Polysemie
- religiös: ‘Widersacher Gottes’
- intensivierend: ‘ein energischer oder beeindruckender Mensch’
- ethisch: ‘ein böser Mensch’
Definition
Teufel
Nach kirchlicher Lehre und religiöser Vorstellung ein übernatürliches Wesen, die Personifizierung des Bösen, der Widersacher Gottes und Feind des Menschen, ein böser Geist, der Satan oder Antichrist. Das Reich des Teufels ist die Hölle. Der Teufel führt Menschen in Versuchung, verleitet sie zum Bösen und verbreitet das Böse in der Welt.
Der Teufel kommt häufig als Phantasiegestalt in volkstümlichen Vorstellungen sowie künstlerisch-literarischen Darstellungen vor. Er sieht typischerweise wie eine Kreuzung aus einem Menschen und einem Ziegenbocks aus, er hat einen Schwanz, Hörner und einen Pferdefuß. Seine Farben sind Schwarz und Rot, oft umgeben ihn Flammen.
Konnotationen
- Versuchung, Einreden, verlockende Versprechen
- listig
- getarnt
- wild, energisch
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Antichrist (Profil apokalyptisch)
- Beelzebub
- Dämon
- Luzifer
- Satan (Profil religiös)
Opposita
- Engel (Profil religiös)
- Gott (Profil religiös – monotheistisch)
Wortbildungen
Substantive
- Fehlerteufelscherzhaft ‘bildhaft über eine Phantasiegestalt, die für die begangenen Fehler verantwortlich gemacht wird’, vgl. Bei unserer Weihnachtsausgabe hat sich leider der Fehlerteufel eingeschlichen., Hier schlug der Fehlerteufel zu.
- Feuerteufelhyperbolisch ‘bildhaft über einen zerstörerischen Brand’, vgl. Feuerteufel wütet. Brände haben über die Weihnachtstage in der Schweiz ein Todesopfer und mehrere Verletzte gefordert.
- Teufelin1 ‘ein weiblicher Dämon’, vgl. zwei riesige, leicht beschürzte Statuen eines weiblichen Engels und einer Teufelin
- Teufelskreis ‘ausweglos scheinende Lage, die durch eine Folge unangenehmer, einander bedingender Geschehnisse herbeigeführt wird’
- Teufelswerk1, pejorativ ‘Schöpfung des Teufels’, vgl. Während der französischen Kolonialzeit galt Voodoo als Teufelswerk, die Ausübung des Kults war streng verboten., Schließlich sind die neuen Herrscher religiöse Eiferer, für die Demokratie und Humanismus westliches Teufelswerk sind.
- Verletzungsteufelscherzhaft ‘bildhaft über eine Phantasiegestalt, die den Menschen Verletzungen herbeiführt, besonders im Bereich des Sports’, vgl. Und dann müssen wir natürlich hoffen, dass uns nicht so wie im Vorjahr der Verletzungsteufel heimsucht.
Adjektive
- teuflisch1 ‘in Relation zu Teufel (Profil religiös) stehend’, vgl. himmlische und teuflische Wesen
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- als wolle <jmdn., etw.> der Teufel holen ‘mit allen Kräften’, vgl. Das ausverkaufte KUZ rockt, als wolle es der Teufel holen.
- auf Teufel komm rausumgangssprachlich ‘um jeden Preis, bedenkenlos’, vgl. Warum Wissenschaftler auf Teufel komm raus publizieren. Forschung für den Müll.
- beim Teufel seinumgangssprachlich: <etw., jmd.> ist beim Teufel ‘weg sein, verloren gehen, kaputt sein’, vgl. Das Geld ist beim Teufel.
- den Teufel an die Wand malen: <jmd.> malt den Teufel an die Wand ‘pessimistisch sein, ein Unglück dadurch heraufbeschwören, dass man darüber spricht’
- den Teufel mit dem Beelzebub austreibenbuchsprachlich: <jmd.> treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus ‘ein Übel durch ein anderes Übel beseitigen’
- den Teufel tunumgangssprachlich / einen Teufel tunumgangssprachlich: <jmd.> wird den Teufel tun / <jmd.> wird einen Teufel tun ‘etw. unter keinen Umständen machen, gar nichst tun’, vgl. Und die Amis werden einen Teufel tun, sich jetzt auch noch mit China anzulegen., Ein Großteil der ausländischen Bürger, vor allem die türkischen, werden den Teufel tun, ihre Kinder in die Kitas zu bringen, sondern sich die 150 Euro auszahlen lassen und zu Hause weiter mit den Kindern in ihrer Landessprache sprechen.
