by Jérémy Geeraert
This is a living timeline of major events, laws and practices marking the criminalisation of search and rescue activities in solidarity with migrants in distress.
by Jérémy Geeraert
This is a living timeline of major events, laws and practices marking the criminalisation of search and rescue activities in solidarity with migrants in distress.
Interviewtranskript von Jérémy Geeraert.
Jochen wuchs in einer gutbürgerlichen Familie im Ruhrgebiet auf. Sein BWL-Studium brach er kurz nach Beginn wieder ab, entschied sich für die Schifffahrt und machte eine Ausbildung zum Schiffskapitän. Obwohl es nach seiner Ausbildung zunächst leicht war, Arbeit zu finden, hat sich die Situation seit der Finanzkrise von 2007 verschlechtert. Nachdem er seinen Job als Offizier in einer großen Reederei verloren hatte, fiel er in eine mehr als drei Jahre andauernde Arbeitslosigkeit, die lediglich von Gelegenheitsjobs auf Touristenbooten unterbrochen wurde. Im Jahr 2019 hörte er eher zufällig, dass NGO-Boote, die im Mittelmeer Seenotrettung betreiben, Kapitän*innen suchten. Die Suche nach einer Anstellung blieb zwar erfolglos, er konnte sich jedoch freiwillig als Kapitänsmattführer an einer Rettungsmission beteiligen. Jochen war an der Rettung von 104 Menschen beteiligt, die versuchten, Europa mit einem Schlauchboot zu erreichen.
In den Auszügen aus dem Interview, das mit ihm für das CrimScapes-Projekt geführt wurde, werden die Auswirkungen der Kriminalisierung im Bereich der humanitären Seenotrettung deutlich.
[…] Interviewer: Erst mal, bevor du von [der NGO] gehört hast, was hast du vorher von Seenotrettung schon gehört?
Jochen[1]: Ja, so am Rande hab’ ich das halt immer wieder mitgekriegt, dass das hier ein großes Problem ist, und als ich dann hier das Jobangebot gekriegt hatte, da war das gerade mit der Carola Rackete aktuell gewesen, das war eigentlich genau der Zeitpunkt dann.
I: Hast du das verfolgt?
J: Das hab’ ich verfolgt, natürlich.
I: Wie hast du das wahrgenommen, wie findest du das?
J: Also ich hab’ allergrößten Respekt vor dem, was die Frau da geleistet hat und gemacht hat, und um ehrlich zu sein, möcht’ ich momentan nicht mit ihr tauschen. So in der Öffentlichkeit zu stehen. […]
I: Und ist das für dich, ist das sozusagen ein Job?
J: Ja, das ist einmal aus Hartz IV raus, aber ich betracht’ das auch irgendwie so als Sechser im Lotto, irgendwie dann letzten Endes, dass es ein Job ist, den man wirklich gerne macht, und was irgendwie das Sinnvollste ist, was man mit einem Kapitänspatent so machen kann. Also besser als da nur Blechkisten hin- und herzufahren.
I: Und kannst du dich noch erinnern, was du gedacht hast, als diese Anfrage kam? Was hast du dir da für Fragen gestellt oder was waren da deine Erwartungen und Vorstellungen?
J: Ja, ich war, wie gesagt, eigentlich sofort begeistert gewesen davon. Also, hab eigentlich kaum drüber nachgedacht, und dann halt ein bisschen mal nachgelesen, wie das von der rechtlichen Situation aussieht. Also ich hatte ja nicht unbedingt vorgehabt, mein Patent zu verlieren deswegen, aber .. da das bis jetzt..
I: Das kann man nicht verlieren?
J: Ist bis jetzt noch nicht irgendjemand für verurteilt worden, für die private Seenotrettung. So alle Gerichtsverfahren, die sind mit Freisprüchen geendet. […] Also was wir machen, das ist halt durch Völkerrecht sogar zwingend, mehr oder weniger. Wenn man da mit’m Schiff unterwegs ist und von ‘nem Seenotfall Kenntnis kriegt, dann muss man helfen. Und das schlägt halt irgendwelches nationales Recht und irgendwelchen Salvini-Dekreten unten, und da steht das drüber, insofern mache ich mir da keinen Kopf. […]
I: Du hattest ‘ne klare Aufgabe, ja?
J: Genau. Ja, das war die Aufgabe, die ich dann mehr oder weniger übernommen hab’. Also offiziell ist das dann nie so wirklich geregelt worden, aber ich bin praktisch nach Frühstück auf Brücke hoch und bin vor’m Schlafengehen dann von der Brücke runter. Einfach weil die Anderen entsprechend mehr Erfahrung hatten, was die Gästebetreuung angeht, hab’ ich denen dann eben den Rücken freigehalten, so hab’ ich meine Rolle hier gesehen dann.
I: Die [Helene (Name des Schiffes)] ist da also das erste Mal auf Mission gefahren. Wann ist sie losgefahren?
J: Zwei Wochen waren wir unterwegs. Es sind halt erst .. vom.. oder ich bin in Barcelona eingestiegen, da haben wir den Dampfer noch so ein bisschen klargemacht, ein paar Reparaturen noch gemacht, was noch nicht so ganz fertig war. So die Trinkwasseranlage und so weiter, da musste ein bisschen so ein Pfusch behoben werden. Sind dann losgefahren, haben dann in (…Cagliari…) nochmal Zwischenstopp gemacht, nochmal nachgetankt, dann so’n paar Sachen noch behoben, die immer noch nicht funktioniert hatten, sind von da aus dann bis kurz vor Libyen, vor Tripolis – Tripolis, ne? – gefahren und haben uns da außerhalb der 24 Meilen Zone postiert, äh, auf dem Weg dahin schon das erste abgesoffene Schlauchboot gesehen, das also wirklich nur noch an einer Kammer hing.
