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sacrum und profanum
religiöse lexik in der allgemeinsprache (deutsch-polnisch-slowakisch-tschechisch)
Deutsch: Märtyrer
Tschechisch: mučedník

Polysemie

  1. religös: ‘Blutzeuge’
  2. religiös-gewalttätig
  3. säkular: ‘jmd., der für etwas leidet’

Polysemie

  1. religös: ‘Blutzeuge’
  2. religiös-gewalttätig
  3. säkular: ‘jmd., der für etwas leidet’

Profil: religiös

Profil: religiös

Definition

Märtyrer

Eine Person, die für den religiösen Glauben ihr Leben opfert, hauptsächlich ein Christ in der Auseinandersetzung mit dem Heidentum.

Im Christentum wird das Martyrium als das höchste Zeugnis für Christus und seinen erlösenden Tod verstanden. Falls ein Ungetaufter wegen des Glaubens den Märtyrertod erleidet, empfängt er die sogenannte Bluttaufe. An den Märtyrerfesten und ihren Gedenktagen wird die liturgische Farbe Rot benutzt.

Definition

mučedník

Eine Person, die für den religiösen Glauben ihr Leben opfert, hauptsächlich ein Christ in der Auseinandersetzung mit dem Heidentum.

Im Christentum wird das Martyrium als das höchste Zeugnis für Christus und seinen erlösenden Tod verstanden. Falls ein Ungetaufter wegen des Glaubens den Märtyrertod erleidet, empfängt er die sogenannte Bluttaufe. An den Märtyrerfesten und ihren Gedenktagen wird die liturgische Farbe Rot benutzt.

Pl. mučedníci.

Konnotationen

  • Leiden, Foltern, langsamer Tod
  • Opfer, tapfer, treu, fester Glaube, Liebe zu Gott
  • Seligsprechung, Heiligsprechung, Reliquie, Himmel

Konnotationen

  • Leiden, Foltern, langsamer Tod
  • Opfer, tapfer, treu, fester Glaube, Liebe zu Gott
  • Seligsprechung, Heiligsprechung, Reliquie, Himmel

Lexikalische Relationen

Synonyme

  • Blutzeuge
  • Glaubenszeuge

Hyperonyme

  • der Heilige

Lexikalische Relationen

Synonyme

  • martyr1, buchspr., poetisch ‘Märtyrer’
  • svědek víry ‘Glaubenszeuge’
  • trpitel1 ‘Leidensmann’

Hyperonyme

  • svatý ‘der Heilige’
  • světec ‘der Heilige’

Wortbildungen

Substantive

  • Erzmärtyrer
  • Märtyrerin1
  • Märtyrerin
  • Märtyrerkult1
  • Märtyrerlegende1
  • Märtyrertod1
  • Märtyrertum1

 Adjektive

  • märtyrerhaft1

Wortbildungen

Substantive

  • mučednice1 ‘Märtyrerin’
  • mučednictví1 ‘Märtyrertum, Martyrium’
  • mučení ‘Foltern’
  • mučidlo ‘Folterwerkzeug’
  • mučírna ‘Folterkammer’
  • mučitel ‘Peiniger’
  • mučitelka ‘Peinigerin’
  • prvomučedník ‘Erstmärtyrer, der erste Märtyrer’
  • umučení ‘Todesfolter’

Verben

  • mučit ‘foltern, quälen’
  • mučit se ‘sich quälen’
  • umučit ‘zu Tode foltern’
  • zmučitbuchspr. ‘zermartern’

Adjektive

  • mučednický1 ‘märtyrerhaft, Märtyrer-, Marter-; Relationsadjektiv zu mučedník
  • mučicí ‘Folter-, Marter-’, vgl. mučicí nástroj ‘Folterinstrument; deverbales Relationsadjektiv’
  • mučitelský ‘Folter-, Marter-’, vgl. mučitelský nástroj ‘Folterinstrument; Relationsadjektiv zu mučitel
  • mučivý ‘peinigend, quälend’
  • zmučenýbuchspr. ‘(ab)gemartert, zermartert’

Adverbien

  • mučednicky1 ‘märtyrerhaft’
  • mučivě ‘peinigend, quälend’
  • zmučeněbuchspr. ‘(ab)gemartert, zermartert’

Phraseme, Kollokationen

Phraseme

Kollokationen

  • Blut der Märtyrer
  • christlicher Märtyrer
  • frühchristlicher Märtyrer
  • heiliger Märtyrer
  • jüdischer Märtyrer
  • Kult des Märtyrers
  • Märtyrer des Glaubens
  • Überreste des Märtyrers
  • vierzig Märtyrer
  • zum Märtyrer werden

Phraseme, Kollokationen

Phraseme

  • dělat mučedníka: <někdo> dělá/ dělal z <někoho> mučedníka/ jmd. macht aus jmd. einen Märtyrer

Kollokationen

  • čtyřicet mučedníků
  • křesťanský mučedník
  • krev mučedníků
  • kult mučedníka
  • mučedník Jan Nepomucký
  • mučedník víry
  • ostatky mučedníka
  • svatý mučedník
  • stát se mučedníkem
  • židovský mučedník

Belege

Die Redensart erinnert an den heiligen Veit (Vitus, wohl aus lateinisch "vita = Leben", christlich vielleicht gedeutet als "ewiges Leben"), der nach der Legende als früh vollendeter Jugendlicher - erst sieben oder zwölf Jahre alt - unter Kaiser Diokletian anno 304 als Märtyrer starb, obwohl er dessen Sohn von der Besessenheit heilte.
Rhein-Zeitung, 10.06.2010

