Polysemie
- religiös: ‘Gunst Gottes’
- religiös – zeremoniell: ‘Teil der Liturgie’
- religiös – performativ: ‘Erteilen des Segens’
- felizitativ: ‘über etw., was Glück oder Nutzen bringt’
- approbativ: ‘Einwilligung’
- Abundanz: ‘Fülle’
Definition
Segen
Die Zuneigung und Gunst Gottes, dank deren einem Menschen Gesundheit, Reichtum, Schutz, das Gelingen seiner Arbeit u. Ä. gewährt werden.
Sg. tant.
Wortbildungen
Substantive
- Haussegen1 ‘Segen für einen Haushalt’, vgl. Die Sternsinger bringen den Menschen den Haussegen.
- Segensgebet ‘Gebet, in dem um Segen gebeten wird’
Verben
- segnen1 ‘den Segen geben, über Gott’, vgl. Gott segne dich und behüte dich! ‘christliche Segensformel’, Christus segne dieses Haus! ‘Segensspruch, den die Sternsinger an den Türrahmen als +C+M+B verzeichnen’, Gesegnete Feiertage!
- segnen3, veraltet ‘preisen’, vgl. Endlich kommt der gesegnete Morgen, an dem mir der Bote das kostbare Kistchen übergibt. (dem DWDS entnommen)
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Alles Gute und Gottes Segen! ‘Wunschformel’
Kollokationen
- Gottes Segen
- jmdm. Gottes Segen wünschen
- um Gottes Segen bitten
Belege
Hilfswerk Wagram bat um Gottes Segen für seinen umfangreichen Fuhrpark.
Niederösterreichische Nachrichten, 25.07.2013
„In diesen Tagen brechen viele von Ihnen in den Urlaub auf. Dafür wünscht Ihnen die Gemeinde alles Gute und Gottes Segen“, schloss der Pastor den Vergleich mit Abrahams Aufbruch durch Wüste und Berge.
Braunschweiger Zeitung, 08.07.2008
„Alles Gute und Gottes Segen wünsche ich Ihnen“, sind meine Abschiedsworte an ihn. Er nickt mir lächelnd zu, und ich schaue den beiden nach, wie sie langsam weggehen.
Braunschweiger Zeitung, 18.08.2007
Definition
Segen
Metonymisch über den Schlussteil des Gottesdienstes oder eine eigenständige Andacht, bei denen der Geistliche der anwesenden Gemeinde den Segen erteilt.
Sg. tant.
Konnotationen
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Wortbildungen
Substantive
- Abendsegen ‘kurze Abendandacht’
- Schlusssegen ‘der letzte Teil des Gottesdienstes, in dem der Geistliche den Segen spricht’, vgl. Der Chor ist aktiv in die Liturgie eingebunden (Kyrie, Agnus Dei, Dank, etc.) und wird nach der Kommunion beziehungsweise vor dem Schlusssegen mit der Interpretation des "Magnificat" sein ganzes Können unter Beweis stellen.
- Segensfeier ‘kleine Andacht, bei der der Segen erteilt wird’, vgl. Nach dem Schlussgottesdienst fand neben der Eucharistiefeier erstmals eine ökumenische Segensfeier statt als Zeichen der Verbundenheit mit den Nichtkatholiken.
Belege
Nach dem Segen lud der Kirchenvorstand zu einem Empfang in das Gemeindehaus ein. Hier konnten die Besucher, unter ihnen auch Bürgermeister Erich Maier, in Bildern die Entstehungsgeschichte der Kirche verfolgen.
Mannheimer Morgen, 27.05.2013
Die Kinder gestalteten die Messe mit Liedern, Gedichten und Fürbitten. Nach dem Segen durch Pater Henryk, bekam jedes der neunzehn Vorschulkinder eine Schultüte überreicht.
