Polysemie
- religiös: ‘Widersacher Gottes’
- ethisch: ‘Bösewicht’
- ideologisch: ‘Feind’
- mykologisch: ‘Satansröhrling’
- Getränkeprofil: ‘starker Kaffee’
Definition
Satan
Nach religiöser Vorstellung die Verkörperung des Bösen, der Widersacher Gottes und Herrscher der Hölle, der auch als Teufel bezeichnet wird.
Satan und Teufel werden weitgehend synonym religiös verwendet, wobei Satan etwas gehobener ist und Teufel zum einen häufiger als Satan auftritt und zum anderen oft auch volkstümliche Züge trägt. Diese Differenz spiegelt sich auch in der Phrasem- und Wortbildung wider, vgl. häufige Phraseme mit Teufel wie das weiß der Teufel, jemand fürchtet etwas wie der Teufel das Weihwasser usw. sowie die Diminutivbildung Teufelchen (dagegen aber kein *Satanchen).
Vielleicht aufgrund des Fehlens von folkloristischen Zügen wird bei Satan das Böse in konzentrierterer Form ausgedrückt als bei Teufel. Eine scharfe Trennung zwischen beiden Bezeichnungen ist jedoch nicht möglich.
Mitunter ist nicht klar, ob Satan als Person oder nur als ein abstraktes Prinzip aufgefasst wird.
Meistens Sg.
Konnotationen
- Hader, Zwietracht, Hass, Verführung, Versuchung
- Schlange
- listig
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Beelzebub
- böser Geist
- Dämon
- Höllenfürst
- Luzifer
- Satanasbildungssprachlich
- Teufel1
- Unhold
Opposita
- Engel1
- Gott
Wortbildungen
Substantive
- Satanismus
- Satanist
- Satanskult
- Satansmesse
- Satanspilzumgangssprachlich ‘Satansröhrling’
- Satansröhrling ‘giftige Pilzart (Boletus satanas)’
- Satanstücke ‘Teufelei, Bösartigkeit’
Adjektive
- satanistisch
- satanisch1 vgl. satanischer Kult, satanisches Ritual
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- Beim/ Zum Satan! ‘Ausruf der Verwünschung’
- Hol dich der Satan!/ Der Satan soll dich holen! ‘Ausruf der Verwünschung’
- In Satans Namen! ‘Ausruf der Verärgerung’
- fluchen/ schimpfen wie der Satan persönlich: er flucht/ schimpft wie der Satan persönlich ‘sehr stark schimpfen oder fluchen’
- Weiche (von mir) Satan! ‘Ausspruch Jesu, Mk 8,33, wird gesagt, um eine Versuchung abzuwehren’
- Widersagst du dem Satan? ‘Formel beim Taufvorgang’
Kollokationen
- Satan anbeten
- Satans Werk
- vom Satan besessen sein
- vom Satan versucht werden
Belege
Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste, 13 und er war allda in der Wüste 40 Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.
Mk 1,12-13
Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und versiegelte obendarauf, daß er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis daß vollendet würden tausend Jahre; und darnach muß er los werden eine kleine Zeit.
Offb 20,1-3
Chur. - Gestern war das Fest des heiligen Erzengels Michael. In der Offenbarung des Johannes ist der Kampf mit dem Drachen beschrieben: Wie Michael und seine Engel sich erhoben, um zu kämpfen, wie der grosse Drache - der Satan, der die ganze Welt verführt - auf die Erde gestürzt wurde.
Die Südostschweiz, 30.08.2010
Ob jemand den Satan zur Hilfe ruft oder den Satan vertreiben will, ist nur ein gradueller Unterschied. In beiden Fällen glaubt er, dass der Satan als eine anrufbare Macht existiere, die mit den richtigen Formeln beschworen werden könne. Dass verirrte Jugendliche sich dem Satanskult verschreiben, liest man mit Entsetzen, und man bedauert die betroffenen Familien, aus denen sich jemand auf so finstere Irrwege begeben hat. Dass aber die katholische Kirche heute, zweihundert Jahre nach dem Beginn der Aufklärung, ein Handbuch über die Teufelsaustreibung herausgegeben hat, ist nicht minder entsetzlich. Es handelt sich dabei nicht um einen schlechten Scherz, sondern um eine Tatsache.
