur Rhetorik, war die Diskussion im Parlament und später in den Fernsehstationen emotionsgeladen. Das erstaunt wenig, gilt das Sternenbanner in der mit Symbolen beladenen amerikanischen Gesellschaft doch als oberstes Heiligtum, als Ikone
des „american spirit“. Während liberale Sprecher die Ausdrucks- und Redefreiheit als Urprinzip der US-Verfassung in den Vordergrund stellten, zitierten konservative Kreise den Volkswillen: 80 Prozent der Amerikaner wollen nämlich Flaggenverbrennern an den Kragen.
Zürcher Tagesanzeiger, 26.06.1999
Definition
Ikoneneu, bildungssprachlich
Über einen Gegenstand, der als besonders typisch und repräsentativ für ein Ereignis, eine Epoche, eine Lebenshaltung u. a. gilt. Die Bezeichnung kann zusätzlich einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Objekts indizieren. Dadurch ist eine Abgrenzung zu Ikone (axiologisches Profil) nicht immer eindeutig (vgl. die ironische Bezeichung der Kalaschnikow als Ikone dieses Jahrhunderts ).
Konnotationen
- Markenzeichen, Architektur, Fotografie
Wortbildungen
Substantive
- Ikonismusfachsprachlich ‘anschauliches Bild’
Adjektive
- ikonisch2, fachsprachlich ‘bildhaft, anschaulisch’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Ikone der Moderne
- Ikone der Popkultur
Belege
Ikone
der Moderne: Seit Jahren kämpft die Tochter der Tugendhats um die Restaurierung des Mies-van-der-Rohe-Baus in Brünn.
Berliner Morgenpost, 11.08.1999
In der diesjährigen Ausgabe, vom 1. bis 10. August, setzt das kleine, aber feine Festival im idyllischen Leinebergland einen kräftigen Akzent auf den 125. Geburtstag von Walter Gropius. Der Architekt schuf mit den Alfelder Fagus-Werken eine Ikone
der klassisch-modernen Industriearchitektur.
Hannoversche Allgemeine, 31.07.2008
Architekt Martin Elsaesser (1884-1957) schuf mit der Reemtsma-Villa eine Ikone
des Bauhaus-Stils.
Hamburger Morgenpost, 02.08.2009
Wer sich umschaut, entdeckt die rot und gelborange gespritzten Paletten allenthalben: an der Fassade des Stadthauses gegen den Paradeplatz ebenso wie am Heidelberger Festival-Kino im alten Marstall. Schwebend, an Wänden haftend, aufgetürmt, als Schreibpult, Treppchen oder Imbisstisch - die vielseitig verwendbaren Paletten stehen überall im Blickfeld. „Wir haben dem Festival eine Ikone
verpasst, die wie ein Leitfaden alle Spielorte verbindet“, meint Schafhäutle.
Mannheimer Morgen, 14.11.2000
Er ist so, wie man sich seinen Opa wünscht: Klein, von gemütlicher Gestalt und biedermeierlichem Familiensinn, der gerne seine Lieben um sich sammelt und im Winter zum Fischen ein Loch durch die Eisdecke schneidet. Seine Erfindung hingegen ist ein Produkt der reinen Hölle: die Kalaschnikow, auf Kriegsschauplätzen dieser Welt die meistverwendete Waffe. Eine Ikone
dieses Jahrhunderts, ein Haushaltsname.
Salzburger Nachrichten, 25.08.1999
Auf der anderen Talseite, wo ein Ideenwettbewerb einen spektakulären Neubau der Bergiselschanze als neuer Ikone
des Tiroler Winters in die Wege leiten sollte, streitet man über die Kosten der Errichtung und nähert sich damit gefährlich dem landesüblichen Ende der meisten tollen Ideen: ihrer Nichtverwirklichung.
Tiroler Tageszeitung, 08.09.2000
Ein Foto ging um die Welt: Ein Seemann küsst überschwänglich eine Krankenschwester und feiert damit das Ende des Zweiten Weltkriegs. Inmitten der jubelnden Massen auf dem New Yorker Times Square nahm Carl Muscarello am 14. August 1945 die damals 27-jährige Krankenschwester Edith Shain in den Arm - und küsste sie hingebungsvoll. Der Schnappschuss „The Kiss“ (englisch: Der Kuss) erschien auf dem Titel des „Life“-Magazins, Shain ging als Ikone
der Dokumentarfotografie um die Welt. Nun starb sie 91-jährig in ihrem Zuhause in Los Angeles.
Rhein-Zeitung, 24.06.2010
„Die Studentenrevolte hat sich durch Bennos Tod radikalisiert“, sagt Timm am Rande einer Lesung im Kolleg. „Was an kritischen Gruppen an den Universitäten schon vorhanden war, bekam plötzlich eine ganz andere Qualität – und zwar durch Quantität. Mit diesem Datum, auch mit diesem Foto, das ja zu einer Art Ikone
wurde, begann eine Protestbewegung, die tatsächlich Hunderttausende auf die Straße trieb.“
Braunschweiger Zeitung, 22.09.2005
Definition
Im Deutschen wird der englische Ausdruck icon verwendet.
Konnotationen
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor.]
Lexikalische Relationen
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor.]
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor.]
Belege
[Das gewählte Profil liegt in dieser Sprache nicht vor.]
