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FAQ BeeBreed und Zuchtwerte

Wie sind die neuen SMR-Zuchtwerte zu interpretieren, und wie sollte ich danach selektieren?

Die SMR-Zuchtwerte spiegeln die Untersuchungswerte von SMR, Recapping, Recapping infiziert wieder, stellen sie aber in den Kontext der Untersuchungsergebnisse von Verwandten. So kann zum Beispiel selbst eine Eigenleistung von 100% SMR einen geringeren Zuchtwert ergeben, wenn die Ergebnisse von Verwandten geringer sind. Andersherum kann auch selbst ein geringerer Wert der Eigenleistung einen sehr hohen Zuchtwert ergeben, wenn die Ergebnisse der Verwandten konsistent gut sind. Wie auch bei den anderen Zuchtwerten stellt die 100 den Durchschnitt dar, 90 bis 110 den Bereich der einfachen Standardabweichung. Da vor allem Völker der Varroa-Resistenzzucht den Brutuntersuchungen unterzogen werden, bedeutet ein Zuchtwert unter 100 nicht unbedingt schlechte Varroaresistenzeigenschaften. Auf den Zuchtwert SMR kann vorbehaltlos selektiert werden. Je höher, desto besser. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass stabil hohe SMR-Werte in einer Linie/Geschwistergruppe mit besserer Varroaresistenz und Überlebenswahrscheinlichkeit im Vitalitätstest korrelieren. Auch der Zuchtwert "Recapping infiziert" kann positiv interpretiert werden, sollte aber im Zusammenhang mit dem Zuchtwert "Recapping" betrachtet werden. Ein hoher Zuchtwert "Recapping", gerade auch bei einem niedrigeren Zuchtwert "Recapping infiziert", muss kritisch gesehen werden, denn dadurch wird ein wildes und nicht zielführendes Hygieneverhalten angezeigt. Wenn aber SMR und "Recapping infiziert" gut sind, ist ein hoher "Recapping"-Zuchtwert unvermeidlich und unproblematisch, denn gerade "Recapping" ist mit "Recapping infiziert" hoch genetisch korreliert. Anders als die anderen Zuchtwerte gibt es bei den SMR-Zuchtwerte keinen Standeffektkorrektur, weil ein zu großer Anteil der Untersuchungen von nur einer oder weniger Proben eines Prüfstandes stammt (Screening-Proben).

Wie kann es sein, dass eine Königin mit klassischen Zuchtwerten und Varroaindex zwischen 107 und 114 einen Gesamtzuchtwert von 116 haben kann, höher als der Durchschnitt?

Weil der Gesamtzuchtwert nicht nur eine gewichtete Durchschnittsbildung ist, sondern anschließend noch einmal normalisiert wird, und zwar auf einen Durchschnitt von 100 und eine Standardabweichung 10. Siehe dazu auch diese Frage weiter unten.

Betrachten wir folgendes Beispiel

MerkmalZuchtwert
Honigertrag107
Sanftmut113
Wabensitz112
Schwarmneigung113
Varroaindex114
Gesamtzuchtwert116

Der gewichtete Durchschnitt beträgt:

107*15%+113*15%+112*15%+113*15%+114*40%=112,3

Die durchschnittliche Standardabweichung der gewichteten Durchschnitte der Merkmale des Gesamtzuchtwertes betrug bei der Zuchtwertschätzung 2024 der Carnica-Hauptpopulation 7,84. Um sie auf 10 zu erhöhen, müssen die Zuchtwerte gespreizt werden. Die Normaliserungsfunktion betrug:

y=1.275*x-27

Im konkreten Beispiel:

1.275*112,35-27=116,2

gerundet auf 116.

Innerhalb der Zuchtpopulation verhalten sich die Werte der einzelnen Merkmale wie eine Gaußsche Normalverteilung. Gehört eine Bienenkönigin zu den besten 16% der genetischen Qualität für den Honigertrag, so rechtfertigt dies einen Zuchtwert von 110. Diese Königin muss aber nicht unbedingt auch zu den besten 16% für Sanftmut, Schwarmträgheit, Bruthygiene usw. gehören. Das Zusammentreffen guter genetischer Werte in allen diesen Merkmalen ist natürlich seltener als in einem einzigen Merkmal. Daher kann es gar nicht sein, dass eine Königin, die in jedem einzelnen Merkmal zu den besten 16% gehört, in der Kombination aller Zuchtwerte ebenfalls nur zu den besten 16% gehört. Sie könnte zu den besten 7% gehören, was einem Zuchtwert von 115 entspricht.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass der Gesamtzuchtwert höher als jede einzelne Komponente ist, findet sich in ,,Selektion bei der Honigbiene'' (Tiesler, Bienefeld, Büchler) auf Seite 186, gleich beim ersten Zuchtvolk der Liste: DE-17-27-14-2013.

