Übersicht
religiös | axiologisch | semiotisch | EDV-Profil | |
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de=123
pl=1234
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cz=1234
Sprachvergleich
Ikone – ikona – ikona – ikona
Der Begriff Ikone / ikona stellt einen Internationalismus dar, der aus dem Griechischen in viele Sprachen entlehnt wurde, deshalb weist er in den westslawischen Sprachen die gleiche (ikona) und im Deutschen eine ähnliche Form (Ikone) auf. Ikonen spielen eine wichtige Rolle besonders in den orthodoxen Kirchen, die im mitteleuropäischen Raum nur wenig vertreten sind. Das Wissen über diese Kultbilder gehört jedoch auch hier zum Grundwissen über das orthodoxe Christentum und die Länder, in denen sie verbreitet sind. Diese Kenntnisse erleichtern die Entstehung der säkularisierten Profile von Ikone.
Der internationale Charakter des Wortes hat dazu beigetragen, dass sich bei ihm in allen vier Sprachen eine ähnliche semantische Struktur entwickelt hat. In den letzten Jahrzehnten sind hier nach dem englischen Vorbild drei Lehnprägungen entstanden: das axiologische, das semiotische und das EDV-Profil; im Deutschen wird das letztgenannte Profil durch die aus dem Englischen entlehnte Form Icon realisiert, das axiologische und das semiotische Profil kommen in allen vier Sprachen vor.
Ähnlich stellen auch manche Derivate von Ikone / ikona Internationalismen dar, zumeist handelt es sich um fachsprachliche Ausdrücke wie Ikonoklasmus (poln. ikonoklazm, slow. ikonoklazmus, tschech. ikonoklasmus ), Ikonografie (poln. und slow. ikonografia, tschech. ikonografie), Ikonodulie (poln. ikonodulia, slow. ikonodúlia, tschech. ikonodulie) u. a.
Das axiologische Profil spiegelt deutlich die Beziehung der (orthodoxen) Gläubigen zu Ikonen des religiösen Profils wider. Es können Parallelen zwischen dem Ikonenkult und der quasireligiösen Verehrung von Popstars, Sportlern usw. hergestellt werden, sodass auch Prominente als Ikonen bezeichnet werden. Typisch sind Verbindungen oder Komposita wie dt. Modeikone / poln. ikona mody / slow. módna ikona / tschech. módní ikona; dt.Popikone / poln. ikona popu / slow. und tschech. popová ikona usw.
Die religiöse Ikone stellt einen symbolischen Gegenstand dar, der einen religiösen Inhalt zum Ausdruck bringt. Darauf basiert das semiotische Profil, das den Begriff auf verschiedene Objekte anwendet, die besonders repräsentativ für etwas Abstraktes (eine Epoche, Lebenshaltung o. Ä.) sind.
Das EDV-Profil geht wahrscheinlich direkt auf das griechische Wort für Bild zurück. Es bezeichnet ein Bild, das als Piktogramm auf dem Computerbildschirm fungiert.
Da Ikone / ikona nicht zu den Kernkonzepten der deutschen bzw. der westslawischen Kulturen gehört, werden in den untersuchten Sprachen keine Phraseme oder Sprichwörter mit diesem Wort gebildet.
Die Verwendung des Begriffs Ikone / ikona im Deutschen und in den analysierten westslawischen Sprachen weist somit nur relativ wenig Unterschiede auf. Die einzige Abweichung von der einheitlichen Profil-Struktur stellt das fehlende EDV-Profil im Deutschen bzw. dessen Realisierung durch den gleichbedeutenden Anglizismus Icon dar. In Grundzügen gleich oder ähnlich ist auch die Verwendung der Profile in den einzelnen Sprachen – ähnliche Belege und äquivalente Kollokationen zeugen davon, dass es sich um gleichwertige Konzepte handelt.