In einer Massenseligsprechung hat die katholische Kirche am Sonntag 498 spanische Geistliche als Märtyrer seliggesprochen. Es war die zahlenmässig grösste Seligsprechung der Kirchengeschichte. Dabei handelt es sich um Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939), die von linken Milizen getötet wurden.
St. Galler Tagblatt, 29.10.2007

Wird der letzte Zar als Märtyrer heiliggesprochen, dann würde der Mythos vom guten Zaren bestärkt, dessen segensreicher Herrschaft die gottlosen Bolschewiken ein blutiges Ende bereitet hätten. Der weisse Terror des autoritären Zarenregimes wäre aus der russischen Geschichte gestrichen, es gäbe nur noch den roten Terror.
Zürcher Tagesanzeiger, 28.02.1998

Die bevorstehenden Seligsprechungen der beiden Tiroler Priester und Märtyrer Pfarrer Otto Neururer und P. Jakob Gapp seien "eine dringend nötige Korrektur des österreichischen Geschichtsbildes", erklärte am Freitag Innsbrucks Diözesanbischof Reinhold Stecher bei der Präsentation einer Dokumentation über den Tiroler Märtyrerpfarrer Neururer.
Tiroler Tageszeitung, 13.04.1996

Die Bedeutung der Märtyrer des 20. Jahrhunderts betonte Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bei einem Kirchentreffen im ungarischen Pannonhalma. Die Märtyrer der jüngsten Zeit hätten ein "Feuer der Liebe Christi" entfacht und Zeugnis gegen die "wahren Höllen der säkularisierten Heilslehren" abgelegt.
Kleine Zeitung, 29.10.2000

Johannes hatte König Herodes Antipas öffentlich getadelt, weil er Herodias, die Frau des Bruders geheiratet hatte. Darum setzte ihn Herodes auf der Bergfeste Machärus am Toten Meer gefangen. Als die Tochter der Herodias als Belohnung für ihren Tanz den Kopf des Täufers fordert, lässt Herodes Johannes im Gefängnis hinrichten. So wird Johannes als Prophet zum Märtyrer.
Mannheimer Morgen, 24.06.2000

Er war in der lateinischen Kirche der erste, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen Tod als Märtyrer, sondern durch sein heldenhaftes Leben erreichte: der heilige Martin, Bischof von Tours. Vor 1610 Jahren, im Jahr 397, starb Martin, der schon zu Lebzeiten eine Legende war.
Mannheimer Morgen, 10.11.2007

In den lateinamerikanischen Ländern ist vor allem das Eintreten der Kirche für soziale Gerechtigkeit und ihr Einsatz für die Armen und Besitzlosen immer wieder Anlaß für scharfe und vielfach tödliche Angriffe gegen ihre Vertreter. Auch den Erzbischof von San Salvador, Oscar Arnulfo Romero, der im März 1980 während einer Eucharistiefeier am Altar ermordet wurde, ließ sein mutiges Auftreten zum Märtyrer werden.
Salzburger Nachrichten, 04.11.1995

Mit dem gestrigen Wintertag und dem Gedenken an die 40 Märtyrer verbanden alte Wetterbeobachter kalte Nächte. "Friert's am Märtyrertag recht, so friert's noch vierzig Nächt'."
Salzburger Nachrichten, 11.03.1998

Die beiden Reliquiare, die Knochenpartikel von Märtyrern enthalten, stammen aus der Mannheimer Kapuzinerkirche. Der letzte Pater schenkte die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Kunstwerke dem Grafen Albert von Oberndorff. "Es sind hochinteressante Sachen drin", kommentiert Hans Pfaff. Er meint damit nicht die knöchernen Überbleibsel der Märtyrer, sondern die mit Halbedelsteinen und Perlen verzierten Goldstickereien.
Mannheimer Morgen, 23.12.2000

Belege

Prvá století bezmoci a pronásledování pomohli přetrvat mučedníci : imitatio Christi - Ježíšův kříž, chápaný jako radikální oběť. Od chvíle, kdy světská moc pochopila svazek kultu lidské oběti a Molocha moci a přehodnotila křesťanské mučedníky na branné síly státu, přišli v křesťanství k slovu také mučitelé, kteří ve jménu kříže stavějí šibenice.
syn: Šafařík, Josef: Cestou k poslednímu, Brno 1992

Panovník se sám zúčastnil jeho mučení, a když Jan na jeho následky zemřel, dal ho shodit s mostu do Vltavy. Její vody byly tak posvěceny tělem a krví mučedníka a staly se i jeho prvním hrobem, v noci 20. března 1393. Byla to noc, jejíž světlo zazářilo v celém světě a dodnes neuhaslo.
syn: Vlček, Emanuel: Jan z Pomuku (Sv. Jan Nepomucký), Praha 1993

Také hroby mučedníků a oltáře byly líbány, "ústy se zahřeje oltář, kámen hrudí".
syn: Markschies, Christoph: Mezi dvěma světy: dějiny antického křesťanství: Praha 2005

Takovou utilitaristickou etikou užitku 268 bychom přece zesměšnili mučedníky , kteří šli pro svou víru na smrt - od Petra, Pavla, Ignatia z Antiochie, Polykarpa ze Smyrny, Justina Mučedníka, Barbory a Sebastiana až po mučedníky židovské víry jako rabi Akiva, který za Hadriánova pronásledování židů ještě na skřipci zakřičel Š'ma "Slyš, Izraeli, Hospodin, náš Bůh, je jediný Bůh" (B'rachot 61b).
syn: Pöhlmann, Horst Georg: Desatero v životě židů a křesťanů, Praha 2006

