Polysemie
- religiös-christlich: ‘tischähnlicher Aufbau in der Kirche’
- religiös-sakrifizial: ‘Opferstätte’
- deprivativ: ‘Verzicht’
- admirativ: ‘Bewunderung’
- matrimonial: ‘Heirat’
Definition
Altar
Einem Tisch ähnelnder Aufbau in der Kirche oder bei Prozessionen, an dem die Eucharistie gefeiert wird und der konfessionsabhängig auch noch andere gottesdienstliche Funktionen und Bezeichnungen haben kann.
Altäre können sich der Form, Platzierung und Gestaltung nach stark unterscheiden, teilweise wird der ganze Altarbereich bzw. die Altarwand als Altar bezeichnet. Es kann in einer Kirche mehrere Altäre, wie z. B. die Wand- und Seitenaltäre in vielen Kathedralen geben. Teilweise sind sie mit Schreinen verbunden, in denen heilige Gegenstände aufbewahrt werden. Auch tragbare Altäre für Prozessionen und so genannte Feldaltäre werden oft in den Kirchen aufbewahrt. Typisch und allgemein verbreitet ist jedoch ein Altar im Zentrum der Kirchenarchitektur oder eines Prozessionszuges. Der Altar gilt traditionellerweise als Mittelpunkt des gottesdienlichen Geschehens und der Verehrung Gottes. Neben der religiösen Funktion kommt Altären auch ein wichtiger kultureller Stellenwert in Kunst, Geschichte und Architektur zu.
Konnotationen
- Kerzen, Kreuz, Blumenschmuck
- Messbuch, Bibel
- Brot und Wein
- Weihrauch
- Verehrung von Heiligen, Aufbewahrung von Reliquien, Ikonen
- Andacht, Kontemplation, knien, still sein
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Gnadentisch
- Opfertisch
- Tisch des Herrn
Opposita
- Thron (vgl. das Phrasem Thron und Altar)
Wortbildungen
Substantive
- Altaraufsatz ‘auf dem Altar errichtete, künstlerisch gestaltete Rückwand’
- Altarbereich ‘Bereich innerhalb einer Kirche, in dem sich der Altar befindet’
- Altarbild ‘Bild, das über einem Altar hängt; typischerweise mit Darstellungen aus der Heilsgeschichte oder von Heiligen’
- Altarblatt ‘Altargemälde, das den Mittelpunkt des Altaraufsatzes bildet ’
- Altargemälde ‘Bild, das über dem Altartisch hängt’
- Altarkreuz ‘Kreuz, das auf dem Altartisch steht’
- Altarraum ‘Bereich innerhalb einer Kirche, in dem sich der Altar befindet’
- Altarsakrament / Altarssakrament ‘in der katholischen Kirche: Brot und Wein als Opfergaben, die zu Leib und Blut Christi gewandelt werden’
- Altartisch ‘Tisch in der Kirche, an dem das Messopfer gefeiert und andere gottesdienstliche Handlungen durchgeführt werden’
- Altarwand ‘Altartisch zusammen mit dem schmuckvollen Altaraufsatz’
- Flügelaltar ‘Altar mit fest stehendem Mittelteil und zwei oder mehr beweglichen Flügeln’
- Hauptaltar ‘im Chor der Kirche stehender Altar’
- Hausaltar ‘kleiner Altar im Wohnzimmer oder im Andachtsraum eines Hauses’
- Hochaltar ‘ein erhöhter Hauptaltar in der Apsis einer Kirche’
- Kanzelaltar ‘Altar mit einer eingebauten Kanzel’
- Marienaltar ‘Altar zur Verehrung der heiligen Maria’
- Mittelaltar ‘in der katholischen Kirche: ein frei stehender Altartisch, an dem der Priester, den Gläubigen zugewendet, das Messopfer feiert’
- Nebenaltar ‘Altar, der sich im Seitenschiff einer Kirche befindet’
- Schnitzaltar ‘ein aus Holz gefertigter Altar mit Figuren und Reliefs’
- Seitenaltar ‘Altar, der sich im Seitenschiff einer Kirche befindet’
- Volksaltar ‘in der katholischen Kirche: ein frei stehender Altartisch, an dem der Priester, den Gläubigen zugewendet, das Messopfer feiert’
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- zur Ehre der Altäre erheben1: der Papst erhebt <jmdn.> zur Ehre der Altäre ‘in der Sprache der katholischen Kirche: jmdn. heiligsprechen’
- Thron und Altar ‘die Machtverbindung von Staat und Kirche’
Kollokationen
- Altar und Kanzel
- an den Altar treten
- das Bild über dem Altar
- die Gaben zum Altar bringen
- ein mit Blumen geschmückter Altar
- einen Altar aufbauen
- einen Altar errichten lassen
- einen Altar weihen
- sich um den Altar versammeln
- vor dem Altar knien
- vor den Altar treten
Belege
Gegenstand, unter dem Aspekt der Gestaltung
In einem Beitrag in der Kirchenzeitschrift „Die Brücke“ hatte vorher Heidemarie Engelsdorf-Klöppelt die damals 50-jährige Geschichte der Kirche und die künstlerische Ausgestaltung beschrieben. Sie hielt fest, dass Wilhelm Keudel auch das Bild über dem Altar geschaffen hatte.
