Polysemie
- religiös: ‘von der Gültigkeit einer religiösen Lehre überzeugt sein’
- magisch: ‘von der Existenz übernatürlicher Wesen überzeugt sein’
- ideologisch: ‘von der Richtigkeit einer Weltanschauung überzeugt sein’
- Wahrheitsprofil: ‘von der Richtigkeit einer Aussage überzeugt sein’
- Vertrauensprofil: ‘vertrauen, hoffen’
- Modalitätsprofil: ‘vermuten’
Definition
glauben
Anerkennen und fest von dem überzeugt sein, was eine bestimmte Konfession vorschreibt; ein gläubiger Mensch sein. Meistens in Bezug auf Gott bzw. die von ihm oder seinen menschlichen Repräsentanten verkündeten Lehren und Vorschriften.
<jmd.> glauben an <jmdn., etw.>
<jmd.> glauben, dass_
<jmd.> glauben + Satz
<jmd.> glauben + Inf. (bei Subjektgleichheit)
Konnotationen
- Gott, ewiges Leben, Himmel, unsterbliche Seele
Wortbildungen
Substantive
- Aberglaube ‘irriger Glaube an übernatürliche Kräfte’
- Glaube1 ‘Religion, Konfession’
- Glaube2 ‘religiöse Überzeugung’
- Glaubensartikel ‘einzelne Aussage der Glaubenslehre’
- Glaubensbekenntnis1 ‘Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen der Glaubenslehre’
- Glaubensbekenntnis2 ‘Zugehörigkeit zu einer Konfession, Weltanschauung’
- Gläubige
- Unglaube1 ‘Zweifel an der Existenz Gottes und der Lehre der Kirche’
Adjektive
- gläubig1, vgl. eine gläubige Frau
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. ‘Formel aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis’
Kollokationen
- an das Evangelium glauben
- an Gott glauben
- glauben, dass Jesus Christus auferstanden ist
Belege
Weil wir Christen an Gott glauben, glauben wir auch an die Wirklichkeit von Engeln - nicht umgekehrt.
Nürnberger Zeitung, 08.12.2005
Sie nehmen die Bibel wörtlich und glauben, die Erde sei wirklich in sechs Tagen entstanden, vor ungefähr 10 000 Jahren.
St. Galler Tagblatt, 01.07.2008
Die musikalische, wie auch inhaltliche Gestaltung möchte neben Vollblutchristen auch solche Menschen ansprechen, die sich mit ihrer Art zu glauben im herkömmlichen Raum der Kirche schwertun.
Rhein-Zeitung, 25.09.1999
Nach dem persönlichen Glauben befragt, erklären 48 Prozent, dass sie an die Auferstehung Jesu Christi glauben. 43 Prozent sind überzeugt, dass es ein Jüngstes Gericht gibt.
Rhein-Zeitung, 17.05.2003
Definition
glauben
Persönlich von der Existenz bestimmter Wesen oder Phänomenen überzeugt sein, die sich nicht eindeutig beweisen lassen und die von vielen Menschen für nichtexistent gehalten werden (z. B. Geister) oder denen keine kausale Wirkung für das reale Leben zugestanden wird (wie bei Träumen u. Ä.).
<jmd.> glauben an <jmdn., etw.>
<jmd.> glauben, dass_
<jmd.> glauben + Satz
<jmd.> glauben + Inf. (bei Subjektgleichheit)
Konnotationen
- Gespenster, Geister, Wunschbilder
- Naivität, Spiritismus, Exzentrik, Esoterik
Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
Substantive
- Glaube3, vgl. Glaube an Geister
Phraseme, Kollokationen
- an den Mann im Mond glauben
- an den Osterhasen glauben
- an die Sterne glauben
- an den Weihnachtsmann glauben
- an das Christkind glauben
- an Geister glauben
- an Träume glauben
- an Zufall glauben
Belege
"Gut 90 Prozent der Bevölkerung glauben eher an Magie als an Gott", schätzt Cecilia Gatto-Trocchi, Professorin für Kultur-Anthropologie in Perugia.