- der arme Teufelumgangssprachlich ‘über einen Mann in einer schlechten Lebenslage’
- der Teufel ist losumgangssprachlich: <wo> ist der Teufel los ‘es gibt Streit, Aufregung u. Ä.’, vgl. Nachdem Notenbankgouverneur Yasuo Matsushita vor Parlament und Medien den üblichen Kotau vollzogen hat und abtreten will, ist in Tokio der Teufel los. Es werden Wetten abgeschlossen, Gerüchte verbreitet und Befürchtungen über die Auswirkungen auf die angeschlagene Wirtschaft diskutiert.
- der Teufel reitetbildhaft: <jmdn.> reitet der Teufel ‘über jmdn., der sich zu falschem Handeln verleiten lässt’, vgl. Welcher Teufel hat mich geritten, diesen Beruf zu ergreifen?
- ein Pakt mit dem Teufel ‘über eine verderbliche oder gefährliche Abmachung oder Entscheidung’, vgl. Die Friedensvereinbarungen mit den islamischen Extremisten würden einem Pakt mit dem Teufel gleichkommen.
- Hol <jmdn., etw.> der Teufel!umgangssprachlich: ‘Fluch, Ausruf der Verwünschung; Sagt man besonders, wenn man sich mit etwas Ärgerlichem nicht mehr beschäftigen will.’, vgl. Hol´s doch der Teufel!, „Kreuzhimmeldonnersakrament, der Teufel hol das Studium am Polytechnikum“ – studentisches Leben an der ETH Zürich
- Hol mich der Teufel!umgangssprachlich ‘Sagt man, wenn man ganz fest einer Meinung ist.’, vgl. Ja, hol' mich der Teufel, so wie Ihr Sänger Richard Taylor auf dieser guten Stunde vor sich hin jault, könnte man glauben, man hätte es mit Katzen zu tun, die gefoltert werden., Da hol mich doch der Teufel, sind das schöne Fotos geworden!!!!!!
- in Teufels Küche kommenumganssprachlich: <jmd.> kommt in Teufels Küche ‘in eine unangenehme Lage geraten’, vgl. Bei einer Niederlage kommen wir in Teufels Küche.
- mit dem Teufel zugehen: <etw.> müsste mit dem Teufel zugehen ‘etw. ist sehr unwahrscheinlich’, vgl. Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn dann nicht auch potente Geldgeber für dieses Werk gewonnen werden könnten.
- Scher´dich zum Teufel!umgangssprachlich, grob ‘Sagt man, wenn man jmdn. abweist.’
- weiß der Teufelumgangssprachlich ‘keiner weiß, Ausdruck der Verärgerung, Ratlosigkeit u. Ä.’, vgl. Weiß der Teufel, was die da machen.
- wie der Teufel das Weihwasser fürchtenscherzhaft: <jmd.> fürchtet <etw.> wie der Teufel das Weihwasser ‘vor etwas, das eigentlich förderlich ist, große Angst haben’
- wie der Teufel das Weihwasser scheuenscherzhaft: <jmd.> scheut <etw.> wie der Teufel das Weihwasser ‘etw. Förderliches um jeden Preis meiden’
- zum Teufel jagenhyperbolisch: <jmd.> jagt <jmdn.> zum Teufel ‘jmdn. abweisen’, vgl. Ein hiesiger Politiker, der die Interessen eines anderen Landes bedient, würde vom kurdischen Volk zum Teufelgejagtwerden.
- Zum Teufel!umgangssprachlich ‘Ausruf der Aufregung, Ratlosigkeit usw.’, vgl. Was, zum Teufel, will sie von Oda? Noch dazu, wo die heute so ekelhaft zu ihr war.
