Polysemie
- religiös-asketisch: ‘Verzicht aus religiösen Gründen’
- religiös-temporal: ‘Zeit des Fastens’
- säkular-asketisch: ‘Verzicht, vor allem um Gewicht abzunehmen’
- säkular-deprivativ: ‘Mangel an etwas, Fehlen von etwas’
Definition
Fasten
Der religiös motivierte Verzicht auf gewisse Speisen (hauptsächlich Fleisch), häufig auch auf andere weltliche Gewohnheiten und Vergnügungen. Er wird mit Besinnung und Einkehr verbunden. Das Fasten wird von gläubigen Christen als Zeichen der Buße über begangene Sünden und als Gedenken an den Opfertod Christi aufgefasst. Oft sind bestimmte kürzere und längere Fastenperioden in einzelnen Religionen vorgeschrieben (z. B. die christliche vierzigtätige Fastenzeit vor Ostern oder der Fastenmonat Ramadan im Islam).
Sg. tant.
Konnotationen
- Hungergefühl, blasses Gesicht
- Fisch, Wasser, trockenes Brot
- Karfreitag, Aschermittwoch, vierzig Tage vor Ostern, Advent
- Ramadan
- Reinigung, Läuterung, Annäherung an Gott
- Ekstase, Aufgeschlossenheit für geistige Erfahrungen
- Jesus in der Wüste, Johannes der Täufer, Propheten
Wortbildungen
Substantive
- Bußfasten ‘mit Bußübungen verbundenes Fasten’
- Fastenandacht ‘Gottesdiensthandlung in der Fastenzeit’
- Fastenbrauch1 ‘der Brauch zu fasten’, vgl. aus religiösem Fastenbrauch ist Nahrungsverzicht als medizinische Therapie entstanden
- Fastenbrauch2 ‘ein Brauch, der in der Fastenzeit eingehalten wird’, vgl. der althergebrachte Fastenbrauch, statt Fleisch Fisch zu essen
- Fastenbrechen ‘abendliches Aufheben des Fastens im Ramadan’
- Fastenmonat ‘Ramadan, Fastenzeit im Islam’
- Fastenpredigt ‘eine Predigt, die in der Fastenzeit gehalten wird, meistens als Aufruf zu Umkehr und Buße’
- Fastenspeise ‘in der Fastenzeit erlaubtes Essen’
- Fastenzeit ‘der vierzigtägige Zeitabschnitt zwischen Karneval und Ostern’
- Fastnacht ‘die Zeit vor der großen Fastenzeit, meist die letzten Tage davor, an denen ausgelassen gefeiert wird’
- Fasttag ‘ein Tag, an dem gefastet wird’, vgl. der Karfreitag ist ein gebotener Fasttag
- Osterfasten ‘die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern’
Verben
- fasten1 ‘sich aus religiösen Gründen im Essen einschränken, insbesondere auf Fleischzufuhr verzichten’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- Beten und Fasten
- das Fasten brechen
- das Fasten einhalten
- ein Tag des Fastens und der Trauer
- eine Zeit des strengen Fastens
- Kasteien und Fasten
- Kranke und Schwangere sind vom Fasten ausgenommen
Belege
Wenn am morgigen Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt, lassen sich viele evangelische Christinnen und Christen zu einer anderen Nutzung von Zeit einladen. Fasten kann vieles bedeuten: Den Alltagstrott verlassen. Verzichten lernen. Freiräume entdecken. Wie die Menschen fasten, entscheiden sie selbst: Sie verzichten auf eingefahrene Gewohnheiten – Alkohol, Zigaretten oder Süßes – oder versuchen etwas Neues – bewegen sich mehr, lesen einen Psalm, suchen bewusst die Stille.
http://www.ekd.de [8.6.2012]
Einen ähnlichen Gedanken äußerte der Feldkircher Diözesanbischof Klaus Küng in seinem am Donnerstag veröffentlichten Fasten-Hirtenbrief. Es gebe nicht nur Fasten beim Essen und Trinken, andere Arten des Fastens könnten dringender sein, meinte Küng, und schlug unter anderem "Fernseh-Fasten" vor.