Die Spreizung der Gesamtzuchtwerte gegenüber den Einzelzuchtwerten ist nur bei relativ hohen und auch niedrigen Zuchtwerten auffällig. Durchschnittliche Zuchtwerte um 100 bleiben bei etwa 100, da die Spreizung um den Wert 100 herum erfolgt, wie z.B. bei der Königin DE-4-1-124-2022, bei der der Durchschnitt der Zuchtwerte wie auch der Gesamtzuchtwert ca. 101 beträgt. Der gewichtete Durchschnitt beträgt in diesem Fall:

95*15%+99*15%+105*15%+103*15%+100*40%=100,3

Die Anwendung der Normalisierungsfunktion ergibt:

1,275*100,3-27=100,9

gerundet auf 101.

Wann wurde die Normalisierung von Gesamtzuchtwert, Varroaindex und Leistungsindex eingeführt?

Varroaindex und Gesamtzuchtwert wurden seit ihrer Einführung (ca. 1997) normalisiert, d.h. auf eine Skala mit dem Durchschnitt 100 und einer Standardabweichung von 10 transformiert. Die konkrete Ausgestaltung wurde am LIB in enger Zusammenarbeit mit dem vit - Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. unter der Mitarbeit von Dipl.-Ing. Friedrich Reinhardt vorgenommen und grundsätzlich beibehalten. Die Methode entspricht im Wesentlichen der in der Rinderzucht angewandten, wobei für die Bienenzucht leicht andere Parameter herangezogen werden, indem für die Normalisierung die letzten 5 Jahrgänge (nicht 4-6 Jahre alte Kühe) herangezogen werden und eine Standardabweichung von 10 (nicht 12) hergestellt wird. Siehe dazu auch Beschreibung der Zuchtwertschätzung für alle Schätzmerkmale bei den Milchrinderrassen für die vit mit der Zuchtwertschätzung beauftragt ist: ,,Der Gesamtzuchtwert wird auf der Relativzuchtwertskala mit Mittelwert 100 und einer genetischen Streuung von 12 Punkten ausgewiesen. Die Basis bilden jeweils alle 4-6 Jahre alten Kühe der Rasse (für 2024: Kühe geb. 2018 – 2020). Die Basis wird jeweils zur April-Zuchtwertschätzung um einen Geburtsjahrgang verschoben.''

Auch der 2021 eingeführte Leistungsindex wird auf die gleiche Weise normalisiert.

Gesamtzuchtwert und Leistungsindex werden auf alle (abgeschlossen) leistungsgeprüften Königinnen normalisiert, der Varroaindex wird hingegen nur auf die Königinnen, bei denen mindestens ein Varroa-Merkmal erfasst wurde.

Ich konzentriere mich in der Zucht auf Honigertrag und Sanftmut, wie kann ich mit einem niedrigen Gesamzuchtwert umgehen?

In diesem Fall ist es empfehlenswert, die Gewichte des Gesamtzuchtwertes für Honigertrag und Sanftmut auf jeweils 50% einzustellen und die Gewichte für die anderen Merkmale auf 0 zu setzen.

Der Gesamtzuchtwert ist in BeeBreed frei konfigurierbar. Die voreingestellten Gewichte sind lediglich eine Empfehlung von der AGT und des D.I.B., haben aber ansonsten keine Verankerung in den Zuchtrichtlinien. Lediglich der Leistungsindex und der Varroaindex sind neben den Einzelzuchtwerten als Bedingungen in den Körklassen aufgeführt. Und nur diese haben feste Werte.

Natürlich kann ein anderer Benutzer von BeeBreed die voreingestellten Gewichte nutzen oder eigene, andere einstellen. Damit werden auch Gesamtzuchtwerte angezeigt als wären Gewichte von Honigertrag und Sanftmut enthalten. Es kann sein, dass eine Königin, bei der kein Wert auf Varroaresistenz gelegt wird, einen niedrigen Gesamtzuchtwert hat, wenn der Varroaindex mit 40% gewichtet wird. Das ist auch genau so beabsichtigt.

Wie wurde die ZWS 2024 der Carnica-Hauptpopulation durchgeführt?