- vom Teufel seinscherzhaft / vom Teufel kommenscherzhaft: <etw.> ist vom Teufel / <etw.> kommt vom Teufel ‘schlecht, verderblich sein’, vgl. Die Weihnachtsgans war, ernährungsspirituell gesehen, vom Teufel., Gott hat in uns seine Liebe und Lust gepflanzt, die kommt nicht vom Teufel.
Kollokationen
- an Teufel glauben
- der böse Teufel
- der Teufel holt jmdn.
- Teufel und Dämonen
- Teufel und Engel
Belege
Bibel (Einheitsübersetzung)
Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören. (1 Joh 3,8)
Ordnet euch also Gott unter, leistet dem Teufel Widerstand; dann wird er vor euch fliehen. (Jak 4,7)
religiöser Glaube, religiöse Bräuche
Als enger Verbündeter des extrem konservativen "Engelwerks" hatte Andreas Hönisch 1976 die Katholischen Pfadfinder Europas gegründet. Bundesweit werden heute Kinder und Jugendliche in lokalen Gruppen dieser Pfadfinderorganisation zu fanatischer Frömmigkeit, strikter Keuschheit und enthusiastischer Marienverehrung erzogen. Hönischs erklärtes Ziel ist es, „mit einer religiösen Elitegruppe den letzten Kampf gegen das Böse dieser Welt, gegen Teufel und Dämonen zu gewinnen“. Wegen dieser Aktivitäten war Hönisch 1988 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen worden.
Nürnberger Nachrichten, 31.07.1995
Die Kairoer Tageszeitungen hatten am Wochenende berichtet, zwei ältere Pilger aus Ägypten seien beim Ritual der symbolischen Steinigung des Teufels totgetrampelt worden.
Nürnberger Nachrichten, 26.02.2002
Phantasiegestalt − Literatur, Märchen, Sagen
Goethes Doktor Faust ist nicht eine erfundene Figur. Der „wirkliche“ Faust wurde um 1480 in Knittlingen geboren und war bekannt als Zauberer und Geisterbeschwörer, der viel vom Teufel redete. Im Herbst 1540 soll der Teufel Faust geholt haben.
St. Galler Tagblatt, 14.02.1998
Thematisch am Pakt des Menschen mit dem Teufel aus Goethes „Faust“ orientiert, erzählt der Film gleichzeitig eine Detektivgeschichte.
Salzburger Nachrichten, 15.05.1999
Ein Blick zur Haldenbüel-Kirche oder in unsere Ausgabe von gestern zeigt: Die Turmuhren geben verschiedene Zeiten an. Übernimmt evangelisch Gossau damit eine Strategie der Malteser, die so den Teufel verwirren wollen? Oder will Gossau noch derart wachsen, dass es in mehrere Zeitzonen unterteilt werden muss?
St. Galler Tagblatt, 08.08.2000
Durch das Fenster der kleinen Küche des Biobauernhofes von Marlen und Hans Hauser sieht man auf die weichen, fast künstlich anmutenden Hügel in der neben Hirzel gelegenen Gemeinde Schönenberg. Aus einer Sage geht denn auch hervor, die gleichmässig geformten Erhebungen seien Teufelswerk. Nachdem man nämlich den uneinsichtigen Gott um besseres Land angefleht und neidisch auf die grosszügigeren Flächen im benachbarten Zugerland geschielt habe, sei dieser den Schönenbergern zu Hilfe gekommen. Doch das Bestellen der Abhänge stellte sich als mühsam heraus; den Teufel wurden die Bauern los, indem sie auf jedem Hügel ein Kreuz aufstellten beziehungsweise eine Linde pflanzten, die bis heute jeden Gipfel zieren.
St. Galler Tagblatt, 28.11.2007
Die Zahl der verkleideten Besucher nahm indes zu, auch die der Mütter, Väter, die sich als Teufel, als Piraten oder als Fußballfans verkleidet hatten.
Braunschweiger Zeitung, 08.02.2010
Das mit dem Spiegel ist so eine Sache, wenn der Teufel ihn gemacht hat. Alles, was eigentlich gut ist, sieht in seinem Spiegel schlecht aus. Verzerrt, falsch herum ist plötzlich alles, so sehr, dass die Kinder auf der „Probebühne“ im Ballhof große Augen machen, als die Märchentante davon erzählt.
