Ich habe mein Mädchen geschlagen! Legt meine Hand in Ketten, Ob Freund ihr oder Feind. Ich habe mein Mädchen geschlagen In wilder Wut - und es weint. Ich zerrte an ihren Locken, Die, aufgelöst mit Gewalt, Ihr dennoch trotzig umwallten Die herrliche Gestalt. Ich rasend wie Orestes, Der furienverfolgte Mann, Sie weinend wie Ariadne, Der treulos der Liebste entrann. Sie weinend - doch die Lippe Die bebende, sprach kein Wort. Ihr Schweigen klagte beredter Als ihre Thräne dort. Mir war's, als riefe es höhnisch: Den Triumphator seht! Schlug Diomed eine Göttin, Ist dieser ein Diomed. Nur daß er frech betastet, Die er zu lieben geglaubt - Er bringe dem Zeus ein Opfer, Er kränze mit Lorbeer das Haupt. Ihm jauchze das Volk entgegen, Umdrängend sein Gespann. Er hat besiegt ein Mädchen, Heil ihm, dem tapfern Mann! Im Geist seh' ich sie gehen Im Zug mit gelöstem Haar, Die Wange blutunterlaufen Und bleich sonst ganz und gar. Ihr Mund ist nicht gerötet Vom Kuß wie ehemals; Im Scherz gedrückte Spuren Des Zahns trägt nicht ihr Hals. O weh, daß ich aufbrauste Doch wie ein Waldstrom gerad. Genügte nicht das Drohen, Bedurfte es der That? Wie stand sie mir vor Augen, Erstarrt, entgeistet, bleich, Dann bebte sie aufschauernd, Im Wind der Pappel gleich. Und wie vom schmelzenden Eise Das Wasser niederbricht, So rannen verhaltne Thränen Ihr übers Angesicht. O nein, das waren nicht Thränen, Das war ja rotes Blut. Dreimal stürzt' ich ihr zu Füßen, Zu hemmen diese Flut. Dreimal stieß sie mich von sich. Und soll's nicht anders sein, Zerkratze mir das Antlitz Mit deinen Nägelein. Und dann, daß man nichts merke, Leg dir die Locken bequem, Daß sie mich noch einmal entzücken An Pracht wie ehedem. |
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