Burgenländische Volkszeitung, 12.07.2012
Definition
Segen
Metonymisch über eine Sprechhandlung, durch die der Segen bei Gott erbeten wird. Den Segen spricht meistens ein Geistlicher vor versammelten Gläubigen. Er nimmt dabei eine rituelle Körperhaltung ein (erhobene, ausgestreckte Arme) und zeichnet mit der rechten Hand ein Kreuzzeichen über die Gläubigen oder an jemandes Stirn.
Auch Laien können anderen Menschen Segen erteilen (zum Beispiel die Eltern den Kindern usw.).
Der Segen kann auch für Tiere und Gegenstände (z. B. Pferde, Autos, Speisen) erbeten werden. Die Menschen, die sie nutzen, sollen dadurch in Gott Unterstützung erhalten.
Sg. tant.
Lexikalische Relationen
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Wortbildungen
Substantive
- Alpsegen ‘Einsegnung der Alp durch den katholischen Priester vor dem Auftrieb des Viehs’
- Haussegen2 ‘Segensspruch über der Tür eines Hauses, an der Wand eines Zimmers’, vgl. bei jmdm. hängt der Haussegen schief ‘es gibt Streit, Uneinigkeit’
- Pilgersegen ‘Segnung der Pilger’, vgl. Los geht's um 6.30 Uhr mit dem Pilgersegen in der Gackenbacher Kirche.
- Primizsegen ‘Segen, den der Primiziant nach der ersten von ihm gehaltenen Messe austeilt’
- Reisesegen ‘Segen, der jemandem, der auf Reisen geht, gegeben, gespendet wird’
- Segensspruch ‘Sprachformel, mit der der Segen erteilt wird’, vgl. Er bat bei seinem ökumenischen Segensspruch um Gottes Schutz., Neben Liedvorträgen malen die Kinder den Segensspruch 20+C+M+ B+00 an die Türbalken.
- Segensworte ‘Worte, mit denen der Segen erteilt wird’
- Segenswunsch ‘Wunsch des Segens, zumeist in der Pluralform: Segenswünsche’, vgl. Die Könige und ihre Begleiter ziehen von Haus zu Haus und überbringen Segenswünsche zum neuen Jahr.
- Segenszeichen ‘Zeichen, das die Erteilung des Segens begleitet’, vgl. Auf Wunsch wird auch das Segenszeichen „19C+B+B+99“ mit Kreide an der Haustüre angeschrieben., Das zentrale Segenszeichen in allen Ordinationsliturgien ist die Handauflegung.
- Segnung1 ‘das Segnen, Erbitten des Segens’, vgl. die Gottesdienste zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, Segnung des Hauses
Verben
- aussegnen1 ‘einem Verstorbenen den letzten Segen erteilen’, vgl. einen Verstorbenen aussegnen
- aussegnen2 ‘für etw. den Segen erbitten’, vgl. das Haus aussegnen lassen
- einsegnen1 ‘konfirmieren’, vgl. Sieben Konfirmanden eingesegnet.
- einsegnen2 ‘den Segen über jemanden oder etwas sprechen’, vgl. Das neue Feuerlöschfahrzeug wird eingesegnet., Die neuen Kirchenvorstände eingesegnet.
- segnen2 ‘den Segen erbitten’, vgl. Stadtpfarrer Andreas Kaiser segnete die Erntegaben.
- sich besegnenveraltet, buchsprachlich ‘sich bekreuzigen’, vgl. Sie wand den Rosenkranz um die Hand und besegnete sich aus dem vertrockneten Weihwasserbecken.
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
eucharistischer Segen ‘Segen, der von einem Priester oder Diakon erteilt wird, indem er die Monstranz mit der Eucharistie über die Gläubigen erhebt und damit ein Kreuzzeichen über sie macht’
Kollokationen
- den Segen erhalten
- den Segen erteilen
- den Segen spenden
- den Segen sprechen
- sich den Segen holen
Belege
Oder hängt es an der Person, die den Segen spricht. Dürfen nur Pfarrer und Vikare den Segen spenden? Oder braucht’s gar die richtige Segenshaltung, damit er wirken kann?
