Autor/enHanewald-Sträter, Klara
TitelPhilosophische Propädeum in der Grundschule. in: Preußische Lehrer-Zeitung. Ausgabe Provinz Sachsen. Hrsg. vom Preußischen Lehrer-Zeitung e.V., den 23.04.1931
OrtMagdeburg
Datum1931.04.23
Anmerkungen"Berthold Otto fordert seit Anfang des Jahrhunderts die Grundlegung der philosophischen Bildung in den ersten Jahren des Schulunterrichts." ..................................................... "In der Tat, der Forschersinn, der diese Wissenschaften hervorbringt und belebt, ist nicht eine vereinzelte Gabe, die wenig Bevorzugten zuteil geworden ist, sondern eine ganz allgemeine Anlage des menschlichen Geistes, die bei geschickter Behandlung in jedem Bauernjungen zu recht ansehnlicher Höhe entwickelt werden kann. - Man tut neuerdings viel, um die Wissenschaft zu popularisieren. Derartige Bestrebungen sind gewiß sehr schätzenswert. Sollte aber ihr Ziel nicht besser zu erreichen sein, wenn man das Volk zu wissenschaftlichem Denken erzöge? Wissenschaft ist wirklich nicht das Sondergut einer privilegierten Kaste, der Gebildeten; sie ist für jedermann erreichbar." ..................................................... "Berthold Otto hat uns in seinem 'Lehrgang der Zukunftsschule' gezeigt, daß kleine Kinder in den ersten Schuljahren fähig sind, die Grundkategorien des Denkens zum Bewußtsein zu bringen." ..................................................... "Auch heute noch ist Kants Kritik der reinen Vernunft für die wissenschaftliche Geistigkeit zum mindesten Deutschlands von grundlegender Bedeutung. Wir erwünschen nicht, daß alle Deutschen zu zünftigen Wissenschaftlern, zu Gelehrten erzogen würden. Wir wünschen aber, daß jeder Deutsche in dem Sinn zum Wissenschaftler erzogen wird, daß er fähig ist, an dem deutschen wissenschaftlichen Denken teilzunehmen. Diese Aufgabe, die philosopischen Grundbegriffe zu entwickeln, darf aus zwei Gründen nicht der höheren Schule überlassen bleiben, die muß die Grundschule als ihr Recht fordern. Sie hat die Kinder in dem Alter, in dem das Interesse und die Fähigkeit, diese Arbeit zu leisten, am größten sind." ..................................................... "Den Lehrern höherer Schulen sitzen keine Kinder mehr gegenüber, die diese Unbefangenheit, diese Vorurteilslosigkeit noch haben. Daher würde es auch aus diesem Grunde das Richtige sein, die philosophische Propädeutik in das erste Schuljahr zu verlegen." ..................................................... "Die Einführung in die Philosophie aber, wie sie im Lehrgang vorgeschlagen ist, die Bewußtmachung der Kategorien, die können wir heute schon in der Grundschule haben, - wenn wir wollen. Und wenn wir wollten, dann wären wir einen Schritt weiter auf dem Wege zu einem gebildeten Volk. Heute haben wir nur eine Schicht Gebildeter in einem Volk." ..................................................... "Es ist ein nicht unwichtiger Teil der sozialen Frage, der dadurch den Pädagogen zu lösen gegeben wird."
ArchivDIPF-BBF/II/B/H/II/1
SignaturDIPF-BBF/II/B/H/II/1.1.17.21. [4b]
SchlagworteBildung
Denken
Einheitsschule
Grundschule
Otto, Berthold
Philosophie
Propädeum
Wissenschaft
Zeitung "Preußische Lehrer-Zeitung"
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