Aby mohl Kryštofa mučit, musel prý povolat na 400 vojáků, protože menší počet by s obrovitým silákem nic nezmohl. Mučení však ani potom neprobíhalo lehce a šípy se od jeho těla odrážely. Jeden prý vyrazil oko panovníkovi. Teprve po několikadenních mukách vojáci mučedníkovi sťali hlavu. Úcta ke svatému Kryštofovi se šířila již od pátého století. Jedno úsloví tvrdí, že kdo se ráno podívá na jeho obraz, bude chráněn až do večera.
syn: Mladá fronta DNES, 18. 9. 1998

Profil: religiös-gewalttätig

Profil: religiös-gewalttätig

Definition

Märtyrer

Jmd., der im gewaltigen Kampf für gewisse religiöse und oft auch politische Ziele den Tod erleidet. Meistens in Bezug auf islamistische Selbstmordattentäter, die auch unschuldige Opfer mit sich in den Tod reißen; sie verstehen sich selbst als Märtyrer, diese Auffassung wird aber im Islam nicht allgemein vertreten und gilt als umstritten, trotzdem wird sie häufig in den westlichen Medien präsentiert.

Definition

mučedník

Jmd., der im gewaltigen Kampf für gewisse religiöse und oft auch politische Ziele den Tod erleidet. Meistens in Bezug auf islamistische Selbstmordattentäter, die auch unschuldige Opfer mit sich in den Tod reißen; sie verstehen sich selbst als Märtyrer, diese Auffassung wird aber im Islam nicht allgemein vertreten und gilt als umstritten, trotzdem wird sie häufig in den westlichen Medien präsentiert.

Konnotationen

  • fanatisch, aggressiv, bedrohlich

Konnotationen

  • fanatisch, aggressiv, bedrohlich

Lexikalische Relationen

Synonyme

  • Mudschahed/ Mudschahedin ‘islamischer Gotteskrieger’

Lexikalische Relationen

Synonyme

  • mudžahedín/ mudžáhid ‘Mudschahed/ Mudschahedin; islamischer Gotteskrieger’

Wortbildungen

Substantive

  • Märtyrerin2
  • Märtyrertum2

Adjektive

  • märtyrerhaft2

Wortbildungen

Substantive

  • mučednice2 ‘Märtyrerin’
  • mučednictví2 ‘Märtyrertum, Martyrium’

Adjektive

  • mučednický2 ‘märtyrerhaft, Märtyrer-’

Adverbien

  • mučednicky2 ‘märtyrerhaft’

Phraseme, Kollokationen

Kollokationen

  • islamistische Märtyrer
  • Märtyrer des Dschihad

Phraseme, Kollokationen

Kollokationen

  • sebevražedný mučedník
  • mučedníci džihádu

Belege

Nicht Terroristen sind es im Sprachgebrauch des islamischen Extremismus, die als lebende Bomben im Namen Allahs Dutzende von Unschuldigen ermorden, sondern "Märtyrer, die nach unserem Glauben sofort ins Paradies eintreten". Die Sehnsucht nach dem "Märtyrertod", im Dienste einer vermeintlich heiligen Sache zu fallen, gehört zwar zu den hervorstechenden Charakteristika des schiitischen Islam, ist aber auch den Sunniten nicht ganz fremd.
Nürnberger Nachrichten, 04.02.1995

Al Qaida veröffentlichte zum 9/11 eine Botschaft Bin Ladens. Darin preist er die 19 Attentäter und ruft alle Moslems auf, sich der «Karawane der Märtyrer» anzuschliessen.
St. Galler Tagblatt, 12.09.2007

Stolz hält der bärtige Beifahrer eine Bombe in die Kamera. Der Mann am Steuer lacht euphorisch. Schnitt. Aus einer Kolonne amerikanischer Militärfahrzeuge steigt eine schwarze Rauchsäule auf. Die beiden Selbstmordattentäter haben ihre Mission erfüllt. Im Internet kursieren unzählige dieser Videos. Teils verklären sie die Terroristen zu Märtyrern, teils zeigen sie brutalste Details von Morden.
Mannheimer Morgen, 28.11.2008

Auch deshalb sind die Attentate in der islamischen Welt umstritten. Der Großmufti von Saudi-Arabien, Abdulasis el Scheik, hat im Frühjahr darauf hingewiesen, dass der Islam jede Selbsttötung verbietet. Aber die spitzfindigen Feinde Israels haben längst eine Hintertüre gefunden, die ihrer Ansicht nach Selbstmord-Anschläge rechtfertigt: Sie erklärten die Kandidaten zu Märtyrern, denen nach muslimischem Glauben der Einzug ins Himmelreich sicher ist.
Nürnberger Nachrichten, 18.08.2001

Belege

Na Heathrow se atentátníci chtěli dostat do boeingů. V nich se chystali odpálit bomby. Dva z podezřelých zanechali nahrávky, ve kterých se prohlašují za mučedníky .
syn: Deníky Bohemia, 12. 8. 2006

Před dvaceti roky 14. února 1989 prohlásil íránský ajatolláh Chomejní, že každý, kdo položí život ve snaze zbavit svět Salmana Rushdieho, bude považován za mučedníka a přijde přímo do nebe. Tehdy to znělo našim civilizovaným uším skoro šíleně, ale zvykli jsme si. Hrozba sebevražedných mučedníků víry dennodenně straší svět a terorismus se stal často vytěžovaným tématem známých romanopisců.
syn: Právo, 5. 2. 2009

Skutečně se sebevražedným atentátníkům před činem honí hlavou čarokrásné hurisky (panenské dívky), s nimiž si jako šahídové ( mučedníci ) budou užívat v ráji, jak jim slibuje Korán?
www.google.com (27.04.2011)

Sebevražedný atentátník (17) včera v centru Jeruzaléma odpálil nálož, která zranila sedm lidí. Sám při útoku přišel o život. K akci se přihlásily Brigády mučedníků od Al-Aksá, palestinská ozbrojená skupina blízká hnutí Fatah Jásira Arafata.
syn: Blesk, 31. 7. 2002

Profil: säkular

Profil: säkular

Definition

Märtyrer

Jmd., der für eine Idee, Überzeugung, einen Wert bzw. wegen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe leidet oder auch stirbt. Der Kult um solche Märtyrer spielt eine wichtige Rolle bei verfolgten politischen oder anderen Bewegungen, weil er die Identität der Gruppe stärkt und die Mitglieder zum Kampf gegen die Verfolger motiviert.