Nürnberger Nachrichten, 20.02.1991
Ein starkes Argument für jene, die an Sterne glauben. Dennoch genügt es gewiß nicht, jemand mit Widder, Krebs, Schütze oder einem der neun anderen Tierkreiszeichen zu charakterisieren.
Vorarlberger Nachrichten, 21.01.1998
Der Eintritt ist für alle, die an den Weihnachtsmann glauben, frei, die übrigen Besucher zahlen zwei Euro, die dem weiterem Aufbau des Museums zugute kommen.
Rhein-Zeitung, 30.11.2007
Nein, an Geister glauben sie nicht, die Viertkläßler der Grundschule. Zumindest nicht, solange draußen die Sonne scheint und vier Lehrer gut auf sie aufpassen.
Rhein-Zeitung, 08.10.1997
Als homöopathisch arbeitender Tierarzt fragt sich für mich nicht, ob Tiere an Esoterik oder Einbildung glauben. Sie haben kein naives Vertrauen und sprechen trotzdem gut auf diese Behandlungsmethoden an.
Die Presse, 20.03.1998
So glaubte man, dass diese Pflanze Hexen und den Teufel fernhält, und geflochtene Kränze aus Johanniskraut, zur Sommersonnenwende auf das Hausdach geworfen, schützten angeblich vor Blitzschlag.
Nürnberger Nachrichten, 15.09.2001
Definition
glauben
Die Prämissen einer Weltanschauung, einer Ideologie, einer Gesellschaftslehre, einer Bewegung oder auch einen bestimmten Grundsatz oder Wert anerkennen und von deren Richtigkeit überzeugt sein; ein bestimmtes Weltbild haben.
Oft als kritischer Kommentar über Andere, von deren Überzeugung sich der Sprecher distanziert.
<jmd.> glauben an <jmdn., etw.>
<jmd.> glauben, dass_
<jmd.> glauben + Satz
<jmd.> glauben + Inf. (bei Subjektgleichheit)
Wortbildungen
Substantive
- Glaube4, okkasionell, vgl. der Glaube an den Sozialismus
Adjektive
- gläubig2, vgl. Er war ein gläubiger Kommunist.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- an den Kommunismus glauben
- an den Staat glauben
- an die Partei glauben
- an Hitler glauben
Belege
„Die Leute, die an den Kommunismus glauben, werden ihre Meinung nicht ändern, nur weil Karl Marx vom Straßenschild verschwindet", meint die 78jährige Frau, die fast ihr ganzes Leben in der Wilhelm-Pieck-Straße gewohnt und wiederholte Namensänderungen miterlebt hat.
Die Presse, 31.03.1994
Es ist einfach ein übles Relikt aus marxistischen und josephinischen Zeiten, zu glauben, der Staat könne die meisten Dinge besser als die Bürger, er müsse sie bevormunden.
Die Presse, 24.08.1996
In der victorianischen Ära glaubte man sogar, dass es den Charakter stärkt, wenn sich Kinder nicht satt essen; von Geschmack war schon gar nicht die Rede.
Nürnberger Nachrichten, 03.10.2003
Definition
glauben
Von der Wahrheit, Richtigkeit oder Wahrscheinlichkeit einer Aussage gefühlsmäßig überzeugt sein; bzw. von der Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit der Person oder Institution überzeugt sein, die die Aussage macht.
<jmd.> glauben, dass_
<jmd.> glauben + Satz
<jmd.> glauben <jmdm.> <etw.>
<jmd.> glauben <jmdm.>, dass_
<jmd.> glauben an <etw.>
Konnotationen
- Subjektivität
- Beurteilung der Aussage Dritter
- nicht bezweifeln
- relativierend
- Möglichkeit von Täuschung
Wortbildungen
Substantive
- Glaube5, selten
- Unglaube2 ‘Zweifel’, vgl. Er stieß mit seinen Behauptungen auf Unglauben.
