Affordanzen als Begriff beschreiben die relationalen Beziehungen zwischen Gegenständen und deren Nutzer*innen im praktischen Gebrauch. Die Beschaffenheit eines Objekts beeinflusst die Möglichkeiten seiner Nutzung – mit einer Gabel kann man beispielsweise schlecht Suppe essen. Der praktische Gebrauch eines Objekts hängt gleichsam von den Eigenschaften und vom Wissen der benutzenden Personen ab. Ein Einjähriger zum Beispiel kann in der Regel auch mit einem Löffel weniger geschickt Suppe essen. Dazu kommt, dass das Wissen darüber, wie und wofür ein Gegenstand benutzt werden könnte oder sollte, von sozialen Konventionen und Gewohnheiten abhängt. Daher ist der Anblick von sich mit Löffeln am Rücken kratzenden Menschen eher selten, obwohl die Objekteigenschaften diesen Gebrauch einschließen. In der Digitalanthropologie ist der Begriff Affordanzen hilfreich, um das Zusammenspiel von User*innen, Technologie und Medienpraktiken zu verstehen und zu untersuchen. In digitale Medien sind vielfache Funktionen eingeschrieben, die Handlungsaufforderungen- und beschränkungen enthalten. Als Gegenstand ermöglicht – oder affordiert – der Like-Button auf Facebook beispielsweise, das ‚Mögen’ von Inhalten zu signalisieren. Diese technische Funktion ermöglicht so den Ausdruck einer Emotion und ist heute wichtiger Bestandteil unserer alltäglichen Interaktionen und Kommunikation. Wie User*innen mit den Like-Button umgehen, hängt sowohl von ihrem Medienwissen als auch vom sozialen Kontext der Gebrauchssituation ab – das Profilfoto deines Flirtes aus dem Jahr 2010 aus Versehen zu liken wäre peinlich. Routinen und Gewohnheiten rund um das angemessene’ Liken in sozialen Medien sind dabei nicht unbedingt bewusst, sondern laufen gefühlt ‚intuitiv’ ab. Die Affordanzen sind somit zwischen User*innen, Technik und Praktiken wirksam.
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