St. Galler Tagblatt, 27.03.1999
Als dogmentreuer römischer Katholik bin ich nicht mehr gewillt, Kirchensteuern zu entrichten, die von den Kirchenoberen gegen Gott verwendet werden, indem damit hunderte von Kirchen beseitigt, zu Versammlungsräumen verunstaltet und der Glaube demontiert wird, sodass schon Papst Paul VI. sich am 29. Juni 1972 im Petersdom zu dem Ausspruch genötigt sah: „Der Rauch des Satans ist in die Kirche eingedrungen!“
Braunschweiger Zeitung, 26.01.2008
Die Ermittler vermuten, dass der Sektenanführer Pjotr Kusnezow die leichtgläubigen Menschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine gezielt manipuliert habe. Kusnezows schriftlich festgehaltene Theorie sei in einer Auflage von 17 000 Exemplaren im Umlauf. Im Fernsehen warnte der selbst ernannte Kirchenführer von Satan, der sich der Welt etwa über das Internet bemächtige. Laut Augenzeugen zogen sich die Sektenanhänger immer mehr zurück, gingen nicht zur Arbeit, durften kein Geld anfassen, Radio oder Fernsehen nutzen. Ihren Kindern erteilten sie Schulverbot und lehnten jede moderne Technik ab.
Hannoversche Allgemeine, 12.02.2008
Stille senkte sich über uns, als wir uns nun in der Wärme des Feuers entspannten. Ich dachte an unser Stück von Adam und an jenen Garten, den unsere ersten Eltern der Versuchung durch Satan wegen verloren hatten.
Mannheimer Morgen, 31.05.2003
Clint Byars ist durch die Hölle gegangen. Das ist jetzt nicht metaphorisch gemeint oder als gedankenlose Redensart, sondern: Er ist WIRKLICH durch die Hölle gegangen, und er hat sogar IHN getroffen, den Teufel selbst, den Satan, den Antichristen. "Es stimmt, das ist eine absolut wahre Geschichte, es ist genau so passiert", sagt der freundliche 30-jährige Mann, der in Jeans und T-Shirt da steht wie ein Sozialarbeiter oder Erdkundelehrer.
Mannheimer Morgen, 27.08.2005
Schwer glauben lässt sich, dass die „Begnadigung“ des Holocaust-Leugners eine Panne war, wie es der Vatikan nun darstellt. Erst recht nicht, wenn tags drauf ein neuer Weihbischof ernannt wird, der „Harry Potter“ als Werk des Satans und den „Katrina“-Hurrikan als Gottesstrafe für das „amoralische New Orleans“ darstellt.
Mannheimer Morgen, 02.02.2009
dann blies mir Hochwürden Wiehnke dreimal ins Angesicht, das sollte den Satan in mir vertreiben, dann wurde das Kreuz geschlagen, die Hand aufgelegt, Salz gestreut und noch einmal etwas gegen Satan unternommen. in der Kirche abermals Halt vor der eigentlichen Taufkapelle. ich verhielt mich ruhig, während mir das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser geboten wurden. danach fand es Hochwürden Wiehnke angebracht, noch einmal Weiche Satan zu sagen, und er glaubte mir, der ich doch schon immer Bescheid wußte, die Sinne zu öffnen, indem er Oskars Nase und Ohren berührte. dann wollte er es noch einmal deutlich und laut hören, fragte: "widersagst du dem Satan? und all seinen Werken? und all seinem Gepränge?" bevor ich den Kopf schütteln konnte - denn ich dachte nicht daran, zu verzichten - sagte Jan dreimal, stellvertretend für mich: "ich widersage".
Grass, Günter: Die Blechtrommel, (Erstv. 1962). - Frankfurt a.M., 1964 [S. 110]
Die "Bild-Zeitung" hatte am Montag in ihrer Thüringen-Ausgabe berichtet, daß der Bub von seinen älteren Mitschülern umgebracht wurde, weil er deren Satanskult im Wege gestanden hätte. Nach Informationen des Blattes sollen die Beschuldigten in einem Wald bei Son-dershausen an Schwarzen Messen und geheimen Opfer-Ritualen teilgenommen haben. Am Rande des Teufelsberges - der Stelle, an der das Opfer vergraben wurde - hätten die Jugendlichen nachts den Satan beschworen.