Hannoversche Allgemeine, 04.10.2010
Den vielleicht größten Eindruck hinterlässt aber der österreichische Schauspieler Nicholas Ofczarek als eklig-schmieriger Teufel.
Hamburger Morgenpost, 20.12.2012
Märchenwelt im Theaterzelt: Das Hohensteiner Puppentheater aus dem Erzgebirge lädt ab heute, Mittwoch, 23. Juli, auf dem Neuen Messplatz zu einer fantasievollen Reise in die Märchenwelt ein. Das freche Kasperle, das bissige Krokodil, der böse Teufel und natürlich ein mächtiger König samt einer wunderschönen Prinzessin: Alle Figuren sind aus Lindenholz handgeschnitzt.
Mannheimer Morgen, 23.07.2003
Er scheint sich immer noch die Distanz zu seiner Arbeit bewahrt zu haben, an Geister und Teufel glaubt Deutschlands erfolgreichster Gruselautor nicht.
Nürnberger Nachrichten, 12.01.2008
Aber dafür kämpfen sie nicht mit Waffen, sondern mit Bildern. Muammar al-Gaddafi wird auf den Karikaturen mit Haaren wie ein Wischmopp und Knubbelnase, als bettelnder Penner, Vampir oder vom Teufel verfolgt gezeigt. Die Jugendlichen liefern sich dabei einen Wettstreit der Veralberung.
Nürnberger Nachrichten, 06.04.2011
hyperbolisch, intensivierend
„Ich gehe davon aus, dass es Wolfsburg packt. Die haben eindeutig die besten Karten“, sagt Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Und der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) argumentiert: „Der VfL Wolfsburg wird deutscher Fußballmeister, weil er den besten Sturm, den besten Trainer und die größte Heimstärke der Liga hat.“
Literaturkritiker Hellmuth Karasek: „Nur der Teufel kann VfL stoppen.“
Braunschweiger Zeitung, 22.05.2009
Nicht nur bezweifeln auch viele Demokraten, dass die USA „reif“ für eine Frau oder einen Schwarzen im Weißen Haus sind. Hillary Clinton könnte es auch das Genick brechen, dass sie eine Vergangenheit hat und Obama, dass er keine hat — nämlich nur zwei Jahre Senatserfahrung. Und das wiederum dürfte beide zu Traumkandidaten in den Augen der Republikaner machen, wie es in Fernsehkommentaren hieß.
Das gilt besonders für die Frau von Expräsident Bill Clinton. So zitierten schon im vergangenen Jahr Medien den konservativen Prediger Jerry Falwell mit den Worten: „Nichts würde meine Anhänger mehr motivieren, nicht einmal, wenn der Teufel selbst anträte.“
Nürnberger Zeitung, 22.01.2007
Definition
Teufel
Ein Mensch, der in hohem Maße eine oder mehrere dem Teufel zugeschriebene Eigenschaften trägt, meist über eine herausstechende, aufsehenerregende Person oder einen extremen, energiegeladenen Charakter. Typisch sind Eigenschaften wie sportliche Kraft und Ausdauer, Kühnheit, Wildheit und Genialität, Talent und Ausstrahlung.
Im Deutschen typischerweise bewundernd über gute Sportler.
Konnotationen
- vital, von unerschöpflicher Energie
- genial, ungezügelt, sensationell
- hervorstechender Charakter
Wortbildungen
Substantive
- Teufelin3 ‘Frau, die wegen ihrer Kühnheit und ihres Draufgängertums bewundert wird., besonders im Bereich des Sports’, vgl. Einen knappen Heimsieg feierten dagegen die U14-Mädchen im Derby gegen Hypo Niederösterreich. Sie setzten sich mit 21:20 durch. Therese Wastl war mit neun Treffern beste Teufelin – sie erzielte auch das entscheidende letzte Tor kurz vor Schluss.
- Teufelskerl ‘Mann, der wegen seiner Kühnheit und seines Draufgängertums bewundert wird., besonders im Bereich des Sports’, vgl. „Turek, du bist ein Teufelskerl. Turek, du bist ein Fußballgott“, brüllt er in die Wohnzimmer nach Deutschland., Doch der Rest kämpfte aufopfernd und hatte mit Torhüter Matthias Krzyzowsky einen Teufelskerl zwischen den Pfosten stehen.