Braunschweiger Zeitung, 07.02.2013
In den katholischen Gemeinden ist heute viel zu tun. Am Donnerstag wird Fronleichnam gefeiert, das Hochfest zur leiblichen Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Traditionell sind dazu Gottesdienste und Prozessionen vorgesehen – sofern das Wetter mitspielt. Die Ilvesheimer bleiben dabei unter sich. In Edingen feiern die Gläubigen aus Neckarhausen mit, in Friedrichsfeld die aus Seckenheim und in Ladenburg die aus Heddesheim. Doch vorher gilt es, Tabernakel und Kerzenständer auf Hochglanz zu polieren, Altäre zu bauen und Blumenteppiche auszulegen.
Mannheimer Morgen, 29.05.2013, S. 21
Die Kunstgeschichtsschreibung weiss um einige frühe Aufträge, die der nun zu Ermittelnde erhielt. Da ging es etwa um eine Kirchenfahne oder um Fresken für eine Bibliothek. Immer wieder war er mit der Gestaltung von Altären beschäftigt. Religiöse Bezüge prägten sein Werk durchweg in erheblichem Ausmass; besonders oft malte er Maria mit dem Kind.
Die Südostschweiz, 06.01.2013
Der Innenraum wird dominiert von der ausgesprochen schönen Barock-Altarwand. Diese ist ein Geschenk einiger Gemeindemitglieder aus dem Jahre 1740. Neben vielen Details ist links die Kreuzigung Christi dargestellt und rechts der auferstandene Christus mit Siegesfahne. Über dem Altar steht, von einem dreidimensionalen Strahlenkranz und kleinen Engeln umgeben, die hebräische Inschrift „Jahwe“, der hebräische Name Gottes.
Braunschweiger Zeitung, 19.12.2007
Wir werfen einen Batzen in den Automaten, der Altarlicht verspricht. Aber es kommt mehr: scheppernder Geigenklang und eine abgehackte Stimme, die auf Spanisch jedes Detail des Altars erläutert, dann zum Kirchenbau (17. Jahrhundert) übergeht und mittendrin plötzlich abbricht. Zwischen den dunklen Mauern hallt es schauerlich nach.
Zürcher Tagesanzeiger, 29.04.1999
Es ist für europäischen Geschmack eine sehr intensive Messe. Eine Frau rutscht auf Knien von ganz hinten in der Kirche bis vorne an den Altar.
Hannoversche Allgemeine, 21.12.2009
Das Arbeitsgerüst wurde bereits entfernt, und man sieht jetzt schon den Altar in voller Pracht. Pfarrer Andreas Hoppichler: "Bei einer früheren Restaurierung des Altares wurde vermutlich beim Vergolden sehr gespart, denn man konnte jetzt einige vergoldete Stellen unter der schwarzen Farbe an den Gesimsleisten und am Schnitzwerk finden. Auch die Engelsfiguren zeigen nach dem Abkratzen der Farbschicht ihre ursprüngliche Farbgebung. Sie wurden einfach mit schwarzer Farbe übermalt.
Tiroler Tageszeitung, 09.11.1999
Da marschierte die Feuerwehr auf, Schützen standen Spalier und Volksschulkinder gratulierten mit fröhlichem Gesang. "40" stand in aller Blütenpracht über dem geschmückten Altar geschrieben. "Ein eigener Pfarrer ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr", erinnerte Bgm. Alois Mattersberger vor der Sonntagsmesse. Die Oberlienzer Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und zahlreiche Bürger feierten mit "ihrem" Pfarrer Josef Taxer das 40jährige Priesterjubiläum.
Kleine Zeitung, 03.07.1997
Zum Schutz der kleinen Kirche mit dem Heiligtum wurde später eine Basilika errichtet, unter deren Kuppel das ursprüngliche Kirchlein mit der Marienstatue steht. Das Gnadenbild in Leutershausen ist eine Nachbildung der Schwarzen Madonna von Loreto, das nun der Marienaltar in einem besonderen Chor der Pfarrkirche St.-Johannes-Baptist birgt. Der Altar mit dem Gnadenbild ist ein Meisterwerk aus Holzschnitzerei von Pius Hausch, 1908 gefertigt. Wie ein mächtiger, prächtig verzierter Rahmen umschließt er das Heiligtum, das Gnadenbild.
Mannheimer Morgen, 15.08.2001
Die Altäre werden von vielen Männern und Jugendlichen begleitet, deren Aussehen in unseren Breiten wohl sofort an Ku-Klux-Klan-Berichte erinnern würde. Mit hohen, spitzen Kapuzen verhüllt und mit überdimensionalen Kerzen in den Händen, zum Teil mehreren Holzkreuzen über den Schultern und selbst auferlegtem Redeverbot ziehen sie barfüßig durch die von Zigtausenden Menschen gesäumten Straßen, um in der Öffentlichkeit anonym Buße zu tun. Dem jeweiligen Wochentag der Osterwoche entsprechend veranschaulichen die verschiedenen Prozessionen und Altarfiguren in beeindruckender Weise die Stationen des Kreuzweges.
Salzburger Nachrichten, 06.04.1996
Weiß gestrichen war das Innere vermutlich damals schon, der figurenreiche, goldglänzende Altar von Claus Berg aus dem Jahr 1521 aber wurde erst zu Beginn dieses Jahrhunderts aus der Franziskanerkirche umgesiedelt.