Braunschweiger Zeitung, 01.06.2013
Samstag Früh startete die Tour bei der Leithaprodersdorfer Pfarrkirche – versehen mit guten Wünschen der Bevölkerung sowie einem Segen von Pater Stefan Vukits.
Burgenländische Volkszeitung, 09.05.2013
Nach Plänen von Baumeister Klaus Beron und dem unermüdlichen Einsatz von Pastoralassistent Johann Wimmer und dessen Gattin Liesl wurde das ehrgeizige Vorhaben realisiert und das Pfarrheim zu einem echten Schmuckkästchen umgebaut, dem Generalvikar Prälat Eduard Gruber den kirchlichen Segen spendete.
Niederösterreichische Nachrichten, 03.01.2013
Der Kardinalprotodiakon, derzeit der Franzose Jean-Louis Tauran, tritt später auf den Hauptbalkon der Peterskirche und verkündet: «Habemus Papam» («Wir haben einen Papst»). Anschliessend tritt der neue Papst auf den Balkon und spricht den Segen «Urbi et Orbi» («Der Stadt und dem Erdkreis»).
Die Südostschweiz, 02.03.2013
Nachdem Reiter und Pferde den Segen durch Pastor Joachim Kall erhalten hatten, war der Höhepunkt des Abends dran: das Mächtigkeitsspingen. Zwölf Reiter hatten sich für die Springprüfung angemeldet. Die Pferde mussten ein Seil und eine Mauer überwinden.
Braunschweiger Zeitung, 08.01.2008
Weit gebracht haben es jetzt auch die hannoverschen Kleingärtner: Sie trafen den Papst, ganz offiziell, im Vatikan, und holten sich bei einer Massenaudienz den Segen von Benedikt XVI. Und nicht nur das: Auch Gartenzwerg Faunus, das Maskottchen der Kleingärtner, war mit von der Partie.
Hannoversche Allgemeine, 28.08.2008
Zur Fronleichnamsfeier auf dem Stadtmarkt lädt die katholische St.-Petrus-Gemeinde dann am Sonntag, 18. Juni, um 10 Uhr ein. Nach dem Gottesdienst ziehen die Gläubigen in einer Prozession zur St.-Petrus-Kirche, in der der abschließende Segen erteilt wird.
Braunschweiger Zeitung, 14.06.2006
Definition
Segenhyperbolisch
Über eine Sache, eine Handlung oder ein Ereignis, die sich sehr positiv auswirken und viel Nutzen, Erfolg, Glück u. Ä. bringen.
Sg. tant.
Konnotationen
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Wortbildungen
Substantive
- Segnung2 ‘segensreiche Wirkung, meist im Plural, häufig ironisch’, vgl. die Segnungen des Fortschritts, Von all den verkündeten Segnungen der Marktliberalisierung bleibt in der Praxis nicht viel übrig.
Adjektive
- segensreich ‘Glück, Nutzen u. Ä. bringend’, vgl. In Salzburg hat die Wirtschaftskammer bei all ihren Schwächen auch segensreich gewirkt.
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- (ein) Segen und (ein) Fluch (zugleich) sein / (ein) Fluch und (ein) Segen (zugleich) sein: <etw.˃ ist (zugleich) ein Segen und ein Fluch ‘über eine Eigenschaft, Lebensumstände usw., die sowohl als Vorteil, als auch als Nachteil erlebt werden’, vgl. Seine Vielseitigkeit ist für ihn Fluch und Segen zugleich. „Manchmal ist es ein Vorteil, auf so vielen Positionen spielen zu können, manchmal aber auch ein Nachteil“, hat Sarpei in seinen vier Spielzeiten in Wolfsburg festgestellt.
- ein Segen sein: <etw.˃ ist für <jmdn./ etw.˃ ein Segen ‘positive Folgen haben, sich vorteilhaft auswirken’, vgl. Seine [Gerhard Schröders] Sozialreformen, bekannt als Agenda 2010, waren für Deutschland ein Segen – und für die SPD eine Zumutung, an der sie auch zehn Jahre danach noch zu knabbern hat.