Von Seiten der Gegner wird der Prozess, im Laufe dessen jmd. zum Märtyrer erklärt wird, oft kritisiert als eine unangemessene Stilisierung, der Sprecher lehnt den Märtyrerstatus der Personen ab und das Wort Märtyrer hat in dieser Verwendung negative Konnotationen oder wird auch ironisch bzw. hyperbolisch verwendet.

Definition

mučedník

Jmd., der für eine Idee, Überzeugung, einen Wert bzw. wegen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe leidet oder auch stirbt. Der Kult um solche Märtyrer spielt eine wichtige Rolle bei verfolgten politischen oder anderen Bewegungen, weil er die Identität der Gruppe stärkt und die Mitglieder zum Kampf gegen die Verfolger motiviert.

Von Seiten der Gegner wird der Prozess, im Laufe dessen jmd. zum Märtyrer erklärt wird, oft kritisiert als eine unangemessene Stilisierung, der Sprecher lehnt den Märtyrerstatus der Personen ab und das Wort mučedník hat in dieser Verwendung negative Konnotationen oder wird auch ironisch bzw. hyperbolisch verwendet.

Im tschechischen historischen und politischen Diskurs werden oder wurden früher als nationale Märtyrer (národní mučedníci) z. B. Jan Hus, Karel Havlíček Borovský oder Jan Palach bezeichnet.

Nom. Pl. mučedníci.

Konnotationen

  • Leiden, Foltern, Gefangenschaft, gewaltsamer Tod
  • opferbereit, heldenhaft
  • Stilisierung

Konnotationen

  • Leiden, Foltern, Gefangenschaft, gewaltsamer Tod
  • opferbereit, heldenhaft
  • Stilisierung

Lexikalische Relationen

Synonyme

  • Held

Lexikalische Relationen

Synonyme

  • hrdina ‘Held’
  • martyr2, buchspr., poetisch ‘Märtyrer’
  • trpitel2 ‘Dulder’

Wortbildungen

Substantive

 

  • Märtyrerin3
  • Märtyrerkult2 vgl. Märtyrerkult um die getöteten Aktivisten
  • Märtyrerlegende2 vgl. die Geschichte des politischen Mordes als Märtyrerlegende
  • Märtyrerpose
  • Märtyrerrolle
  • Märtyrertod2 vgl. einen politischen Märtyrertod erleiden
  • Märtyrertum3

 

Adjektive

  • märtyrerhaft3

Wortbildungen

Substantive

  • mučednice3 ‘Märtyrerin’
  • mučednictví3 ‘Märtyrertum, Martyrium’

Adjektive

  • mučednický3 ‘märtyrerhaft, Märtyrer-, Marter-’

Adverbien

  • mučednicky3 ‘märtyrerhaft’

Phraseme, Kollokationen

Kollokationen

  • jmdn. als Märtyrer feiern
  • jmdn. zum Märtyrer machen
  • Märtyrer der Revolution
  • Märtyrer schaffen
  • nationaler Märtyrer
  • politischer Märtyrer

Phraseme, Kollokationen

Kollokationen

  • mučedník revoluce
  • mučedník svobody
  • národní mučedník
  • politický mučedník
  • role mučedníka
  • udělat z někoho mučedníka

Belege

Die Revolution von 1848 war eine europäische Revolution. Fast überall in Europa kämpften Bürger für Demokratie und Freiheit. Der Kampf für Menschen- und Bürgerrechte ist das gemeinsame europäische Erbe, das uns die Männer und Frauen von 1848 hinterlassen haben. Zur Erinnerung an die Helden und Märtyrer bekam der 48er-Platz einen Namen.
(M10/FEB.06812 Mannheimer Morgen, 22.02.2010, S. 27; Erinnerung einfach so weggebaggert)

35 000 Soldaten der Nordarmee waren dort unter erbärmlichen Bedingungen eingepfercht. Es fehlte an Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten: In einem Jahr starben 13 000 Nordstaatler, manchmal zweihundert pro Tag. Aus der Sicht der Nordstaatler, die den Krieg schliesslich gewannen und die Sklaverei abschafften, war Wirz für die katastrophalen Zustände verantwortlich zu machen. Ein Militärgericht verurteilte ihn nach dem Bürgerkrieg in einem Schauprozess zum Tod durch den Strang. Für gewisse Südstaatler wurde er dadurch zum Helden und Märtyrer .
(E96/JUL.18007 Zürcher Tagesanzeiger, 29.07.1996, S. 12, Ressort: Stadt Zürich; Gedenktafel für Kriegsverbrecher?)