Frankfurter Rundschau, 11.12.1999
Die Gemeinde spendete den drei Sprechern Applaus, die zur Gabenbereitung nach indischem Brauch blumengeschmückte Früchte, darunter Bananen, Melonen, Ananas und brennende Räucherstäbchen zum Altar brachten. Mit dabei waren Corinn Güthoff und Sohn Ulrich (Südafrika), Anna Radisic (Kroatien) sowie Gabriele Mergen vom Ausländer- Sozialdienst des Caritasverbandes Westerwald.
Rhein-Zeitung, 20.05.1997
Am Pfingstsonntag feirte niemand in Hamm für sich alleine. Eingeladen hatten die katholische wie die evangelische Gemeinde. Auf dem Rasenplatz unter schattigen Bäumen neben der evangelischen Kirche war ein mit Pfingstrosen und Orchideen geschmückter Altar aufgebaut worden. Bänke, wie sie sonst in Festzelten stehen, hatten das Kirchengestühl zu ersetzen.
Rhein-Zeitung, 01.06.2004
Das Hauptbild des Altars ist eine auf Holz gemalte Abendmahlsszene, die von zwei gedrehten und marmorierten Säulen flankiert wird. Die Predella des Altars ist mit einem sich auf das Abendmahl beziehenden Sinnspruch verziert, ein weiterer Spruch befindet sich zwischen Mittel- und Oberteil des Altars. Im Oberteil ist in einem achteckigen Rahmen abermals zwischen gedrehten Säulen eine Auferstehungsszene zu sehen.
Dorfkirche Groß Gievitz, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Groß_Gievitz: Wikipedia, 2011
Denn in der Kirche geht seit der Sanierung nichts mehr. Die Bänke sind ausgelagert, die Orgel zum Teil abgebaut, Altar, Tabernakel und Rest-Orgel gut eingepackt und geschützt.
Rhein-Zeitung, 03.07.2002
Die Holzgruppe des linken Seitenaltars (Verkündigung an Maria), der rechte Altar (Hl. Josef) und die Kanzel mit den Darstellungen der Kirchenväter stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Tiroler Tageszeitung, 18.03.2000
In Mexiko zum Beispiel werden in der Nacht vor und nach dem „dia de los mortos“ zu Ehren der Toten Altäre in den Häusern aufgebaut, weil dann die Seelen der Verstorbenen zurückkehren.
Der Tagesspiegel, 21.11.2004
Mittelpunkt gottesdienstlicher Handlungen
Vier Tage nach seinem heutigen 77. Geburtstag verabschiedet sich Pfarrer Gerhard Reinelt von St. Laurentius und St. Hildegard (Käfertal-Nord bzw. -Süd) am Sonntag in den Teil-Ruhestand: Die Verantwortung liegt jetzt in der Hand von Pfarrer Herbert Fürst, aber Reinelt wird weiter am Altar stehen - "solange ich das noch kann", sagt er im Interview.
Mannheimer Morgen, 04.10.2006
Die Sonne strahlt, die Vögel zwitschern. Unter hohen Bäumen steht ein Altar, geschmückt mit Blumen und Kerzen. Abwechselnd halten Pfarrerin Kyra Seufert und Pfarrer Gerd Frey-Seufert die Hände unter den Strahl des gusseisernen Brunnens, träufeln das Wasser auf die Köpfe der Kinder und Jugendlichen, die sich mit ihren Familien um den Altar versammelt haben. Zwölf junge Menschen werden an diesem Sonntag, dem Tauf-Sonntag in dem Jahr, das die evangelische Kirche zum Jahr der Taufe ausgerufen hat, in die Käfertaler Gemeinden Philippus und Union aufgenommen. Doch nicht in den Kirchen, sondern unter freiem Himmel: Zum ersten Mal feiern die Gemeinden eine Taufe auf dem Gelände des Käfertaler Wasserwerks.
Mannheimer Morgen, 11.07.2011
Über tausend Besucher sind versammelt, angeblich mehr als an Weihnachten. 63 Mädchen und Buben treten vor den Altar, um aus freiem Willen ihre Taufe zu bestätigen.
Nürnberger Nachrichten, 28.03.1994, S. 14
Mit einer Geschichte wurde verdeutlicht, dass kein materieller Reichtum an das geteilte Brot herankommt. Und um das gemeinsame Teilen zu verdeutlichen, versammelten sich die Kinder um den Altar, hielten sich beim «Vaterunser» an der Hand und wünschten sich gegenseitig den Frieden, bevor sie in der Gemeinschaft mit einer grossen Gemeinde das Heilige Brot empfingen.
St. Galler Tagblatt, 07.04.2008
Aber ganz wichtig ist auch der Dienst am Altar, welchen die Minis Woche für Woche zum Wohle der Pfarrei verrichten. Nicht zuletzt dank den Ministranten können im Seelsorgeverband viele gelungene Gottesdienste gefeiert werden.