Salzburger Nachrichten,11.05.1993
Ausdrücklich entschuldigte er sich allerdings für Versäumnisse gegenüber seinen Kollegen. Die Behauptung, er wolle die Kirche "zum Teufel jagen", entbehre dagegen jeder Grundlage, erläuterte Cran - schon weil der Satan für ihn gar nicht existiert. Er halte am Ziel fest, alte Glaubensinhalte "offen, ehrlich und angstfrei" verständlich zu machen.
Nürnberger Nachrichten, 02.03.1998
Definition
Satanumgangssprachlich
Hyperbolische Bezeichnung für einen bösartigen, schlechten Menschen oder Feind, Widersacher einer bestimmten Ideologie; oft als Schimpfwort verwendet.
Konnotationen
- böswillig, verdorben, herzlos
- Hass, Wut
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Bösewicht
- Teufel2 vgl. der Mann ist ein wahrer Teufel
Opposita
- Engel2 (ethisches Profil)
Wortbildungen
Substantive
- Satansbraten ‘böser Mensch, oft als Schimpfwort benutzt’
- Satansbrut ‘übles Gesindel, oft als Schimpfwort benutzt’
- Satanskerl ‘ein verwegener oder böser Mensch, oft anerkennend’
- Satansweib ‘böse Frau, oft als Schimpfwort benutzt’
Adjektive
- satanisch2 vgl. satanische Freude
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- ein leibhaftiger Satan ‘böser Mensch’
- Du Satan! ‘Ausdruck der Verärgerung oder Beschimpfung’
- So ein alter Satan! ‘Ausdruck der Verärgerung über jmdn.’
Kollokationen
- jmdn. als Satan bezeichnen
- ein wahrer Satan
- der reinste Satan
Belege
Der Bundespräsident möge "gegen die ungeheuerlichen Verbalinjurien und Ausfälle durch die SPÖ gegenüber freiheitlichen Mandataren" auftreten. Mit diesem Ersuchen wandte sich gestern Freiheitlichen-Klubobmann Martin Strutz an Bundespräsident Thomas Klestil. Anlaß war die Aussage von SPÖ-Chef Lhstv. Michael Ausserwinkler, wonach FPÖ-Chef Jörg Haider seine Maske fallengelassen habe und es sich gezeigt hat, "daß sich dahinter ein Satan verbirgt, dessen Zerstörungsgeist unerhört ist". ÖVP-Obmann Vizekanzler Wolfgang Schüssel sieht in Haider gleichfalls einen "Diabolos": "Haider verfolgt die Strategie, stets dort, wo etwas Positives geschieht, die Dinge diabolisch (im Sinne von Diabolos) durcheinanderzubringen", sagte er gestern nach dem Ministerrat.
Kleine Zeitung, 20.05.1998
Schlagartig begriff ich: Wer bestimmen kann, was im Radio gesagt und in der Zeitung geschrieben wird, der kann auch unverschämt lügen. Da bestimmt also der Goebbels (in der Familie stets nur "Klumpfuß" oder "Satan" geheißen), was die Leute erfahren - so erklärte mir mein Onkel die Funktionsweise des Monopols auf Information.
Salzburger Nachrichten, 08.04.1995
Der bittere Scheidungskrieg und der Streit zwischen dem australischen Sänger und seinem irischen Kollegen beschäftigte seitdem die Klatsch kolumnisten. Hutchence beschimpfte den Initiator der "Band Aid" als "Satan" und behauptete, dass dieser mit 1,5 Millionen Mark seine Frau von ihm "zurückkaufen" wollte.