Doch während der 19-jährige Bilawal in Oxford auf seine Rolle als zukünftiger Führer Pakistans vorbereitet wird, wird erst einmal Benazir Bhuttos Witwer Zardari die Fäden ziehen, der vielen PPP-Anhängern als eine Art Märtyrer gilt. Acht Jahre lang saß er in Karatschi in Untersuchungshaft. Doch er wurde nie verurteilt. Der Vorwurf der Korruption ist für PPP-Anhänger die üble Propaganda eifersüchtiger Punjabis.
(HAZ07/DEZ.07841 Hannoversche Allgemeine, 31.12.2007, S. 3; Das politische Erbe Bhuttos bleibt in der Familie)

Die neuerlichen Verbalattacken von LH Jörg Haider (Aschermittwocherede) bewertet Fischler als möglichen Versuch des FPÖ-Politikers, sich als "nationalen Märtyrer " darzustellen.
(I00/MAR.14107 Tiroler Tageszeitung, 13.03.2000, Ressort: Innenpolitik; Fischler warnt vor Blockade )

Wenige Stunden nach der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates versuchte der neue Vzbgm. Albert Semrajc den parteiinternen Streit mit Ex- Vzbgm. Günther Horwath aus der Sicht der "Abtrünnigen" darzustellen. Semrajc einleitend: "Günther Horwath versucht jetzt sich als Märtyrer und uns als Abtrünnige der Partei darzustellen, die nur der SP schaden wollen."
(K98/APR.25125 Kleine Zeitung, 01.04.1998, Ressort: Osttirol; Semrajc rechnete mit Horwath ab)

5000 albanische Trauergäste haben in der Kosovo-Ortschaft Cabra an der Beerdigung zweier albanischer Kinder teilgenommen. Der Ministerpräsident der Provinz, Bairam Rexhepi, sagte, die Jungen blieben als " Märtyrer " in Erinnerung. Ihr Tod hatte blutige Zusammenstöße zwischen Albanern und Serben ausgelöst. Die Jungen waren nach albanischer Darstellung von Serben in einen Fluss getrieben worden.
(M04/MAR.20157 Mannheimer Morgen, 22.03.2004; ETA ruft zum Dialog auf)

Schon daher ist die Vorstellung naiv, man könne mit dem Prozess gegen Saddam einen Schlussstrich ziehen. Seine Anhänger werden ihn nach dem Tod erst recht zum Märtyrer hochstilisieren und den Terror gegen die amerikanischen Besatzer und das Regime fortsetzen. Saddam Husseins böse Saat dürfte deshalb seinen Tod noch lange überdauern.
(M05/OKT.85876 Mannheimer Morgen, 20.10.2005; Saddams böse Saat)

Filipinos haben nicht nur eine beispiellose Leidensfähigkeit. Es gibt in diesem Land auch ein starkes Leidensbedürfnis. Märtyrer wurden oftmals zu Nationalhelden. Nachdem Benigno Aquino, ein Intimfeind von Ferdinand Marcos, am 21. August 1983 aus dem amerikanischen Exil nach Manila zurückkehrte und erschossen wurde, galt auch er als Märtyrer . Zweieinhalb Jahre nach dem Attentat fanden Präsidentenwahlen statt, die Marcos wie schon früher mit über 90 Prozent der Wählerstimmen zu gewinnen hoffte. Doch gegen Marcos trat Corazon Aquino an, die Witwe des ermordeten Ex-Senators, die dieses Amt überhaupt nicht gesucht hatte, die jedoch buchstäblich in die Rolle hineingedrängt worden war, nur weil sie die Frau eines Märtyrers war.
(E96/FEB.04472 Zürcher Tagesanzeiger, 22.02.1996, S. 5, Ressort: Ausland; Demokratie brachte den Philippinen keine Stabilität)

Die 58-jährige Dai Qing lebt in Peking. Sie stammt aus einer kommunistischen Musterfamilie; ihre Eltern waren Märtyrer der Revolution, der Adoptivvater, Marschall Ye Jianying, war ein guter Freund Mao Zedongs.
(E99/SEP.25347 Zürcher Tagesanzeiger, 30.09.1999, S. 2, Ressort: Hintergrund; "Mit China wird es bergab gehen, bis zum Ende")


Damit hatte er sein Ziel erreicht. Schon früh sah sich der pessimistische Robespierre als zukünftiger Märtyrer der Freiheit und kokettierte in seinen Reden immer wieder mit seiner Opferbereitschaft. Er war sich sicher: „Der Tod ist der Beginn der Unsterblichkeit.“
(HAZ08/MAI.00794 Hannoversche Allgemeine, 06.05.2008, S. 8; „Der Tod ist der Beginn der Unsterblichkeit“)

Dennoch haben in Schweden Neonazi-Gruppen das Recht, ihre Feiertage wie den Geburts- und Sterbetag Adolf Hitlers öffentlich zu begehen. Ein Verbot von Neonazi- Organisationen wurde verworfen: "Das würde sie nur zu Märtyrern machen", ist die Haltung der schwedischen Regierung.
(K99/OKT.80342 Kleine Zeitung, 22.10.1999, Ressort: Weltpolitik; Gewalttaten von Neonazis versetzen Schweden in Angst)

"Das rote Quadrat" (ARD): Das Bild produzierte weltweit Entrüstung: Ein Palästinenser kauert mit seinem Sohn mitten im Schussfeld. Das Kind stirbt in den Armen des Vaters und die fanatisierten Araber hatten eine Legende mehr, zumal die Israelis vorschnell einen möglichen "Unfall" einräumten. Der Vater des Märtyrers tourt nun, berufsmäßig trauernd, durch die Welt und prangert Israel an.
(M02/MAR.21493 Mannheimer Morgen, 19.03.2002; Wenn Bilder lügen)