St. Galler Tagblatt, 13.11.2008
Zur Händewaschung spricht der Priester still: In Unschuld wasche ich meine Hände, Herr, und umschreite Deinen Altar. Laut will ich Dein Lob verkünden und preisen alle Deine Wundertaten. Herr, ich liebe die Zierde Deines Hauses und den Ort, wo das Zelt Deiner Herrlichkeit steht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gabenbereitung [15. 12. 2013]
Drei Könige aus dem Erzbistum Paderborn bringen Gaben zum Altar im Petersdom Sternsinger aus Bielefeld-Ummeln beim Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus
http://www.sternsinger.org [18. 1. 2014]
Definition
Altar
Opferstätte, Heiligtum. Alttestamentlich, im Judentum, in der griechischen und römischen Antike sowie in anderen Religionen: Ein Ort oder Gegenstand, an dem Gott oder Gottheiten Opfer dargebracht werden. Gleichzeitig können an einem Altar Gottheiten auch verehrt werden (vgl. große Altarbauten wie der Pergamonaltar; Larenaltäre, Ahnenschreine oder Hausaltäre).
Die astrologische Bezeichnung eines Sternenbildes am Südhimmel leitet sich von der Form eines prototypischen antiken Rauchaltars ab und geht auf lat. ara zurück.
Konnotationen
- ein Tier schlachten und verbrennen
- Rauch, Blut, Feueropfer
- Abbildungen, Statuen, Ikonen
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Opferstätte
- Opfertisch
Wortbildungen
Substantive
- Larenaltar ‘in der römischen Antike: ein den Hausgöttern Laren geweihter Altar’
- Pergamonaltar ‘ein monumentaler antiker Altarbau aus Kleinasien, heutzutage untergebracht im Pergamonmuseum in Berlin’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- auf einem Altar den Göttern opfern
- einen Altar bauen
- einen Altar errichten
Belege
Nach einer Weile sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: Vater! Er antwortete: Ja, mein Sohn! Dann sagte Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer? Abraham entgegnete: Gott wird sich das Opferlamm aussuchen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter. Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Gen 22,7-10 (Einheitsübersetzung)
Dann sagte Mose zu Aaron: Tritt zum Altar hin, bring dein Sünd- und dein Brandopfer dar und vollzieh so für dich und das Volk die Sühne! Dann bring das Opfer des Volkes dar und entsühne es, wie der Herr befohlen hat.
Lev 9,7 (Einheitsübersetzung)
Ursache der Erhebung war das Religionsedikt des Seleukidenkönigs Antiochos IV., der den Juden die Ausübung ihrer Religion verbieten wollte und sie dazu zwingen wollte, durch öffentliches Opfer für die heidnischen Götter ihrem Glauben demonstrativ abzuschwören. Zu jener Zeit lebte Mattathias mit seinen Söhnen in der kleinen Stadt Modeïn in der Nähe von Jerusalem, wohin schließlich auch ein Abgesandter des Antiochos kam und die Einwohner aufforderte, auf einem Altar den Göttern zu opfern und zu räuchern. Mattathias und seine Söhne weigerten sich jedoch standhaft.
Mattathias, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Mattathias: Wikipedia, 2011
Amphion, der Hermes einen Altar errichtet hatte, wurde von dem Gott mit einer viersaitigen Leier beschenkt und ergänzte diese um weitere Saiten, so dass sie derer sieben besaß, wie es bei den Lydiern üblich war, denn seine Gattin stammte von dort
Amphion, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Amphion: Wikipedia, 2011
Nach seinen Erkenntnissen wurde der Altar zwischen 166 und 156 v. Chr. als allgemeines Siegesmal der Pergamener und insbesondere von Eumenes II. über die Makedonen, die Gallier und die Seleukiden errichtet und von Phyromachos, dem siebten und letzten der sieben größten griechischen Bildhauer Myron, Phidias, Polyklet, Skopas, Praxiteles und Lysipp entworfen.
WPD11/P03.88488: Pergamonaltar, In: Wikipedia - URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Pergamonaltar: Wikipedia, 2011
Ein vor Schreck und Angst erstarrender König, der einen Schiffbruch überstanden hat, nun in seinem Gram zu ersticken droht und mitsamt seinem Königreich dem Untergang entgegensteuert. Der innere Kampf wird da berührend spürbar, das Ringen zwischen der fürchterlichen Pflicht, eines unseligen Gelübdes wegen den eigenen Sohn Idamante am Altar zu opfern, und der verständlichen Neigung, die zürnende Gottheit zu überlisten und den Sohn (mitsamt seiner "verbotenen Liebe", der trojanischen Prinzessin Ilia) zu retten.
Neue Kronen-Zeitung, 13.01.1997
In Reihen sitzen Klaas und die anderen im Schneidersitz auf Bodenkissen. Vor ihnen ist ein Altar mit goldenen Buddhafiguren, Plastikblumen und Lebensmittelgaben aufgebaut. Plötzlich stehen alle auf. Der in ein orange-rotes Gewand gekleidete Lehrer tritt ein. Gen Kelsang Yarpel, der eigentlich Thorsten Schweitzer heißt, geht zum Altar, faltet die Hände, berührt mit ihnen Kopf, Stirn und Brust und kniet nieder. Drei Mal. Dann klettert er auf den Altar und setzt sich, nimmt die gleiche Position ein, wie der große Buddha hinter ihm.