I: Ohne Menschen.
J: Ohne Menschen drauf, ohne irgendwie ‘ne Markierung, dass die einer abgeborgen hatte. Die Leute sind.. abgesoffen, auf gut Deutsch.
I: Wie groß war das?
J: Ja, auch so ein Schlauchboot, wie wir letzten Endes aufgenommen haben, 80, 100 Leute mögen das vielleicht gewesen sein. Schwamm da so, der Vogelscheiße nach, die da drauf war, schon seit zwei, drei Tagen wohl schon.. Ja, wir sind dann hinterher auf unsere Beobachtungsposition gefahren, weil wir haben ja eine Beobachtungsmission und keine Rettungsmission offiziell gemacht. Das darf man als private Motoryacht nämlich nicht. Äh, haben ‘n Notruf erhalten, also eine Positionsmeldung von so ‘nem Schlauchboot, sind nachts hingefahren, haben drei Stunden lang gesucht, haben aber nichts gefunden, wieder zurück auf Position, kaum da angekommen, die nächste Position gemeldet gekriegt.
I: Von dem gleichen Schiff, von dem gleichen Boot.
J: Nee, von ‘nem anderen Boot, das war wohl ein Schlauchboot mit 86 Leuten, darunter Frauen, Kinder drauf, das hatten wir eigentlich gesucht und haben dann halt unser Boot gefunden. Also was aus dem anderen Boot geworden ist .. kann man auch nur spekulieren.
I: Das weiß man nicht.
J: Das weiß man nie.
I: Und, unser Boot heißt..? Was war das für’n Boot?
J: Ja, das war halt so’n Gummiboot, irgendwie so zehn Meter lang, sag ich jetzt mal, (…). Kaputten Außenborder, kein Trinkwasser mehr an Bord, die erste Luftkammer war schon kaputt, die zweite Luftkammer ist kaputt gegangen, als wir angefangen haben, die Leute abzubergen, also so zwei, drei Stunden später wären die auch abgesoffen gewesen. […]
I: Und also kannst du nochmal beschreiben, die Besatzung an Bord, wie viele Leute waren das, was für Leute, mit was für Aufgaben?
J: Also losgefahren sind wir letzten Endes mit, lass mich nichts Falsches sagen, sieben. Der Kapitän, der erster Offizier, ich als zweiter, Georg als dritter, einen Arzt hatten wir dabei, eine Köchin und zwei Reporter.
I: Reporter – von?
J: Freischaffend.
I: Freischaffend.. wieso hatten die einen Auftrag für..?
J: Ja, die hatten einen Auftrag, die haben uns begleitet, die haben aber auch mitgearbeitet. […]
I: Und die Medien, was haben die für eine Funktion an Bord? Warum fahren die jetzt mit als Medienleute?
J: Na, einmal um zu berichten halt, um über die Situation zu berichten, was hier überhaupt im Mittelmeer abgeht. Darauf aufmerksam zu machen und ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich war auch froh, dass die dagewesen sind, weil das einfach so ein bisschen Sicherheit vermittelt hat.
I: Ja, in welcher Form?
J: Also als wir das Schlauchboot dann abgeborgen haben, die Leute da runter genommen haben, da kam ‘n Schnellboot von der libyschen Küstenwache. Und das gab halt auch so Situationen, wo die dann schon mal Warnschüsse abgegeben haben, auf solche NGO-Boote. […]
I: Das ist aber bei euch jetzt nicht passiert?
J: Das ist bei uns nicht passiert.
I: Wie ist das abgelaufen, wie die kamen? Und dann?
J: Ja, die sind halt angekommen (atmet aus), mit Vollkaracho auf uns zugehalten, sind dann relativ dicht an uns rangefahren, eigentlich schon ziemlich zu dicht, wenn man mal den Zustand von dem Schlauchboot bedenkt, das hätte das also durchaus volllaufen lassen können, in den Moment. Und dann ist es natürlich schön, wenn da irgendwo einer mit Kamera das Ganze filmt, und auch zu sehen ist, dass da irgendwie Webcams oben auf dem Dach sind, und wo man sich denken kann, dass das dann auch live gestreamt wird.
I: Also Beweismittel sichern.
J: Beweismittelsicherung, für den Fall, dass sie doch noch irgendwie ausgeflippt wären, da.
I: D.h. auch, dass man da selber, dass das, was du selber machst, auch festgehalten gehört, ist auch ‘ne Sicherheit, ne?
J: Das wohl auch, ja. Und eine schöne Erinnerung, davon mal abgesehen.
I: Ja, ja. Ja, wie lange hat diese Rettungsaktion gedauert, bis die alle an Bord waren?
J: Ja, so eine halbe Stunde, Stunde. Wir haben erst mal das Schlauchboot vorgeschickt, Schwimmwesten draufgepackt. Wir sind ja eigentlich davon aus gegangen, dass das Boot mit den knapp 80 Leuten, die haben die Schwimmwesten erst verteilt, sind dann aber wieder zurückgefahren, weil das eben zu wenig gewesen sind. In der Zwischenzeit haben wir uns der Position dann noch genähert, wollten die Leute halt dann einzeln, über unser Schlauchboot halt an Bord bringen, einfach damit das ein bisschen ruhiger abläuft. Wenn da jeder über Kante klettern will, hier an Bord klettern will, dann ist das .. so’n ein Boot natürlich schlecht ausgetrimmt und kann auch schon mal umkippen. […]
J: Bloß, als dann halt die Küstenwache kam, da haben wir das auch mehr oder weniger ignoriert, das Boot wirklich längsseits gezogen, mit Bootshaken, die dann über Reling klettern lassen, damit das schneller geht. […]
J: Also ‘ne Öse eingepickt, zwischendurch ist dann das Gummi da auch gerissen, wo ich das festgehalten hatte. Also das als Gummiboot überhaupt zu bezeichnen, das ist schon ein bisschen ein Euphemismus, das war besserer Zeltstoff, sag ich mal.