Salzburger Nachrichten, 06.03.1992
Die Vorstellung, Gott lasse sich durch Fasten und andere «gute Werke» gnädig stimmen, wurde von der Reformation mit Vehemenz bekämpft.
St. Galler Tagblatt, 03.04.1999
Salavina beschrieb seine Heimatstadt liebevoll als tropisches Venedig, dessen Einwohner abends in das prächtige Theater strömten und sich vor Beginn des Fastens dem Karneval hingaben.
Die Presse, 08.05.1992
Advent war ursprünglich eine Zeit des strengen Fastens, der Gebete und der Meditation. Die im 5. Jahrhundert noch geltende vierzigtägige vorweihnachtliche Bußzeit soll im 6. Jahrhundert von Papst Gregor auf vier Wochen verkürzt worden sein. Von da an war sie eine "geschlossene" Zeit der Buße und Einkehr, in der allen weltlichen Vergnügungen vom Tanzen bis zum Fleischgenuss entsagt werden musste. Heute dominieren Märkte, Betriebsfeiern, Basare und Konsum.
Frankfurter Rundschau, 26.11.1999
Die Fahrt des Alkoholisierten hatte bald ein Ende, als er eine Vorrangverletzung beging und gegen das Auto, in dem sich die beiden Frauen befanden, prallte. "War das nicht an einem Karfreitag?", wollte der Privatbeteiligtenvertreter von dem Beschuldigten wissen und spielte damit auf den Fasttag an. Doch Richterin Schwarz blockte ab: "Auf das Kasteien und Fasten wollen wir hier nicht näher eingehen."
Kleine Zeitung, 14.06.1998
Als der römische Kaiser Konstantin das Christentum 313 n. Chr. zur Staatsreligion machte, unterlag es der Versuchung, alles religiöse Leben mit Vorschriften zu regeln. Fasten wurde zu einem Kampf der Seele gegen den Leib; es entstand ein Katalog von Verordnungen - und ein ausgeklügeltes System von Ausnahmen. Das Schlemmen beim Heringschmaus am Aschermittwoch ist ein Ausläufer dieser Perversion des Fastengedankens. Wer glaubt, sich durch Fasten den Himmel verdienen zu können, liegt ohnehin falsch. Und das nicht erst seit dem Reformator Martin Luther, für den das Fasten dem gleichen Irrglauben entsprang wie der Ablaß: Gott durch "Werke" für sich gewinnen zu können oder zu müssen.
Salzburger Nachrichten, 05.03.1998
Welchen Nutzen ziehen Muslime vom Fasten? Das Fasten ist eine direkte Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und seinem Schöpfer, also ein Gottesdienst, der frei von Heuchelei sein muss. Die Seele des Fastenden wird gereinigt und geläutert, und seine Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen wird gefestigt. Ohne dies bleibt das Fasten bedeutungslos und leer. So ist ein großer Nutzen des Monats Ramadan mehr Barmherzigkeit gegenüber Armen und Bedürftigen und darüber hinaus das Erlangen einer gewissen Selbstbeherrschung und Konzentration auf das Wesentliche. Fasten schärft das Gewissen und vergrößert die Widerstandskraft. Das Fasten ist eine freiwillige Askese, ein Hinweis darauf, Gott und seinen Geboten gehorsam zu sein und ein Praktizieren der Gebote Gottes, in dem man sich freiwillig des Essens und des Trinkens für eine bestimmte Zeit enthält, danach nimmt man leichte Speisen zu sich, die frei von tierischen Fetten sind.
http://www.muslimehelfen.org/blog [8.6.2012]
Der Fastenmonat Ramadan geht dieses Jahr noch bis zum 29. August. Ausgenommen vom Fasten sind Kranke, Säuglinge, Schwangere und Menschen, die körperlich sehr schwer arbeiten müssen.