Kollokationen
- etw. für einen Segen halten
- Segen stiften
Belege
Klosterneuburg. Klosterneuburger Solarstammtisch im Café Epicur. Ing. Franz Hoinig spricht zu folgenden Themen: Energieautark durch Photovoltaik und Wärmepumpen? Ist die durch Photovoltaik versorgte Elektromobilität eine Sackgasse? Oder ein Segen? Ab 19.30 Uhr
Niederösterreichische Nachrichten, 31.01.2013
Neumanns Geduld, Übersicht und Erfahrung als ehemaliger IG-Metall-Spitzenfunktionär haben möglich gemacht, dass eine der bedeutendsten Tarifvereinbarungen bei VW unterschrieben wurde, denn erstmals war es einem Betriebsrat gelungen, konkrete Produkt- und Stückzahlzusagen als Gegenleistung für eine längere Arbeitszeit zu bekommen. Offensichtlich ein Segen für Konzern und Belegschaft: Die Jobs bei VW sind sicher wie lange zuvor nicht, die Produktivität steigert stetig und im Stammwerk werden inzwischen vier Modelle montiert – Golf, Golf plus, Touran und der Renner Tiguan, der so viele Käufer hat, dass VW um Geduld bitten muss.
Braunschweiger Zeitung, 03.03.2008
Der scheidende BayernLB-Chef Schmidt ist allerdings bekennender Fusionsgegner. Das würde mehr Reibungsverluste verursachen als Segen stiften, erklärte er.
Hannoversche Allgemeine, 20.02.2008
Die meisten Menschen, die noch zu später Stunde durch die Geschäfte gehen, finden es gut. "So spät einkaufen zu können ist ein Segen für mich. Zum einen weil ich lange arbeite und dann nur noch die Tanke bleibt. Zum anderen ist das Einkaufen auch entspannter, weil weniger Publikum im Laden ist", sagt Sven Eichner (35) aus Neu Allermöhe.
Hamburger Morgenpost, 02.05.2008
KAPELLARI: Ich habe immer deutlich gemacht, daß ich zum Papst stehe; in der selbstverständlichen Treue und in der Überzeugung, daß ich ein starkes Zentrum der Weltkirche gerade in der Gestalt dieses Papstes für einen Segen halte.
Kleine Zeitung, 11.04.1998
Definition
Segensalopp
Einwilligung, Einverständnis, die zumeist von einer höher gestellten Person oder einer hierzu befugten Institution zu einem Plan erteilt werden.
Der Ausdruck wird in der Publizistik oder inoffiziellen Kommunikation verwendet. Er kann hyperbolisch oder scherzhaft wirken, wenn der Sprecher darauf anspielt, dass eine Instanz sehr wichtig und mächtig ist oder sich für solche hält und sie deshalb wie eine göttliche Macht auftritt.
Sg. tant.
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Befürwortung
- Einwilligung
Wortbildungen
Verben
- absegnen ‘befürworten, genehmigen’
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Meinen Segen hast du! ‘Sagt man, wenn man jmds. Pläne gutheißt.’
- seinen Segen geben: <jmd.˃ gibt seinen Segen zu <etw.˃ ‘etw. absegnen, zu etw. einwilligen’
Kollokationen
- den behördlichen Segen erhalten
- der Segen des Landtags
- mit dem Segen des Bundesgerichts
Belege
So selbstverständlich, wie ursprünglich vermutet, erfolgt der Segen des Kartellamtes zu Klinik-Fusionen aber nicht immer. So wurde beispielsweise im vorigen Sommer dem Klinikum Worms untersagt, das benachbarte Agaplesion-Hochstift-Krankenhaus zu erwerben.
Mannheimer Morgen, 04.01.2013
Also, nochmal zum Mitschreiben: Surfbrett auf dem Tiefgaragenplatz? Auf keinen Fall. Fahrrad? Eventuell und nur mit dem Segen des Vermieters. Umzugskartons? Indiskutabel.
