Dauerausstellung Schifffahrt
Deutsches Technikmuseum
Marlen Rieffel
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
- Antoine de Saint-Exupéry
Das Deutsche Technikmuseum in Berlin macht schon von außen einen einladenden Eindruck, mit seinen großen Fenstern und dem Flugzeug, das im obersten Stockwerk über dem Balkon hängt. Wenn man vorüber geht, kann man durch die Fenster im Erdgeschoss schon die Schifffahrtsausstellung erspähen. Dort lernt man sowohl über die Herstellung von Schiffen, als auch über das Leben von Seefahrer*innen. Mit ihrer großen Vielfalt führt sie die Besuchenden in die faszinierende Welt der Schifffahrt ein.
Die Ausstellung befindet sich im Neubau und belegt das Erdgeschoss, sowie das erste und zweite Obergeschoss. Sie besteht aus vielen verschiedenen Unterthemen, die verschiedenste Aspekte der Schifffahrt beleuchten. Zwar ist sie thematisch geordnet, doch ist ein roter Faden nicht klar erkennbar. Das zeigt sich schon darin, dass keiner der zwei Eingänge, jeweils einer im ersten und zweiten Stock, als Startpunkt der Ausstellung gekennzeichnet wird. Somit kann sich der/die Besucher*in selbst für einen Anfangspunkt entscheiden. Betritt man die Ausstellung im ersten Stock, stehen auf linker Seite zehn bis zwanzig runde Glasvitrinen, in denen Schiffsmodelle aus unterschiedlichsten Materialien, Zeiten und Kulturkreisen ausgestellt sind. Diese Modelle bilden einen ansprechenden Einstieg in die Ausstellung. Neben den Glasvitrinen, auf der rechten Seite, werden Arbeiten von Seeleuten in Kriegsgefangenschaft gezeigt. Dieser Ausstellungsbereich ist dunkel und eng gestaltet, zum Teil mit Gitterstäben, so dass eine sehr beklemmende Atmosphäre geschaffen wird, durch die die Exponate eine größere Wirkung erzielen.
Ein weiterer Bereich im ersten Stock beschäftigt sich mit der Theorie des Schiffes. Dort wird unter anderem erklärt, wie ein Schiff funktioniert. Experimente, die die Besucher*innen selbst durchführen können, stellen die Theorien für Kinder anschaulich und verständlich dar. Informative Texttafeln gehen vertiefend auf die physikalischen Details ein, sodass hier auch erwachsene Personen neue Dinge lernen können.
Ein kleiner Bereich im ersten Stockwerk widmet sich dem Wassersport, vor allem im Havelland und Umgebung. Eine Treppe führt von hier aus ins Erdgeschoss, wo das Thema Wassersport weiter vertieft wird.
Im Erdgeschoss wird die Binnenschifffahrt vorgestellt. Das größte Ausstellungsstück ist ein „Kaffenkahn“. Der Mast dieses Kahns, der auf Flüssen Lasten transportiert hat, reicht bis in das vierte Stockwerk. Der Anblick dieses Schiffes, vor allem vom vierten Stockwerk aus, ist sehr beeindruckend.
Im Erdgeschoss steht ein weiteres Schiff, das auch ein Teil der Binnenschifffahrt ist. In diesem Ausstellungsteil wird das Leben auf solcher Art Schiffen thematisiert. Es gibt Schautafeln mit Fotos und Bildschirmen, auf denen Schwarz-Weiß-Filme gezeigt werden.
Wegen Corona war das Schiff leider nicht zu betreten. Auch die Hörstationen waren für die Besucher*innen nicht zugänglich.
Im hinteren Teil des Erdgeschosses steht ein Modell vom Schiffshebewerk in Niederfinow. Dieses veranschaulicht, wie ein Schiffshebewerk funktioniert, jedoch waren auch hier die Knöpfe nicht benutzbar.
Zwei Räume des Erdgeschosses dienen der Ausstellung von Exponaten aus dem ehemaligen Institut und Museum für Meereskunde und dem ehemaligen Verkehrs- und Baumuseum. Interessant hieran ist, wie sehr sich die Art und Weise verändert hat, Dinge auszustellen.
Die Exponate in diesem Raum sind in altmodischen Glasvitrinen mit Informationstafeln daneben ausgestellt. Im Vergleich dazu ist der Rest der Schifffahrtsausstellung sehr viel moderner und interaktiver gestaltet, sodass die Besuchenden viele Informationen aufnehmen können, ohne die dazugehörigen Texte lesen zu müssen. Es gibt unter anderem viele Kurzfilme und Hörstationen sowie einige Ausstellungsstücke zum Anfassen. Die Wirkung der Exponate wird oft durch die Art und Weise, durch den Ort (wie zum Beispiel die beklemmende Ecke mit den Werken der Kriegsgefangenen)und die Beleuchtung verstärkt. Mittlerweile können Ausstellungen nicht nur mit den Augen, sondern mit allen Sinnen erkundet werden. Dadurch ist das Ausstellungserlebnis sehr viel eindrücklicher und intensiver.
Im zweiten Stockwerk wurde durch verschiedene Schiffsmodelle ein Schifffahrtszeitstrahl präsentiert. Allerdings hält man den Zeitstrahl zunächst für eine wahllose Auswahl von Schiffsmodellen. Erst auf den zweiten Blick ist das System eines Zeitstrahls dahinter erkennbar. Der Zeitstrahl beginnt mit einem Modell von einem Wikingerschiff und endet mit dem Modell eines Flugzeugträgers. Zu jedem Modell steht auf einer Informationstafel das Alter, die Art und die Nutzung des Schiffes.
Weitere interaktive Ausstellungsbereiche, wie beispielsweise ein Bereich über den U-Boot-Krieg, waren wegen Corona geschlossen.
Im Museum waren viele Kinder, aber auch Jugendliche und Erwachsene aller Altersgruppen. Die Ausstellung ist sehr informativ und hat eine angenehme Atmosphäre. Durch die vielen interaktiven Elemente hatten auch die Kinder großen Spaß an der Ausstellung. Allerdings waren viele davon gesperrt. Zudem gab es keine Desinfektionsspender, obwohl an den interaktiven Stationen darum gebeten wurde, diese nur mit desinfizierten Händen zu benutzen. Es wurde durch blaue Richtungspfeile versucht, Abstände zwischen den Besucher*innen zu wahren, jedoch waren auch diese offensichtlich schlecht organisiert. Sie waren nur vereinzelt vorhanden, weswegen man sie suchen musste, um sie zu finden.
Einige Teile der Ausstellung sind veraltet, was unter anderem an den Texttafeln zu erkennen ist, die in einigen Fällen nur auf Deutsch und nicht auf Englisch sind. Weiterhin wirkt die Ausstellung ein wenig unstrukturiert. Abgesehen davon ist sie sehr empfehlenswert.
Sie macht Lust auf mehr und weckt in einem „die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Dauerausstellung Schifffahrt
Deutsches Technikmuseum
Trebbiner Str. 9
10963 Berlin
Öffnungszeiten: Montag geschlossen; Dienstag bis Freitag: 9 - 17:30 Uhr; Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 - 18 Uhr
Webseite: https://technikmuseum.berlin/ausstellungen/dauerausstellungen/schifffahrt/