Hamburger Morgenpost, 20.07.2005
Als ich in Korea einen wunderschönen buddhistischen Tempel besuchte, auch einen aus einem ehrwürdigen Jahrhundert, da fiel mir neben dem Buddhabildnis eine schrecklich billige Küchenuhr auf mit einem dicken weißen elektrischen Kabel, das zu irgendeinem Stecker führte, und der rote Sekundenzeiger sprang von Sekunde zu Sekunde. Ein bißchen fiel die Küchenuhr schon auf, und hätten Touristen dort etwas zu sagen, sie würden sie auch entfernen lassen. Sie hatte ganz eindeutig hier in den heiligen Hallen etwas Lächerliches – das machte sie so sympathisch. Und erst als ich in einem zweiten und in einem dritten Tempel wieder die Küchenuhr sah neben dem Altar, begann ich meine Begleiter zu fragen, ob diese Uhr etwa eine Bedeutung hätte. Sie schauten mich entsetzt an und sagten: »Selbstverständlich hat sie eine Bedeutung, sie hängt hier, damit man weiß, wie spät es ist.«
Bichsel, Peter: Im Gegenteil. - Frankfurt a.M., 1999 [S. 48]
Definition
Altar
Sinnbildhaft über ein Opfer gegenüber einer Instanz oder Vorstellung, zugunsten deren auf etwas verzichtet wird.
Im Deutschen in der Regel nur im Phrasem <etw.> auf dem Altar <Substantiv im Genitiv> opfern, das hyperbolisch zum Ausdruck gibt, dass in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen Opfer gebracht werden, um kollektive, ideelle oder persönliche Interessen zu fördern. Das Aufgeben wird vom Sprecher kritisiert, der neue Wert / Grundsatz erscheint ihm als minderwertig. Teilweise ironisch über jemanden verwendet, wenn er die Größe seiner Opfer übertrieben darstellt.
Das Profil entstand vermutlich als Abwandlung des Phrasems <etw.> auf dem Altar des Vaterlands opfern ‘etw. Nützliches für das eigene Land oder die Allgemeinheit tun’. Dieses Phrasem wurde insbesondere im Kontext nationaler Bewegungen verwendet, heutzutage ist es veraltet oder wird nur noch scherzhaft oder als Zitat gebraucht.
Konnotationen
- sich / etw. für ein höheres Ziel aufopfern
Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
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Phraseme, Kollokationen
Phraseme:
- auf dem Altar des Vaterlands opfernhyperbolisch / auf dem Altar des Vaterlandes opfernhyperbolisch / auf dem Altar des Vaterlands darbringenhyperbolisch / auf dem Altar des Vaterlandes darbringenhyperbolisch: <jmd.> opfert <etw.> auf dem Altar des Vaterlands/ <jmd.> bringt <etw.> auf dem Altar des Vaterlands dar: ‘etw. Nützliches für sein Land oder die Allgemeinheit tun, zugunsten seines Landes oder der Allgemeinheit Unannehmlichkeiten auf sich nehmen; in der Gegenwartssprache in der Regel als Anspielung auf das Weltbild des Nationalismus verwendet’
- auf dem Altar opfernbuchsprachlich / am Altar opfernbuchsprachlich / dem Altar opfernselten, buchsprachlich: <etw., jmdn.> auf dem Altar <Substantiv im Genitiv> opfern/ <etw., jmdn.> am Altar <Substantiv im Genitiv> opfern/ <etw., jmdn.> auf dem <Adjektiv> Altar opfern/ <etw., jmdn.> dem Altar <Substantiv im Genitiv> opfern ‘Hyperbolisch über das Aufgeben eines wichtigen Grundsatzes, Wertes u. ä. Das Aufgeben wird vom Sprecher kritisiert, der neue Wert / Grundsatz erscheint ihm als minderwertig.’
- sich auf dem Altar des Vaterlandes opfernhyperbolisch / sich auf dem Altar des Vaterlands opfernhyperbolisch: <jmd.> opfert sich auf dem Altar des Vaterlandes ‘im Krieg für sein Land sterben; in der Gegenwartssprache in der Regel als Anspielung auf das Weltbild des Nationalismus verwendet’
Belege
Aleida Assmann, Anglistin und Literaturwissenschaftlerin, Deutschland: Im Vergleich zu meiner Zeit in den frühen 90er-Jahren, in denen es für eine Frau noch ziemlich schwierig war, sich an einer traditionsreichen Fakultät zu habilitieren, ist manches besser geworden. Neben Offenheit und Anerkennung für andere Gelehrtenbiografien beobachte ich allgemein den Rückgang eines unerbittlichen Karrierismus: Zur alten Universität gehörte die Forderung, dass man das ganze Leben auf dem Altar der Wissenschaft opfern musste. Das hat sich geändert. Vertreter der jungen Generation wollen ihre Universitätskarriere zunehmend mit einem partnerschaftlichen Familienleben kombinieren.
https://www.humboldt-foundation.de/web/kosmos-titelthema-94-3.html [14. 1.2014]
Sein zum Tode Alle Kommunikationsprozesse in den modernen Nationalimperien kreisten bis vor kurzem um das Mysterium, wie man in einer scheinbar individualistischen und manifest humanistischen zu einer Jugend kommt, die sich freiwillig oder zumindest nicht allzu widerwillig auf den Altären des Vaterlandes, sprich auf den Schlachtfeldern der kriegsbereiten Nationen, opfern lässt.
Der Tagesspiegel, 24.11.2002
Ihre beiden Brüder, die zweite und dritte Glocke, sind noch, nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, wo sie vermutlich auf dem Altar des Vaterlandes geblieben sind.