I: Was für Leute sind da auf dem Boot gewesen? Kannst du das sagen?
J: Ja, insgesamt 109. Da waren zwei Ägypter waren da dabei, das waren Sudanesen, und das waren – lass mich nichts Falsches sagen – Libyer, glaub’ ich, aber da muss ich jetzt nochmal nachgucken. Der Jüngste war dreizehn, seit einem Jahr alleine unterwegs gewesen, und das ging so bis .. fast Anfang 30 Jahren, würde ich sagen, fast alles junge Männer. […]
I: Und wie kann ich mir das hier vorstellen, auf dem Schiff, mit so vielen Menschen? Wo waren die alle?
J: (lacht leicht) Alle an Deck.
I: Wie groß ist das Schiff, wie lang ist das?
J: 25 Meter lang und ungefähr fünf Meter breit. Die Hälfte davon sind Aufbauten. Also rein rechnerisch gesehen haben wir knapp unter einem halben Quadratmeter pro Person. Und entsprechen eng kannst du dir das dann halt vorstellen.
I: Ja. Also die waren da alle vor allem an Deck, ja?
J: Die waren ausschließlich an Deck. Also in den Aufbauten, da mussten wir natürlich entsprechend arbeiten, Essen zubereiten, da konnten wir keinen der Leute herumsitzen haben. Bloß halt am Schluss, in der Sturmnacht, wo das Wasser einen halben Meter an Deck stand, da haben wir die dann natürlich mit reingenommen, sonst wären die über Kante gespült worden.
I: Das musst du mir nochmal ein bisschen mehr erklären. Was ist da passiert? Also ihr habt die alle an Bord genommen, so um jetzt mal in der Reihenfolge zu bleiben, und seid .. wo seid ihr hingefahren?
J: Wir sind dann erst mal Richtung Malta gefahren, haben versucht, da reinzukommen. Haben keine Einlaufgenehmigung gekriegt.
I: Ja, wie lang hat das gedauert?
J: Insgesamt neun Nächte waren das.
I: Also acht Nächte waren die insgesamt an Bord?
J: Genau, und so einen Tag haben wir ungefähr bis Malta gebraucht. Also ‘ne Woche halt davor herumgetrieben. […] Peinlich darauf geachtet, dass wir halt nicht die Zwölf-Meilen-Zone reinlaufen. Sind dann an dem Tag weitergefahren Richtung Italien, weil da für die nächsten zwei oder drei (…Tage…) ‘ne Sturmwarnung kam, das war ein bisschen geschützter. Und der Sturm, der hat uns halt dann auch nachts erwischt.
I: Ja, nach wieviel Tagen?
J: Ja, die neunte Nacht, wie gesagt, da konnten wir dann auch gar nicht mehr anders als weiter nach Italien zu fahren, weil der Wind aus südlicher Richtung kam. Und wir sind halt so gefahren, dass wir möglichst wenig Angriffsfläche geboten haben, also immer mit dem Wind..
I: Weil halt die Leute an Bord waren.
J: Weil die Leute an Bord waren. Damit das Schiff ein bisschen ruhiger wird, da teilweise dann noch ein bisschen aufs offene Meer oder weniger, wenn irgendwie ‘ne Windböe gekommen ist, den Kurs geändert. Das sah hinterher recht chaotisch aus, auf der elektronischen Seekarte. .. Ja, es war sieben, acht Windstärken, wie gesagt, Wasserstand so ungefähr einen halben Meter an Deck, wo die Leute gesessen haben, alle, und das war dann wirklich der Zeitpunkt, wo das alles zum Seenotfall auch für uns geworden ist. Weil das war ein unhaltbarer Zustand, ne, da mussten wir einlaufen.
I: Also es gab keine Erlaubnis, von der italienischen Küstenwache?
J: Es gab keine Erlaubnis, wir haben uns also angekündigt, haben gesagt, wir kommen rein, und wenn wir keine Erlaubnis kriegen, dann deklarieren wir uns eben als Seenotfall, dann wird uns die italienische Küstenwache halt retten müssen, wär’ die zu verpflichtet gewesen. Die sind da, ja (lacht) wir hatten ja auch, dieses Mal ja hatten wir auch ein Salvini-Dekret sogar gegen uns. Also an dem Tag, wo die Regierung aufgelöst wurde, da hat der Salvini quasi nochmal ein Dekret geschrieben, um uns unter einer Strafandrohung von einer Million verboten einzulaufen. Äh, ja (schmunzelt), sag ich jetzt mal, amüsier’ mich köstlich da drüber. Wir sind hier, Salvini ist weg. Ja, wie gesagt, wir haben uns halt angekündigt, über Funk entsprechend Kontakt gehalten, die haben uns ein Boot entgegengeschickt, von der Guardia Financia, die haben hier die Zustände an Bord gesehen und haben dann eingesehen, dass sie uns in Hafen reinlassen müssen. Also schlussendlich haben wir dann doch eine Einlaufgenehmigung gehabt.
I: Und, äh, warum ist das Schiff dann konfisziert?
J: Puhhh…
I: Was ist der Vorwurf, wenn, wenn die euch haben einlaufen lassen?