Mannheimer Morgen, 11.08.2011
9. Aw. Dies ist der traurigste und tragischste Tag des Jahres. Es ist ein Tag des Fastens und der Trauer wegen der Zerstörung des ersten Tempels in Jerusalem (586 v. Chr.) und des zweiten Tempels (70 v. Chr.). Am 9. Aw 1492 wurde das Dekret der Austreibung der Juden aus Spanien erlassen. Tischa Be-Aw ist ein Tag völligen Fastens: Essen und Trinken sind vom Sonnenuntergang am 8. Aw bis zum Einbruch der Nacht am 9. Aw verboten.
http://www.payer.de/judentum [8.6.2012]
Fasten ist mehr als nur Nicht-Essen. Fasten ist kein Kampf gegen den eigenen Körper. Fasten in Gemeinschaft unterstützt den Prozess, sich auf neue Erfahrungen einzulassen", schreibt das Begleitteam Anita Kneschitz, Josef Prikoszovits und Alexandra Moritz in seiner Einladung zu den Fastentagen der Dompfarre. Zentrales Anliegen ist jedoch ein Fasten als Beten mit Leib und Seele, das in der Zeit vor Ostern bei der Vorbereitung auf Leiden, Tod und Auferstehung Christi Hilfe geben soll. Zwei konkrete Formen des Fastens mit Tee, Obst- und Gemüsesäften werden geboten: Fasten an jedem Freitag in der Fastenzeit. Fasten an drei aufeinander folgenden Tagen: 22. bis 24. Feber 2007. Die medizinische Begleitung erfolgt durch Dr. Andreas Paul.
Burgenländische Volkszeitung, 07.02.2007
Definition
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Definition
Fasten
Einschränkung der Nahrungszufuhr oder Verzicht auf bestimmte Speisen meistens zum Zweck der Gewichtsreduzierung. Der Verzicht ist i.d.R. durch den Wunsch motiviert, schlanker zu werden, oder durch Bemühungen den Körper von Schadstoffen zu befreien.
Im Deutschen kommen manchmal zu den dietätischen und gesundheitlichen Aspekten von Fasten auch andere hinzu, beispielsweise wird Fasten als Mittel zum neuen Erleben des eigenen Körpers oder als Weg zur Ruhe und Entspannung aufgefasst.
Fasten bezeichnet selten auch einen Zustand, wenn man gar keine Nahrung zu sich nimmt, etwa aus Protest gegen etwas oder weil man kein Geld für die Lebensmittel übrighat.
Sg. tant.
Konnotationen
- Gewichtsabnahme, Hungern
- Gemüse- und Obstsäfte, Tee, Salate
- Reinigung, Heilung, Entschlackung, Entgiftung, Wellness, Therapie
- neue Kräfte erschließen, Entspannung, Einkehr, sich neuen Erfahrungen aufschließen
- vierzig Tage vor Ostern
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Diät
- Verzicht
Opposita
- Prassereiselten
- Völlerei
Wortbildungen
Substantive
- Fastenkur ‘eine Kur, die durch das Fasten die Gesundheit stärkt’
- Fastenwandernokkasionell ‘ein mit Diät verbundenes Wandern, das vor allem auf eine Gewichtsreduzierung abzielt’
- Heilfasten ‘Einschränkung der Nahrungszufuhr zur Förderung der Gesundheit’
Verben
- fasten2 ‘sich im Essen einschränken, besonders zum Zweck der Gewichtsreduzierung’
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- die heilsame Wirkung des Fastens
- durch Fasten den Körper von Giftstoffen reinigen
- Fasten und Reinigen
- ganzheitliches Fasten
- medizinisch begleitetes Fasten
- Wirkungen und Methoden des Fastens
Belege
Eines vorweg, ich bin nicht religiös, mein Fasten hat also nichts mit einem bestimmten Glauben zu tun. Gefastet wurde insgesamt 4 Tage am Stück, die Kalorienzufuhr wurde auf ein Minimum reduziert, getrunken wurde im Schnitt: 1,5 l Wasser, 1 l Saft und 1,5 l Tee, beim Sport vergleichsweise mehr.