Die ZWS wurde auf Basis eines Vorschlages des DIB-Zuchtbeirats vom 12.2.2024 durchgeführt, der eine gegenseitige Nutzung von Stammbäumen der Carnica-Hauptpopulation und der Population Österreichische Berufsimker bis Geburtsjahr 2021 einschließt aber eine gegenseitige Nutzung von Leistungs- und Eigenschaftsdaten ausschließt. Es ergeben sich, wie unten dargelegt, Einschränkungen der Genauigkeit wegen der fehlenden Berücksichtigung von Fremdprüfungen. Die Population Österreichische Berufsimker, die Association Mésange Huppé und die Carnica-Zucht der Norges Birøkterlag erhalten separate Zuchtwertschätzungen.

Warum möchten die ACA und einige DIB-Vertreter den Verband AT-2 nicht in der Carnica-Hauptpopulation haben?

  • Viele Züchter in AT-2 sind Erwerbsimker und prüfen in ihren Betrieben eine relativ große Zahl an Völkern, Dr. Mandl zur Zeit ca. 1000 Königinnen pro Jahr. Durch die erwerbsmäßige Ausrichtung ergeben sich Unterschiede in der Organisiation der Leistungsprüfung.
  • Die Gründung von AT-2 war von organisatorischen Verwerfungen in der ACA begleitet, die neben menschlichen auch fachliche Gründe hatten. Darum war aus objektiver Sicht die Bildung einer separaten Züchtergruppe die sachgemäße Lösung.

Wird die ACA weiter auf BeeBreed bleiben?

Die ACA hat im Vorstandsbeschluss vom 13.1.2023 die Kündigung angekündigt, versucht über Beschwerdeschreiben an deutsche Behörden und rechtsanwaltliche Forderungen, Einfluss auf die Plattform BeeBreed und die Zuchtwertschätzung zu nehmen. Es ist der illegitime Versuch, einen Alleinvertretungsanspruch der ACA der Carnica-Zucht in Österreich auf BeeBreed durchzusetzen. Wenn die ACA diese Aktivitäten einstellt und sich wieder auf die fachliche Zusammenarbeit konzentriert, steht dem Verbleib auf BeeBreed von Seiten des LIB nichts entgegen.

Wird BeeBreed auf einen anderen Anbieter von Zuchtwertschätzungen transferiert?

BeeBreed wurde von Beginn an vom LIB entwickelt, ist dessen geistiges Eigentum und eng verzahnt mit dessen Forschungsvorhaben. Es wurde aus öffentlichen Mitteln und Beiträge der unterschiedlichsten Verbände mit der Absicht einer langfristigen Durchführung am LIB gefördert. Ein Transfer vom LIB weg ist weder wünschenswert noch technisch möglich, da sie auf proprietärer Software basiert, die nicht für die Nutzung durch Dritte konzipiert ist.

Hat das LIB Zusagen gebrochen?

Der Gegenstand der Zusagen war, dass AT-2 eine separate Zuchtwertschätzung bekommt, und das wurde bei den Zuchtwertschätzungen 2023 und 2024 eingehalten. Die realisierte Lösung geschah gegen den fachlichen Rat des LIB und fußt auf den strategisch motivierten Daten-Nutzungseinschränkungen der Verbände. Ein fachlich fundiertere Lösung wird in der Zukunft auf unterschiedliche Zuchtrichtlinien angepasste Zuchtwertschätzungen auf Basis eines respektvollen Miteinanders der Verbände realisierbar sein.

Ergeben sich durch den Ausschluss von den AT-2-Züchtern aus der Carnica-Hauptpopulation für den DIB und ACA negative Auswirkungen auf die Zuchtwerte?

Durch den Ausschluss der 21 AT-2-Züchter aus der Carnica-Hauptpopulation und insbesondere der gegenseitigen Nichtnutzung von Leistungsprüfdaten ergeben sich Einschränkungen der Genauigkeit der Zuchtwerte, da die Zucht der AT-2-Züchter stark mit den Stammbäumen von ACA und DIB vernetzt sind. Das verdeutlichen folgende Zahlen (Stand Januar 2024):
  • 106 Belegstellensaisons von nicht-AT-2-Belegstellen waren mit AT-2 Material besetzt, davon 100 ACA-Belegstellen und 5 DIB-Belegstellen.
  • 6893 Königinnen von Züchtern außerhalb von AT-2 haben eine Mutter oder eine Anpaarung von AT-2-Züchtern, davon 5774 von ACA-Züchtern, und 1049 von DIB-Züchtern.
  • 3784 Königinnen von AT-2-Züchtern haben eine Mutter oder Anpaarung von Züchtern außerhalb von AT-2.
  • 1196 Königinnen von AT-2-Züchtern haben eine Mutter oder Anpaarung im DIB.
  • 3323 Königinnen von AT-2-Züchtern haben eine Mutter oder Anpaarung in der ACA.
  • 12573 Königinnen wurden von AT-2-Züchtern geprüft, davon 3438 von Stefan Mandl und 9135 von den 20 anderen Züchtern.
  • 942 Königinnen von AT-2-Züchtern wurden von Prüfern außerhalb von AT-2 geprüft, davon 841 in der ACA und 51 im DIB.
  • 560 Königinnen von Züchtern außerhalb von AT-2 wurden wurden von AT-2-Prüfern geprüft, davon 487 aus der ACA und 28 von Züchtern aus dem DIB.
Stammbaumlücken und die Nichtberücksichtigung von Fremdprüfungen sind nachteilig für die Genauigkeit von Zuchtwerten.

