Tagelied Schon eilt, ihr Wolkenbett verlassend Die rote Eos ihre Bahn, Und zieht auf dem betauten Wagen Den Morgen über den Ocean. Warum so frühe, Morgenröte? Ich bitte dich, gedenke mein; Noch tausend Küsse muß ich küssen In der Geliebten Kämmerlein. Scharf wehn die Lüfte. Eine Lerche Schlägt haußen zarte Lieder an. Da drinnen träumt das Herz von Liebe. Dich kümmert's nicht, du stürmst hinan. O weh der Welt, du Menschenfeindin! Zum Stabe greift, bist du genaht, Der Wandersmann, zum Karst der Bauer, Zur blanken Wehr der Kriegssoldat. Die Straßen füllen sich, die Hallen, Und Arbeit ist das Losungswort. Hier streiten wieder die Parteien, Und die Maschinen klappern dort. Wie oft hab' ich gewünscht, es bräche Der Morgen nimmermehr heran; Es blinkten droben ew'ge Sterne, In Stücke ginge dein Gespann. Ich wollt', du wüßtest, was es heiße Zu lieben und davonzugehn. Lag' dir ein Kephalos im Arme, Es wäre längst um dich geschehn. Dann würdest du die Rosse hemmen Und dabei rufen: Langsam, halt, Verweilet noch! Das Abschiednehmen Ist schwer und bitter die Gewalt. Es ist vergeblich. Leises Dämmern! Wie sonst der Tag, wie stets die Not: Die Eos hat mich nicht verstanden - Und doch! Warum ward sie so - rot? |
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