http://www.motor-talk.de/blogs [17.05.2010]
„Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente!“ Schon Hippokrates (460–370 v. Chr.) wusste um die reinigende und erneuernde Kraft durch das Fasten.
http://www.heilfastengesundheit.de [26.02.2012]
Null-Diät oder totales Fasten schließt jegliche Nahrungsaufnahme aus und erlaubt lediglich Getränke wie ungesüssten Tee, Kaffee und natürlich Mineralwasser.
http://www.diaeten-sind-doof.de [26.02.2012]
Fasten ist bewusstes Nicht-Essen für eine begrenzte Zeit. Auf feste Nahrung wird während einer Fastenzeit völlig verzichtet. Fasten soll der "Entschlackung" und Reinigung des Körpers dienen. Der Sinn von Fastenkuren ist jedoch medizinisch umstritten.
http://www.tk.de/tk/ernaehrung [04.02.2009]
Dr. F.X. Mayr (1875-1965) - ein gebürtiger Steirer - war jahrelang Kurarzt in Karlsbad und entdeckte beim Menschen, dass viele Krankheiten ihre Ursache im Darm haben. Er entwickelte eine Diagnose- und Therapiemethode, die darauf besonders Rücksicht nimmt. Wie sollen wir richtig fasten? Ruhe und Entspannung sind unverzichtbare Verbündete auf dem Weg zur Gesundung. Fasten ist also keine Rosskur, bei der man sich mit Gewalt zu etwas zwingt. Es ist leichter, dies in Ruhe und unter Anleitung Fastenerfahrener durchzuführen. Ganz besonders gilt dies für die medizinische Indikation des Fastens, das ja eine Heilmethode darstellt.
Tiroler Tageszeitung, 09.03.2000
Monika hilft heute Menschen beim Fasten - Hungern als Reichtum: Abnehmen ohne Fastenstress ist jetzt hoffähig am Gullyhof. Brot wird ohne Hefe und Treibmittel gebacken. Gemüse und Fruchtsäfte werden gereicht, Kräuter-Blütentees erleichtern das Fasten. In schönen Appartements, eingerichtet mit dem Holz der Gullyhofwälder, wird gerastet, Allergiker können mit Ziegenmilch Linderung für Leiden wie Neurodermitis finden. In der Hollersuppe findet sich allerlei Gesundes (etwa wilder Majoran, der das Immunsystem des Körpers stärkt). Während des Fastens führt Bäuerin Monika in die Kunst der Ernährung ein, Entspannung und Meditationsübungen sowie Fastenwanderungen werden angeboten.
Kleine Zeitung, 15.10.2000
Ganzheitliches Fasten. Die heilsame Wirkung des Fastens auf Körper, Geist und Seele wurden von Ärzten in den letzten Jahrhunderten wiederentdeckt. Gelegenheit zur Fastenerfahrung gibt ein Angebot der Ev. Mob. Fam.-Bildungsstätte vom 27. März bis 3. April.
Rhein-Zeitung, 24.03.2000
Auch das Kurzfasten von etwa einer Woche ist sinnvoll, sagen Fachleute. Es soll vor allem die inneren Kräfte, das Wohlbefinden und die Selbstheilungskräfte stärken. Zumindest bietet Kurzfasten die Möglichkeit, den eigenen Körper wieder neu zu entdecken und auf seine Signale zu achten. Über die vielfachen Wirkungen und Methoden des Fastens, des Heilfastens und der ärztlich kontrollierten Fastentherapie orientiert das Gesundheitstelefon der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz.