Die Zeit, 23.07.2008
FP-Landtagspräsident German Vesko erklärte hingegen, Offenheit und Toleranz der Hochschulen dürften nicht auf dem politischen Altar geopfert werden.
Kleine Zeitung, 05.10.1996
Der Generalsekretär der polnischen Bischofskonferenz, Bischof Tadeusz Pieronek, hat der Zeitung "Rzeczpospolita" gegenüber bereits unmißverständlich klar gemacht: "Entweder wird uns Europa so akzeptieren, wie wir sind oder die Integration mit den europäischen Strukturen interessiert uns nicht. Wir haben nicht vor, unsere Identität auf dem Altar Europas zu opfern."
Mannheimer Morgen, 14.12.1995
"Esskultur ist ein erhaltenswertes Bildungsgut, das nicht auf dem Altar der Bequemlichkeit und Zeitersparnis geopfert werden darf": Ein von EUROTOQUES vielzitierter Satz, gleichzeitig aber auch ihre Philosophie, zu deren Erhaltung das Engagement der Stiftung gilt.
Mannheimer Morgen, 28.03.2007
"Benny's Video" ist trotz der bluttriefenden Handlung ein sehr stiller Film für Kinogeher, die ihre Lust am Beobachten noch nicht am Altar der Fernseh- und Videokultur geopfert haben.
Salzburger Nachrichten, 22.10.1992
Dabei geht es nicht nur um die Liebe eines Sohnes zu seinem Vater, sondern auch um die Liebe zwischen zwei Männern. Da der Vater die Homosexualität seines Sohnes nicht erträgt, opfert er ihn auf dem Altar der Konvention.
Neue Kronen-Zeitung, 16.07.1997
Frieser: "Wir von der ÖVP werden uns nicht für Ihre falsche Kulturpolitik am Altar der Koalition opfern." Spätabends wurde auch eine bereits im Herbst vorbereitete Novelle zum Filmförderungsgesetz beschlossen.
Die Presse, 26.02.1993
"Und dann sind noch die Technokraten und Verwalter da, die Unterstützung verzagen - und Dummköpfe an den Hebeln der Macht, die Kunst dem morschen Altar der mittelfristigen Finanzierung opfern wollen...", wetterte er, sprach von der "Horrornachricht", nach der im nördlichen Rheinland-Pfalz ein Art-Museum für über 100 Millionen Mark gebaut werden soll.
Rhein-Zeitung, 29.09.1997
Es sind nur ganz wenige Horte übrig geblieben, die Kooperationsverträge mit Schulen geschlossen haben. Auch die erfolgreichen Schülerläden sind auf dem Altar der Verstaatlichung geopfert worden.
Protokoll der Sitzung des Parlaments Abgeordnetenhaus Berlin am 08.12.2005. 78. Sitzung der 15. Wahlperiode 2001-2006. Plenarprotokoll, Berlin, 2005 [S. 6675])
Auch in der Wirtschaft scheint sich durchgesetzt zu haben, dass die Ethik, dass der Anstand auf dem Altar des Gewinns geopfert wird. Weil es angeblich anders nicht mehr möglich ist, weil es angeblich alle so machen.
Niederösterreichische Nachrichten, 12.04.2011
Definition
Altarselten
Metaphorisch: Heiligtum, Gegenstand oder Ort der Würdigung, Verehrung und Bewunderung; Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Drückt aus, dass etwas oder jemand an erster Stelle steht, bzw. eine Autorität oder ein Symbol für etwas darstellt, eine Situation dominiert. Zumeist ironisch verwendet, der Sprecher spielt auf eine übertriebene Aufmerksamkeit oder Achtung an.
Wie Ikone auch für eine repräsentative oder kultische Darstellung von einer Idee oder einem Wert (Altar der Ruhe).
Im Deutschen in der Regel nur in idiomatischen Wendungen wie z. B. <jmdn.> vom Altar stürzen ‘jmdn. seines Ruhms entledigen’.
Konnotationen
- Pathos
- falscher Kult
- bewusste Übertreibung
Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
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Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Altar des Vaterlands/ Altar des Vaterlandes ‘ein Nationaldenkmal in Rom, das an die Vereinigung Italiens 1861 erinnert und dem König Viktor Emanuel II. gewidmet wurde’
- zur Ehre der Altäre erheben2, hyperbolisch: <jmd.> erhebt <jmdn.> zur Ehre der Altäre ‘jmdn. unkritisch verehren’
Belege
Für Revers ist die Tierwelt gut geeignet, einmal über unser eigenes Leben zu reflektieren: Wie Tiere in ihre Umwelt eingebettet und in sie hineingewachsen, wie sie mit ihrem Lebensraum vernetzt sind, könnte als "Vehikel für unser Denken" dienen. "Um uns von jenem Altar zu stürzen, auf den wir uns selbst gestellt haben.
Salzburger Nachrichten, 31.12.1992
Computer werden von Jahr zu Jahr billiger und leistungsfähiger. Sie nehmen uns immer mehr Arbeit ab, aber auch immer mehr Arbeitsplätze. Sie werden unser Leben verändern. Unheimliche Signale drohen vom Altar des Fortschritts.