Adjektive
- teuflisch2 ‘intensivierend − sehr, äußerst, heftig, synonym zu höllisch’, vgl. teuflisch guter Theatersommer, Regisseur Hajo Gies bringt mit Jan Fedder und Michaela May zwei Lieblinge der deutschen Unterhaltung zusammen, die sich ebenso teuflisch streiten wie himmlisch vertragen können.
- fuchsteufelswild
Phraseme, Kollokationen
Phraseme
- die Roten Teufel ‘Spitzname der Fußballmannschaft 1. FC Kaiserslautern sowie anderer Sportteams’
- wie der Teufelumgangssprachlich ‘intensiv, heftig, schnell’, vgl. Auf den 2300 Quadratmetern Fläche, die für die Dauerschau zur Verfügung stehen, können jeweils nur maximal zwei Prozent des Bestandes gezeigt werden. "Deswegen wechseln wir wie der Teufel", sagt Thomas Heyden.
Belege
Als wahrer Teufel tobt Solist Matthias Rothenberger mit seiner „Teufelsklarinette“ in Rekordtempi zwischen Himmel und Hölle. „Öppis Verrucktechaibs“, meint Showman Schösu, der die Verschnaufpausen der Musiker auf humoristische Weise überbrückt.
Die Südostschweiz, 10.05.2005
Fußball
FVE empfängt die kleinen „Teufel“
In der Fußball-Oberliga Südwest empfängt der FV Engers am Sonntag (15 Uhr) die Amateure des 1. FC Kaiserslautern im Stadion am Wasserturm - den Meisterschaftsfavoriten also.
Rhein-Zeitung, 15.10.2004
Was mir mittlerweile beinahe lieber wäre als der kleine Teufel, der bei uns durchs Wohnzimmer flitzt, auf meinen Lieblingsklamotten seine Duftmarke hinterlässt und mir allzu gern die Augen auskratzt.
Nürnberger Nachrichten, 13.04.2002
Definition
Teufel
Ein böser, grausamer Mensch, der anderen vorsätzlich Unannehmlichkeiten bereitet und sie in Gefahr bringt oder mit dem Schlimmsten bedroht.
Unpersönlich auch über Gefahren, Sünden, Bedrohungen und Verführungen wie z.B. Alkoholsucht.
Lexikalische Relationen
Synonyme
- Antichrist (Profil ideologisch)
- Bösewicht
- Satan (Profil ethisch)
Opposita
- Engel (Profil ethisch)
Wortbildungen
Substantive
- Teufelin2, pejorativ ‘böse oder gefährliche Frau’ vgl. Mehr noch, dass Nabokov persönlich den Schriftsteller kannte, den Dostojewskis erste Frau später geheiratet hatte - eine wahre Teufelin, wie Nabokov andeutet.
- Teufelswerk2, pejorativ, übertragen ‘über etw. Gefährliches oder Schädliches’, vgl. Computerspiele sind kein Teufelswerk.
- Teufelszeugpejorativ, umgangssprachlich ‘über eine gefährliche Sache’
Adjektive
- teuflisch3 ‘böse, verderblich’, vgl. Ein teuflischer Plan stieg in ihr auf, und je länger sie darüber nachdachte, spürte sie, daß die Zeit für die Rache längst gekommen war.
Phraseme, Kollokationen
Kollokationen
- ein wahrer Teufel
- Teufel in Menschengestalt
Belege
Der Vater starb vor einiger Zeit, und seither kümmert sich Onkel Paul um die Familie. Das ist auch ganz in Ordnung so, denkt Tom, solange sich der Onkel nicht betrinkt. Dann wird er unberechenbar, ein wahrer Teufel in Menschengestalt, und verliert völlig die Kontrolle über sich.
Mannheimer Morgen, 18.08.2001
Pünktlich zum Auftakt der Wahlschlacht um das Präsidentenamt in den USA liefert „Das Pinocchio-Syndrom“ von David Zeman (C. Bertelsmann, 22,90 Euro) den provokanten Begleitroman, in dem ein Bösewicht mit einem teuflischen Plan die Macht im Land erringen will. Doch gottlob: Hier stellen sich dem Teufel einige demokratische Engel in den Weg, und wer am Ende siegt, kann man schon am Anfang ahnen.
