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Verhandlungen des Europäischen Parlaments
SITZUNG AM DONNERSTAG, 15. FEBRUAR 2001
Stabilitätsplan in Irland und in Frankreich
Bourlanges (PPE-DE).
Frau Präsidentin, Herr Kommissar,
werte Kolleginnen und Kollegen!
Es ist ein seltsam Ding, das uns heute zusammenführt, denn wenn ich Herrn Wurtz höre
und den Kommissar höre, habe ich den Eindruck, sie führen den gleichen Kampf. Beide
sagen uns: "Ihr habt nicht das Recht zu wachsen, aber Ihr habt das Recht, Geld auszugeben".
Ihr habt nicht das Recht zu wachsen. Da ist ein Staat, Irland, der einen
beeindruckenden Haushaltsüberschuss, eine sehr geringe Verschuldung, eine hohe Wachstumsrate
aufzuweisen hat und eine Inflation, die zwar zu hoch ist, vorwiegend aus exogenen
Gründen, aber doch die wesentlichen Kriterien des Stabilitätspaktes einhält, und
Sie sagen: "Es ist nicht gut, zu wachsen, obwohl Ihr die Kriterien einhaltet".
Herr Wurtz sagt uns: "Man muss das Recht haben, Geld auszugeben". Ich möchte Ihnen
sagen, Herr Wurtz, dass das auf Irland nicht zutrifft. Irland gibt nicht zu viel
aus. Es hat ein starkes Wachstum, eben weil es nicht zu viel ausgibt.
Was Frankreich betrifft, so sagt man uns: "Frankreich hingegen geben wir ein kleines
Zeichen, wir erteilen ihm eine kleine Rüge, aber eigentlich akzeptieren wir es".
Ich stelle aber nun fest, dass Frankreich seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.
Frankreich hatte sich zu einer Senkung der öffentlichen Ausgaben und zu Steuererleichterungen
verpflichtet. Dieses Ungleichgewicht ist durchbrochen. Wie wir sehen, geht die Reduzierung
der Defizite in Frankreich zurück, während ein Wachstum festzustellen ist. Wir sehen, dass Frankreich nach wie vor das höchste Niveau der öffentlichen Ausgaben
in der ganzen Eurozone hat. Wir sehen, dass Frankreich aus seinem Staatshaushalt
Lohnkosten finanzieren lässt, die eigentlich die freie Wirtschaft tragen müsste.
Das alles ist nicht befriedigend, aber Sie sagen nichts, weil Frankreich wie auch Deutschland,
Italien und andere Länder für Sie ein zu großer Brocken ist.
Ich mache mir Sorgen, denn um einen echten Policy-Mix
zu erreichen, Herr Kommissar und ich mache Ihnen das nicht zum Vorwurf müssten
Sie die Möglichkeit haben, politisch weniger zaghaft, rechtlich besser gerüstet und
wirtschaftlich mit einem etwas umfassenderen Analyseapparat als das derzeit der Fall
ist, ausgestattet zu sein. Im Grunde leiden wir in dieser Frage eher an zu wenig Europa
als an zu viel Europa, und diesen Mangel müssen die
Kleinen ausbaden!
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