Nürnberger Nachrichten, 21.09.2000
bill gates ist satan!
http://www.weltverschwoerung.de [17.07.2011]
„Fast jeder Jugendliche kommt heute mit dem Satansglauben in Kontakt“, sagt Mischitz, der sich durch das Studium einschlägiger Zeitschriften auf dem Laufenden hält. „Einstiegsdroge“ sei fast immer die Musik, „Heavy“ oder „Black Metal“ genannt, deren Texte den Satan verehren, jedoch nicht im biblischen Sinn als Antichrist, sondern als Symbol für Kraft und Vitalität. Für Mischitz ist der Satanskult ein Wettbewerb unter Gruppen, die sich gegenseitig zu übertreffen suchen.
Die Presse, 02.06.1997
Definition
Satan
Bezeichnung für verschiedene Bezugsobjekte, die als im hohen Grad schlecht, feindlich angesehen werden. Oft in der Publizistik als Übersetzung aus einem islamischen Diskurs, in dem bestimmte westliche Länder als Satan bezeichnet werden. Häufig ironisch, mit Distanz verwendet.
Konnotationen
- USA, Israel, Westen
- Fernsehen, Internet
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Teufel3 vgl. das Internet ist der Teufel
Wortbildungen
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Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- großer Satan ‘USA in bestimmten islamistischen Diskursen’, vgl. der offene Druck und Androhungen seitens der USA und Israels (der große Satan und der kleine Satan in der iranischen politischen Phraseologie) […]
- kleiner Satan ‘Israel in bestimmten islamistischen Diskursen’, vgl. unter Bezug auf Drohungen, iranische Atomanlagen anzugreifen, nannte der Minister die USA "großer Satan" und Israel "kleiner Satan"
Kollokationen
- der amerikanische Satan
- Internet ist Satan
Belege
Dies ist weder ein Krieg zwischen Religionen noch zwischen Nationen. Dies ist ein Kampf zwischen Fanatikern, für die der Zweck - jeder Zweck, sei er religiös, nationalistisch oder ideologisch - die Mittel heiligt, und uns, die dem Leben selbst diese Heiligkeit zuschreiben. Weder der Westen noch der Islam oder die Araber sind der «Grosse Satan». Der «Grosse Satan» sind Hass und Fanatismus. Diese alten Geisteskrankheiten bedrohen uns noch immer. Lassen Sie uns vorsichtig sein und uns davon nicht anstecken lassen!
St. Galler Tagblatt, 15.09.2001
Umgekehrt sind die Vereinigten Staaten in den Augen der iranischen Führung der "Grosse Satan", dessen Einflüsterungsversuche es um jeden Preis abzuwehren gilt. Der konservativen Geistlichkeit zufolge wollen die USA vor allem auf dem Umweg über die Kultur die Jugend des Landes verderben und das Regime schwächen. So ist denn westliche Rock-&-Pop-Musik im Iran verboten, und auch TV-Satellitenschüsseln, dank denen Filme und Fernsehserien aus Hollywood zu empfangen wären, sind offiziell untersagt.
Zürcher Tagesanzeiger, 06.12.1997
AGA KHAN: Sie sprechen damit das Vokabular während der iranischen Revolution zur Zeit Khomeinis an - vom "großen Satan" und dergleichen. Aber ich muß Sie daran erinnern, daß vor nicht allzu langer Zeit Präsident Reagan vom "Reich des Bösen" sprach. Das ist doch nicht viel besser als der "große Satan". Hier geht es nicht um Religion, sondern um Politik.
Salzburger Nachrichten, 19.06.1991
Wer verbirgt sich heute hinter dem Satan und wie steht es um die Machtverweigerung? Der Satan dieser Zeit ist der Markt, dem alles geopfert wird; Arbeitsplätze, ökologische Lebensqualität, Freiheit und Gesundheit. Der Markt ist der Götze unserer Zeit, von allen gefürchtet, scheinbar nicht zu bremsen und nicht mehr zu kontrollieren, und gleichzeitig angebetet von Groß und Klein. Der Markt opfert 400 000 Rinder, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Marktlogik ist so klar, dass jeder in ihr Credo einstimmt. Ich glaube an den Markt und das Kapital. Und jeder ist mit seinem Beruf und Arbeitsplatz an dieses Credo gefesselt. Wo bleibt der Gegenspieler? Gibt es noch den Markt- und Machtverweigerer? Oder kapitulieren wir vor diesem Machtmoloch, weil wir noch ganz gut mit dieser Macht leben?