Nürnberger Nachrichten, 20.03.2004
Die amerikanische Nation, so tönt es über den Atlantik bis an unsere Ohren, hat schon wieder einmal „Stärke gezeigt“. Sie hat Saddam Hussein, den Teufel und Dracula, „bestraft“. Sie hat dem Weltfrieden gedient und die Stabilität der Region gesichert.
Neue Kronen-Zeitung, 06.09.1996
Die Siedler von Neve Zuf stattdessen bezweifeln lieber den Wahrheitsgehalt von Umfragen und sehen sich weiterhin als zionistische Pioniere, als die sie einst gefeiert wurden. Wehmütig erinnert sich Abigail Bin-Nun an diese fernen Zeiten. „Damals galten wir als mutige Helden, heute beschreiben die Medien uns als wahre Teufel.“
Die Zeit (Online-Ausgabe), 05.06.2003
Diese schleichende, ungeplante Veränderung der Mission innerhalb weniger Tage ist symptomatisch für den Dilettantismus, mit dem die Regierung Clinton das "Unternehmen Haiti" vom Start weg zu bewältigen sucht. Zuerst monatelange Invasions-Drohungen gegen die blutbefleckten Putschisten rund um Junta-Chef Cedras, in der damaligen Diktion des Weißen Hauses ein wahrer Teufel in Menschengestalt.
Salzburger Nachrichten, 08.10.1994
unpersönlich (Alkohol)
Den Teufel Alkohol will sie erfolgreich hinter sich gelassen haben - ihren Humor hat sie sich aber bewahrt.
Hamburger Morgenpost, 20.07.2013
Alkohol und Tabletten können missbraucht werden, dienen in falscher Weise der Lösung von körperlichen oder seelischen Problemen und sind wie kleine Teufel.
Rhein-Zeitung, 11.04.2000
Wortindex
- als wolle <jmdn., etw.> der Teufel holen
- Antichrist
- Antichrist
- auf Teufel komm rausumgangssprachlich
- Beelzebub
- beim Teufel seinumgangssprachlich
- Bösewicht
- Dämon
- den Teufel an die Wand malen
- den Teufel mit dem Beelzebub austreibenbuchsprachlich
- den Teufel tunumgangssprachlich
- der arme Teufelumgangssprachlich
- der Teufel ist losumgangssprachlich
- der Teufel reitetbildhaft
- die Roten Teufel
- ein Pakt mit dem Teufel
- einen Teufel tunumgangssprachlich
- Engel
- Engel
- Fehlerteufelscherzhaft
- Feuerteufelhyperbolisch
- fuchsteufelswild
- Gott
- Hol <jmdn., etw.> der Teufel!umgangssprachlich
- Hol mich der Teufel!umgangssprachlich
- in Teufels Küche kommenumganssprachlich
- Luzifer
- mit dem Teufel zugehen
- Satan
- Satan
- Scher´dich zum Teufel!umgangssprachlich, grob
- Teufelin1
- Teufelin3
- Teufelin2, pejorativ
- Teufelskerl
- Teufelskerl
- Teufelskreis
- Teufelswerk1, pejorativ
- Teufelswerk2, pejorativ, übertragen
- Teufelszeugpejorativ, umgangssprachlich
- teuflisch1
- teuflisch2
- teuflisch3
- Verletzungsteufelscherzhaft
- vom Teufel kommenscherzhaft
- vom Teufel seinscherzhaft
- weiß der Teufelumgangssprachlich
- wie der Teufelumgangssprachlich
- wie der Teufel das Weihwasser fürchtenscherzhaft
- wie der Teufel das Weihwasser scheuenscherzhaft
- zum Teufel jagenhyperbolisch
- Zum Teufel!umgangssprachlich
Semantischer Wandel
Im vorliegenden Wörterbuch werden beim Lemma Teufel drei Profile unterschieden: religiös, intensivierend und ethisch. Primär ist das religiöse Profil, also die Bedeutung ‘böser Geist, Dämon, Widersacher Gottes’. Auf verschiedene Aspekte des religiösen Profils bauen die beiden anderen Profile metaphorisch auf. Im ethischen Profil bezeichnet Teufel einen bösen Menschen, im intensivierenden Profil dann einen energischen, schnellen oder draufgängerischen Menschen. Alle diesen Bedeutungen sind lange etabliert, es verändert sich jedoch die Geltung des Wortes in verschiedenen Diskursen, hauptsächlich im religiösen Diskurs.