Nürnberger Nachrichten, 05.03.2013
Zum Start des Programms namens «XML» im nächsten Frühling fehlt nun noch der Segen des Landtags. Die Bewilligung der Regierung für den «Ländle»-Kanal kam just an dem Tag, an dem sie bekanntgab, dass sie die Vereinbarung mit der SRG Ende 1997 auflösen werde.
St. Galler Tagblatt, 11.11.1997
Sowohl MThB-Direktor Peter Joss als auch Werner Müller, Leiter des Thurgauer Amtes «Öffentlicher Verkehr», zeigten sich über das Münsterlinger Ergebnis bitter enttäuscht. Für Müller stellt Münsterlingen einen «Sonderfall» dar im Vergleich zu den übrigen Gemeinden in der Region, die ihren Segen zu weit höheren Beiträgen an neue Haltestellen an der Seelinie bereits gegeben haben.
St. Galler Tagblatt, 15.01.1998
Mit dem Segen des Bundesgerichts kann der erste Schweizer Grand Prix der Offshore-Rennboote am Wochenende auf dem Genfersee stattfinden. "Ein krasser Fall von Rechtswillkür", kritisiert Umweltschützer Franz Weber.
Zürcher Tagesanzeiger, 05.09.1996
Eine kalifornische Bio-Tech-Firma hat den behördlichen Segen erhalten, einen Aids-Impfstoff an Freiwilligen zu testen.
Zürcher Tagesanzeiger, 12.01.1998
Mit dem Segen der Polizei überfallen Wegelagerer arglose Passanten am hellichten Tag. Und nicht selten sind Polizisten direkt Mitglieder der Verbrecherbanden, die es hauptsächlich auf Unternehmer abgesehen haben und auf jeden, der etwas besitzt.
Zürcher Tagesanzeiger, 28.03.1998
„Da tu das doch, Kurti, wenn du es für dringlich hältst. Meinen Segen hast du“, entschied Reifeisen verschlafen und gähnte ungeniert ins Telefon.
Grossmann, Karl H.: Rattengift und Bimbes. - Föritz, 2006 [S. 156])
Definition
Segenhyperbolisch
Fülle, reicher Ertrag an etwas. Besonders in Bezug auf Kinder, Ernte und Witterung (Schnee, Regen), wenn sie als positiv begrüßt werden.
Der Sprecher kann mit dem Wort zum Ausdruck bringen, dass es sich in seinen Augen um ein Geschenk Gottes handelt. Meistens ist es jedoch eine habituelle Sprachformel, die keine religiösen Überzeugungen zum Ausdruck bringt.
Manchmal auch ironisch, wenn die Fülle an etwas Probleme verursacht und das Leben erschwert.
Im Deutschen zumeist als Grundwort eines Kompositums (Kindersegen, Schneesegen u. a.).
Sg. tant.
Konnotationen
- Zufall, unverhofft
- Gunsterweisung einer höheren Macht
Wortbildungen
Substantive
- Erntesegen ‘großer Ertrag der Ernte’, vgl. Bisher bescherte dieser Baum einen jährlichen Erntesegen von acht bis zehn Zentnern.
- Geldsegenhyperbolisch ‘große Summe an Geld, dank deren man etwas Gutes erreichen kann’, vgl. unverhoffter Geldsegen für die städtischen Kitas, Mit einem Geldsegen in sechsstelliger Höhe rechnet die Gemeinde Lahstedt aus dem Konjunkturpaket II des Bundes.
- Kindersegenhyperbolisch ‘das Vorhandensein von vielen Kindern in einer Familie’, vgl. Anne und Jürgen Katzmarek haben sich bewusst für den Kindersegen entschieden, statt Luxus und Unabhängigkeit zu genießen. Die Zehn sind zwischen eineinhalb und 17 Jahren alt.