Rhein-Zeitung, 03.03.2001
Oo - ich habs gewusst.. Satan ist das Internet - das Internet ist Satan ... Auf zur großen Computerverbrennung - und wenn wir schonmal dabei sind Fernsehr und Bücher bis auf die Bibel gleich noch hinterher!!! *Anstift*
http://www.team-ulm.de [17.07.2011]
Definition
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Definition
Konnotationen
Lexikalische Relationen
Wortbildungen
Phraseme, Kollokationen
Belege
Wortindex
- Beelzebub
- Beim/ Zum Satan!
- böser Geist
- Bösewicht
- Dämon
- Du Satan!
- ein leibhaftiger Satan
- Engel1
- Engel2
- fluchen/ schimpfen wie der Satan persönlich
- Gott
- großer Satan
- Hol dich der Satan!/ Der Satan soll dich holen!
- Höllenfürst
- In Satans Namen!
- kleiner Satan
- Luzifer
- Satanasbildungssprachlich
- satanisch1
- satanisch2
- Satanismus
- Satanist
- satanistisch
- Satansbraten
- Satansbrut
- Satanskerl
- Satanskult
- Satansmesse
- Satanspilzumgangssprachlich
- Satansröhrling
- Satanstücke
- Satansweib
- So ein alter Satan!
- Teufel1
- Teufel2
- Teufel3
- Unhold
- Weiche (von mir) Satan!
- Widersagst du dem Satan?
Etymologie
Seit dem 9. Jh. Bestandteil des deutschen Wortschatzes. Mhd. satanas, satan, satanat, ahd. satanas. Entlehnt aus lat. satan, satanas, dieses aus griech. satan, satanas, aus hebr. satan ‘Widersacher, Feind’, zu satan ‘nachstellen, verfolgen’ (KLUGE, DUW).
Semantischer Wandel
Die einsprachigen Bedeutungswörterbücher spiegeln wider, dass das Lexem Satan im Deutschen eine feste Polysemie aufweist. Zum einen wird regelmäßig das religiöse Profil angeführt (vgl. ‘der Widersacher Gottes, der Teufel, der Versucher’ in DUW, 2011 oder ‘Teufel, Widersacher Gottes’ in WAHRIG, 2006), zum anderen dann das ethische Profil (vgl. ‘boshafter Mensch’ in DUW, 2011 oder ‘böser, teuflischer Mensch’ in WAHRIG, 2006).
Das im vorliegenden Wörterbuch ausgegliederte ideologische Profil ist verhältnismäßig neu, findet fast ausschließlich in der Publizistik Verwendung und steht unter Einfluss anderssprachiger, v.a. islamistischer Diskurse. Es beschränkt sich meist auf entlehnte Kollokationen (großer Satan, kleiner Satan), die an der Grenze zum Phrasem stehen und eine feindliche Einstellung der islamischen Welt gegenüber einigen westlichen Staaten widerspiegeln. Der Ausdruck Satan wird dann i.d.R. distanziert verwendet, der Sprecher signalisiert seinen Abstand gegenüber den durch das Wort repräsentierten Einstellungen häufig auch durch Anführungszeichen. In dem ideologischen Profil von Satan ist indirekt eine von der christlichen abweichende islamische Konzeptualisierung von Satan zu sehen, in der jeder Gegner Gottes als Satan bezeichnet werden kann. In Randdiskursen vorwiegend religiöser Art, oder ironisch bezieht sich die Bezeichnung Satan auch auf Abstrakta, besonders bestimmte negativ wahrgenommene Medien (vgl. Fernsehen ist Satan, Internet ist Satan). Die eingeschränkten Gebrauchskontexte werden den Grund dafür darstellen, dass das ideologische Profil von Satan in den Bedeutungswörterbüchern nicht registriert wird.
Sprichwörter
Den Satan jagt man aus (heraus), der Satan kommt ins Haus (wieder herein).