J: Na, so ganz genau wirste das dann auch die Juristen fragen müssen, weil wir haben halt gegen dieses Salvini-Dekret konkret verstoßen.
I: Nun ja, o.k.
J: Wobei, wie gesagt, wir haben streng nach Völkerrecht gehandelt und Völkerrecht steht über nationalem Recht.
I: Also nochmal ganz kurz zurück bevor wir einlaufen. Ähm, wie ist das, wie kann man sich das hier vorstellen, an Bord, die Woche, wo ihr so voll wart? Wie ist das abgelaufen, was ist das passiert? Wie sind die Tage vergangen? Wo wurde geschlafen, wie wurde gegessen.. gab es medizinische Versorgung? Kannst du das alles kurz ein bisschen beschreiben?
J: Na, die Leute, die haben halt den ganzen Tag an Deck gesessen. Natürlich auch so gut wie gar nichts zu tun gehabt. Wir haben ja versucht, jeden Tag mal so einen Höhepunkt zu setzen. (…War’s…) immer einen Tag ‘ne Dusche aufgebaut für die, dass da jeder Mal zwei Minuten duschen konnte, mit Glocke vorne, Glocke Ende, frische Klamotten ausgegeben. Einen Tag mal die Leute mit unserem Schlauchboot mal so’n bisschen durch die Gegend gefahren .. so’n.. als Actionprogramm, sag ich mal, mehr oder weniger, um die Zeit totzuschlagen. Einen Tag hatten wir mal so’n paar Spielkarten rausgegeben, wobei das allerdings ein bisschen Streit an Deck gegeben hatte, .. was zur Folge hatte, dass die Gäste die Karten halt selber eingesammelt hatten, weil die halt möglichst ruhig wollten und keinen Ärger mit uns haben wollten. Essen (atmet aus), Couscous, morgens und abends, ist halt das einzige, was man mit so einem normalen Herd, einem normalen Küchenherd zubereiten kann, für hundert Leute. Sprich: jeweils drei Kilo, waren das, glaub ich, in so einen zehn Liter Putzeimer, Heißwasser drauf, und das Ganze dann mit Bohnen, mit Thunfisch, mit Schokolade, wie auch immer ein bisschen Geschmack reingebracht; jeweils ein Plastikbecher voll, morgens und abends. So’n bisschen was an Müsliriegel, Energieriegel, mal gab’s ‘n halben Apfel dafür. Also ‘ne Notversorgung gemacht, dass sie die nötigen Kalorien hatten. Äh, ärztliche Versorgung haben wir gehabt, wie gesagt, ein Doc an Bord, der hat einmal am Tag Sprechstunde gehabt.
I: Hatte der zu tun?
J: Ja, der hatte zu tun. Der hat dann auch hier gesessen, hat entsprechend Wartemarken verteilt .. und hat die Leute dann hinterher.. versorgt.
I: Da gibt’s extra ‘ne kleine Krankenstation, das hat er dort gemacht, ne? In diesem kleinen Raum?
J: Genau, wir haben hier so ein kleines Hospital, wo .. mit den wichtigsten Medikamenten ausgestattet. Entsprechend zur Wundversorgung und die zu erwartenden Sachen, also Krätzemedikamente z.B., gegen Husten, gegen Erkältung, (…) Schmerzmittel.
I: Gab’s Probleme mit Seekrankheit?
J: Ja.
I: Gab es, unter den Gästen?
J: Also einer, der ist wohl wirklich die ganze Zeit seekrank gewesen, hat da aber auch nicht so wirklich mit rausgerückt, hat’s nur für sich behalten.
I: Und .. wo wurde geschlafen?
J: Also geschlafen wurde dann letzten Endes an Deck. (Atmet aus) Und nachts haben wir dann entsprechend auch Radar und Satellitenantenne ausgemacht, dass man hier oben auf den Aufbauten schlafen konnte. Dann auf der Vorpiek, sonst wär das halt Strahlungs-mäßig nicht gegangen. Dann haben wir da auf der Vorpiek so’n Mast mit ‘ner Aussichtsplattform, dann haben die Leute da drauf geschlafen, festgeschnallt, dass sie nicht runterfallen. Unsere Gangway haben wir mit Schwimmwesten ausgepolstert, dass man darauf liegen konnte, also jeden verfügbaren Quadratmeter. Einer hat immer in unserem kleinen Dingi geschlafen.
I: Also, also so nacheinander? Kann man das so sagen?
J: Ja, jeder hat wohl irgendwie seinen festen Platz gehabt, die ganze Zeit über, das hat sich dann wohl so eingespielt gehabt, die hatten auch so ein bisschen ihre Hierarchie untereinander gehabt.
I: Aber unter freiem Himmel?
J: Unter freiem Himmel, die ganze Zeit über. Also wir haben so ‘ne Plane als Sonnenschutz gespannt .. aber anders ging’s nicht. Gerade nachts, da konnte man also wirklich nur als Balerina quasi da übers Deck laufen. Weil ‘n Schritt, und dann irgendwie auf Zehenspitzen, und dann n’Schritt zur Seite, wo der nächste Platz ist, wo man den Fuß dann hinstellen..
I: Um einen Weg da durch zu bekommen..
J: Sich da überhaupt durchbewegen zu können und im Zweifelsfall mal nachts auf’s Klo gehen zu können, .. nach vorne.
I: Wie war denn die sanitäre Situation gelöst?