Wurde in der Zuchtwertschätzung 2023 / 2024 die Population "Österr. Berufsimker" getrennt von der Carnica-Hauptpopulation gerechnet?

Trotz anderslautender Gerüchte wird an folgendem Beispiel offensichtlich, dass es separate Rechnungen gab. Dr. Mandl prüfte diese Königin von Fr. Sekuja (Mali Drvenik). Das Zuchtwertniveau in der Population ,,Österr. Berufsimker'' ist niedrig, insbesondere die Schwarmträgheit, und die Sicherheiten sind evenfalls gering. Die Mutter ist hingegen in der Haupt-Population hoch bewertet. Wenn es keine getrennte ZWS gegeben hätte, hätten die sehr hohen Zuchtwerte der Mutter auf die von Dr. Mandl geprüfte Königin beeinflusst, und die Prüfungen von Dr. Mandl --- insbesondere die Schwarmträgheit --- hätten die Mutter beeinflusst. Sicherheiten von 0.3-0.35 kommen bei elternlosen Königinnen einfach durch den großen Prüfstand zustande. Wenn die Eltern in der ZWS der "österr. Berufsimker" berücksichtigt worden wären, dann wäre die Sicherheit im Bereich 0.45-0.55, wie z.B. bei dieser Königin, ein Vollgeschwister der obigen Königin.

Warum wurde die Carnica-Hauptpopulation zwischenzeitlich aufgelöst?

Die Grundlage der Carnica-Hauptpopulation war bis 2022, dass die Zuchtarbeit aller Carnica-Verbände als prinzipiell gleichwertig anerkannt wurde, auch wenn jeder Verband seine eigenen Zuchtrichtlinien hat. Die freie Nutzbarkeit der Zuchtdaten über Verbandsgrenzen hinweg stand nicht in Zweifel. Der D.I.B.-Zuchtbeirat schränkte die Nutzungsrechte der D.I.B.-Daten am 20.1.2023 ein. Auch wenn diese Einschränkung formal nur auf einen Verband bezogen wurde (Bienenhof Mandl), ist damit die Grundlage einer Verbands-übergreifenden Zuchtwertschätzung zerstört. Die einzige gültige Argumentation der Nichtanerkennung internationaler Leistungsprüfungen und Abstammungen kann auf der Nichterfüllung der D.I.B.-Zuchtrichtlinien beruhen. Das ist aber auch für alle anderen internationalen Verbände der Fall, zumal das Zuchtprogramm des Verbandes Bienenhof Mandl sehr eng der traditionellen Carnica-Zucht auf Basis des Apimondia-Protokolls folgt. Die Carnica-Hauptpopulation wurde auf Wunsch der Verbände im Dezember 2023 wieder eingesetzt, ohne jedoch die grundlegende Problematik aufzulösen.

Wie funktioniert das Einbinden in Verbands-übergreifende Populationen?

Mit einem Vertrag mit dem LIB über eine BeeBreed-Unterstützung kann zunächst nur eine Zuchtwertschätzung ausschließlich in diesem Verband angeboten werden. Eine Einbindung in eine Verbands-übergreifende Zuchtwertschätzung kann nicht garantiert werden. Eine unabdingbare Voraussetzung für die Teilnahme ist die Erklärung der freie Nutzbarkeit der Daten.

Wie kommt die Bewertung der Krankheitsanfälligkeit zustande?

Wir werten das Auftreten von Krankheiten in der Zuchtpopulation mit einer Methodik aus, die der Zuchtwertschätzung der anderen Merkmale ähnelt. Das Auftreten einer Krankheit wird betrachtet als das Zusammentreffen ungünstiger Bedingungen auf dem Bienenstand (Vorhandensein des Krankheitserregers, allgemein schwierige Bedingungen für Bienen), genetischer Anfälligkeit, und Sonderfaktoren. Um die genetische Anfälligkeit darzustellen, müssen die anderen Faktoren herausgerechnet werden.

Was genau ist eine Geschwistergruppe?