Adjektive
- glaubwürdig, vgl. dieser Mann erscheint mir glaubwürdig zu sein
- unglaublich1 ‘unwahrscheinlich’, vgl. eine unglaubliche Geschichte
- unglaublich2 ‘intensivierend: außerordentlich, schockierend’, vgl. er ist unglaublich dick, ihre unglaubliche Arroganz
Adverbien
- glaubhaft, vgl. Er hat es mir glaubhaft versichert.
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- alles aufs Wort glauben: <jmd.> glaubt <jmdm.> alles aufs Wort ‘alles, was eine Person sagt, unkritisch für wahr halten’
- aufs Wort glauben:<jmd.>glaubt <jmdm.> aufs Wort ‘alles für wahr halten, was eine Person sagt, gut und gern glauben’
- blind glauben: <jmd.> glaubt <jmdm.> blind ‘alles, was eine Person sagt, unkritisch für wahr halten’
- glauben machen wollen: <jmd.> will <jmdm.> <etw.> glauben machen ‘jmdm. etw. einzureden versuchen’
- Das ist doch kaum/ nicht zu glauben! ‘das ist unerhört; Ausruf der Überraschung und Entrüstung’
Kollokationen
- den Umfragen glauben
- einer Versprechung glauben
- fälschlicherweise glauben
- irrtümlich glauben
Belege
Der Mittfünfziger war zum sogenannten Aphasiker geworden - das heißt, er hatte schlagartig die Sprache verloren. Das ist knapp vier Jahre her. Wer sich heute mit dem inzwischen frühpensionierten Facharbeiter unterhält, mag dies kaum glauben. „Das habe ich der Aphasiker-Selbsthilfegruppe zu verdanken,“ erklärt der 58jährige.
Mannheimer Morgen, 09.04.1999
Keiner der Zuschauer glaubte den Kabarettisten, dass die Vorstellung zu Ende sei.
St. Galler Tagblatt, 20.01.1999
„Ich lernte den Beklagten im Juni 2000 kennen. Ich wusste, dass es in seiner Vergangenheit Kokain- und Alkohol-Missbrauch gab und dass er Prostituierte anheuerte. Ich glaubte ihm, dass er sich geändert hatte. Ich lag falsch.“
Hamburger Morgenpost, 24.04.2006
„Sie sagen, sie zielen auf Terroristen“, sagt die 48jährige Seda. Doch sie glaubt den Worten der russischen Regierung nicht: „Die wollen uns alle töten.“
Salzburger Nachrichten, 23.10.1999
Wenn man heimischen Berufsantifaschisten glaubt, ist die nunmehr seit Jahrzehnten im Oktober wiederkehrende Ulrichsbergfeier auf dem mons caranthanus etwas ganz Böses.
Neue Kronen-Zeitung, 18.09.1998
Er fuhr in die Stadt und ließ sich untersuchen. Wieder daheim, schwenkte er im Dorf ein Papier herum, das ihm beste Gesundheit bescheinigte. Negativ. Kein Aids. Aber keiner glaubte ihm, sicherheitshalber.
Die Presse, 15.12.1997
Auch das Gericht glaubt an sexuellen Mißbrauch als wichtigstes Tatmotiv.
Rhein-Zeitung, 08.03.1996
Älter, gebildeter und mobiler, aber zugleich auch weniger familienorientiert und weniger seßhaft: So präsentiert sich anno 1995 der Durchschnitts-Steirer, wenn man der amtlichen Abteilung für Statistik glauben darf.
Die Presse, 30.08.1995
Definition
glauben
Einer Person, Institution oder einem Mittel vertrauen; von den guten Absichten einer Person überzeugt sein oder auch von dem guten Ausgang bzw. der Folge einer Handlung. Immer mit einer positiven Einstellung zu der Sache oder dem Geschehen verbunden.