J: (atmet aus) Ja, eine Katastrophe an und für sich. Also wir haben halt das eine Außenklo, so ‘ne Metallwanne mit Loch und Abflussrohr, ‘n Gartenschlauch zum Nachspülen, da als Sichtschutz ‘ne Plane rumgestellt. Selbst hinter der Plane, da haben sogar zwei Leute geschlafen, obwohl das gestunken haben muss wie Sau, und da die ganze Zeit .. bei hundert Leuten, da tritt öfter mal einer aus. Das waren sogar noch die bevorzugten Plätze, so wie man das mitgekriegt hatte, weil da halt ein bisschen mehr Platz war.
I: Gab es sowas wie einen festen Tagesablauf? Gab’s da ‘ne Organisation?
J: Ja eigentlich nur die festen Mahlzeiten, und auch die waren halt so ein bisschen davon abhängig, wie wir das halt organisiert gekriegt haben.
I: Und für euch als Team, gab es so einen Schichtplan ?
J: Genau, wir hatten einen Schichtplan, einen festen Wachplan, also nachts jeweils vier Stunden, tagsüber drei, dass die einzelnen Schichten auch untereinander gewechselt haben, dass nicht jeder immer von Mitternacht bis vier, oder so, muss, also einmal die Wache und dann die nächste von 20 bis Mitternacht. […]
J: Ja, war vor allem anstrengend. Temperaturen immer 30 Grad, kein Wind, Deck voll, bisschen am Muffeln, um es vorsichtig auszudrücken. Wenn man da hundert Leute sitzen hat, die seit Wochen, Monaten nicht geduscht haben, dann fällt das durchaus auf. […] Und ansonsten halt, von morgens bis abends auf Wache gewesen. Kaum geschlafen.., also wenn ich Glück hatte waren das dann mal sechs Stunden, teilweise auch weniger, wobei vor allem Caro und Georg eigentlich nicht viel mehr auf mehr als zwei Stunden pro Nacht gekommen sind, die halt die Gästebetreuung hauptsächlich gemacht haben. Da habe ich noch fast den glücklichsten Job hier an Bord gehabt, muss ich fast sagen.
I: Ja. Und dann die Situation hier an Bord, wie hast du das wahrgenommen, was ging dir durch den Kopf, was hast du da gefühlt? Was kannst du, kannst du dich daran erinnern?
J: Puhhh .. also ich war froh, dass wir die Leute an Bord hatten. Das war so wirklich ‘ne gute Sache, was wir da gemacht haben, wenn wir die nicht an Bord genommen hätten, wären die abgesoffen gewesen. Das war mir auch die ganze Zeit über entsprechend klar gewesen. Entsprechend war ich auch mehr als gerne bereit entsprechende Unannehmlichkeiten, nenn ich’s jetzt mal, in Kauf zu nehmen. Es war wohl mit das härteste, aber sicherlich auch das beste, was ich jemals gemacht hab’.
I: Jemals in deinem Leben, meinst du?
J: Ja. Wie gesagt, irgendwo mehr als ein Job. (schmunzelt)
I: So, dann gehen wir hier mal weiter ein bisschen mehr in Richtung Kriminalisierung. Was würdest du sagen, wie wäre die Mission abgelaufen, wenn die Arbeit nicht kriminalisiert worden wärt?
J: Wir hätten die Leute hier abgeladen, das Schiff wieder ausgerüstet und wären wieder losgefahren.
I: Wie lange hätte das gedauert?
J: Puhh, drei, vier Tage vielleicht.
I: Also vielleicht zwei oder drei Rettungen statt einer, kann man so sagen?
J: Ja, ich sag mal, im Grunde, optimal wär’ ein Pendelverkehr gewesen. Leute einsammeln, in’n Hafen, Leute abladen, Proviantübernahme und alles klargemacht wieder, und wieder losgefahren. […]
I: Hmm, ja. Hmm. So, dann kommen wir mal zu der Zeit hier, in [Hafenstadt in Sizilien]. Was ist deine Aufgabe hier auf dem Schiff im Hafen?
J: Auf das Schiff aufzupassen. Einmal, dass hier nicht sizilianisch eingekauft wird. Es sind ja noch gewisse Wertgegenstände, die Satellitenanlage hat 40 000, glaub ich, gekostet.
I: Also, dass nichts geklaut wird.
J: Dass nichts geklaut wird, das Schiff am Laufen halten, kleine Reparaturen. Und wir sind halt seitens des Hafens dazu verpflichtet, dass das Schiff entsprechend bemannt ist, dass man es notfalls versetzen kann und halt immer einer, mit entsprechender Kompetenz, sag ich jetzt mal, hier an Bord ist, um einfach angesprochen zu werden.
I: D.h. präsent sein. Was musst du auf dem Boot machen, konkret?
J: Ja, was muss ich konkret machen. Also am Laufen halt, entsprechend zusehen, dass hier immer Strom ist, den Generator offen halten, an- und abstellen.. das Ding, das regelmäßig gemacht werden muss, die (..Biltsch..) abzupumpen, immer (…Stoff Buchsen Schrott…), der Durchlass der Welle durch den Rumpf, da kommt immer so ein bisschen Wasser rein, das muss regelmäßig ausgepumpt werden. Und so kleine Routinearbeiten halt. Die Leinen kontrollieren, dass da irgendwie nichts bricht, so scheuert und Zweifelsfall wieder neu festzumachen. […]
I: Hmh. Hast du hier auch so Zeit auf dem Schiff, oder hast du die ganze Zeit zu tun?
J: Zeit hab ich eigentlich mehr als genug.
I: Mehr als genug.
J: Ja, viel zu viel. […]
I: Und, ähm, Zeit totschlagen nennst du das. Und wie empfindest du das?
J: Recht langweilig, mittlerweile. (schmunzelt)
I: Ähm, würdest du sagen, das ist ‘ne sinnvolle Arbeit, die du hier machst?
