The "Stadtlabor for Multimodal Anthropology" aims at developing ‘an anthropology of/as urbanism’. It critically explores governmental, everyday, insurgent and more-than-human practices of city making. It also experiments with ethnography as a more-than-textual, multimodal practice.

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Bachelor Theses

Here is an overview of outstanding bachelor theses in the field of urban anthropology.


Paul Seidel

Titel: Die Unsichtbarkeit einer bewegten Architektur – Eine anthropologische Form- und Raumanalyse im Innern der Berliner Untergrundbahn.

Zweitbetreuer: Dr. Stefan Höhne 

Zusammenfassung: 

Diese Arbeit beschäftigt sich aus techniksoziologischer und -anthropologischer Sicht mit der Planung und Entwicklung einer bestimmten U-Bahn-Reihe im Berlin der 1990er und 2000er Jahre. Die dort vorgefundene Neuformierung einer ‚bewegten’ Architektur, ihre unsichtbaren Implementierungsprozesse und die damit einhergehende sozio-technische Zäsuren im Berliner U-Bahnverkehr stehen im Zentrum der Forschung. Kurz nach dem Mauerfall ist es die Baureihe H (beziehungsweise HK), welche den Planern und Entwicklern zufolge im neuen Berlin eine technische aber auch soziale Zeitenwende einläuten soll. Dabei prädestiniert sich diese Baureihe für eine umfangeiche Forschung sowohl wegen ihrer opulente Planungsdimension infolge der Zusammenlegung vom Ost- und Westsystem der U-Bahnen nach 1990 als auch wegen ihres groß- und kleinspurigen Einsatzbereiches. Angefangen bei der Anordnung der Sitzarrangements über die Gestaltung der Wagenübergänge bis hin zur Installation von neuen Haltestangen bilden hier ihre Formen das Relief sozio-technokratischer Vorstellungen und Grundlage für ein Netzwerk gesellschaftlicher wie technischer Beziehungen. Um genau dieses technisch-soziale Netzwerk empirisch zu beforschen, werden hierbei zeitgeschichtliche Quellen und Experteneinschätzungen mithilfe der ANT (Akteur-Netzwerk-Theorie) analysiert und ausgewertet. Diese Analyse untergliedert sich dabei in drei Sinnesabschnitte. Beginnend bei den vorbedingten Ambivalenzen des Bildes vom Fahrgast über verschiedene technische Innovationen bis hin zu sozialen und administrativen Normierungen sollen die gewählten Beispiele letztlich einen Beitrag dazu leisten, die Unsichtbarkeit des Berliner Untergrunds in Form seiner maschinellen Mobilität weitreichend zu überwinden.


Christian Hörner

Titel: Gemeinwohl als Lebensform in Beta – Eine Ethnografie prototypischer Infrastrukturen der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung

Zweitbetreuerin: Beate Binder

Zusammenfassung:

Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem “Projekt Commons” (PC) als einer neuen Form der zivilgesellschaftlichen Partizipation sowie Kooperation von verfasster Öffentlichkeit und staatlichen Institutionen. „Gemeinwohl“ ist der zentrale Begriff der Forschung, weil er für das Projekts PC einen Anspruch an das eigene Handeln darstellt, aber darüber hinaus, so die These der Arbeit, als formgebendes Kriterium der Infrastrukturen des Alltags der dortigen Öffentlichkeit verstanden werden kann. Daran anknüpfend schlägt die Arbeit eine Rekonzeptualisierung des Begriffs für qualitative sozialwissenschaftliche Forschung vor, welche Gemeinwohl als gemeinwohlorientierte Praxis in seiner Alltäglichkeit in den Vordergrund rückt. Dementsprechend wird anhand von ethnografischem Material aus einer 3-monatigen Feldforschung illustriert, wie die Lebensform der Öffentlichkeit um das Projekt PC alltäglich entsteht und reproduziert wird, wobei vor allem das Konzept des Prototypen eine entscheidende Rolle spielt. Gemeinwohl, so versucht die Arbeit darzustellen, ist ein formales Kriterium der soziokulturellen Infrastruktur des PC, welches prototypisches Handeln affordiert und für das Projekt Commons Prozesse der Infrastrukturierung ermöglicht, verstärkt und deren Intensität und Qualität mitbestimmt.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Lebensform PC darüber hinaus als infrastrukturelle Kritik an bestehenden gemeinwohlorientierten Systemen, wie zum Beispiel denen des Staates, dargestellt. Durch die Produktion von tatsächlich existierenden Alternativen, so argumentiere ich, führt das PC einen impliziten, kritischen Diskurs mit diversen Institutionen. Schlussendlich wird in der Forschungsarbeit ein zentraler Widerspruch der Aushandlungsprozesse innerhalb der kooperierenden Organisationen des Projekts herausgestellt: Zwischen dem gemeinwohlorientierten Prototyp und einer stadtplanerischen Bürokratie existieren unterschiedliche Praxisformen, welche die Projektentwicklung erschweren und prototypische Potentiale in Frage stellen. Der Text endet mit einer offenen Frage: Wie kann folglich eine notwendige Kompatibilität von Infrastrukturen hergestellt werden, welche die Offenheit des Prototypen genauso wie eine notwendige Verbindlichkeit gewährleistet?