Autor/enSchulz, Karl
TitelAus dem Betriebe des Gesamtunterrichts
OrtBreslau
Datum1920.11.28
Anmerkungen[II.8.] "Der Zweck des Gesamtunterrichts: Zu einem freien Austausch von Meinungen zu kommen, aufgeworfene Fragen und Probleme in gemeinsamer Arbeit der Lösung entgegenzuführen, ..." (S.264) ..................................................... "Der Lehrer verliert seinen Beruf als Führer und Berater nicht, aber er tritt an eine andere Stelle. Wo es keine Pädagogik des Stoffes und der Übermittlung gibt, sondern eine Pädagogik freier Kräftebildung, da braucht der Lehrer nicht mehr Lehr-und Drillmeister zu sein, sondern feinsinniger Beobachter, der den Regungen der Seele nachspürt und dort, wo er Spuren des erkennenden Geistes merkt, ihnen folgt, ihnen Wege weist und Ziele steckt. Hier findet sich der Lehrer wieder in seinem Erzieherberufe, und er kommt seinen Schülern so nahe, als es nur überhaupt möglich ist; denn das Wort ist frei, jede Meinung ist erlaubt. Uns bindet nicht der Respekt vor der überlieferten Lehrerautorität, uns bindet aber die Achtung vor dem, der eine Meinung hat. So gewöhnen wir uns daran, fremde Ansichten zu hören, zu beobachten und unsere eigenen ihnen entgegenzuhalten. So erziehen wir uns durch unsere Arbeit zur Achtung voreinander und stehen alle unter dem bindenden und sittlichen Einfluß der Wahrheit." (S.264) ..................................................... "Weil sich hier alle Teilnehmer in gleicher Absicht einander helfend zusammenfinden, führt der Gesamtunterricht zum Verständnis zwischen Lehrern und Schülern, ohne welches doch auch die Volksschule, wenn sie Erziehungsschule sein will, nicht bestehen kann. Der Gesamtunterricht soll wie ein Sauerteig den ganzen Schulbetrieb befruchten, als Stätte geistigen Berkehrs zwischen Lehrern und Schülern auch dem übrigen Unterricht seinen Stempel aufdrücken und der Schule Einheit und Charakter geben. Der Geamtunterricht zwingt auch zu anderen Umgangsformen, als sie, von Ausnahmen abgesehen, in der Volksschule üblich sind. Der Verkehrston wird komeradschaftlich, es bildet sich ein Gefühl für Takt und gegenseitige Duldung und Achtung." (S.264/265) ..................................................... [II.7.] "Die Fragen betrafen bisher fast durchgängig das Gebiet der Technik, vereinzelt waren sie durch den Lesestoff angeregt. Das Menschenleben in seiner wirtschaftlichen und sozialen Gestaltung, das Woher und Wohin des Lebens, die Naturwissenschaft mit ihrer Lebens- und Entwicklungsfrage trat noch nicht in den Kreis unserer Betrachtung. In der Technik ist es seltsamerweise vor allem die Kriegstechnik, die immer wieder zu Fragen veranlaßt. Die Mitarbeit der Schüler am Gesamtunterricht war in den ersten Stunden gering." (S. 265) ..................................................... "Die Selbsttätigkeit im Denken, die Lust am Erkennen, die Freude am Kampfe der Meinungen, das dialektische Erleben im Gesamtunterricht führt zur freien, ungezwungenen Rede." (S.265) .............................................................. [Immanente Methode des Gesamtunterrichts] "Ich verstehe darunter die Methode der Erkenntnisgewinnung überhaupt, die in der Problemstellung ihren Ausgang nimmt und sich durch die in der Notwendigkeit des Denkens gesetzten Stufen bis zur Erkenntnis bewegt." (S.266) ..................................................... "Der Gesamtunterricht als Bildungsgemeinde wird auch zu einer Lebensgemeinschaft. Hier wird die Wahrheit gesagt ohne in die Selbstachtung des andern einzugreifen, Aufklärung tritt hier als Hilfsbereitschaft auf. Wir lernen uns gegenseitig achten in unseren Ansichten, lernen vor allem einer sachlichen Wahrheit dienen und nicht unserer Selbstsucht." (S.266)
ArchivB.-O.-S./II/B/H/III/
SignaturB.-O.-S./II/B/H/III/13
SchlagworteGesamtunterricht
Lehre
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Schüler
Schulreform
Abteilungen2