Ein Zitat aus der Zeitschrift Stern, 1980, zitiert in Qualität fachsprachlicher Kommunikation, 2004, S. 191, auf http://books.google.de [14. 1. 2014]
Von Stund’ an war der schöne Märtyrer zur Ehre der linken Altäre erhoben, dank eines attraktiven Porträts mit der verwegenen Baskenmütze über den dunklen Locken der erzengelhafte Held einer globalen Folklore, die beweist, dass die Linke vor dem Bedürfnis nach quasi-religiösem Kitsch keineswegs geschützt ist.
http://www.zeit.de/2006/39/Castro-Linke [14. 1. 2014]
Definition
Altar
Sinnbildlich für die Eheschließung; Heiraten, Hochzeit. Es bleibt häufig offen, ob es sich um eine kirchliche oder standesamtliche Trauung handelt, die religiöse Bedeutung des Rituals tritt in den Hintergrund.
Im Deutschen zumeist in Wendungen wie vor den Altar treten, <jmdn.> vor den Altar führen u. a. Steht der Akt der Eheschließung im Fokus, wird im Deutschen zumeist anstatt Altar der explizitere Ausdruck Traualtar verwendet. Außerdem verdeutlichen typische Kookkurrenzen wie Jawort, Braut, Bräutigam usw., dass über die Trauung gesprochen wird.
Konnotationen
- feierlich, verpflichtend, ewig
- Weiß
- Braut, Bräutigam, Trauzeugen, Eltern, Trauringe, Kuss, Urkunde
- Einzug, Brautkleid, Schleppe, Blumen
Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
Substantive
- Traualtar ‘Altar, an dem eine Trauung stattfindet’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- vor den Altar treten
- eine Frau an den Altar führen
- eine Frau vor den Altar führen
Belege
Galant hilft er ihr, auf dem Traustuhl vor dem Altar Platz zu nehmen. Als der Pfarrer das Wort an die Brautleute richtet („Liebe kennt kein Alter“), schämt der Bräutigam sich seiner Tränen nicht und wischt sie aus den Augenwinkeln.
Mannheimer Morgen, 13.07.2013
Der schöne Augenblick: Der Vater führt die Tochter zum Altar, doch fast jede dritte Ehe in Deutschland scheitert.
Berliner Morgenpost, 09.05.1999
Wortindex
- Altar des Vaterlandes
- Altar des Vaterlands
- Altaraufsatz
- Altarbereich
- Altarbild
- Altarblatt
- Altargemälde
- Altarkreuz
- Altarraum
- Altarsakrament
- Altarssakrament
- Altartisch
- Altarwand
- am Altar opfernbuchsprachlich
- auf dem Altar des Vaterlandes darbringenhyperbolisch
- auf dem Altar des Vaterlandes opfernhyperbolisch
- auf dem Altar des Vaterlands darbringenhyperbolisch
- auf dem Altar des Vaterlands opfernhyperbolisch
- auf dem Altar opfernbuchsprachlich
- dem Altar opfernselten, buchsprachlich
- Flügelaltar
- Gnadentisch
- Hauptaltar
- Hausaltar
- Hochaltar
- Kanzelaltar
- Larenaltar
- Marienaltar
- Mittelaltar
- Nebenaltar
- Opferstätte
- Opfertisch
- Opfertisch
- Pergamonaltar
- Schnitzaltar
- Seitenaltar
- sich auf dem Altar des Vaterlandes opfernhyperbolisch
- sich auf dem Altar des Vaterlands opfernhyperbolisch
- Thron
- Thron und Altar
- Tisch des Herrn
- Traualtar
- Volksaltar
- zur Ehre der Altäre erheben1
- zur Ehre der Altäre erheben2, hyperbolisch
Etymologie
Das Nomen Altar, Althochdeutsch altāri, Mittelhochdeutsch altāre , ist eine Entlehnung von Lateinisch altāren. ‚dass.‘. Nach Kluge (1995, 31) wird das lateinische Nomen (älter als Plurale tantum altāria) volksetymologisch mit dem Adjektiv altus ‚hoch‘ in Verbindung gebracht und als ‚erhöhter Aufsatz‘ verstanden, auf dem ein Opfer dargebracht wurde. Tatsächlich ist die ursprüngliche Bedeutung ‚Brandaltar‘, die, so der Autor (ibid.), vom Verb adolēre ‚verbrennen‘ abgeleitet ist.
Kluge, Friedrich 1995: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 23. Auflage, Berlin/New York.
Semantischer Wandel
Das Wort Altar wird am häufigsten in der religiös-christlichen Bedeutung, also zur Bezeichnung eines gottesdienstlichen Tisches in der Kirche, verwendet. Häufig wird nicht nur der Altartisch, sondern auch der dazugehörige Schmuck (z. B. Bilder) gemeint (vgl. auch Komposita wie Hochaltar, Flügelaltar, Kanzelaltar u. a.). Die Kookkurrenzanalyse zum Lemma Altar (Korpus Cosmas II, Archiv der geschriebenen Sprache) deutet darauf hin, dass ein Altar häufig unter dem Aspekt der Gestaltung wahrgenommen wird. Das Wort kommt häufig in Texten vor, in denen die Ausstattung einer Kirche beschrieben wird (vgl. Kookkurrenzen wie Kanzel, Ambo, Tabernakel). Funktional erscheint der Altar zumeist als Mittelpunkt gottesdienstlichen Geschehens: Die Menschen treten vor den Altar, um zu beten, sich taufen zu lassen, die Ehe zu schließen usw. Wird über Priester, Pfarrer, Ministranten, Messdiener usw. gesprochen, fallen häufig die Wörter Dienst oder dienen (z. B. Aber ganz wichtig ist auch der Dienst am Altar, welchen die Minis [Ministranten] Woche für Woche zum Wohle der Pfarrei verrichten.). Das Thema des Opfers wird im Zusammenhang mit dem Wort Altar selten explizit formuliert, eher spricht man von Gaben / Brot und Wein usw., die zum Altar gebracht / am Altar verwandelt usw. werden.