In den Augen der Sudetendeutschen sind die " Märtyrer " des "blutigen März" freilich nur die ersten Opfer einer Politik, der nach 1945 "weit über 250 000 Austreibungstote" gefolgt seien. "Ihr Geist lebt fort", beschwor Kreisobmann Ernst Frötschl die etwa 120 Anwesenden bei der "Großkundgebung" im Festsaal des Verkehrsmuseums.
(NUN91/MAR.00222 Nürnberger Nachrichten, 04.03.1991, S. 10; Sudetendeutsche Landsmannschaft gedachte der Opfer vom 4.März 1919)

Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden in der DDR mit einem jährlichen Gedenktag, mit Denkmälern, Biografien und Filmen als Märtyrer geehrt. Die SED präsentierte sich dabei als ihre direkte Erbin.
www.google.com (03.05.2011)

Ich rechne eigentlich schon mit größeren Menschenmengen, die Osama bin Laden als Märtyrer feiern werden. Denn das ist sicher ein großer Erfolg für die Amerikaner, aber ob Bin Laden tot oder lebendig gefährlicher ist, ist natürlich noch die Frage. Die Bewegung gewinnt einen Märtyrer als Symbolfigur.
www.google.com (03.05.2011)

Belege

Bratři řekli Jerovi, že dům kdysi patřil dámě jménem Sára Curranová, milence významného republikánského mučedníka Roberta Emmeta; jejich poměr skončil, když Angličani Emmeta po nějakém povstání v minulém století pověsili, a zahradní domek, kde se milenci setkávali, při svých odvetných opatřeních vypálili.
syn: Kearney, Richard: Samův pád, Praha 1999

Něco podobného už se říká i o Miloševičovi. Protože vzdoroval a nakonec unikl trestu, stane se z něj hrdina. Protože ho v Haagu zabili, stane se z něj mučedník . Srbové, tedy ta část, která nechápe, že udělala něco špatně, má svého nového svatého. To je ten nejhorší možný konec celé ságy. Miloševič bude pro mnohé své krajany symbolem srbského utrpení a dokladem, jak moc si na ně okolní svět zasedl.
syn: Lidé a země, č. 3/2006

Je překvapivé, že se k tomuto rozhodnutí připojila i poslanecká skupina ODS, která dosud platila za baštu Klausových odpůrců. "Pučisté" však sami od sebe ze strany odejít nechtějí a zjevně teď doufají, že budou vyloučeni, a dostanou se tak do příjemné role mučedníků .
syn: Lidové noviny, č. 6/1998

Často opakovaným moudrem bývá výrok, že extremistické strany nelze zakázat (nebo většinovým systémem vykázat z parlamentu), protože: a) tím se jejich stoupenci ze společnosti stejně nevyzmizíkují, b) žijeme v demokracii a vystrnadit zástupce nějaké početné skupiny občanů z parlamentu je proti demokratickým principům, c) extremisté se mohou pod vlivem ostatních stran v politickém provozu a procesu zkultivovat, d) bychom z nich (v případě zákazu) dělali mučedníky .
syn: Mladá fronta DNES, 23. 5. 1998

Bruno, Giordano. Jedna z nejsvětlejších postav renesance, mučedník vědy a oběť jejích ustavičných konfliktů s církví.
www.google.com (01.05.2011)

A tak byl zabit Usama bin Ládín, zní zprávami. To je zlé: vytvořit mučedníka se velmi nevyplácí...
www.google.com (03.05.2011)

Žádný div, že ještě devatenáct let po Cobainově smrti se chce i někdo takový, jako je Lucie Bílá (doslova zosobnění establišmentu zábavního průmyslu), vyhřívat ve světle rockového mučedníka, který zemřel za naše hříchy.
http://a2larm.cz/2013/10/zavani-to-nejakym-puchem-mladistvym-duchem/ (29.10.2013)

Etymologie

Mhd. marterære , merterære ‘Märtyrer’, ahd. martarāri (10. Jh.), martirāri (11. Jh.). Bis ins 19. Jh. noch die Form Märterer . Entlehnt aus lat. martyr , griech. mártyr ‘Zeuge’ (zu ig. *mer- ‘erinnern’), kirchlich ‘Blutzeuge’. Seit dem 16. Jh. in der Form Märtyrer formal an das griech.-lat. Vorbild angelehnt.

Das Wort Marter wurde aus lat. martyrium , griech. martyrion ‘Blutzeugnis’ entlehnt.

Das abgeleitete Verb martern hatte zunächst nur religiöse Bedeutung, die erst später verallgemeinert wurde (PFEIFER; KLUGE).

Etymologie

Abgeleitet vom Verb mučit ‘quälen, peinigen’, urslaw. *mǫčiti, von mǫka ‘Qual’ aber auch ‘Mehl’ –ursprüngliche Bedeutung wohl ‘Zermalmung, Quetschen’, davon übertragen auch ‘Quälen’ (REJZEK).

Semantischer Wandel

Das DUW expliziert das Wort folgendermaßen:a) jemand, der um des christlichen Glaubens willen Verfolgungen schweres körperliches Leid, den Tod auf sich nimmt b) (bildungssprachlich) jemand, der sich für seine Überzeugung opfert oder Verfolgungen auf sich nimmt.

Das terroristische Profil ist im DUW noch nicht verzeichnet. Es handelt sich um einen in den letzten Jahrzehnten aufgekommenen Neologismus, das neben dem häufiger verwendeten Mudschahed (aus arab. muǧāhid, Pl. muǧāhidin (< Kämpfer) ist. Vielleicht liegt auch ein Konzeptsynkretismus mit dem des ähnlich klingenden schahid (arab. (Blut-)zeuge analog zu griech. mártyr (‘(Blut-)Zeuge’ vor. Im eigentlichen Sinne bedeutet das griechische Wort jemanden, der von seinem Glauben Zeugnis ablegt. Im Deutschen ist allerdings in den beiden religiösen Profilen immer das „Blutzeugnis“ gemeint, also das Leiden (und der Tod) um des Glaubens willen.