Bei der traditionellen Belegstellenanpaarung und der Besamung mit Drohnenvölkern einer gewählten Abstammung ist die Frage noch eindeutig zu beantworten: eine Geschwistergruppe besteht aus Völkern, deren Königinnen von einer gemeinsamen Mutter (2a) abstammen und die mit einem gemeinsamen Vatervolk (4a) angepaart wurden.

Da nun aber auch alternative Anpaarungsmethoden wie die 1b-Besamung, Ein-Drohn-Besamung usw. angewendet werden, verkompliziert sich die Situation, und es müssen nun 2 Typen von Geschwistern unterschieden werden. Allen gemeinsam ist die gemeinsame Mutter (2a), die väterliche Abstammung macht den Unterschied. Geschwister im weiteren Sinne sind nun (wie gehabt) Geschwister, die eine gemeinsame 4a haben. Das können im besonderen Fall auch mit unterschiedlichen Drohnenvölkern 1b-besamte Königinnen sein. Geschwister im engeren Sinne sind die, die die identische Abstammungssituation hatten, das heißt zum Beispiel, dass sie bei der 1b-Besamung mit Drohnen vom gleichen Volk besamt wurden.

Warum nun die Unterscheidung? Für die Zuchtwertschätzung werden immer die Geschwister im engeren Sinne berücksichtigt, sie spiegelt am exaktesten die tatsächliche Verwandtschaft wider. In den meisten BeeBreed-Funktionen (z.B. Zuchtwerte von Geschwistergruppen) werden Geschwister im weiteren Sinne berücksichtigt. Auch im Körschein wird auf Seite 2 die Geschwistergruppe im weiteren Sinne gezeigt. Im Körschein gibt es eine Besonderheit: bei Toleranzbelegstellen mit mehreren 4a werden Völker gezeigt, die neben der gleichen Mutter die gleiche Belegstelle besucht haben - mithin Geschwister im engeren Sinne, die aber nicht genau den Geschwistern im weiteren Sinn entsprechen, weil es keine gemeinsame 4a gibt.

Schwesterköniginnen, die an verschiedenen Belegstellen, Belegstellendurchgängen oder Belegstellenjahrgängen angepaart wurde, die Drohnenvölker des gleichen Vatervolkes (4a) nutzen, zählen ebenfalls als Geschwister im weiteren Sinne aber nicht im engeren Sinne.

Wann werden die neuen Zuchtwerte veröffentlicht?

Am 15. Februar eines Jahres für die meisten Zuchtpopulationen, also die Carnica-, Mellifera-, Ligustica-Hauptpopulation. Fällt dieser Tag auf das Wochenende, werden sie schon am vorausgehenden Wochentag veröffentlicht.

Bis wann muss ich meine Zuchtdaten eingegeben haben?

Nach Möglichkeit bis zum 20.Dezember, um dem Administrator/Obmann des Verbandes genug Zeit zu geben, die Daten durchzusehen und freizugeben. Am 10. Januar starten wir die ersten Analyseschritte. Der endgültige Datenschluss ist etwa am 12. Februar, nur unterliegen diese Daten dann nicht der gründlichen Überprüfung, die bei rechtzeitig eingegebenen Daten stattfinden kann.

Was kann ich tun, damit meine Zuchtwerte besser werden?

Vorab, wichtiger als hohe Zuchtwerte sind zuallererst realistische Zuchtwerte. Denn nur Zuchtwerte, die den wahren genetischen Wert der Bienen widerspiegeln, sind ein nützliches Werkzeug für die Zucht.

Ich würde also die Frage in "Was kann ich tun, damit meine Zuchtwerte realistischer und besser werden?" abwandeln. Für die Qualität der Bienen ist nichts gewonnen, wenn die Zuchtwerte hoch und unrealistisch werden - in den nächsten Generationen wird sich das rächen.

Natürlich legt der D.I.B. für seine Körklassen Untergrenzen des Zuchtwertes fest. Aus gutem Grund, denn für die Entwicklung der Gesamtpopulation ist wichtig, dass nur von überdurchschnittlichen Königinnen nachgezogen wird. Aber: die Mindestanforderungen des D.I.B. sind außerordentlich bescheiden. Die Körklasse B fordert lediglich einen Leistungsindex von 100, das ist per definitionem die Hälfte aller Zuchtköniginnen der letzten 5 Jahrgänge. Da wegen der Selektion der aktuelle Jahrgang überdurchschnittliche Zuchtwerte hat, ist die Mehrheit des aktuellen Jahrgangs nachzuchtwürdig! Hinzu kommt, dass innerhalb einer Geschwistergruppe die Zuchtwerte von guten Eigenleistungen profitieren. So findet sich in fast jeder Geschwistergruppe eine nachzuchtwürdige Königin.