Das Wort opfern gehört dennoch der Kookkurrenzanalyse im Cosmas II nach zu den häufigsten Kookkurrenzen zum Lemma Altar. Die Belege sind aber fast ausschließlich dem deprivativen Profil zuzuordnen. Konkret handelt es sich um das Phrasem <etw.> auf dem Altar <Substantiv im Genitiv> opfern und ähnliche syntaktische Varianten derselben Wendung. Dieses Phrasem wird besonders in publizistischen Texten verwendet, wenn der Sprecher kritisiert, dass etwas Gutes, Wichtiges, Förderliches zugunsten von etwas weniger Positivem aufgegeben wurde. Vgl. Auch die erfolgreichen Schülerläden sind auf dem Altar der Verstaatlichung geopfert worden. oder […] dass der Anstand auf dem Altar des Gewinns geopfert wird. Dieses Phrasem entstand vermutlich als Abwandlung des Phrasems <etw.> auf dem Altar des Vaterlands opfern ‘etw. Nützliches für sein Land oder die Allgemeinheit tun’. Dieses Phrasem wurde insbesondere im Kontext nationaler Bewegungen verwendet, wenn persönliche Unannehmlichkeiten, Verluste oder Einbüßen als sinnhaftes Geschehen zugunsten des Vaterlands dargestellt wurden. Anstelle von ‘Vaterland’ können auch andere sinnstiftende Konzepte eingesetzt werden, z. B. ‘Wissenschaft’ oder ‘Fortschritt’. Heutzutage werden diese Wendungen in der Regel nur dann verwendet, wenn der Sprecher auf das Weltbild jemandes Anderen hindeutet, z. B. auf das überwundene Gebot eines Heldentods für seine Nation. Manchmal kann die Wendung auch spöttisch gemeint werden, wenn der Sprecher darauf anspielt, dass jemand seine Verdienste überschätzt und übertrieben darstellt.
Die drei restlichen Profile (religiös–sakrifizial, admirativ und matrimonial) sind im Sprachgebrauch verhältnismäßig selten zu finden.
Für das religiös–sakrifiziale Profil ist es kennzeichnend, dass der Bezug zum Konzept Opfer deutlicher als im religiös–christlichen Profil ist und demnach auch die Wörter Altar und opfern/ Opfer häufiger in ihrer Nähe auftreten.
Das admirative Profil beschränkt sich weitestgehend auf idiomatische Wendungen wie <jmdn.> vom Altar stürzen u. a. Der Sprecher signalisiert mit dem Wort Altar in der Regel, dass jemandem eine unangemessene Achtung entgegen gebracht wird.
Das matrimoniale Profil wird häufiger mit dem Lexem Traualtar realisiert. Der Traualtar erscheint als Sinnbild für den Akt der Eheschließung. Vgl.:
Morgen tritt die jüngste Tochter von Schwedens König Carl Gustaf und Königin Silvia vor den Traualtar.
St. Galler Tagblatt, 07.06.2013
Bisher nur eine Fotomontage: Joachim Gauck (72) und Daniela Schadt (52) gemeinsam vor dem Traualtar
MOPO, 22.02.2012
Sie wollen heiraten! Also doch noch! Aber nicht Ihren verflossenen Magier David Copperfield, der ist auf mirakulöse Art und Weise aus Ihrem Leben entschwunden. Nein, diesmal wollen Sie mit einem adretten Playboy vor den Traualtar treten.
Zürcher Tagesanzeiger, 29.01.2000
Häufig ist es dabei gleichgültig, ob es sich tatsächlich um eine kirchliche Trauung handelt oder nicht. Die zwischenmenschlichen und bürgerlich-rechtlichen Konsequenzen des Rituals sind wichtiger als der religiöse Inhalt.
Sprichwörter
Ich trete zum Altar Gottes. ‘deutsche Übersetzung von „Introibo ad altare Dei.", dem Anfangsgebet der Tridentinischen Messe’
Wer dem Altar dient, soll vom Altar leben.
Kulturelle Kontexte
Filme
- Der Altar von Pergamon, Kurz-Dokumentarfilm, DDR, 1960.
Literatur
- Friso Melzer: Unsere Sprache zwischen Alltag und Altar, 1987.
- Hasko Zimmer: Auf dem Altar des Vaterlands: Religion und Patriotismus in der deutschen Kriegslyrik des 19. Jahrhunderts, 1971.
- Khalil Gibran: Vor dem Altar der Liebe, 1995.
Sonstiges
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Artikel "Opfer am Altar der Liebe" in der Zeitschrift "Spiegel"(Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8675383.html)