- Medaillensegenhyperbolisch ‘im Sport: über viele erreichte Siege, die mit Medaillen belohnt wurden’, vgl. Obwohl das Team gut vorbereitet war, reichte die gezeigte Leistung nicht, um den Medaillensegen vom Herbstturnier zu wiederholen.
- Schneesegen ‘reicher Schneefall; Insbesondere im Zusammenhang damit, dass viele Skitouristen kommen und die Dienstleister viel Geld verdienen.’, vgl. Heuer ist der Buchungsstand zwar generell besonders früh sehr gut - was primär auf den Schneesegen im letzten Jahr zurückzuführen ist.
- Steuersegenhyperbolisch ‘großer Ertrag aus den Steuergeldern’, vgl. Vor zwei Jahren noch konnten einige Bürgermeister im allseits beneideten "Musterländle" Baden-Württemberg dank des Steuersegens einer florierenden Wirtschaft aus dem vollen schöpfen.
Verben
- segnen4, buchsprachlich ‘beglücken, reich bedenken’, vgl. Wenn doch nur alle Kinder liebevolle Eltern, ein sicheres Zuhause und gute Freunde hätten – wäre die Welt dann nicht schön? Leider sind nicht alle Kinder so reich gesegnet.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- der unerwartete Segen an etw.
- der unverhoffte Segen an etw.
Belege
Tirol wartet auf den weißen Segen Tirols Skiregionen sind für den Saisonstart gerüstet. Doch nur Schneekanonen sichern auf einigen Skipisten das erste Wedelvergnügen. Vage Hoffnungen verspricht der Wetterbericht.
Tiroler Tageszeitung, 28.11.1997
Wortindex
- Abendsegen
- absegnen
- Alles Gute und Gottes Segen!
- Alpsegen
- aussegnen1
- aussegnen2
- Befürwortung
- Benediktionkirchlich
- (ein) Fluch und (ein) Segen (zugleich) sein
- ein Segen sein
- (ein) Segen und (ein) Fluch (zugleich) sein
- einsegnen1
- einsegnen2
- Einwilligung
- Erntesegen
- eucharistischer Segen
- Fluch
- Fülle
- Geldsegenhyperbolisch
- Glück
- Gnade
- Haussegen1
- Haussegen2
- Kindersegenhyperbolisch
- Medaillensegenhyperbolisch
- Meinen Segen hast du!
- Pilgersegen
- Primizsegen
- Reichtum
- Reisesegen
- Schlusssegen
- Schneesegen
- Segensfeier
- Segensgebet
- segensreich
- Segensspruch
- Segensworte
- Segenswunsch
- Segenszeichen
- segnen1
- segnen3, veraltet
- segnen2
- segnen4, buchsprachlich
- Segnung1
- Segnung2
- seinen Segen geben
- sich besegnenveraltet, buchsprachlich
- Steuersegenhyperbolisch
- Wohltat
Etymologie
Das Verbalabstraktum Segen ist durch Konversion vom Verb segnen gebildet. Das Nomen ist bereits im Althochdeutschen als segan belegt. Das Verb segnen, Mittelhochdeutsch segenen, Althochdeutsch seganôn ist nach Kluge (1995) eine Entlehnung des lateinischen Verbs sīgnāre ‚ein Zeichen machen‘, das wiederum ein denominales Verb von sīgnum ‚Zeichen‘ ist. Die etymologische Bedeutung von segnen ist demnach ‚das mit der sakralen Handlung des Segnens verbundene Zeichen des Kreuzes machen‘. Neben segnen tritt im Neuhochdeutschen ein weiteres Lehnwort, das heute veraltete Verb benedeien auf, das im Mittelhochdeutschen als benedîen, benedigen belegt ist (vgl. Lexer 1993, 179) und das von lateinisch benedīcere stammt. Im althochdeutschen Glossenwortschatz ist schließlich eine dritte Entlehnung in der Bedeutung ‚segnen‘ bezeugt, nämlich die Lehnübersetzung guot sprehhan von benedīcere (AHW 1986-2002, 498). Im Gegensatz zu segnen liegt letzteren beiden Entlehnungen der mit dem Segnen verbundene Sprechakt als etymologische Bedeutung zu Grunde.