<jmd.> glauben (daran), dass_
<jmd.> glauben + Satz
<jmd.> glauben + Inf. (bei Subjektgleichheit)
<jmd.> glauben <jmdm.> <etw.>
<jmd.> glauben <jmdm.>, dass_
<jmd.> glauben an <etw.>
Konnotationen
- Optimismus
- Affektivität
- Erfüllung von Versprechen
- positive Erwartung
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- an den Fortschritt glauben
- an die gemeinsame Zukunft glauben
- an die Menschheit glauben
- fest glauben
- naiv glauben
- unerschütterlich glauben
Belege
Stolpe bleibt zunächst nichts anderes übrig, als den Zusicherungen des Konsortiums Toll Collect zu vertrauen, alles werde rechtzeitig funktionieren. „Ich habe keine Veranlassung, den Unternehmen nicht zu glauben.“
Nürnberger Zeitung, 28.08.2003
Landwirtschafts-Auszubildende glauben an ihre Zukunft.
Braunschweiger Zeitung, 23.01.2010
An die heilsame Wirkung der von oben her organisierten Völkerversöhnungskultur ist nur mehr schwer zu glauben.
Die Presse, 22.07.1993
Rechte Politiker glauben andererseits, durch strenge Regeln Wählerstimmen gewinnen zu können, denn Fremdenhaß ist in Südafrika weit verbreitet.
Frankfurter Rundschau, 10.06.1997
Deshalb mag sie auch nicht an den jüngst im Rat beschlossenen Plan glauben, wonach ihre Gaststätte beim Umbau der Halle zum Bürgerhaus erhalten bleiben soll.
Rhein-Zeitung, 31.05.1997
„Jeder, der etwas dazu beitragen kann, die Geschichte des Handwerkes im Ort zu dokumentieren, ist eingeladen, seine Exponate, wie etwa altes Arbeitsgerät, zur Verfügung zu stellen“, betont Landeshammer und glaubt, so doch eine Art Ausstellung zusammenzubringen, in der auf alte Handwerktraditionen, aber auch auf Entwicklungen in heutiger Zeit eingegangen werden kann.
Kleine Zeitung, 17.01.1998
Ich habe schon einmal zu sehr an die Technik geglaubt, als ich für die Nutzung der Atomenergie unterschrieb.
Oberösterreichische Nachrichten, 04.04.1997
Nach dem Krieg war der Schatz somit in kommunistischer Hand. Niemand glaubte daran, daß jemals etwas zurückgegeben würde.
Nürnberger Nachrichten, 21.01.1997
An Recht und Rechtstaatlichkeit glaubt ein 50jähriger Frühpensionist aus Klagenfurt schon lange nicht mehr.
Kleine Zeitung, 29.07.1999
„Auch von Ihrer Arbeit wird es abhängen, ob die Bürger an die Wende glauben, die jetzt vielen so leicht über die Lippen geht,“ sagte Frank Neubert den Abgeordneten.
Neues Deutschland, 27.10.1989
Woran glauben Sie? An das Gute im Menschen und dessen Lernfähigkeit.
Braunschweiger Zeitung, 14.12.2007
Der neue Euro wird schwieriger zu fälschen sein als der alte. Aber nicht einmal die Gelddrucker glauben daran, dass er fälschungssicher ist.
Die Südostschweiz, 22.08.2006
Definition
glauben
Mit dem einleitenden Verb glauben wird gesagt, dass das Subjekt (der, der glaubt) den Sachverhalt der untergeordneten Proposition für wahrscheinlich hält, dass man von ihm überzeugt ist. In der Vergangenheitsform verwendet, drückt man oft aus, dass sich jemand geirrt hat (die Aussage ich glaubte, sie würde vor uns da sein impliziert, dass die erwähnte Person wider die Erwartung des Sprechers später kam als er selbst).
<jmd.> glauben, dass_
<jmd.> glauben + Satz
<jmd.> glauben + Inf. (bei Subjektgleichheit)
Konnotationen
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Lexikalische Relationen
Synonyme
- annehmen
- denken
- der Auffassung sein
- der Meinung sein
- meinen
- vermuten
Opposita
- wissen
Wortbildungen
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Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Ich glaub', es hackt!
- Ich glaub', ich spinne!
- Ich glaub', mein Schwein pfeift!