J: Puhh, also ich bin froh, dass ich wieder einen Job auf einem Schiff hab’, insofern ja, aber sinnvoll wär’, wenn wir jetzt wieder auslaufen könnten und wieder auf Mission gehen. […]
[1] Alle Namen und Orte wurden anonymisiert.
Translation of an interview conducted by Jérémy Geeraert in German.
Jochen grew up in a middle-class family in the Ruhr area. He dropped out of his business studies shortly after starting, and decided to train as a ship’s captain. Initially it was easy to find work after his training, but the situation has deteriorated since the financial crisis of 2007. After losing his job as an officer in a large shipping company, he entered a period of unemployment that lasted more than three years, with only casual jobs on tourist boats. In 2019, he heard, rather by chance, that NGO boats doing sea rescue in the Mediterranean were looking for captains. Although his search for employment was unsuccessful, he was able to volunteer as a captain’s leader (Kapitänsmattführer) on a rescue mission. Jochen was involved in the rescue of 104 people trying to reach Europe by rubber dinghy.
In the excerpts from the interview conducted with Jochen for the CrimScapes project, the effects of criminalization in the field of humanitarian sea rescue become clear.
[…] Interviewer: First of all, before you heard about [the NGO], what had you heard about sea rescue before?
Jochen: Yes, I heard about it in passing, that it was a big problem here, and when I got the job offer here, the Carola Rackete thing had just come up, that was actually exactly the time.
I: Did you follow that?
J: I followed it, of course.
I: How did you perceive it, what did you think?
J: Well, I have the greatest respect for what this woman has achieved and done, and to be honest, I wouldn’t want to change places with her at the moment. To be in the public eye like that. […]
I: And is that for you, is that a job, so to speak?
J: Yes, that is for one out of unemployment, but I also consider it somehow as winning the lottery, somehow then in the end that it is a job that you really like to do, and which is somehow the most meaningful thing that you can do with a captain’s patent. So, it’s better than just driving tin cans back and forth.
I: And can you still remember what you thought when this request came? What questions did you ask yourself or what were your expectations and ideas?
J: Yes, as I said, I was immediately enthusiastic about it. So, I hardly thought about it, and then I read a little bit about the legal situation. I hadn’t necessarily intended to lose my patent because of that, but … since that was the case until now….
I: You can’t lose it?
J: So far, no one has been sentenced for private sea rescue. All court cases have ended with the acquittal of the defendant. […]
So what we do, that is by international law even mandatory, more or less. If you are on the way with a ship and you get to know about an emergency at sea, you have to help. And that beats any national law and any Salvini decrees, so I don’t worry about it. […]
I: You had a clear assignment, right?
J: Exactly. Yes, that was the task that I more or less took on. So officially it was never really regulated, but I practically went up on the bridge after breakfast and then went down from the bridge before going to bed. Simply because the others had more experience in looking after guests, I kept their backs free, and that’s how I saw my role here.
I: So [Helene (name of the ship)] went on her first mission. When did it leave?
J: We were on the road for two weeks. got on in Barcelona, where we made the steamer a bit more ready, did a few repairs that weren’t quite finished yet. So the drinking water system and so on, there was a bit of a botch-up that had to be fixed. Then we set off, made another stopover in (…Cagliari…), refueled, fixed a few things that still hadn’t worked, drove from there to just outside Libya, before Tripoli – Tripoli, no? – and positioned ourselves outside the 24-mile zone, and on the way there we saw the first dinghy that had been flooded and was really only suspended from a single chamber.
I: Without people.
J: Without people on it, without somehow a mark that someone had retrieved it. The people had… drowned, to be blunt.
I: How big was it?
J: Such a rubber dinghy, as we have taken up in the end, 80, 100 people may have been that. Floating there like that, according to the bird shit that was on it, for two, three days probably already…. We then went to our observation position afterwards, because we were doing an observation mission and not an official rescue mission. You’re not allowed to do that as a private motor yacht. Uh, we received a distress call, i.e. a position report from a rubber dinghy, went there at night, searched for three hours, but found nothing, returned to our position, barely arrived there, and received the next position report.
I: From the same ship, from the same boat.
J: No, from another boat, that was probably a rubber dinghy with 86 people, including women, children on it, that’s what we were actually looking for and then we found our boat. So what happened to the other boat … we can only speculate.
I: We don’t know.
J: You never know.
I: What kind of boat was it?
J: Yes, it was a rubber boat, about ten meters long, I’d say, (…). Broken outboard motor, no more drinking water on board, the first air chamber was already broken, the second air chamber broke when we started to rescue the people, so two or three hours later they would have been drowned. […]
I: Could you describe the crew on board, how many people were there, what kind of people, with what kind of tasks?
J: Well, in the end we left with, let me not be wrong, seven. The captain, the first officer, me as second, Georg as third, we had a doctor with us, a cook and two reporters.
I: Reporters – from?
J: Freelance.
I: Freelance… why did they have an assignment for…?
J: Yes, they had an assignment, they accompanied us, but they also collaborated. […]
I: And the media, what is their function on board? Why are they with us now as media people?
J: Well, once to report on the situation, what is happening here in the Mediterranean. To draw attention to it, and I have to say quite honestly, I was also glad that they were there, because that simply brought a bit of security.
I: Yes, in what form?
J: Well, when we retrieved the dinghy and took the people from the boat, a speedboat from the Libyan coast guard came. And there were also situations where they fired warning shots at such NGO boats. […]
I: But that didn’t happen in your case?
J: That didn’t happen with us.
I: How did it happen, how did they come? And then?
