Die Meineidige An Götter glaube, wer glauben mag! Sie brach die beschworenen Eide - Und dennoch blieb sie so schön wie der Tag, Hell funkeln die Augen ihr beide. Lang wie ein Schleier wallt ihr Haar; Klein ist ihr Füßchen noch immer; Ihr Angesicht leuchtet noch wunderbar Wie Schnee und Rosenschimmer. So achtet, Götter, ihr gering Die Treue, die gebrochen? So habt ihr jedem holden Ding Den eigenen Gott zugesprochen? Schwor sie nicht neulich - ich weiß es gut - Auf meine Augen und ihre, Und meine Augen schmerzten vor Glut; Wer aber rächte die Schwüre? Da sieht man's, Götter sind Schall und Rauch Und Schreckbilder ohne Leiber. Doch gäbe es wirkliche Götter auch, So sind sie verliebt in die Weiber. 's ist offenbar. Zeus wagt nicht recht Zu strafen die spöttischen Schönen. Sein Blitz trifft nur das Männergeschlecht, Wir büßen die Sünden von jenen. Wär' ich ein Gott zu dieser Zeit, Dann könnten sie schwören, die Thoren. Ich selber schwüre wohl einen Eid, Daß sie die Wahrheit geschworen. Du, Mädchen, aber bau nicht zu sehr Auf die himmlische Nachsicht hinieden, Und laß zum wenigsten, schwörst du mehr, Mir - meine Augen in Frieden! |
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