Belege
Ich glaube, dass er nicht mehr kämpfen wird. Er hat mit dem Sieg über Mike Tyson sein letztes Ziel erreicht.
www.abendblatt.de/sport [28.10.2010]
Ich glaube ich habe Trojaner! was kann ich tun? Hey leute! Ich schalte eben mein PC an und es öffnet sich sofort das internet auf dem ein Porno war und...
forum.sysprofile.de/computerfragen [28.10.2010]
Früher glaubte ich, daß die staatlichen Medien in Serbien undemokratisch sind. Die Journalisten im Westen aber zeigen in diesen Wochen, daß sie sich an einer viel schlimmeren Propaganda beteiligen.
Die Presse, 22.04.1999
Gerd Mehler, der Geschäftsführer der kreiseigenen RMD, glaubt nicht, daß bei der Vergabe von Aufträgen gemauschelt worden ist. „Soweit ich es überblicken kann, gibt es keine Veranlassung, von Unkorrektheiten auszugehen.“
Frankfurter Rundschau, 26.07.1997
60 Prozent der Amerikaner glauben, dass Sarah Palin zu wenig Erfahrung hat, um im Notfall das Land regieren zu können.
Hannoversche Allgemeine, 04.10.2008
„Wir glauben, dass wir jemanden mit politischer Erfahrung brauchen“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU). „Wir werden in den nächsten Tagen eine qualifizierte Persönlichkeit suchen.“
Mannheimer Morgen, 02.06.2010
Rußland besteht auf einer Jahrespauschale, die nur ein Zehntel dessen beträgt, was die Tschetschenen kassieren zu dürfen glauben.
Die Presse, 13.08.1997
Die Europäische Union glaubt, dass eine Vereinbarung für die Zeit nach dem Kyoto-Protokoll ohne den größten Treibhaus-Produzenten USA keinen Sinn macht.
Rhein-Zeitung, 20.12.2004
Wortindex
- Aberglaube
- alles aufs Wort glauben
- annehmen
- aufs Wort glauben
- bekennen
- blind glauben
- Das ist doch kaum/ nicht zu glauben!
- denken
- der Auffassung sein
- der Meinung sein
- für wahr halten
- Glaube1
- Glaube2
- Glaube3
- Glaube4, okkasionell
- Glaube5, selten
- Glaube6
- glauben machen wollen
- Glaubensartikel
- Glaubensbekenntnis1
- Glaubensbekenntnis2
- glaubhaft
- gläubig1
- gläubig2
- Gläubige
- glaubwürdig
- hoffen
- Ich glaub', es hackt!
- Ich glaub', ich spinne!
- Ich glaub', mein Schwein pfeift!
- meinen
- überzeugt sein
- Unglaube1
- Unglaube2
- unglaublich1
- unglaublich2
- vermuten
- vertrauen
- wissen
Etymologie
Mhd. g(e)louben , ahd. gilouben . Aus dem Gemeingermanischen *(ga-)laubija- ‘glauben’, abgeleitet von dem Adjektiv *ga-lauba- ‘vertraut, Vertrauen erweckend’. Vgl. KLUGE .
Das Verb glauben wurde nach PAUL (1992: 358) ursprünglich „immer mit der Vorstellung des Vertrauens zu einer Person“ verbunden, so wurde auch für das religiöse lat. credere in die Wendung glauben an eingeführt. PAUL (ibd.) bezeichnet die „Verwendung für eine Annahme nach Wahrscheinlichkeit“ als jünger und sekundär. Ebenso beim Lemma Glaube führt PAUL (ebd.) die Bedeutung ‘religiöse Überzeugung, Konfession’ als ursprünglich an, später erweitert auf „Vertrauen, Zuversicht“, sowohl in Bezug auf „Übernatürliches“ als auch „Diesseitig-Konkretes“, als Gegensatz zu Wissen .
Semantischer Wandel
Das vorliegende Wörterbuch führt sechs Profile von glauben auf: ein religiöses, ein magisches, ein ideologisches, ein Wahrheitsprofil, ein Vertrauensprofil. Im Vergleich zum Substantiv Glaube besitzt das Verb nur ein religiöses Profil sowie zusätzlich ein für das Deutsche spezifisches Modalitätsprofil.
