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Projektbeschreibung (2/99) |
Einer der Asen heißt Bragi. Er ist sehr klug, vor allem aber
ist er ein Sprachkünstler und wortgewandt. (Snorra-Edda, um 1220)
Mit BRAGI wird ein neuartiges Lehrwerk für Isländisch als Fremdsprache entwickelt, das einen lernerzentrierten, kommunikativ orientierten Schwerpunkt setzt. Die zentralen Einheiten sind einsprachig angelegt und werden von zweisprachigen Materialien (DE, EN, SE, FR, ES) ergänzt. Das Lehrwerk bezieht die Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten von WWW und e-mail ein. BRAGI ist konsequent modular aufgebaut und kann als Baukasten aus landeskundlichen Themen und Grundfertigkeiten des Spracherwerbs flexibel in verschiedensten Lernumgebungen international eingesetzt werden. Das Lehrwerk richtet sich an erwachsene Lerner (Anfänger- bis Mittelstufe) in Hochschulen und Volkshochschulen und soll in der letzten Ausbaustufe auch für Fern- und Selbststudium geeignet sein.
Nach den vorbereitenden Arbeiten seit dem Sommer 1998 sind für die Entwicklung von BRAGI nun drei Jahre ab Mai 1999 veranschlagt. Bis dahin wird BRAGI im Rahmen seines modularen Konzeptes nach und nach als Loseblattsammlung erscheinen. Im zweiten Jahr soll das Material unterrichtsreif und über das WWW zu beziehen sein. Das Ergebnis dieser Erprobungsphase soll dann eingearbeitet werden und die Konzeption auch auf andere Unterrichtsformen (Fern- und Selbststudium) übertragen werden.
BRAGI ist ein Gemeinschaftsprojekt von Námsflokkar Reykjavíkur und Humboldt-Universität zu Berlin. Insgesamt vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von beiden Institutionen entwickeln und leiten das Projekt. Seit dem Sommer 1999 werden die Entwürfe für das Lehrmaterial in Reykjavík und Berlin getestet. Daraufhin wurde die Zusammenarbeit mit anderen Lektoren in den europäischen Ländern für Testeinsätze gesucht. In einzelnen Bereichen (Übersetzung und Anpassung des zweisprachigen Materials sowie die Ausarbeitung von Grammatik und Phonologie) werden weitere Berater hinzugezogen.
Bei der Erarbeitung des Lehrwerkes wird größtmögliche Flexibilität und Vielfalt innerhalb eines Gesamtkonzeptes angestrebt. Die offene Form der Loseblattsammlung auf dem WWW bietet u.a. die Möglichkeit, auch nach dem eigentlichen Ende des Projektes das Lehrwerk zu aktualisieren. Ein Ziel von BRAGI ist es, der Sprachvermittlung des Isländischen neue, fortschrittliche Impulse zu geben mit Hilfe eines modernen Mediums, das weltweit verfügbar ist. Das Projekt wird von der EU (Lingua D) und der Stadt Reykjavík (Kulturhauptstadt 2000) gefördert.
BRAGI setzt sich aus mehreren Einheiten zusammen, die aufeinander abgestimmt sind: Kurs- und Arbeitsbuch, Lehrerhandbuch, Wortschatz, Basisgrammatik und Ausspracheübungen. Die Unterrichtseinheiten im Kurs- und Arbeitsbuch gliedern sich in acht landeskundlich orientierte Themenkomplexe (Menschen, Island, Natur, Geschichte, Wirtschaft, Kultur, Reykjavík, Gesellschaft), die in jeweils sieben elementaren Lernbereichen (Lesen, Hören, Schreiben, Sprechen; Wortschatz, Grammatik; Lerntechniken) ausgestaltet werden. Innerhalb des jeweiligen Vermittlungsschwerpunktes der Lernbereiche können beliebige Textsorten (im weitesten Sinne: Schrift, Bild, Audio; vorzugsweise authentisches Material) vielfältig eingesetzt werden. Die acht Kapitel sind auf etwa 50 Unterrichtseinheiten angelegt, in denen ein erstes Niveau, die Basisstufe mit Grundkenntnissen in allen Lernbereichen erreicht werden soll. Für den weitergehenden Spracherwerb werden die acht Themenschwerpunkte, die zunächst vor allem in den Kapiteln der Anfangsphase des Kurses nur angerissen werden konnten, in einer Aufbaustufe, die wiederum 50 Einheiten umfaßt, inhaltlich und sprachpraktisch vertieft. Es ergibt sich damit eine Art Koordinatensystem aus Thema, Lernbereich und Anforderungsstufe; die entsprechende Übersichtstabelle gibt Auskunft über den Stand der Arbeit:
Kurs-, Arbeits- und Lehrerhandbuch sind einsprachig angelegt, während die anderen Einheiten sich auf verschiedene Zielsprachen und deren Bedingungen beziehen. Mit Blick auf die vermittelten Inhalte wendet sich das Lehrwerk bewußt gegen das weit verbreitete Fremdbild von Island als touristisch erfahrbarem Naturparadies (Stichworte sind hier regelmäßig: unberührt, wild, einsam, Feuer und Eis usw.), das letztlich aber beliebig bleibt. Mit seinen thematischen Schwerpunkten, die um die moderne isländische Gesellschaft und ihre historischen, kulturellen und sozialen Bezugspunkte gruppiert sind, versteht sich das Lehrwerk als ein Beitrag, entgegen diesen reduzierten Stereotypen die isländische Wirklichkeit in ihren vielfältigen Dimensionen darzustellen und den Lernenden Wege zu öffnen, diese Bereiche selbständig zu vertiefen, u.a. mit Verweisen in das WWW.
Die elektronische Verfügbarkeit von BRAGI über die Web-Site www.bragi.org ermöglicht eine internationale Zusammenarbeit in Bezug auf Entwicklung und Einsatz des Lehrwerkes. Die einzelnen Seiten des Lehrwerkes sind so angelegt, daß sie ausgedruckt und ggfs. vervielfältigt werden können. Darüber hinaus kann der Stoff in vielen Fällen am Computer vertieft werden. Innerhalb der jeweiligen Themenbereiche wird versucht, die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen. Hierzu nur einige wenige Aspekte:
Erstmals bietet sich mit BRAGI die Möglichkeit, innerhalb eines geschlossenen Konzeptes international Kräfte zu bündeln und eine vielfältige Zusammenarbeit aufzubauen. Lehrende, die bisher Material aus verschiedenen Richtungen haben zusammenstellen müssen, erhalten ein Instrument, das sich flexibel an ihre Unterrichtssituation anpassen läßt und weiterwachsen kann.
[Anmerkungen, 25.09.03]