J: Yes, they just arrived (exhales), came at us at full speed, then drove relatively close to us, actually quite too close, if you consider the condition of the rubber dinghy, which could have filled up at the moment. And then, of course, it’s nice if someone somewhere is filming the whole event with a camera, and you can also see that there are somehow webcams on top of the roof, and that you can imagine that this is also being streamed live.
I: So securing evidence.
J: Securing evidence, in case they would have still somehow freaked out, there.
I: This also means that you yourself, that what you do yourself is also recorded, is also a security, right?
J: That too, yes. And a nice memory, apart from that.
I: How long did this rescue operation take until they were all on board?
J: About half an hour, an hour. First we sent the rubber dinghy ahead, packed life jackets on it. We actually assumed that the boat with the nearly 80 people, they first distributed the life jackets, but then went back again, because that was just too few. In the meantime, we approached the position and wanted to bring the people on board individually via our rubber dinghy, simply so that things would run a little more smoothly. If everyone wants to climb over the edge, wants to climb on board, such a boat is of course bad (…tuned…) and can also tip over sometimes.
J: But when the coast guard came, we more or less ignored it, pulled the boat alongside with boat hooks and let them climb over the railing so that it would go faster. […]
J: So ‘picked an eye, in between then the rubber is also torn there, where I had held that. So to call that a rubber boat at all, that’s a bit of a euphemism, that was better tent material, I’d say.
I: What kind of people were on the boat? Can you tell?
J: Yes, a total of 109. There were two Egyptians, there were Sudanese, and there were – let me not say anything wrong – Libyans, I think, but I have to check again. The youngest was thirteen, had been traveling alone for a year, and that went on until … almost early 30s, I would say, almost all young men. […]
I: And how can I imagine it here, on the ship, with so many people? Where was everybody?
J: (laughs slightly) All on deck.
I: How big is the ship, how long is it?
J: 25 meters long and about five meters wide. Half of it is superstructure (Aufbauten). So in purely mathematical terms, we have just under half a square meter per person. And you can imagine that it’s going to be very cramped.
I: Yes. So they were all on deck, right?
J: They were exclusively on deck. So in the superstructures, of course we had to work accordingly, prepare food, we couldn’t have any of the people sitting around. Only at the end, in the storm night, where the water stood half a meter on deck, we took them in with us, of course, otherwise they would have been washed over the edge.
I: You’ll have to explain that to me a bit more. What happened there? So you took them all on board, to stay in order, and… where did you go?
J: First we drove to Malta, tried to get in. We didn’t get an entry permit.
I: Yes, how long did that take?
J: That was a total of nine nights.
I: So they were on board for eight nights in total?
J: Exactly, and it took us about a day to get to Malta. So we were just drifting around for a week. […] We made sure that we didn’t run into the twelve-mile zone. Then we drove on towards Italy that day, because there was a storm warning for the next two or three (…days…), and Italy was a bit more sheltered. And the storm hit us at night as well.
I: Yes, after how many days?
J: Yes, the ninth night, as I said, we had no choice but to continue to Italy, because the wind was coming from the south. And we sailed in such a way that we offered as little attack surface as possible, so always with the wind…
I: Because there were people on board.
J: Because the people were on board. So that the ship becomes a little calmer, there partly then still a little on the open sea or less, if somehow ‘ne wind gust has come, the course changed. That looked quite chaotic afterwards, on the electronic sea chart. .. Yes, it was seven, eight wind forces, as I said, water level about half a meter on deck, where the people were sitting, all of them, and that was really the time when it all became a maritime emergency for us, too. Because this was an untenable condition, we had to enter.
I: So there was no permission from the Italian coast guard?
J: There was no permission, so we announced ourselves, said we were coming in, and if we didn’t get permission, we would declare ourselves as a maritime emergency, so the Italian coast guard would have to save us, they would have been obliged to. They are there, yes (laughs) we also had, this time yes we also had a Salvini decree even against us. So on the day when the government was dissolved, Salvini wrote a decree again, so to speak, in order to bring us in under the threat of a penalty of one million banned. Uh, yes (grins), I now amuse me deliciously about it. We are here, Salvini is gone. Yes, as I said, we announced ourselves, kept in touch by radio, they sent a boat to meet us, from the Guardia Financia, they saw the conditions on board and then realized that they had to let us into the port. So in the end we did have permission to enter the port.
I: And, uh, why was the ship confiscated?
J: Puhhh…
I: What is the accusation if, if they let you enter?
J: Well, you’ll have to ask the lawyers about that, because we violated this Salvini decree.
I: Well, okay.
J: But, as I said, we acted strictly in accordance with international law, and international law takes precedence over national law.
I: So, let’s take a quick look back before we go in. Um, how is it, how can you imagine it here, on board, the week where you were so full? How did it go, what happened? How did the days go? Where did they sleep, how did they eat…was there medical care? Can you briefly describe all of that a little bit?
J: Well, the people just sat on deck all day. Of course, they had almost nothing to do. We tried to set a highlight every day. A shower built up for that everyone could shower for two minutes, with bell in front, bell at the end, fresh clothes handed out. One day we drove the people with our rubber dinghy a little bit through the area… as an action program, I would say, more or less, to kill time. One day we gave out some playing cards, but that caused a bit of a quarrel on deck, … which resulted in the guests collecting the cards themselves, because they wanted to be as quiet as possible and didn’t want to have any trouble with us. Food (exhales), couscous, in the morning and in the evening, is just the only thing that you can prepare on such a normal stove, a normal kitchen stove, for a hundred people. In other words: three kilos each, I think it was, in a ten-liter cleaning bucket, hot water on it, and the whole thing then with beans, with tuna, with chocolate, however a little flavor brought in; a plastic cup full, morning and evening. A little bit of muesli bars, energy bars, sometimes there was half an apple for it. So we made an emergency supply so that they had the necessary calories. Uh, we had medical care, as I said, a doctor on board, who had office hours once a day.
