Autor/enPaulsen, Wilhelm
TitelDas neue Schul- und Bildungsprogramm. Grundsätze und Richtlinien für den Ausbau des Schulwesens. S. 1-49
OrtOsterwieck
Datum1930
Anmerkungen"Inhalt: Vorwort; II. Das neue Schul- und Bildungsprogramm; A. Grundsätzliches über Bildungs- und Erziehungsreform; 1. Der Begriff der bildung; 2. Bildung und Kultur; 3. Begabung und Vererbung; 4. Erziehung; B. Dringliche Gegenwartsreform; 1. Aufbau und Längsgliederung der Volkseinheitsschule; 2. Breiten- und Quergliederung der Volksmittelschule. Lösung des Begabungsproblems; a) Vorbereitungsstufe der Volksmittelschule (7. Schuljahr); b) Unter- Mittel- und Oberstufe der Volksmittelschule; d) Die Lehrer; C. Die neue Lehrverfassung. Umkehrung der Bildungsaufgabe; III. Schlußwort und Aufruf:" ..................................................... "Bildung ist vielmehr, dem ursprünglichen Sinne seines Wesens nach, ein `Bilden` und `sich Bilden`, ist Geschehen, Prozeß und Vorgang, ist ein Dynamisches und nicht Statisches:" (S.1) ..................................................... "... philosophisch betrachtet, von außen in menschlicher Deutung und Wertung gesehen, ist Bildung ein Formwerden, ist sie Neuschöpfung, Wachstum und Entwicklung. In diesem Sinne bedeutet sie Qualitätswandel, setzt sie Höhen- und Niveauunterschiede voraus." (S.1/2) ..................................................... "Für uns sichtbar und wertbar beginnt der Bildungsprozeß mit der Geburt und endet mit dem individuellen Tode." (S.2) ..................................................... "Der Bildungsablauf ist subjektiver und objektiver, formaler und materieller Natur, ist innen- und außengerichtet." (S.2) ..................................................... "Der subjektiv- objektive Bildungsvorgang ist einheitlich in Leistung und Ergebnis." (S.3) ..................................................... "Der individuelle Bildungsprozeß ist bedingt durch Erbanlage und Milieueinwirkung, ist Wachstums- und Lebensprozeß selbst." (S.3) ..................................................... "Unter all diesen Voraussetzungen bringt das Kind Bildung mit in die Schule, ist es seinem Alter und der Entwicklung gemäß ein gebildeter Mensch." (S.4) ..................................................... "Kultur ist das Bildungsgeschehen in Volk und Menschheit." (S.4) ..................................................... "Die Wendung zur Sachlichkeit in der Kunst ist allem Anscheine nach die Vorläuferin einer Stilwandlung und Stilbildung auf allen geistigen Gebieten, ist Stilweckerin einer neuen Zeit." (S.5/6) ..................................................... "Die Schule hat den Gedanken der Sachlichkeit aufzunehmen." (S.6) .................................................... "Begabung ist in diesem Zusammenhange das, was formbar n uns ist, oder was Form in und außer uns zu geben vermag. Begabungen sind also Form und Gestalt bewirkende Kräfte in uns, solche des Körpers, der Seele, des Intellekts. Ob diese als Erbmasse eingeboren sind, oder ob sie im Ablauf des individuellen Lebens erworben werden, darum geht der große Streit unter Biologen und Psychologen." (S.6) ..................................................... "In den Kampf um die Vererbungstheorie kann die Pädagogik aktiv nicht eingreifen, sie bleibt zu einer abwartenden Stellung verurteilt. Trotzdem ist ihre Lage, wie schon aus obigen Ausführungen hervorgeht, nicht unsicher. Praktisch befindet sie sich vor einer umstrittenen Fülle und Mannigfaltigkeit angeborener oder `nicht angeborener` Anlagen und Fähigkeiten, deren Bloßlegung und Stärkung und Etnfesselung ihre Aufgabe ist." (S.7) ..................................................... "Als Gesamtveranstaltung bürgt die Schule der Gesellschaft für jede Intelligenz, die diese ihr anvertraut." (S.8) ..................................................... "Wenn Begabungen formende Kräfte darstellen, dann kann Erziehung nur die Herstellung des freien Spiels dieser Kräfte bedeuten. Indem wir den Kräften ein objektives Spiel- und Betätigungsfeld geben, damit sie zur Formbewältigung gelangen, gewinnt die Erziehung eine reale Basis, von der sie sich bisher entfernte." (S.8) ..................................................... "Persönlichkeitsbildung war ihr Schlagwort. Persönlichkeiten lassen sich aufgrund wohlerdachter und wohlerrrechneter Lehrprogramme nicht konstruieren." (S.8/9) ..................................................... "Die Schule soll keine Wissenschaftler entlassen, wohl aber Menschen, die denkend, suchend, forschend an ihre Aufgaben herantreten; sie soll keine Philosophen bilden, wohl aber Menschen, die sich um erste Philosopheme