Rhein-Zeitung, 03.03.2003
Fasten gilt als eines der ältesten und natürlichsten Heilverfahren. Seit fast 60 Jahren wird das Heilfasten als primäre oder ergänzende Therapie verschiedener Erkrankungen eingesetzt, etwa bei Herz-Kreislaufleiden, Bluthochdruck, Asthma und rheumatischen Erkrankungen.
Salzburger Nachrichten, 01.02.1994
Buchingers Klinik besuchen mehr Frauen als Männer und mehr Selbstständige als Angestellte. Bevor sie freiwillig für eine gewisse Zeit nur Wasser, Saft und Brühe zu sich nehmen, schärft Buchinger ihnen ein: »Fasten hat nichts mit Abspecken zu tun.« Wer nur an die Gewichtsabnahme denke, der habe das Prinzip nicht verstanden. Beim Fasten gehe es um ein inneres Ausspannen, so als ob sich ein Knäuel aufdrösele. Für die religiös Motivierten ist der heutige Aschermittwoch der Stichtag.
Nürnberger Zeitung, 05.03.2003
Das Fasten ist unbedingt notwendig, um den Körper von Schlackenstoffen, sowohl geistiger als auch körperlicher Natur zu befreien. Ich verzichte auf Kaffee, jegliche Form von alkoholischen Getränken. In der Fastenzeit wird bei mir das Fleisch durch Gemüse, Salate, Säfte und Tees ersetzt, um die Ausscheidungsorgane anzuregen.
Kleine Zeitung, 14.03.1999
Die VHS Außenstelle Rhaunen bot einen vierwöchigen Kurs zum Thema "Fasten und Reinigen in der Fastenzeit" an. Ziel war es, den Körper zu entschlacken und zu entgiften. Außerdem sollten die Teilnehmer lernen, ihr Essverhalten zu ändern. In den Treffs von insgesamt 16 Stunden erfuhren die Teilnehmerinnen vieles über Reinigungsdiät, Heilfasten, Entschlackung und Essensabbau. Vor Beginn des Fastens erfolgten drei Abbautage und danach wieder drei Aufbautage. Die Leiterin des Kursus, Heilpraktikerin Ute Braun aus Lauferweiler, begleitete die beiden Gruppen während der Zeit durch Gespräche und "sich etwas Gutes tun", wie sie es nannte. Alle Teilnehmerinnen waren begeistert von der Atmosphäre und fühlten sich danach "wie neu geboren". Insgesamt verloren sie in dieser Zeit 76,5 Kilogramm Gewicht. Aufgrund des Erfolges buchten alle Teilnehmerinnen bereits wieder für die Fastenzeit im kommenden Jahr.
Rhein-Zeitung, 14.04.2005
Das Haus Marillac bietet auch heuer wieder ein Fastenseminar in Eben am Achensee an. Unter dem Motto "Fit und froh durch Fasten" wird acht Tage lang mit Tee, Gemüsebrühe und frischen Säften der Körper von Schlacken und Giftstoffen gereinigt. Das Seminar findet vom 25. Juni bis 2. Juli 2000 statt.
Tiroler Tageszeitung, 26.02.2000
Es gibt viele Wege, seinem Körper in der Fastenzeit – und nicht nur dann – etwas Gutes zu tun. Im Kurhaus Marienkron in Mönchhof etwa wird sowohl Fasten nach Mayr (mit Getreideschleimsorten) als auch Tee- und Säftefasten (etwa nach Buchinger/Lützner) angeboten.
Burgenländische Volkszeitung, 07.03.2007
Leider ist Sabrina immer häufiger zum Fasten gezwungen. Ihre Grundsicherung reicht nicht. Oft ist schon vor dem Zwanzigsten eines Monats Ebbe im Geldbeutel. Bei unserem Besuch hatte sie noch 16 Cent in der Tasche.
Nürnberger Nachrichten, 23.11.2004
Mit einem 24stündigen Fasten in der Berner Dreifaltigkeitskirche haben Tamilinnen und Tamilen am Montag auf die Zustände in Sri Lanka aufmerksam gemacht und einen gerechten Frieden gefordert.
