Die Kupplerin Frau Durstig die Here, das Kuppelweib, Verwittert das Antlitz, gebrechlich der Leib, Das die Toten beschwört und die Kräuter kennt, Und verfinstert das Sternenfirmament, Das wie ein Vogel die Luft durchzieht Und Felsen spaltet und Blitze sprüht, Frau Durstig mit glatter Zunge sprach Zu meinem Liebchen im stillen Gemach: Mein Kind, das muß man einmal sehn, Wie du thätest den Herrn die Köpfe verdrehn. Ich weiß dir einen, ein treues Blut Er gäbe was drum, wärst du ihm gut. - Ich horchte auf. - Er sah dich jüngst Derweilen du in den Cirkus gingst Du schienst ihm arm zu sein, denn guck: Es fehlt dir ja der kleinste Schmuck Jetzt steht im Venusstern dein Los Er wirft dir alles in den Schoß. Der Edle, der dir holdgesinnt, Ist hübsch wie du an Wuchs, mein Kind! - So sprach sie. Mein Kind errötete schier. Ich aber lauschte hinter der Thür. Und sie fuhr fort - dein Wangenpaar Kann noch erröten; das ist fürwahr Zu Zeiten tausend Thaler wert: Erblickst so gleich, was der Freund dir beschert. Wenn dein Auge mit niedergeschlagenem Lid Den Schoß in seine Betrachtung zieht. Mach dir keine Skrupel nicht. Sieh hin, Kytherea ist heute Roms Königin! Was heißt denn keusch? Daß man der List Des Versuchers noch nicht begegnet ist. Komm ihm zuvor und sei fein schlau! Was ziehst du die Stirne in Falten so rauh? Die Schönheit ist dir wohl eine Last? Gebrauche sie doch, da du sie hast! Nur im Gebrauche funkelt das Erz, Das Kleid in der Truh' wie im Busen das Herz; Es vermodert, wenn man nicht damit paradiert. Drum frisch hinaus, nicht lang geziert, Die Herde geplündert ohn' Rast und Ruh! Sind Schafe das, die Wölfin bist du. Was giebt dir der Dichter? Verse - Gesang: Ei, fordr' ich vom Liebsten doch anderen Klang. Ist nicht von Golde Apollos Gewand, Nicht von Gold die Leier in seiner Hand? Und wär' auch dein Liebster so groß als Homer, Ich weiß dir einen, noch größer als er: Das ist, wer volle Gaben dir streut; Im Geben liegt alle Vernünftigkeit. Wer verachtet den eben geknechteten Mann, Wenn er durch Gold sich die Freiheit gewann? Pack' ein deine Ahnen; was uns das ficht! Verliebt und arm, das verträgt sich nicht. Du aber spann' deine Garne, du Zieh leise und leiser die Fäden zu, Thu bald verliebt, bald herzlos kalt, Bald schenke Gehör und versage bald. Bald weine, bald lache, je wie es dir frommt. Gewinne den Sklaven, der zu dir kommt. Sei giftiger Honig, einschmeichelnder Trug Und denke, betrügest doch nie genug. Raubt einem die Eifersucht den Verstand, So presse Geschenke ihm aus der Hand! Bald leih dir auf ewig Gelder bar, Bald führe zum Kaufen ihn in den Bazar! Ja, das ist ein bewährtes Ding, Nur mußt du es befolgen flink, Und wirst noch segnen mein Gebein, Wenn ich längst werde gestorben sein. - So schwatzte Frau Durstig. Ich aber stand Noch hinter der Thüre wie festgebannt Und hätte ihr gern die Haare zerzaust. Ich betete aber und ballte die Faust: Ihr Götter, an Frau Durstig rächt Mit - ewigem Durst das Männergeschlecht! - |
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