AHW 1986-2002: Althochdeutsches Wörterbuch. IV: G-J, Berlin. Köbler, Gerhard 1993: Wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, Paderborn/München/Wien/Zürich.
Kluge, Friedrich 1995: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 23. Auflage, Berlin/New York.
Lexer, Matthias 1992: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. I: A-M. Mit einer Einleitung von Kurt Gärtner, Stuttgart.
Semantischer Wandel
Bei dem Wort Segen werden im vorliegenden Wörterbuch sechs Profile ausgegliedert: religiös, religiös – zeremoniell, religiös – performativ, felizitativ, approbativ und Abundanz. Alle sechs Profile sind im Deutschen seit langem etabliert und werden von den großen Bedeutungswörterbüchern verzeichnet (so in DUDEN on-line, DWDS on-line; Wahrig 2002 führt die Bedeutung ‘Fülle, Reichtum’ nicht an). Die Bedeutungsaufteilung im vorliegenden Wörterbuch und den genannten Werken unterscheidet sich in Einzelheiten.
Im religiösen Profil bezeichnet Segen göttliche Gunst, dank der dem Menschen Glück, Gedeihen, Schutz, Erfolg u. Ä. gewährt werden. Segen ist in diesem Sinn synonym zu Gnade. Die wichtigsten Kollokatoren sind in dieser Bedeutung Gott (Gottes Segen), bitten (um Gottes Segen bitten) und wünschen (Gottes Segen jmdm. wünschen). Durch die Wunschformel Alles Gute und Gottes Segen! zeigt sich der Sprecher als gläubig. Sie wird zumeist von Geistlichen verwendet, wenn sie zu ihrer Gemeinde sprechen.
Im religiös – zeremoniellen Profil wird mit Segen der abschließende Teil des Gottesdienstes bezeichnet, bei dem der / die Geistliche den Segen spricht wie auch eine eigenständige Andacht, bei der der Segen erteilt wird (zumeist jedoch als Komposita: Abendsegen, Segensfeier).
Das religiös – performative Profil bezieht sich auf die metonymische Übertragung der religiösen Bedeutung auf die Sprechhandlung, mit der der göttliche Segen erbeten bzw. erteilt wird. Typischerweise stellt man sich das Vorsagen eines formelhaften Textes durch einen Geistlichen / eine Geistliche vor. Das Erteilen des Segens wird meistens mit einer rituell festgelegten Körperhaltung (ausgestreckte und erhobene Arme) und mit einem Kreuzzeichen begleitet. Von dem / der Geistlichen sagt man, dass er / sie den Segen erteilt / spendet / spricht, von dem Gläubigen dann, dass er den Segen erhält / sich holt u. a. Im Sprachgebrauch spiegelt sich somit der Glaube an die Wirkung des Vorsagens des Segens, das nicht als Erbitten, sondern eher als Herbeirufen konzeptualisiert wird.
Im felizitativen Profil wird Segen als Bezeichnung für Sachen, Handlungen oder Ereignisse verwendet, die sich sehr positiv auswirken und viel Nutzen, Erfolg, Glück u. Ä. bringen. Ein Bezug auf Gott, die Bewertung einer Sache als Gewährung göttlicher Gunst u. Ä. wird in aller Regel von dem Sprecher nicht beabsichtigt. Der Sprecher betont lediglich die gute, wohltätige Wirkung einer Sache. Im felizitativen Profil treten häufig die Substantive Segen und Fluch zusammen auf, sie sind synonym zu Vorteil und Nachteil.
