Eros Triumphator
Sagt, wie kommt es, daß mein Lager mir so hart erscheinen mag,
Daß vom Purpurpfühl die Decke niedergleitet Tag für
Tag,
Daß die Nächte mich so endlos dünken, und der Schlaf
mich flieht,
Daß ich ruhelos mich wälze, schmerzumfangen Glied für
Glied?
Was so listig, was so heimlich mit getroffenen Herz und Sinn,
Das bist du, du süße Liebe, du, du wilde Herrscherin.
Soll ich weichen, soll ich kämpfen? Man trägt leichter seine
Last,
Auferlegt vom Schicksal, trägt man sie ergeben und gefaßt.
Schwing' die fackel nur im kreise, gleich wird daus ein Höllenbrand
Aber sie erlischt gar leise, senkst du müde deine Hand
Widerstrebe nur dem Eros, härter schließt er dich ins Joch,
Klug ist, wer sich ihm zum Skalven bietet. Lieben muß er doch!
König Eros, ja ich bin dein Sklave. Ich ein Menschensohn,
Nahe dir in stiller Demut, huldige vor deinem Thron.
Thu anstatt der goldnen Krone einen Myrtenkranz aufs Haar,
Schirre an den blanken Wagen dein behendes Taubenpaar!
Rollest du auf dem Gespanne durch die weiten Straßen fort,
Jauchzt die Menge: Triumphator! Und du lächelst bei dem Wort.
Und es folgen deinen Spuren Männlein, Weiblein ohne Zahl,
Alle tragen Ketten, allen brennt des Herzens Wundenmal.
Alle strecken mit Verlangen ihre Hände nach dir aus.
"Triumphator, Triumphator! hallt es ringsum im Gebraus.
Mit dir geht die graue Weisheit, mit dir geht die junge Scham,
Schmeichelei, Verblendung, Narrheit, deine Diener lobesam.
Von den Gipflen des Olympos deine hohe Mutter streut
Auf das haupt die rote Rosen, über deinen Sieg erfreut.
Sieh! Welch glänzendes Gefolge! So zog Bacchos wohl einmal
Auf dem Zweigespann von Tigern durch das heil'ge Gangesthal.
So zog wohl des größten reiches Kaiser in die Hauptstadt
ein,
Sieghaft stets und stets gewärtig den Besiegten zu verzeihn.
Sei auch du mir gnädig, wende nicht den Blick mir feindlich
zu,
Bist du doch der größte Sieger, Eros Triumphator du!
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