Nun zu den Maßnahmen, die zu realistischen und besseren Zuchtwerten führen:

  • Fremdprüfung. Fremdprüfung ist der Schlüssel für realistische Zuchtwerte. Wie soll der wahre Wert einer Zuchtlinie einzuschätzen sein, wenn sie nie mit anderen verglichen wurde? Das heißt, immer wieder Königinnen von anderen Züchtern prüfen, und eigene Königinnen anderen Züchtern zur Prüfung überlassen. Gelegentlich auch mit weit entfernten Züchtern (andere Landesverbände, andere Länder) Königinnen zur Fremdprüfung austauschen.
  • Prüfstände nicht zu klein planen. Die Zuchtwerte werden von den Leistungsunterschieden auf dem Prüfstand bestimmt, und zu kleine Stände liefern wenig Information. Siehe auch unsere Empfehlung.
  • Auch die schlechten Völker weiterprüfen und die Daten in BeeBreed eingeben. Sie sind sehr wichtig für den Vergleich!
  • Auf die Korrektheit der eingegebenen Daten in BeeBreed achten, und prüfen, ob der Obmann sie freigegeben hat.
  • Bei der Auswahl der Belegstelle zu hohe Inzucht vermeiden.
  • Bei der Selektion nach guten Zuchtwerten entscheiden aber dabei den eigenen imkerlichen Sachverstand nicht vernachlässigen.
  • Kritisch auf sehr hohe Zuchtwerte schauen, oft sind sie durch extreme Sondersituationen entstanden und damit nicht realistisch.
Natürlich ist es eine Option, die eigenen Bienenzuchtlinie aufzugeben und eine neue Zuchtlinie auf "erfolgreiche" andere Königinnen aufzubauen. Aber regional angepasste Bienen sind einerseits ein erhaltenswertes Kulturgut, und können andererseits im lokalen Klimaverlauf robuster sein. Es ist auch möglich, dass sie sich in der vergleichenden Leistungsprüfung mit Spitzenzuchtwert-Bienen aus anderen Regionen behaupten würden. Deswegen ist eine solche Fremdprüfung so wichtig, bevor das Aufgeben einer lokalen Zuchtlinie erwogen wird. Es kann sinnvoll sein, als hochwertig eingstufte Bienen (z.B. für Varroa-Resistenz) einzukreuzen, z.B. durch den Besuch einer Belegstelle. Auch das sollte behutsam geschehen und mit vergleichender Leistungsprüfung einhergehen.

Warum war der Zuchtwert meiner Königin im vorigen Jahr noch ..., in diesem Jahr aber nur noch ... ?

Zunächst einmal: Die Zuchtwerte der vorigen Zuchtwertschätzung, die auf dem Körschein oder ggf. Züchterpreis vermerkt sind, sind durch eine Neuschätzung nicht ungültig geworden. Sie sind anhand der Informationen, die bei der letzten Zuchtwertschätzung zur Verfügung standen, geschätzt worden. Zuchtwerte ändern sich von Schätzung zu Schätzung mehr oder weniger stark. Teilweise sind die Gründe offensichtlich, teilweise aber im komplexen Zusammenspiel der Informationen begründet. Das heißt, ein Zuchtwert lässt sich nicht vollständig erklären. Es ist die Schätzung einer abstrakten Größe, der erblichen Qualität auf ein Merkmal bezogen. Ein wichtiger Grund, warum Zuchtwerte von älteren Königinnen sinken, liegt der Normalisierung zugrunde. Die 100 wird auf den Durchschnitt der letzten 5 Jahrgänge bezogen. Und da die meisten Züchter die besten Königinnen selektieren, kommen jedes Jahr neue, verbesserte Königinnen hinzu, schlechtere fallen aus der Durchschnittsbildung heraus. Ein anderer Grund, warum die Bewertung sich in der nächsten ZWS ändert, sind neu hinzukommende Informationen. Besonders starken Einfluss haben geprüfte Nachkommen. Die Zuchtwerte des aktuellen Jahrgangs sind von Änderungen am stärksten betroffen, denn diese Zuchtwerte sind mit der größten Unsicherheit geschätzt. Erst wenn eigene Nachkommen geprüft wurden, sind die Zuchtwerte mit großer Sicherheit geschätzt. Hier ändern sich die Zuchtwerte nicht mehr stark. Von Zuchtwertneubewertungen sind auch meist die am höchsten und am niedrigsten bewerteten Königinnen betroffen. Bei der ZWS 2020 sind es aber auch Modelländerungen, die zu größeren Änderungen führte. Wir prüfen regelmäßig, ob die publizierten Zuchtwerte der später ermittelten Qualität der Nachkommen entsprechen und nehmen deswegen Anpassungen vor. In diesem Jahr hatten wir ganz speziell die durch eine herausragende Eigenleistung in die Höhe katapultierten Zuchtwerte im Auge, die sich später als unberechtigt herausstellten.