Den fördert Satan, welchen er hindern will. ‘Unrechtes tun wirkt wie ein Bumerang’
Der Satan ist ein Meister im Plaudern, wenn er nicht wohl antworten kann. ‘um den heißen Brei herum reden’
Der Satan kann sich zum Engel des Lichts verstellen. ‘das Schlechte nimmt alle erdenklichen Formen an’
Es wird niemand auf einmal ein Satan. ‘man soll nicht gleich vom schlechtesten ausgehen’
Je freundlicher Satan bittet, desto ernster muss man ihm abschlagen.
Lange Nas' und spitzes Kinn, da sitzt der Satan leibhaft drin. ‘Assoziation der Gestalt Satans, wie wir sie uns aus der Kunst vorstellen’
Wenn man den Satan ruft, kommt er. ‘Unglück ist schnell zur Stelle’
Wer gegen Satan (und seine Verführungen) gewappnet sein will, muß sich warm anziehen. ‘man muss sehr auf der Hut sein, wenn man sich mit dem Bösen einlässt’
Wo der Satan nicht selbst hinkann, schickt er seine Apostel.
Kulturelle Kontexte
Literatur
- Oliver Conrad: Die Garde des Satans, 2011.
- Karl May: Satan und Ischariot, 1893/94.
- Helge Schneider: Satan Loco, 2011.
- Stefan Wolf: TKKG - Die Sekte Satans (Band 81), 2004.
- Oliver Fehn: Satans Handbuch - Schwarze Philosophien, teuflische Rituale, sowie Ratschläge und Trick, 2002.
- Oliver Fehn: Satans Hofnarr. Autobiografie, 2010.
- Oliver Fehn: Satans Trickkiste, 2009.
- Karl. R.H. Frick: Satan und die Satanisten, 2006.
- Arno Froese: Satans letzter Sieg, 2010.
- Arturo Graf: Satan, Beelzebub und Luzifer, 2009.
- Guido Grandt: Der Satan von Witten, 2007.
- Andreas Huettl und Peter-R. König: Satan – Jünger, Jäger und Justiz, 2006.
- Johannes Rothkranz (Hrsg.): Die zehn Gebote Satans, 2006
Filme
-
Die Augen des Satans (The Brain from Planet Arous, Regie: Nathan Juran), USA 1957.(Quelle: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51O1Kq0rPBL.jpg)
- Der Satan mit den 1000 Masken (How to make a monster, Regie: Herbert L. Strock), Großbritannien 1959.
- Satan der Rache (E Dio disse a Caino, Regie: Antonio Margheriti), Western, Italien, Deutschland 1970.
- Carrie – Des Satans jüngste Tochter (Carrie, Regie:Brian De Palma), USA 1976.
Musik
-
SOKO Friedhof: Klingeltöne Satans (Musikalbum), 2007.(Quelle: http://www.geisterspiegel.de/background/rezis/musikrezi/Bilder/klingeltoene_satans.jpg)
Werbung
-
Benetton-Werbung
(Quelle: http://www.lagerverkaufsmode.de/wp-content/uploads/2011/08/United-Colors-Of-Benetton-Outlet-in-Lelystad-300x206.jpg) -
Waschmittelwerbung
(Quelle: http://www.chapso.de/galpics/2011/07/27/422538/30994/64ebb2-1311882707.jpg)
Sonstiges
-
Church of Satan(Quelle: http://data4.blog.de/media/730/1704730_ba86dd99ba_o.jpg)
-
Graffiti und Tags(Quelle: http://streetfiles.org/img/user/22980/L/BBRh3mZrVF7Cier2GiD61257451377.jpg)
Bibliographie
Baskin, Wade 1972: Dictionary of Satanism, Secaucus, N.J.: Citadel, S. 351.
Frick, Karl Richard Hermann 1982-1988: Satan und die Satanisten: ideengeschichtliche Untersuchungen zur Herkunft der komplexen Gestalt „Luzifer/ Satan/ Teufel“, ihrer weiblichen Entsprechungen und ihrer Anhängerschaft, Graz.
Hafner, Johann Evangelist 2010: Die Kommunikation Satans: Einflüsterungen, Gespräche, Briefe des Bösen, Frankfurt am Main.
Schmied-Knittel, Ina 2008: „Satanismus und ritueller Missbrauch: eine wissenssoziologische Diskursanalyse“, in: Grenzüberschreitungen, Band 7, Würzburg, S. 178.