Mit dem Sandmann auf Zeitreise
Filmmuseum Potsdam
Marike Blum
Für die meisten von uns ist das Sandmännchen eine schöne Kindheitserinnerung. Die kleinen Geschichten guckte man als Kind immer gerne im Fernsehen, bevor man ins Bett musste. Doch wer kennt eigentlich den Ursprung und die Geschichte des Sandmännchens?
In der Ausstellung „Mit dem Sandmann auf Zeitreise“ im Filmmuseum Potsdam, die noch bis zum 21.08.2022 läuft, kann man das Sandmännchen von seinem ersten Auftritt im Fernsehen im DFF bis heute begleiten. Die Familienausstellung wurde anlässlich des 60. Jubiläums des Sandmännchens in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg gestaltet.
Besonders einprägsam sind in der Ausstellung die vielen originalen Puppen und Requisiten, die teilweise schon vor Jahrzehnten bei dem Dreh verwendet wurden. Damals liefen die kleinen Modelle mit Drahtskeletten durch das Bild und füllten Clips aus, in dem jede Bewegung analog fotografiert wurde, ganz ohne die digitalen Mittel, die heute in Zeichentrickfilmen verwendet werden.
Die Informationstafeln und Exponate der Ausstellung sind chronologisch geordnet, sodass man wie in einer „Zeitreise“ durch die 60 Jahre Geschichte des Sandmanns geführt wird. Mit einem etwas kleineren und einem etwas „längeren“ Ausstellungsraum ist die Ausstellung eher übersichtlich. Hierbei trägt jeder Raum abweichend von der generellen Thematik bzw. Geschichte des Sandmännchens ein eigenes Motto: der erste Raum ist wie ein Weltall gestaltet. Der etwas längere, zweite Raum lädt dazu ein durch einen mystischen Märchenwald zu spazieren.
Zu Beginn bekommen die Gäste anstelle eines begleitenden Ausstellungsflyers eine Brille, die zwischen den einzelnen Ausstellungsräumen aufgesetzt werden soll. Diese ruft in den tunnelartigen Durchgängen zwischen den Räumen einen Effekt hervor, der das Gefühl geben soll, in eine andere Zeit zu reisen. Wenn die Brille aufgesetzt wird, während man durch die Tunnel zwischen den Räumen läuft, werden an den Wänden angebrachte Lichter durch die Brille gefiltert, sodass vor dem Auge viele bunte Lichtpunkte erscheinen und man sich so fühlt, als würde man durch den Weltraum fliegen. Dies ist eine interessante Möglichkeit, den Besuchenden die Reise zurück zu den Anfängen des Sandmännchens zu vermitteln.
Besonders für Kinder ist diese Idee spannend. Doch auch für Erwachsene hält die Ausstellung interessante Exponate bereit. Das Filmmuseum betont auf der Webseite, dass die Ausstellung dazu einladen soll, auf eigene Kindheitserinnerungen zurückzublicken und über die Geschichte mit den kleineren Besuchenden in Austausch zu kommen.1
Zu Beginn wird der Ursprung der Idee des Sandmanns präsentiert; schon vor 1900 hat man Kindern vor dem zu Bett gehen von einem mystischen Mann mit Schlafsand erzählt. Weiter geht es mit den ersten Ideen zu der Fernsehsendung, die um 1959 entstanden sind. Obwohl der Sandmann zu dieser Zeit für propagandistische Zwecke innerhalb der DDR dienen sollte, schaffte es das Sandmännchen über die Wende hinaus, bis in unsere heutige Zeit. Ursprünglich entstand die Idee des Sandmännchens im ehemaligen Osten Deutschlands aufgrund eines Wettlaufs mit dem westlichen Fernsehprogramm. Im Westen wurde zu dieser Zeit abends ein Abendgruß in Form des West-Sandmännchen ausgestrahlt, im Osten hingegen folgte darauf ein Ost-Sandmännchen. Gelegentlich wurde das Sandmännchen in seinen Geschichten innerhalb der DDR nun beispielsweise in ein Pionierferienlager geschickt. Als Deutschland wiedervereinigt wurde, wurde das beliebte Ost-Sandmännchen weiter ausgestrahlt, während das Sandmännchen des Westens nicht weiter produziert wurde.
Weitergehend säumen viele verschiedene Kästchen die Wände der Ausstellung, in denen man verschiedenste Modelle für die einzelnen Clips der vergangen Jahrzehnte bewundern kann. Von dem ersten Modell bis zu der digitalen Produktion des Sandmännchens begleiten die Besuchende das Sandmännchen durch viele Welten, die einmal einer Gutenachtgeschichte erzählten. Beispielsweise der Kasten mit den Requisiten für den „Planet Gugel“ hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Hier kann man ein Modell des Sandmännchens auf einem fiktionalen Planeten zwischen vielen kleinen Aliens beobachten, die damals mit viel Präzision und Kreativität per Hand geformt wurden.
Zwischendurch können die Besuchenden sich an multimedialen Erlebnisboards ausprobieren, welche Hintergrundinformationen zu der Produktion des Sandmännchens liefern. Beispielsweise können verschiedene Knöpfe gedrückt werden, sodass gezielte Informationen zu einem Thema in einem Kasten erscheinen. Damit zeigt die Ausstellung neben den Exponaten aus Archiven des Drehs eine sehr bunte Welt, die sich um die Exponate herum gestaltet. Da die Ausstellung wie ein einzelner langer Gang aufgebaut ist, kehrt man am Ende der Ausstellung noch einmal zu allen Räumen zurück, um zu dem Eingang bzw. Ausgang der Ausstellung zu gelangen. Hierbei kann man möglicherweise noch einmal die „Zeitreise“ rekapitulieren oder entdeckt weitere interessante Exponate, die auf dem Hinweg untergingen. Als ich persönlich schlussendlich aus der Ausstellung rausgehe, ist mir von den vielen Farben, Effekten und Lichtern etwas schwindelig. Doch trotz der etwas ausgefallen Lichteffekten, die durch die Zeitreise-Brille entstehen, konnte ich viel neues darüber lernen, wie das Sandmännchen, das in meiner Kindheit ganz selbstverständlich jeden Abend auf der Bildfläche des Fernsehers erschien, überhaupt ins Leben gerufen wurde. Rückblickend zeichnet sich die Ausstellung gerade dadurch aus, dass sie rund um die Informationen und ehemaligen Requisiten einen komplexen Erlebnisraum schafft, der sowohl für Kinder als auch für Erwachsene attraktiv ist.
1 Vgl. Ausstellung im Filmmuseum Potsdam zum 60. Jubiläum. Online: https://www.filmmuseum- potsdam.de/Mit_dem_Sandmann_auf_Zeitreise.html. Letzter Zugriff: 29.01.2021.
"Mit dem Sandmann auf Zeitreise"
Verlängert bis zum 21. August 2022
Ausstellung im Filmmuseum Potsdam zum 60. Jubiläum
In Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg
Breite Straße 1A
14467 Potsdam
Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr von Dienstag bis Sonntag
Eintrittspreis: regulär 5 Euro, ermäßigt 3 Euro