In den Bedeutungswörterbüchern fällt die Darstellung der Polysemie des Lexems Teufel unterschiedlich aus. Im DUDEN (on-line) wird zwischen einer religiösen und einer folkloristischen Bedeutung unterschieden. WAHRIG (1989) verzeichnet lediglich eine (religiöse) Bedeutung. Das DWDS (on-line) führt dieselben Bedeutungsfacetten wie das vorliegende Wörterbuch an, lediglich anders geordnet: 1. religiös („nach christlichem Glauben der Widersacher Gottes, die Verkörperung des Bösen“), 2. folkloristisch („ein zur Hölle gehöriger Dämon, Unhold“), 3. „salopp in Flüchen und Verwünschungen“, 4. ein bösartiger, grausamer Mensch und 5. ein wilder, boshafter, tollkühner Mensch.
Das religiöse Profil des Wortes Teufel umfasst verschiedene Facetten der Bedeutung ‘böser Geist, Verkörperung des Bösen’. Je nach dem Kommunikationsbereich stellt man sich den Teufel entweder als allegorisierte Verkörperung des Bösen, als metaphysischen Gegenspieler Gottes vor (so in der Religion), oder aber als eine böse Phantasiegestalt (so z. B. in Märchen und Sagen). Besonders in literarischen Texten wie z. B. Märchen ist der Teufel häufig zwar eine böswillige, gleichzeitig aber auch eine kluge, listige und witzige Figur. Im religiösen Diskurs findet man das Wort Teufel in den Übersetzungen der Bibel, selten auch in anderen Texten wie z. B. Predigten vor. Im religiösen Kontext assoziiert man mit dem Begriff Teufel häufig eher den vormodernen Aberglauben, oder aber fundamentale religiöse Lehren. Unter dem religiösen Profil wird eine reiche Phraseologie verzeichnet. Viele Phraseme mit dem Wort Teufel, die als emotionale Ausdrücke des Nachdrucks und der Übertreibung, der Empörung, Verärgerung, Ratlosigkeit usw. verwendet werden, veralten mittlerweile und erhalten eine buchsprachliche oder scherzhaft-ironische Markierung.
Im intensivierenden Profil wird auf die positiv aufgeladenen Assoziationen mit der Teufelfigur angespielt. Teufel bezeichnet hier einen energischen, schnellen, beweglichen Menschen, manchmal auch ein Kind oder ein Tier (z. B. einen Hund) mit denselben Eigenschaften. Kennzeichnend ist das Phrasem die roten Teufel, das als Spitzname einer Mannschaft (häufig nach der roten Farbe der Mannschaftstrikots) oder eines Fanclubs usw. verwendet wird. Auch ein geschickter und schlagfertiger Sportler kann bewundernd als Teufel bezeichnet werden.
Das ethische Profil von Teufel umfasst die Bedeutung ‘böser Mensch’. Die Bezeichnung eines Menschen als Teufel wirkt zumeist übertrieben. Entweder werden dadurch expressiv jemandes negative Eigenschaften hervorgehoben (häufig verstärkt: jmd. ist ein wahrer Teufel), oder man verwendet den Ausdruck, um auf die Ansichten jemandes anderen zu verweisen. In der Publizistik kommt das Wort Teufel beispielsweise in Kommentaren der US-amerikanischen Politik vor (z. B. Junta-Chef Cedras, in der damaligen Diktion des Weißen Hauses ein wahrer Teufel in Menschengestalt), wo es auf den emotionalen und religiös untermalten Diskurs der amerikanischen Politiker anspielt. Manchmal bezeichnet man als Teufel auch unpersönliche Gefahren wie z. B. den Alkohol (z. B. der Teufel Alkohol), um nachdrücklich auf ihre verheerende Wirkung zu zeigen.