Das vorliegende Wörterbuch führt dagegen drei Profile von Märtyrer auf: ein religiöses, ein religiös-gewalttätiges und ein säkulares Profil.

Das  säkulare Profil wird vorwiegend in historischen Zusammenhängen (vgl. Helden und Märtyrer, Märtyrer des spanischen Bürgerkriegs, Märtyrer der 1948-er Revolution) oder in der Publizistik (oft kritisch-distanziert) über Opfer politischer Konflikte verwendet, häufig solcher, denen unterstellt wird, dass sie sich danach sehnen, als Opfer ihrer Überzeugungen angesehen zu werden (vgl. „Ein Verbot der NPD […] würde die Neonazis nur zu Märtyrern machen.“. Daneben gibt es eine ironische Verwendung des Wortes, die oft in phrasematischen Wendungen verwendet wird (vgl. sich zum Märtyrer aufspielen).

Im religiös-terroristischen Profil wird das Wort Märtyrer in Bezug auf islamische Terroristen verwendet, die sich selbst als Blutzeugen vestehen. Diese Auffassung wird aber im Islam nicht allgemein vertreten und gilt als umstritten. Sie wird trotzdem in den westlichen Medien häufig präsentiert. Es handelt sich jedoch um ein vorwiegend in publizistischen Texten vorhandenes Profil, das in der Umgangssprache nicht verankert ist. Das zeigt sich auch darin, dass das Wort oft mit Anführungszeichen geschrieben wird. Immer häufiger wird stattdessen das Wort Mudschahid (meist im Pl. Mudschahedin) verwendet.

In Bezug auf die Wortbildung können mit Märtyrer auch Verben wie martern (und die präfigierten Formen) das Hirn zermartern, abmartern), Substantive wie Marter, Marterl (letzteres regional) Komposita wie Marterinstrument, Marterpfahl, Martertod, Marterwerkzeug in Verbindung gebracht werden. Sie sind jedoch laut DUW auf das Grundwort Martyrium zurückzuführen und stellen keine Ableitung von Märtyrer dar, weshalb sie in diesem Wörterbuch auch nicht in die Liste von Derivaten aufgenommen wurden.

Semantischer Wandel

In der modernen tschechischen Lexikographie werden zwei Bedeutungen von mučedník verzeichnet: 1) ein zu Tode gefolterter Mensch und 2) ein Mensch der verfolgt wird und/ oder unschuldig leidet. PSJČ spezifiziert, dass in der ersten Bedeutung der von der Folter Betroffene für eine Idee leidet und dieses Profil insbesondere religiösen Kontexten vorbehalten ist: „člověk umučený pro nějakou ideu, zvl. křesťan, který pro víru utrpěl násilnou smrt“. Im SSJČ unterscheiden sich die beiden fixierten Bedeutungen dagegen wie folgt: Im ersten Profil wird das Leiden, insbesondere mit Todesfolge definitorisch bedeutsam, im zweiten Profil die Unschuld des Leidens. Die Unterscheidung ist nicht plausibel, was mit der Entstehungszeit des Wörterbuches zusammenhängen kann. Im Vergleich überzeugt die im PSJČ vorgenommene klare Aufteilung in ein an den Glauben oder eine analoge feste Überzeugung, sowie den Tod als Konsequenz des Vorganges gebundene Bedeutung und eine zweite Bedeutung eines unschuldig leidenden Menschen im Allgemeinen.

SSJČ führt die historischen Formen mučedlník, mučenník, mučeník mitsamt der entsprechenden weiblichen Formen als ausgestorben an.

Im vorliegenden Wörterbuch werden drei Bedeutungen unterschieden, die nicht mit den Profilen der tschechischen Bedeutungswörterbücher korrelieren. Das religiöse Profil (‚Blutzeuge‘) geht eindeutig von der Definition im christlichen Glauben und der christlichen Theologie aus: Ein Christ, der sein Leben für den Glauben, insbesondere in Auseinandersetzung mit dem Heidentum opfert, legt ein ‚Blutzeugnis‘ als höchsten Ausdruck seiner Konfession ab. Im säkulären Profil ist das Leiden für einen abstrakt-ideellen Wert definitorisch  ausschlaggebend. Die konzeptuelle Anlehnung an das religiöse Profil wird in den Wendungen udělat z někoho mučedníka und stát se mučedníkem erkenntlich. Die sprachlich-rhetorische Ausgestaltung wird dabei oft als komplettes Metaphernfeld übernommen, wobei beispielsweise in Analogie zum kirchlichen Kanonisierungsverfahren den Medien die Macht zugesprochen wird, eine Person zum Märtyrer zu ernennen, vgl. das Beispiel „Poslanec Pilip zařídil legislativní paskvil, uvedl sněmovnu v omyl a média z něj udělala mučedníka". (syn) Auch das Martyrium ist ein übertragenes, verhandelt wird in derartigen Beispielen oft lediglich der politische oder gesellschaftliche, nicht der physische Tod der betroffenen Person. Das Profil ist typischerweise mit einer kritischen Haltung zum beschriebenen Geschehen.

Obwohl es kein offizielles Kanonisierungsverfahren gibt, wird ein solches als Muster der Betrachtung unterlegt, die Rolle der Kommission kommt also direkt dem kulturellen und journalistischen Diskurs und seinen Stilisierungen zu, innerhalb dessen auch die Kritik erfolgt, die für dieses Profil als Haltung typisch ist.