mühten und den Unendlichkeitsweg menschlicher Erkenntnis in seinem Anfang beschritten; sie soll keine Politiker bilden, wohl aber Menschen, deren politischer Sinn geweckt ist, die die Entwicklungsgesetze der menschlichen Gesellschaft, die Bewegungsvorgänge ihrer Wirtschaft und Kultur kritisch studieren und gewohnt waren, die einfachen und begrenzten Verhältnisse ihrer Schulgemeinschaft denkend und ordnend zu überblicken." (S.12) ..................................................... "Damit hat Schule ihr Gesicht von Grund aus geändert. Sie wird zum schöpferischen Versuch einer ersten Lebensgestaltung." (S.12) ..................................................... "Der Unterrichtsraum wird zum Fach- und Arbeitsraum einer Gruppe von Menschen, die sich unter taktvoller Regie des Lehrers an selbstgewählte Aufgaben begibt. Er wird zugleich der Lebensraum einer jungen Gesellschaft, in der der Mensch seinen ersten Wesens- und Lebenskampf besteht, in der er die stärksten Anstöße seiner Entwicklung erhält." (S13) ..................................................... "Erziehung - im Sinne des Eingangs aufgestellten Bildungsbegriffes - ist Einwirkung auf den Bildungsvorgang des Individuums aus der Umwelt heraus, dem Haus, der Familie, der Schule, dem Freundeskreis, dem Beruf , der menschlichen Gesellschaft, der Landschaft und der Natur. Aufgabe des Staates und seiner berufenen Erzieher ist die Gestaltung dieser Bildungs-, Wachstums- und Lebensumwelt, Bildungshilfen zu leisten und Bildungsvorsorge zu treffen, daß die erziehenden und bildenden Kräfte des Milieus, zur natürlichen, im Sinne des Bildungsablaufes beabsichtigten Wirkung gelangen. Erziehungseinrichtungen und -maßnahmen müssen im Interesse des Kindes, zur Sicherung des Bildungsvorganges vom Wert oder Unwert der Erzieherpersönlichkeit möglichst unabhängig gehalten werden, müssen objektiviert werden. Die Bedeutung der Erzieherpersönlichkeit wird durch diese Versachlichung des Erziehungsvorganges nicht gemindert, sie wächst mit der Größe der Aufgabe einer verantwortlichen Leitung des Bildungsablaufes und der zunehmenden Einsicht in den Bildungsprozeß selobst, in den der Erzieher sich einschaltet." (S.13/14) ..................................................... [III.1.]"Fachbildung und Allgemeinbildung. Kein Wort wird so mißbraucht wie das letzte, keins wird so verächtlich oft hingenommen wie das erste. Es gibt keine Fachbildung, die sich nicht abhöbe vom Grunde einer Allgemeinbildung, wie es umgekehrt keine Allgemeinbildung gibt, die Vertiefung und Verankerung nicht irgendwo im Fachlichen fände. Im höchsten Sinn ist die Allgemeinbildung geistiges, kulturelles Niveau, von dem aus alle Wesens- und Wissensgebiete überblickt werden. Wo solche Kultur nicht ist, gehen Zusammenhänge verloren, hört der innere Sinn des Lebens auf, ersterben die Impulse, nimmt die `gefürchtete` Technisierung und Mechanisierung ihren unheilvollen Lauf. Allgemeinbildung aber wird Phrase, wenn sie die Parole ihrer Anwendbarkeit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit in Fach und Beruf nicht erführe. Allgemeinbildung und Fachbildung sind wie Idee und Realität, beide gehören zusammen. Fallen sie auseinander, ist die Bildung nicht vollkommen." (S.28) ..................................................... "Die neue Arbeitsweise verzichtet auf enzyklopädisches Wissen und legt, einer vertieften Bildungsauffassung folgend, den entscheidenden Wert auf die Formung, Prägung und Darstellung des Stoffes, auf das Suchen und Lösen der in ihm steckenden Probleme, auf selbstständiges Urteil, auf die Anwendung richtiger Arbeitsmethoden und auf sachgemäßen Gebrauch der Arbeitsmittel." (S.30) ..................................................... "Es gibt wohl Höhenschichtungen unter gleichen Begabungen, aber wirklich Begabungslose, d.h. Menschen ohne besondere Anlage und Fähigkeit, die für die menschliche Gesellschaft zu nutzen wären, gibt es nicht; wo es sie gibt, sind es Abnormitäten, die für die grundsätzliche Ordnung und den Aufbau unseres Schulwesens nicht in Betracht kommen." (S.30) ..................................................... "Unsere heutigen Begabtenschulen müssen darum in Begabungsschulen umgewandelt werden, d.h. in Bildungsstätten, die allen Bildungsrichtungen Rechnung tragen, den praktischen, wie den theoretischen." (S.31) ..................................................... "Eine Schule, die das Ethos der Gemeinschaft nicht entfacht, ist keine Einheitsschule" (S.36)
ArchivDIPF-BBF/II/B/P/I/28
SignaturDIPF-BBF/II/B/P/I/28 B A 193
SchlagworteArbeit
Arbeitsunterricht
Begabung
Bildung
Einheitsschule
Erziehung
Gemeinschaft
Kultur
Volk
Abteilungen2