Zürcher Tagesanzeiger, 05.11.1996
Essen und nicht Essen sind wie Wachen und Schlafen, wie Spannung und Entspannung. Essen am Tag und Fasten in der Nacht gehören so selbstverständlich zum menschlichen Lebensrhythmus, dass sich niemand darüber Gedanken macht.
St. Galler Tagblatt, 09.01.1999
Definition
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Wortindex
- Bußfasten
- Diät
- Enthaltsamkeit
- fasten1
- fasten2
- Fastenandacht
- Fastenbrauch1
- Fastenbrauch2
- Fastenbrechen
- Fastenkur
- Fastenmonat
- Fastenpredigt
- Fastenspeise
- Fastenwandernokkasionell
- Fastenzeit
- Fastnacht
- Fasttag
- Heilfasten
- Osterfasten
- Prasserei
- selten
- Verzicht
- Völlerei
Etymologie
Mhd. vasten; ahd. fastēn, zu fest, wahrscheinlich ursprünglich ‘an den (Fasten-)Geboten festhalten’. Das Wort kommt vom gotischen fastan ‘(fest)halten, beobachten, bewachen’.
Semantischer Wandel
Fasten als regelmäßiges deverbatives Substantiv wird von den Bedeutungswörterbüchern nicht als Lemma erfasst. Dagegen wird das Verb fasten und das Substantiv Fasten (Pl. tant.) ‘in der katholischen Kirche, Fastenzeit vor Ostern’ oder auch metonymisch ‘während der Fasten auferlegte Einschränkungen und Bußübungen’ (DUDEN GWDS 1993, DUW 2011) verzeichnet. Die Pluralform Fasten (z. B. Verbindungen wie die Fasten beachten, die Fasten halten) gilt heute als buchsprachlich. Die Wörterbücher unterscheiden sich im Einzelnen darin, ob sie bei dem Verb fasten einen Hinweis auf die religiöse Motivation geben. WAHRIG (2006) führt zu fasten an: „sich aller oder bestimmter Speisen enthalten (in der katholischen Kirche als Mittel zur Buße und inneren Einkehr)“, DUW (2011) erwähnt dagegen den religiösen Aspekt des Fastens nicht, vgl.: „sich für eine bestimmte Zeit ganz oder teilweise der Nahrung enthalten oder auf den Genuss bestimmter Speisen verzichten“ und Beispiele wie der Kranke musste zwei Tage fasten und durch langes Fasten war sein Körper geschwächt. Den Wörterbucheinträgen nach ist fasten als ʻsich teilweise oder ganz der Nahrung enthaltenʼ zu verstehen. Wie die Handlung im Einzelnen motiviert wird (als Buße, zur Gewichtsreduzierung u. a.), ergibt sich erst aus einem längeren Textzusammenhang.
Bei dem Lexem Fasten werden im vorliegenden Wörterbuch zwei Profile unterschieden: religiös – asketisch und säkular – asketisch. Sie stellen zwei Pole eines semantischen Kontinuums dar.
Das religiös – asketische Profil bezieht sich prototypisch auf Fasten im Sinne von ‘Einschränkung der Nahrungszufuhr, insbesondere Verzicht auf Fleisch und Genussmittel wie Süßes oder Alkohol aus religiösen Gründen’. Das Fasten wird als religiöse Pflicht wahrgenommen, der an festgelegten Tagen oder in festgelegten Zeiträumen nachgegangen wird. Fasten gilt als Ausdruck der Buße für begangene Sünden oder des Gedenkens an wichtige religiöse Trauertage und es soll durch innere Einkehr und Gebete begleitet werden.
Das säkular – asketische Profil bezieht sich auf Nicht-Essen oder Wenig-Essen aus unterschiedlichen, jedoch nicht-religiösen Gründen, meistens mit dem Ziel das Gewicht zu reduzieren und den Körper zu entschlacken. Seltener sind andere Motive wie Fasten als ‘Nicht-Essen aus Protest gegen etwas’ oder ‘Nicht-Essen, weil man kein Geld hat’ u.a.