Semantischer Kern von glauben im Deutschen ist das Vertrauensprofil, von dem die anderen Profile abgeleitet sind. In diesem Profil weist das Verb die größte Anzahl von syntaktischen Möglichkeiten auf: <jmd.> glauben (daran), dass_; <jmd.> glauben + Satz; <jmd.> glauben + Inf. (bei Subjektgleichheit); <jmd.> glauben <jmdm.> <etw.>; <jmd.> glauben <jmdm.>, dass_<jmd.> glauben an <etw.>.
Das religiöse Profil stellt eine Übertragung der Bedeutung von ‘Vertrauen’ in die Existenz Gottes (oder göttlicher Wesen) dar. Im magischen Profil unterscheidet sich die Bedeutung von glauben nicht wesentlich von dem religiösen Profil. Durch den Monotheismus sind aber die Dinge, an die geglaubt wird, i.d.R. diskreditiert und werden vom Sprecher oft kritisiert und abgewertet. Mitunter wird im magischen Profil aber auch unrealistisches glauben kritisiert, so in den Kollokationen: an den Weihnachtsmann glauben, an den Mann im Mond glauben. Das ideologische Profil bringt oft eine ironische oder distanzierte Einstellung des Sprechers zum Ausdruck. Das Subjekt wird oft nicht konkret benannt (man glaubt; es wurde geglaubt). In Bezug auf eigene (politische u.ä.) Einstellungen wird das Verb dagegen selten benutzt. Das Modalitätsprofil stellt die Abschwächung einer assertiven Aussage durch den Sprecher und die Betonung seiner subjektiven Auffassung im Sinne von ‘vermuten’ dar.
Glauben wird in positiv formulierten Aussagen immer mit einer positiven Einstellung (Erwartung, Hoffnung, Vertrauen) zum Geschehen verbunden, außer im magischen Profil, wo dies nicht notwendigerweise der Fall ist. Es wird über Personen oder Sachverhalte gesagt, deren Existenz oder So-Sein sich prinzipiell nicht beweisen lassen und deren Wahrheitsgehalt (vom Sprecherzeitpunkt aus gesehen) sich erst in der Zukunft erweisen wird.
Das DUW bringt folgende Erklärung von glauben: 1. a) für möglich und wahrscheinlich halten, b) fälschlich glauben, […] für jemanden oder etwas halten; wähnen 2. a) für wahr, richtig, glaubwürdig halten; gefühlsmäßig von der Richtigkeit einer Sache oder einer Aussage überzeugt sein, b) jemandem, einer Sache vertrauen, sich auf jemanden, etwas verlassen 3. a) vom Glauben (2a) erfüllt sein, gläubig sein b) in seinem Glauben (2a) von der Existenz einer Person oder Sache überzeugt sein, etwas für wahr, wirklich halten.
Die Bedeutungen 1a und b) des DUW korrespondieren somit mit dem Modalitätsprofil, 2a) mit dem Wahrheitsprofil und 2b) mit dem Vertrauensprofil, 3a) mit dem ideologischen und 3b) mit dem religiösen sowie dem magischen Profil des vorliegenden Wörterbuchs.
Sprichwörter
Glaube dem, der es versucht und erfahren hat.