Im approbativen Profil bezeichnet Segen die Befürwortung von etwas oder die Einwilligung zu etwas. Das Wort tritt in diesem Profil häufig mit Bezeichnungen von Institutionen zusammen auf (z. B. der Segen des Landtags, die Gemeinde erteilt ihren Segen zu etwas, mit dem Segen des Bundesgerichts, mit dem Segen des Vermieters, mit dem Segen der Polizei u. a.). Der Ausdruck wird in der Publizistik oder inoffiziellen Kommunikation verwendet. Manchmal kann er hyperbolisch oder scherzhaft wirken, wenn der Sprecher darauf anspielt, dass eine Instanz sehr wichtig und mächtig ist oder sich für solche hält und sie deshalb wie eine göttliche Macht auftritt.
Im Abundanzprofil ist Segen synonym zu Fülle, Reichtum. Das Wort wird verwendet, wenn etwas (z. B. die Ernte, die Kinder, das Geld, Schnee und Regen) in großer Menge vorhanden ist und wenn es vom Sprecher zugleich als wohltätig und beglückend angesehen wird. Im Deutschen ist dieses Profil fast nur durch Komposita vertreten (z. B. Erntesegen, Kindersegen, Schneesegen, Geldsegen u. a.). Diese Ausdrücke verwendet man in der Regel nicht, um etwas für göttliche Gabe zu erklären und seine Dankbarkeit gegenüber Gott zu bezeugen, sondern man wählt sie für ihren hyperbolischen Charakter. So können die Subventionen als Geldsegen, der Ertrag aus Steuergeldern als Steuersegen, das Erlangen vieler Siege als Medaillensegen usw. bezeichnet werden. Auch ein ironischer Gebrauch ist möglich, wenn sich die Fülle an etwas negativ auswirkt. Vgl.:
Wow! Ein wahrer Regensegen wird uns dieses Jahr beschert. Wassermengen stuerzen vom Himmel und es wird nicht so schnell aufhoeren. Zwischen Tel Aviv und Haifa lag heute in den Mittagsstunden der Zugverkehr komplett lahm, Autos blieben in den Fluten stecken und die Fahrer mussten teilweise aus ihren Autos "gerettet" werden. Nichts ging mehr.
http://noa50.blogspot.de/2013/01/regen-regen-segen.html [2. 6. 2014]
Sprichwörter
- An Gottes Segen ist alles gelegen. ‘Alles liegt in Gottes Hand., nach Ps 24,5 und Spr 10,22’
- Sich regen bringt Segen. ‘Wenn man fleißig und aktiv ist, wird man belohnt.’
Der Segen des Herrn macht reich.
Der Segen Gottes kommt unerwartet.
Aller Segen kommt von oben, aber von unten hilft man auch dazu.
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Rainer Stadler: Vater, Mutter, Staat: Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung - Wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören, 2014
- Hans Kaegelmann: Strophanthin: Ein Segen der Menschheit, 2013
- Angeles Arrien: Vom Segen der Dankbarkeit, 2013
- Jennie Appel & Dirk Grosser: Jedes Wort kann ein Segen sein: Heilsame Segenswünsche selbst verfassen, 2014
Sonstiges
-
Werbung für ein Haartonikum(Quelle: http://www.sokrates-digital.de/pix/WB187892-gr.jpg)
Bibliographie
May, Brigitte Z. 1987: „The Language of the Old High German Zauberspruche and Segen: The Intensive do“, in: The Journal of Indo-European Studies, 15.3-4 (Oct 1987), S. 385-389.
Melzer, Friso 1965: „Segen“, in: Das Wort in den Wörten, S. 303-304.
Wagner, Andreas 1994: „Wie sich Sprechakte historisch verändern: Vorstudien zu einer Typologie des historischen Wandels von Sprechakten am Beispiel von SEGNEN im Althebräisch und BEKENNEN im Deutschen“, in: Sprache – Sprechen – Handeln: Akten des 28. Linguistischen Kolloquiums, Graz 1993, Tübingen.
Walter, Ernst: „Segen und Segnen in der frühen lateinisch-altwestnordischen Übersetzungsliteratur“, in: North-Western European language evolution, Amsterdam, 21-22 (1993), S. 369-381.