Wortindex
- Bild
- Gemälde
- Heiligenbild
- Idol
- Ikonenmalerei
- Ikonenwand
- ikonisch1
- ikonisch2, fachsprachlich
- Ikonismusfachsprachlich
- Ikonodulefachsprachlich
- Ikonoduliefachsprachlich
- Ikonografselten / Ikonographfachsprachlich
- Ikonografieselten / Ikonographiefachsprachlich
- ikonografischselten / ikonographischfachsprachlich
- Ikonoklasmusfachsprachlich
- Ikonoklastfachsprachlich
- ikonoklastischfachsprachlich
- Ikonolatriefachsprachlich
- Ikonologefachsprachlich
- Ikonologiefachsprachlich
- ikonologischfachsprachlich
- Ikonostasselten / Ikonostaseselten / Ikonostasisselten
- Legende
- Leitfigur
- Mythos
- Popikone
- Star
- Stilikone
- Symbol
- Verkörperung
- Vorbild
Etymologie
Ikone: Exotismus, der sich über Russisch ikona in die mitteleuropäischen Kultursprachen verbreitet hat. In das Russische ist ikona wiederum aus dem altkirchenslawischen ikonagelangt, das auf Mittelgriechisch ἐικόνα, Altgriechisch ἐικών f. (Ionisch undAttisch ϝεικόνα) ‘Bild Abbild, Gleichnis’ zurückgeht. Nach Frisk (1960-1972, 1, 454, 530) handelt es sich bei ἐικών um ein Deverbativum zum alten intransitiven Perfekt ἔοικα ‘ähnlich sein, gleichen’.
Semantischer Wandel
Im DUW werden unter Ikone zwei Bedeutungen angeführt: 1. ‘Kultbild der orthodoxen Kirche mit der Darstellung heiliger Personen oder ihrer Geschichte’; 2. ‘Person oder Sache als Verkörperung bestimmter Werte, Vorstellungen, eines bestimmten Lebensgefühls o. Ä.’ Die erste Bedeutung entspricht somit dem religiösen, die andere dem semiotischen Profil. Die zweite Bedeutung wird erst in der siebten Auflage des DUW (2011) verzeichnet, in der sechsten Auflage (2007) wird sie noch nicht angegeben. WAHRIG (1997) führt nur die religiöse Bedeutung an. Das axiologische Profil wird in den deutschen Wörterbüchern nicht erwähnt, das DUW (2011) verzeichnet nur die damit zusammenhängenden Komposita Popikone ‘Kultfigur des Pop’ und Stilikone ‘jemand, dessen [Kleidungs]stil von vielen als nachahmenswert empfunden wird’.
Das axiologische und das semiotische Profil sind Neosemantismen, die im Deutschen nach dem Vorbild des Englischen in den letzten Jahrzehnten entstanden sind (in den Mannheimer Korpora sind beide seit den 1990er Jahren belegt). Diese säkularen Profile sind von der religiösen Bedeutung abgeleitet, sie gehen von verschiedenen Aspekten des ersten Profils aus. Dem axiologischen Profil liegt die Beziehung der Christen zur Ikone zugrunde: Analogisch wird hier eine charismatische Person, ein Popstar o. Ä. verehrt. Im semiotischen Profil wird die symbolische Funktion der religiösen Ikone auf einen Gegenstand übertragen, der eine Epoche, Lebenshaltung o. Ä. repräsentativ verkörpert.
Im Unterschied zu den westslawischen Sprachen hat das deutsche Wort Ikone kein EDV-Profil, diese Bedeutung wird durch den gleichbedeutenden Anglizismus icon realisiert.
Sprichwörter
Meine erste Frau war meine Frau, die zweite mein Herr, die dritte meine Ikone.
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Andreas Knapp: Die Ikone des Kaisers: Die letzen Tage von Konstantinopel, 2006.
- Christoph Wiegand: Die sprechende Ikone: Eine Weihnachtsgeschichte aus Griechenland, 2011.
- Neil Olson: Ikone (The Icon), 2005.
- Stefan Weymar, Wolfgang Sandberger: Johannes Brahms – Ikone der bürgerlichen Lebenswelt?, 2008.
- Gebhard Fürst (Hrsg.): Martin von Tours - Ikone der Nächstenliebe, 2011.
Filme
-
Die Ikone - Hollywoods Darling (Introducing Dorothy Dandridge, Regie: Martha Coolidge), USA 1999.(Quelle: https://gfx.videobuster.de/archive/resized/h550/2011/02/image/jpeg/07f5651c5866c0469c8b92d64cac14e2.jpg)
- Die Ikone – Eposide der Fernsehserie Die Cleveren, Deutschland 1999
Sonstiges
- Ikonen: Magazin für Kunst, Kultur und Lebensart
Bibliographie
Göbel-Uotila, Marketta 2005: Medea: Ikone des Fremden und des Anderen in der europäischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Am Beispiel von Hans Henny Jahnn, Jean Anouilh und Christa Wolf, Hildesheim.
Messling, Markus 2008: „Script, Word and Icon: Ways Out from the Picture Ban = Schrift, Wort und Ikone. Wege aus dem Bilderverbot“, in: KODIKAS/ CODE-Ars Semeiotica, 31.1-2.