Glaube, wenn du's in der Hand hast. ‘besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach; nur wer sich sicher ist, kann sich den Luxus des Glaubens erlauben’
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. ‘sagt man als Warnspruch vor Lügen’
Wer leicht glaubt, wird leicht betaubt. ‘ein wurzelloser Baum fällt bei jeder kleinsten Regung; je oberflächlicher der Glaube, desto schneller der Irrtum’
Wie man glaubt, so geschieht einem. ‘der Glaube verändert den Blickwinkel’
Wer's glaubt, wird selig. (vgl. Mk 16,16) ‘sagt man, wenn man an einem Sachverhalt stark zweifelt oder wenn man resignierend andeutet, dass es sinnlos ist, jmdm. dessen irrige Ansicht ausreden zu wollen, da der Betreffende sich fest an seine Vorstellungen klammert’
Wer's nicht glaubt, ist drum kein Ketzer. ‘einem Ungläubigen sollte man keine Untreue vorwerfen’
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Bernhard Uhde: Warum sie glauben, was sie glauben: Weltreligionen für Andersgläubige und Nachdenkende, 2013
- Helmut Thielicke:Glauben und Denken in der Neuzeit: die grossen Systeme der Theologie und Religionsphilosophie, 1983
- Julia Karnick: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!, 2012
- Simon Reichenbach: Ich glaube nicht mehr an den Weihnachtsmann, 2012
- Traugott Schächtele: Was glauben die, die glauben?: Antworten auf die wichtigsten Fragen - von Abendmahl bis Zukunft, 2010
Film
- Der Kerl liebt mich - und das soll ich glauben? (Regie: Marran Gosov), Deutschland 1969.
- Glauben ist alles (Keeping the Faith, Regie: Edward Norton), USA 2000.
Musik
- Udo Jürgens: Lieben heißt glauben, 1965.
- Udo Jürgens: Ich glaube, 1996.
Werbung
(Quelle: http://www.werbeblogger.de/2007/10/31/ich-glaube)
(Quelle: http://pastors-home.de/alt/ZIGGI2.jpg)
Bibliographie
Chinellato, Paolo 2000: „The German Subjunctive Mood. An Analysis Proposal (verbs sagen ‘to say’ & glauben ‘to believe’)“, in: Annali di Ca' Foscari 39.1-2, S. 65-88.
Falkenberg, Gabriel 1989: Wissen, Wahrnehmen, Glauben: Epistemische Ausdrücke und propositionale Einstellungen, Tübingen.
Imo, Wolfgang 2011: „Clines of Subordination: Constructions with the German ‘Complement-Taking Predicate’ Glauben“, in: Laury, Ritva/ Suzuki, Ryoko (Hgs.), Subordination in Conversation: A Cross-Linguistic Perspective, Amsterdam, S. 165-190.
Jahnel, Andrea 1998: „Use of Verba Sentiendi and Sciendi in Televised Discussions among Native and Nonnative Speakers (the verba sentiendi denken ‘to think’, glauben ‘to believe’, meinen ‘to mean’, (be)fürchten ‘to fear’, finden ‘to find’, & hoffen ‘to hope’)“, in: Beitrage zur Fremdsprachenvermittlung aus dem Konstanzer SLI 33, S. 65-75.
Kupetz, Maxi 2013: „Verstehensdokumentationen in Reaktionen auf Affektdarstellungen am Beispiel von das glaub ich“, in: Deutsche Sprache: Zeitschrift für Theorie, Praxis, Dokumentation, 41/1, S. 72-96.
Makowski, Jacek 2007: „Der nationalsozialistische Glaube: zur Semantik und Gebrauch des Lexems Glauben in der nationalsozialistischen Sprachrealität“, in: Varietäten in deutscher Sprache und Literatur: Professor Roman Sadziński zu seinem 60. Geburtstag gewidmet, Łódź.
Miethge, Christiane 2014: Mit ohne Gott?: Sieben Einsichten, woran man alles glauben kann, Gütersloh.
Pinkal, Manfred 1981: „Some Semantic and Pragmatic Properties of German glauben“, in: Eikmeyer, Hans-Jürgen/ Rieser, Hannes (Hgs.), Words, Worlds, and Contexts: New Approaches in Word Semantics, Berlin, S. 469-484.
Schoonjans, Steven 2012: „The particulization of German complement-taking mental predicates. A case study of glauben“, in: Journal of pragmatics: an interdisciplinary journal of language studies 44/6-7, S. 776-797.
Schumacher, Helmut 1999: „Wir glaubten die Schiffahrer in Gefahr: Probleme bei der Beschreibung von Verben des Glaubens“, in: Schnittstelle Deutsch: linguistische Studien aus Szeged, Szeged.