In der Mitte des semantischen Spektrums befinden sich solche Verwendungen des Wortes, wo Fasten auf eine zeitlich begrenzte Einschränkung der Nahrungszufuhr referiert, von der man sich das Erlangen sowohl des seelischen als auch des körperlichen Wohlbefindens verspricht. Fasten kann als medizinische Heilpraktik, Wellnessangebot, Weg zur Selbsterfahrung, Entspannung und Ausgleich u. Ä. aufgefasst werden. Die Unterscheidung zwischen einem religiös und nicht-religiös motivierten Fasten kann sich im Einzelnen als schwierig erweisen. Es liegt zum Einen daran, dass die großen christlichen Kirchen das traditionelle Fasten neu interpretieren (Fasten als Bußübung wird vor allem durch evangelische Kirchen hinterfragt, das Gebot der Enthaltung von Essen wird relativiert und durch einen selbst gewählten Verzicht ersetzt, Regeln für die Zusammensetzung der Speisen und die einzuhaltenden Fasttage als überholt wahrgenommen). Gleichzeitig werden selbst durch die Kirchen die gesundheitlichen und wohltuenden Wirkungen des Fastens thematisiert, so dass die Intention der Buße zunehmend in den Hintergrund und die Vorteile für das menschliche Wohlbefinden in den Vordergrund rücken. Zum Anderen greifen viele kommerzielle Anbieter von Fastenkuren und ihre Kunden auf althergebrachte christliche Traditionen zurück, so dass Fasten häufig in der vierzigtätigen Zeit vor Ostern praktiziert wird und das Einhalten einer Diät mit Erbauung für „Körper, Geist und Seele“ verbunden wird. Zur Illustrierung der gegenseitigen Annäherung des religiösen und diätetischen Fastens folgen zwei Beispiele. Zum Einen die Einladung zum gemeinsamen Fasten vor Ostern von einer kirchlichen Einrichtung:
„Fasten ist mehr als nur Nicht-Essen. Fasten ist kein Kampf gegen den eigenen Körper. Fasten in Gemeinschaft unterstützt den Prozess, sich auf neue Erfahrungen einzulassen", schreibt das Begleitteam Anita Kneschitz, Josef Prikoszovits und Alexandra Moritz in seiner Einladung zu den Fastentagen der Dompfarre. Zentrales Anliegen ist jedoch ein Fasten als Beten mit Leib und Seele, das in der Zeit vor Ostern bei der Vorbereitung auf Leiden, Tod und Auferstehung Christi Hilfe geben soll. Zwei konkrete Formen des Fastens mit Tee, Obst- und Gemüsesäften werden geboten: Fasten an jedem Freitag in der Fastenzeit. Fasten an drei aufeinander folgenden Tagen: 22. bis 24. Feber 2007. Die medizinische Begleitung erfolgt durch Dr. Andreas Paul.
(Burgenländische Volkszeitung, 07.02.2007)
Zum Anderen ein Bericht über einen Fastenkurs der Volkshochschule:
Die VHS Außenstelle Rhaunen bot einen vierwöchigen Kurs zum Thema "Fasten und Reinigen in der Fastenzeit" an. Ziel war es, den Körper zu entschlacken und zu entgiften. Außerdem sollten die Teilnehmer lernen, ihr Essverhalten zu ändern. In den Treffs von insgesamt 16 Stunden erfuhren die Teilnehmerinnen vieles über Reinigungsdiät, Heilfasten, Entschlackung und Essensabbau. Vor Beginn des Fastens erfolgten drei Abbautage und danach wieder drei Aufbautage. Die Leiterin des Kursus, Heilpraktikerin Ute Braun aus Lauferweiler, begleitete die beiden Gruppen während der Zeit durch Gespräche und "sich etwas Gutes tun", wie sie es nannte. Alle Teilnehmerinnen waren begeistert von der Atmosphäre und fühlten sich danach "wie neu geboren". Insgesamt verloren sie in dieser Zeit 76,5 Kilogramm Gewicht. Aufgrund des Erfolges buchten alle Teilnehmerinnen bereits wieder für die Fastenzeit im kommenden Jahr.