Im heutigen Sprachgebrauch sind das religiöse und das säkulare Profil ausschlaggebend. Das religiös-gewalttätige Profil ist semantisch stärker isoliert und thematisch an bestimmte Kontexte gebunden. Da es jedoch nicht auf bestimmte Sprecherhaltungen und Stilregister reduziert ist, kann es als stabile Neubedeutung gelten. Es entstammt der Notwendigkeit zu einer Beschreibung von islamistischen Selbstmordattentaten, die sich in den letzten Jahrzehnten häufen und seit Anfang der 2000er Jahre sprunghaft zu einer hohen Medienvirulenz gelang sind (vgl. auch den slowakischen Artikel zu → mučeník in diesem Wörterbuch). Bezeichnet werden hier perspektivabhängig vermeintliche Märtyrer, die im Angriff auf Andersgläubige ihr Leben lassen, ein wichtiger semantischer Aspekt der Unterscheidung ist also die Aktivität des mučedník in der Gewaltausübung.

Sprichwörter

  • Des Teufels Märtyrer leiden viel mehr als Gottes Märtyrer.
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  • Er macht sich zum Märtyrer. ‘jemand opfert sich freiwillig einer Sache wegen; wahrscheinlich ist es die Sache jedoch nicht wert’
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  • Märtyrer haben einen schönen Tod, sagte der Dieb, als man ihn zum Galgen führte. ‘nicht jeder kann sich sein Los selbst aussuchen’
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  • Mit Feuer und Blut wird auch getauft in Märtyrerzeit.
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  • Vierzig Märtyrer, vierzig Morgenfröste. ‘nach dem Wetter der vierzig Märtyrer richtet sich in Russland der Peter-Paulstag.’

Sprichwörter

[Es wurden keine Sprichwörter gefunden.]

Kulturelle Kontexte

Literatur

  • Eric Metaxsas: Bonhoeffer: Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet, 2012.
  • Sigrid Weigel: Märtyrer-Porträts: Von Opfertod, Blutzeugen und heiligen Kriegern, 2007
  • Manfred Becker-Huberti & Konrad Beikircher: Märtyrer: Der sicherste Weg zur Heiligkeit, 2014
  • Joseph Croitoru: Der Märtyrer als Waffe: Die historischen Wurzeln des Selbstmordattentats, 2006

Film

  • Karl Liebknecht - Der Märtyrer der Revolution (Regie: Dirk Otto), Deutschland, 2010.
  • Märtyrerin der Liebe (Regie: Rudolf Biebrach), Deutschland, 1915.

Sonstiges

  • Marius von Mayenburg: Märtyrer (Theaterstück), 2012.
  • Tagung an der Universität Münster

    (Quelle: http://www.uni-muenster.de/imperia/md/images/religion_und_politik/aktuelles/2014/05_2014/news-tagung-oppositionelle-maertyrer-zoom.jpg)
  • Tagung an der Universität Münster(2)

    (Quelle: https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/religion_und_politik/aktuelles/2010/12_2010/politische_maertyrer_plakat_web.pdf)

Kulturelle Kontexte

Literatur

  • Emanuel Lešehrad: Mučedník touhy (2. Teil einer Romantrilogie), 1920.
  • Miloš Šafařík: Mučedníci lásky, 1922.
  • Orlov-Podlipovský (eigtl. Jan Smetana): Mučednictví lásky, historická hra v 5 jednáních, 1924.
  • Karel Kolman: Mučednice, historická povídka z doby bělohorské, 1946.
  • Lothar Suchý: Mučednice lásky, Román, 1931.
  • Jan Vrba: Mučenníci, novelly, 1928.

Bibliographie

Damir-Geilsdorf, Sabine 2004: „Krieg im Namen des Islam?: Aushandlungen und Transformationen religiöser Konzepte am Beispiel der islamischen „Märtyreraktionen“ im Palästinakonflikt, in: Luedtke, Ralph-M. (Hg.), Mitten im Krieg: Perspektiven einer friedlichen Welt, Kassel, S. 73-88.

Horsch, Silvia/ Treml, Martin 2011: Grenzgänger der Religionskulturen: kulturwissenschaftliche Beiträge zu Gegenwart und Geschichte der Märtyrer, Paderborn.

Kasper, Walter 2014: Ökumene der Märtyrer: Theologie und Spiritualität des Martyriums, Norderstedt.

Krass, B. (Hg.) 2008: Tinte und Blut. Politik, Erotik und Poetik des Martyriums, Frankfurt am Main.

Krause, Jürgen 1984: „Märtyrer“ und „Prophet“: Studien zum Nietzsche-Kult in der bildenden Kunst der Jahrhundertwende, Berlin.

Scheffler, Thomas 2008: „Kriegerische und zivile Märtyrerdiskurse im Islam“, in: Theologie der Gegenwart, Bd. 51.2008, S. 184-195.

Schirrmacher, Christine 2013: „Es sind nicht alle Märtyrer: der Islam über das Sterben, den Tod und die Errettung im Jenseits“, in: Der Islam als historische, politische und theologische Herausforderung, Bonn, S. 53-76.

Walter, Franz u.a. (Hg.) 2013: Mythen, Ikonen, Märtyrer: sozialdemokratische Geschichten, Berlin.

Weigel, S. (Hg.) 2007: Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und heiligen Kriegern, München. 

Wüschner, Philipp 2013: „Widerstand als Ereignis? – Der Märtyrer als Beispiel für einen nicht-intentionalen, nicht-subjektiven Widerstandsbegriff“, in: Junk, Julian u.a. (Hg.), Macht und Widerstand in der globalen Politik, Baden-Baden, S. 31-48.

Bibliographie

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