I: Was he busy?
J: Yes, he was busy. He also sat here, distributed the appropriate waiting tags … and then took care of the people afterwards.
I: There’s a little infirmary, that’s what he did there, right? In this little room?
J: Exactly, we have such a small hospital here, where … equipped with the most important medicines. Correspondingly for wound care and the expected things, so scabies medication, for example, against cough, against cold, (…) painkillers.
I: Were there any problems with seasickness?
J: Yes.
I: Were there, among the guests?
J: Well, one of them was really seasick all the time, but he didn’t really talk about it, he just kept it to himself.
I: And … where did they sleep?
J: Well, in the end we slept on deck. (Exhales) And at night we turned off the radar and satellite antenna so that we could sleep up here on the superstructure and on the forepeak, otherwise it wouldn’t have been possible in terms of radiation. Then we had a mast with a viewing platform on the forepeak, and the people slept on it, strapped in so that they wouldn’t fall off. We padded our gangway with life jackets so that you could lie on it, i.e. every available square meter. One of us always slept in our little dinghy.
I: So, one after the other? Can you put it that way?
J: Yes, everyone must have had a fixed place somehow, the whole time, it must have been so well established, they also had a bit of a hierarchy among themselves.
I: But in the open air?
J: Under the open sky, the whole time. So we stretched out a canvas as a sunshade … there was no other way. Especially at night, you could really only walk across the deck as a balerina, so to speak. Because one step, and then somehow on tiptoe, and then one step to the side, where the next place is, where you can put your foot…
I: To get a way through…
J: To be able to move through it at all and to be able to go to the toilet at night, … to the front.
I: How was the sanitary situation solved?
J: (exhales) Yes, a disaster in and of itself. Well, we had an outside toilet, a metal tub with a hole and a drain pipe, a garden tube for rinsing, and we put a canvas cover there as a screen. Two people even slept there, although that must have stunk like a pig, and there all the time … with a hundred people, there is often a leak. Those were even the preferred places, as one had noticed, because there was just a bit more space.
I: Was there something like a fixed daily routine? Was there any organization?
J: Actually, only the fixed meals, and even those were a bit dependent on how we got organized.
I: And for you as a team, was there such a shift schedule, or was there so…? ?
J: Exactly, we had a shift plan, a fixed guard plan, so at night four hours each, during the day three, that the individual shifts also changed among themselves, that not everyone always has to work from midnight to four, or so, so once the guard and then the next from 8 pm to midnight. […]
J: Yes, it was especially exhausting. Temperatures always 30 degrees, no wind, deck full, a bit grumpy, to say the least. When you have a hundred people sitting there who haven’t showered in weeks or months, it’s quite noticeable. […] And apart from that, I was on watch from morning till night. Hardly slept…, so if I was lucky it was sometimes six hours, sometimes less, whereby especially Caro and Georg actually didn’t get much more than two hours per night. They mainly took care of the guests. I almost had the nicest job here on board, I have to say.
I: Yes. And then the situation here on board, how did you perceive it, what went through your mind, what did you feel? What can you, can you remember about it?
J: Puhhh … so I was glad that we had the people on board. That was such a really ‘good thing’ what we did there, if we hadn’t taken them on board, they would have been drowned. That was also clear to me the whole time. Accordingly, I was also more than willing to accept the corresponding inconveniences, I’ll call it now. It was probably one of the hardest, but certainly also the best thing I have ever done.
I: Ever in your life, you mean?
J: Yes. Like I said, somewhere more than a job. (grins)
I: Yes. .. How would you say the mission would have gone if the work hadn’t been criminalized?
J: We would have offloaded the people here, refitted the ship and set off again.
I: How long would that have taken?
J: Phew, three, four days maybe.
I: So maybe two or three rescues instead of one, can you say that?
J: Yes, I’d say, basically, a shuttle service would have been optimal. Collecting people, into the harbor, unloading people, taking on provisions and getting everything ready again, and setting off again. […]
I: Hmm. So, let’s get to the time here, in [port city in Sicily]. What’s your job here on the ship in the port?
J: To take care of the ship. One is to make sure there’s no “shopping” here. There are still certain valuables, the satellite system cost 40,000, I think.
I: So that nothing is stolen.
J: That nothing gets stolen, keeping the ship running, small repairs. And we are obligated on the part of the port to ensure that the ship is manned appropriately, that it can be moved if necessary, and that there is always someone on board with the appropriate competence, I would say, to simply be addressed.
I: That is, to be present. What do you have to do on the boat, specifically?
J: Yes, what do I have to do concretely. Well, running the boat, making sure that there is always electricity, keeping the generator open, turning it on and off… the thing that has to be done regularly, pumping out the (…),the passage of the shaft through the hull, there is always a bit of water coming in, that has to be pumped out regularly. And such small routine work. Checking the lines to make sure that nothing breaks and, if in doubt, tightening them again. […]
I: Hmh. Do you also have time on the ship, or are you busy all the time?
J: Actually I have more than enough time.
I: More than enough.
J: Yes, way too much. […]
I: And, um, killing time is what you call it. And how do you feel about that?
J: Quite boring, by now. […]
I: Um, would you say this is meaningful work that you’re doing here?
J: Phew, well, I’m glad that I have a job on a ship again, in that respect yes, but it would make sense if we could sail again now and get back to work.