(Rhein-Zeitung, 14.04.2005)
Die beiden Textbeispiele demonstrieren zwar verschiedene Schwerpunkte des Fastens im kirchlichen und säkularen Bereich (geistige Vorbereitung auf Ostern versus Gewichtsabnahme), gleichzeitig überschneiden sie sich aber nicht nur durch den zeitlichen Rahmen (die Fastenzeit vor Ostern), sondern auch durch die Auffassung des Fastens als Weg zum persönlichen Wohlbefinden.
Sprichwörter
Auf langes Fasten kurze Ostern.
Heute ein Faster, morgen ein Fresser. ‘Wasser predigen, Wein trinken’
Lass ihn eine Weile fasten, so vergeht ihm das Tanzen.
Nach Fasten kommt Ostern.
Wer nicht hungert, kann vom Fasten predigen.
Wer satt ist, lobt das Fasten. ‘der Vollbauch lobt das Fasten’
Wer übel ißt, der fastet genug!
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Hademar Bankhofer: Abnehmen leicht gemacht: Prof. Bankhofers erfolgreichste Fasten-Kuren; Lebensmittel, die schlank machen; 3-Tages-Fasten; Wochenend-Fasten; mit vielen einfachen Rezepten, 2003.
- Hellmut Lützner: Wie neugeboren durch Fasten: abnehmen, entschlacken, entgiften; der ärztliche Führer zum selbständigen Fasten; mit Fasten-Fahrplan und Rezepten für die Aufbautage, 1980.
- Modesta Bersin: Achtsam fasten: erfolgreich abnehmen mit Buchinger-Fasten; mit nachhaltigem basischem Aufbauprogramm, 2014.
- Ralf Moll, Gisela Held: Fasten für Berufstätige: Suppenfasten im Büro; immer satt und keine Leistungstiefs. Mit dem Energiewochenplan, 2014.
Film
- Fasten auf Italienisch (L' Italien, Regie: Olivier Baroux), Frankreich, 2010.
- Fasten à la carte (Regie: Hans-Erich Viet), Deutschland, 2009.
- Fastentage in Griechenland (Regie: Hans W. Geißendörfer), BRD, 1967.
Sonstiges
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Comic-Witz: Fasten(Quelle: http://www.toonpool.com/user/173/files/fastenzeit_46995.jpg)
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Die Fastenaktion der evangelischen Kirche
(Quelle: http://winzerblog.de/wp-content/uploads/aktionsmotiv2009.jpg) -
Erzbistum Freiburg
(Quelle: http://www.erzbistum-freiburg.de/im/img/_KrGYSQLbSrXmS-LWp6dWs6dWevq5F_LbIrRfK5DY2CRYfZLYIDg5hvQmFrt5SjA5IhGJFruaIHd5d/f,j/bild_themen_fasten.jpg) -
Urlaubsfasten
(Quelle: http://www.die-gutscheine.de/wp-content/uploads/urlaubsfastenzeit-300x234.jpg )
Bibliographie
Brantschen, Niklaus 1987: Fasten gesundheitlich, religiös, sozial, Lausanne.
Heine, Peter 2014: „„Fastest Du?“: das Ramadan-Fasten hat an Bedeutung gewonnen“, in: Herder-Korrespondenz: Monatshefte für Gesellschaft und Religion, Bd. 68 (2014), 10, S. 534-538.
Siebenbrunner, Barbara 2001: Die Problematik der kirchlichen Fasten- und Abstinenzgesetzgebung; eine Untersuchung zu dem im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils erfolgten Wandel, Frankfurt am Main.