Gilt der Zuchtwert für das Volk, die Königin oder die Arbeiterinnen?

Im Prinzip ja! Genaugenommen gilt er für die begattete Königin, d.h. die Königin zusammen mit dem Sperma der Begattung. Aber gleichzeitig gilt er für den Durchschnitt aller Arbeiterinnen. Da ja alle Arbeiterinnen des Volkes genetisches Material von der Königin und dem Sperma der angepaarten Drohnen enthalten, gibt es genetisch keinen Unterschied zwischen der angepaarten Königin und ihrem Volk.

Die Königin an sich, also ohne das Sperma, unterscheidet sich genetisch von den Arbeiterinnen. Deswegen hat sie auch einen eigenen, anderen Zuchtwert. Dieser Zuchtwert wird aber nicht in BeeBreed gezeigt, weil er praktisch keine Bedeutung hat. Denn das Sperma der Anpaarung bleibt für das ganze Leben erhalten.

Aber was ist mit einer jungfräulichen Königin? Solange sie nicht angepaart wurde, und ihr Volk geprüft wird, sind ihre Gene, ihr Zuchtwert unbekannt. Deswegen entspricht der Zuchtwert einer jüngräulichen Königin genau dem Zuchtwert ihres Muttervolkes. Genetisch ist sie zunächst den Arbeiterinnen dieses Volkes gleichgestellt.

Warum sinkt der Zuchtwert eines Vorfahrenvolkes von Zuchtwertschätzung zu Zuchtwertschätzung ab?

Die Zuchtwerte von vergangenen Jahrgängen werden von Zuchtwertschätzung zu Zuchtwertschätzung niedriger, das ist auch so beabsichtigt.

Der Zuchtwert 100 ist der Durchschnitt der letzten 5 Geburtsjahrgänge. Auch wenn Nachfahren geprüft werden, kann sich die Bewertung stark ändern.

Die Bewertung kann sich besonders dann stark ändern, wenn sie nicht durch Fremdprüfung abgesichert wurde.

Warum haben Völker bei gleicher Bewertung der Sanftmut auf dem selben Stand unterschiedliche Zuchtwerte Sanftmut?

Das liegt an der genetischen Korrelation, besonders zum Wabensitz. Die Gene, die die einzelnen Merkmale beeinflussen, sind nicht voneinander unabhängig. Die Berücksichtigung der genetischen Korrelationen ist ein großer Vorteil, weil die durch zufällige Ereignisse hervorgerufenen Schwankungen abgepuffert werden und die Zuchtwerte dadurch zuverlässiger werden.

Wie wird der Gesamtzuchtwert gebildet, wenn keine Varroamerkmale geprüft wurden, also ohne Varroaindex

Der Gesamtzuchtwert wird trotzdem mit den Wichtungsfaktoren 15%, für Honigleistung, Sanftmut, Wabensitz und Schwarmneigung , und 40% für Varroaindex berechnet. Es wird nämlich auch dann ein Varroaindex bestimmt, wenn keine Varroamerkmale geprüft wurden, er wird (nach Vorgabe des D.I.B.) nur nicht gezeigt, weil er sehr unsicher ist. Es ist quasi ein Durchschnittszuchtwert für Völker ohne gemessene Varroamerkmale.

Warum ist der Gesamtzuchtwert nicht der Durchschnitt der Einzelzuchtwerte?

Der (gewichtete) Durchschnitt aller Einzelzuchtwerte als Gesamtzuchtwert würde nicht mehr dem sehr nützlichen Kriterium:
Zuchtwertbesser als ... aller Königinnen
10050%
10569%
11084%
11593%
12098%
entsprechen. Deswegen werden alle Gesamtzuchtwerte noch einmal normalisiert. Königinnen, die in allen Merkmalen sehr gut sind (Beispiel: 110 für alle Merkmale), sind in der Gesamtpopulation seltener als der Zuchtwert 110 bei einem Einzelmerkmal. Die Normalisierung hebt in diesem Beispiel den Gesamtzuchtwert auf 113 (Carnica-Zuchtwertschätzung 2018). Das macht absolut Sinn, denn dass Zusammentreffen von 5 guten Zuchtwerten ist herausragender als ein guter Zuchtwert bei einem Einzelmerkmal. Wie stark die guten Gesamtzuchtwerte angehoben werden, ist bei den verschiedenen Zuchtpopulation unterschiedlich, und kann sich auch im Laufe der Jahre ändern. Es hängt davon ab, wie häufig das Zusammentreffen von guten bzw. schlechten Zuchtwerten ist.