Sprichwörter
Der Teufel steckt im Detail. ‘Die Vollkommenheit von etwas zeigt sich in Kleinigkeiten.; Kleinigkeiten bereiten die meisten Probleme.’
Hier ist der Teufel am Werk. ‘Sagt man übertreibend über ein unheilvolles Geschehen.’
In der Not frisst der Teufel Fliegen. ‘Not macht erfinderisch und genügsam.’
Wer den Teufel bannen will, muß rein sein von Sünden.
Der Teufel ist mit nichts so schnell da, als mit einer Ausrede.
Kulturelle Kontexte
Filme
- Im Auftrag des Teufels (Devil`s Advocate), USA, 1997.
- Nachts, wenn der Teufel kam, Deutschland, 1957.
- Teufel in Seide, Deutschland, 1956.
- Der Teufel vom Mühlenberg, DDR, 1955.
- Als der Teufel seine Musik verlor, (TV-Film), BRD,1977.
- Des Teufels General, Deutschland, 1955.
- Die Apotheke des Teufels, Deutschland, 1920/21.
Musik
- Kontra K & Bonez MC: Auf Teufel Komm Raus, 2013.
- Nils Koppruch: Den Teufel Tun, 2001.
- Hörspiel: Die drei Fragezeichen - Folge 21: und der tanzende Teufel, 2001.
Literatur
- Juliane Zimmermann: Der Teufel steckt im ICE: Die abgefahrensten Erlebnisse einer Zugbegleiterin, 2015.
- Hans Rath: Manchmal ist der Teufel auch nur ein Mensch, 2014.
- Laura Weisberger: Der Teufel trägt Prada, 2004.
- Jörg Zipprick: In Teufels Küche: Ein Restaurantkritiker packt aus, 2011.
Werbung
-
Werbung für einen Schuhreparatur- und Putzservice
(Quelle: Foto von Monika Turočeková) -
Benetton-Werbung
(Quelle: http://www.lagerverkaufsmode.de/wp-content/uploads/2011/08/United-Colors-Of-Benetton-Outlet-in-Lelystad-300x206.jpg) -
Waschmittelwerbung
(Quelle: http://www.chapso.de/galpics/2011/07/27/422538/30994/64ebb2-1311882707.jpg) -
Werbung einer Reinigungsfirma(Quelle: http://branchenbuch.meine-stadtseiten.de/werbung/Putzteufel-Petrovics.jpg 13:52 2015/03/19)
Bibliographie
Bach, Verena 2006: Im Angesicht des Teufels: seine Erscheinung und Darstellung im Film seit 1980, München.
Beckmann, Werner 1995: „Gott und Teufel in Stoßgebeten und Flüchen: zum Einwirken von Tabuvorstellungen auf die Sprache“, in: Niederdeutsches Wort (Münster), 35, S. 31-43.
Bründl, Jürgen 2002: Masken des Bösen: eine Theologie des Teufels, Würzburg.
Carus, Paul 2004: Die Geschichte des Teufels: von den Anfängen der Zivilisation bis zur Neuzeit, Leipzig.
Heller, Peter W. F. 2010: Zum Teufel mit der Hölle. Geschichte des Teufels, der Hölle und des Fegefeuers, Leipzig.
Keller, Jost 2009: Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben; die Säkularisierung des Teufels in der Literatur um 1800, Duisburg.
Schwaiger, Georg 2007: Teufelsglaube und Hexenprozesse, Hamburg.
Simon, Irmgard 1996: „Düüker, Droos, Budde, Klaonenkasper, Belzebuck…: über niederdeutsche Teufelsnamen und ihre Verwendung“, in: Niederdeutsches Wort (Münster), 36, S. 107-133.
Vakulenko, Serhij 2013: „Die Teufelssprache: Versuch einer systematischen Einordnung“, in: Beiträge zur Geschichte der Sprachwissenschaft (Münster), 23/2, S. 199-224.
Wollscheid, Karl-Heinz 2007: Personifikationen des Bösen; Hölle, Teufel und Dämonen in der Bibel und in der christlichen Tradition, Berlin.