Autor/enSchultze, Charlotte
TitelAus der Reichshauptstadt. Die "Schule der Zukunft". Ein Besuch bei Berthold Otto
OrtBerlin
Datum1921.02.16
ZusatzAus: Tägliche Rundschau. (Hauslehrer)
Anmerkungen[I.2.2.] "Das eine aber wurde mir gar bald klar: ... 'das Kind schreibt die Gesetze vor, nach denen sich die Lehrer richten.' Es geht in dieser freien Schule nur nach dem Willen der Kinder. Sie dürfen nach Belieben in den Pausen in die frische Luft gehen oder in dem nicht gelüfteten Klassenzimmer bleiben. Sie wählen sich die Fächer, an denen sie teilnehmen wollen, aus, bestimmen Zeiten und Themen für die Aufsätze und bekommen keine Arbeiten auf. Die Schüler bestimmen, womit der Lehrer die vor ihm liegende Stunde ausfüllen soll und wählen sich ihren Lesestoff selbst. Unterschriften gibt es in dieser Schule gar nicht, und Zeugnisse über Führung und besondere Begabungen, nicht aber über die positiven Leistungen, werden nur auf Wunsch der Schüler ausgestellt. Der Schulbesuch ist unregelmäßig, da die Kinder das Recht haben, vorzeitig den Unterricht zu beenden oder ihn über die angesetzte Zeit hinaus zu verlängern. Sie versetzen sich nach eigenem Ermessen in den nächsthöheren Kurs, müssen aber dort zum Verbleib die Genehmigung der Mitschüler - nicht etwa der Lehrkräfte - erwirken. Ja , wie Herr Otto selbst hervorhob, sogar zum Verlassen des Zimmers in der Notdurft ist die Erlaubnis der Klasse erforderlich." .............................................................. [Gesamtunterricht] "Der besonders gerühmte Gesamtunterricht bei Berthold Otto selbst bestand zwei Stunden hintereinander in einer Reihe zusammenhangloser Zufallsfragen, von denen auch nicht eine einzige zu einer befriedigenden Antwort und innerlichen Vertiefung geführt hätte." .............................................................. "Tränenden Blickes wandte ich mich von dieser Erziehungsstätte und fragte mich bangen Herzens, ob diese Schule, in welcher alles nur nach dem Willen unreifer Kinder geht, in der abgesehen wird von jeder Erziehung zu straffer Zucht und gewissenhafter Pflichttreue, ob sie geeignet sei, unsere Jugend, auf der allein unsere letzte Hoffnung beruht, zu ertüchtigen, um unser in Schmach un Elend gesunkenes Vaterland durch die altbewährten deutschen Tugenden wieder zu Macht und Ansehen zu führen." .............................................................. Dieser Bericht ist Bezugspunkt auch der Dokumente (58) bis (70) und textgleich mit dem Dokument (62). Fraglich ist, ob - wie ausgewiesen - das Dokument (58) aus der Feder Berthold Ottos stammt. Es ist eher anzunehmen - aus der Erwiderung von Charlotte Schultze (66) - daß der Brief von B. Ottos Tochter Irmgard Meyer-Otto ist. Im Falle besonderer Relevanz dieser Komplexes sollten die Dokumente neu aufgenommen werden. Die Zeitliche Reihenfolge der Dokumente (69) und (70) stimmt nicht, da Dokument (70) von der Verfasserin falsch datiert worden ist.
ArchivB.-O.-S./II/B/H/III/
SignaturB.-O.-S./II/B/H/III/13 [55]
SchlagworteGesamtunterricht
Schulzucht
Unterricht
Zukunftsschule
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