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Sonderforschungsbereich 632 „Informationsstruktur“

Prädikatszentrierte Fokustypen:
Eine sample-basierte typologische Studie
zu afrikanischen Sprachen



Projektphase I: 01.09.2009–30.06.2011

Zusammenfassung

Im Rahmen der Untersuchung von Informationsstruktur spielen Konzepte wie Argumentfokus, Topik, Gegebenheit, Kontrast eine große Rolle. Andere funktionale Konzepte wie verbbezogener Fokus oder die thetisch/kategorisch-Opposition werden nur sporadisch und marginal, wenn überhaupt, betrachtet. Neuere Forschung (Güldemann 1996, 2003, Hyman & Watters 1984) hat aber gezeigt, dass diese eher selten thematisierten Kategorien in verschiedenen Sprachen durchaus relevant sind und sich teilweise stark in der Grammatik niederschlagen. Das hier beantragte Projekt B7 wird sich daher in Fortsetzung des seit sechs Jahren im SFB verankerten afrikanistischen Projekts B1 auf einen dieser vernachlässigten Themenbereiche, die hier sogenannten „prädikatszentrierten Fokustypen”, konzentrieren und diesen in einem kontrollierten Sample afrikanischer Sprachen genauer untersuchen.

Unter prädikatszentrierten Fokustypen fassen wir verschiedene funktionale Fokuskategorien zusammen, die alle im Verb oder Prädikat als Träger der Prädikation und der Illokution gebündelt werden. Dies sind Fokus auf der lexikalischen Verbbedeutung (= „Verbfokus”) und Fokus auf dem Wahrheitswert der Äußerung oder solchen Kategorien wie Tempus, Aspekt, Modalität usw. (= „Operatorfokus”).

Wir werden untersuchen, durch welche sprachspezifischen Mittel prädikatszentrierte Fokustypen in Sprachen des afrikanischen Kontinents ausgedrückt werden und wie sie sich abgrenzen, sowohl untereinander als auch von Fokustypen, die nominale Konstituenten im Skopus haben (z.B. „Termfokus”). Dies geschieht anhand eines geplanten Sprachsamples mit Vertretern aller vier großen indigenen Sprachgruppen, die ein repräsentatives typologisches Bild ergeben. Dabei werden die Untersuchungen sowohl auf Sekundärliteratur als auch, für einzelne nilosaharanische Sprachen, auf im Rahmen von Feldforschungen erhobenen Primärdaten basieren.

Ziel ist die Modellierung der Interaktion von prädikatszentrierten Fokustypen und anderen Fokusarten hinsichtlich ihrer funktionalen und formalen Ausprägung unter Berücksichtigung sprachtypologischer Einflüsse und arealer Faktoren. Da sich afrikanische Sprachen im kontinentalen Rahmen nicht grundsätzlich von Sprachen anderer Kontinente unterscheiden, erwarten wir aus der Arbeit im Projekt auch neue Einsichten in informationsstrukturelle Systeme nicht-afrikanischer Sprachen, die in die Theoriebildung eingehen.

Projektbeschreibung (PDF)   Projektposter (PDF)

Untersuchungssprachen


Language family Language Word order Tone Morph. Type

Afroasiatic
1 Chadic Hausa SVO + synth.
2Berber Tamashek VSO - synth.
3 Semitic Amharic SOV -synth.
4 Cushitic Somali SOV + synth.
5 Omotic Gimira~Bench SOV + synth.

Nilosaharan
6 Saharan Kanuri SOV + aggl./synth.
7 Moru-Madi Ma’di SVO/SAuxOV + aggl./synth.
8 Bongo-Bagirmi Mbay SVO + aggl./synth.
9 Kuliak Ik VSO + aggl./synth.
10 Nilotic-Surmic Maa VSO + synth.
11 Songhai Koyraboro Senni SVO/SAuxOV - isol./aggl.
12 Nyimang Ama SOV + aggl.

Niger-Kongo
13 North-Atlantic Wolof SVO - isol./aggl.
14 Mande Bambara SAuxOV Other + aggl.
15 Gur Supyire SVO + aggl.
16 Kwa Aja SVO + isol.
17 Benue-Kongo Emai SVO + aggl.
18 Benue-Kongo Makhuwa SVO + aggl.
19 Dogon Mombo SOV + aggl.

Khoisan
20Ju-ǂHoan Juǀ’hoan SVO + isol.
21 Khoe-Kwadi Namib. Khoekhoe SOV + isol./aggl.
22 Isolate Sandawe SOV + isol./aggl.