4a-Anpaarung - 1b-Anpaarung, was soll ich dort eintragen?

In den meisten normalen Fällen - nichts eintragen! Bei der Anpaarung auf einer Belegstelle muss auch nichts eingetragen werden - es handelt sich prinzipiell um eine 4a-Anpaarung. Es sind ganz spezielle Sonderfälle (meist der künstlichen Befruchtung), die hier ganz genau erfasst werden können. Das sind
  • die Ein-Drohn-Besamungen: hier wird 1b-Anpaarung, Drohnen: 1 eingetragen - Drohnenvölker soll frei bleiben
  • Besamungen mit Drohnen direkt von einem registrierten und leitsungsgeprüften Volk: 1b-Anpaarung und die Anzahl der Drohnen, die für eine Besamung schätzungsweise zum Einsatz kommen
  • bei einer gewöhnlichen Besamung mit Drohnenvölkern 4a-Anpaarung.
  • Z.B. in Norwegen gibt es eine spezielle Art von Belegstelle, wo Zuchtvölker direkt als Drohnenvölker aufgestellt wurden - 1b-Anpaarung und die aufgestellten Völker als mehrere 4a eingetragen

Anzahl der Drohnen, woher soll ich das wissen?

Bei einer natürlichen Begattung ist die Zahl unkontrollierbar, wir gehen von einer Durchschnittszahl aus. Auch bei künstlichen Besamungen muss die Zahl der Drohnenvölker nicht eingetragen werden, wir gehen auch dann von einer Durchschnittszahl aus. Nur bei speziellen Besamungen wie 1-Drohn-Besamung, stark durchmischtem Sperma von vielen Drohnen sollte eine Zahl eingetragen werden.

Anzahl der Drohnenvölker, woher soll ich das wissen?

Bei einer registrierten Belegstelle sind auch die Zahl der Drohnenvölker aufgezeichnet, sie müssen im Datensatz nicht noch einmal eingetragen werden. Wenn die Belegstelle aber (noch) nicht registriert ist, ist das eine Gelegenheit, die Zahl der Drohnenvölker bekanntzugeben. Auch bei künstlichen Besamungen sollte die Zahl der Drohnenvölker eingetragen werden, sie kann sich selbst in einer festen Besamungsstation von Besamung zu Besamung unterscheiden. Wenn nichts eingetragen wird, gehen wir von einer Durchschnittszahl aus.

Wie kann ich mit Ihrer Datenbank eine möglichst sanftmütige Linie, bzw. deren Züchter ermitteln?

Gehen Sie beispielsweise (für Deutschland) folgendermaßen vor:
  • wählen Sie Menü "Zuchtwerte,"
  • Population: "Carnica-Hauptpopulation"
  • Zuchtwertergebnisse für ausgewählte Königinnen
  • Jahrgang 2022
  • "gekört" anklicken
  • Wichtungsfaktoren für Honig, Wabensitz, Schwarmneigung, Varroaindex löschen
  • Nach Gesamtzuchtwert sortieren
  • "Weiter" klicken
  • Auf einen Königin-Code klicken -> Stammbaum-Browser
  • Kontakt zum Züchter / Prüfer

Erklärung:

Population: Carnica-Hauptpopulation
Unter den in BeeBreed verfügbaren Rassen sind nur diese in Deutschland problemlos verfügbar. Mellifera müsste aus der Schweiz oder Norwegen importiert werden, die Weiterzucht in Deutschland wird Buckfast ist derzeit nicht in BeeBreed repräsentiert.
Jahrgang 2022
das ist der Jahrgang von Königinnen, die 2023 geprüft wurden und 2024 gekört werden
"gekört" anklicken
das sind die Königinnen, von denen die Züchter Tochterköniginnen verkaufen.
Wichtungsfaktoren für Honig, Wabensitz, Schwarmneigung, Varroaindex löschen
der Gesamtzuchtwert wird dann gleich dem Zuchtwert Sanftmut

Beachten Sie, dass der Zuchtwert nur eines der Kriterien für eine geeignete Königin ist. Regionale Anpassung, die anderen Merkmale, Inzuchtniveaus sind andere.

Die meisten Züchter verkaufen Königinnen nur nach Vorbestellung vor der aktuellen Saison, manche Züchter verkaufen auch gar nicht. In jedem Falle ist es sinnvoll, mit dem Züchter in Kontakt zu treten, der auch etwas zu den individuellen Eigenschaften jenseits der Zuchtwerte sagen kann.